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Veröffentlicht am 12.11.2023

Der zweite Teil um die Hebamme Hiske Aalken

Der Meerkristall
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Auch der zweite Teil war spannend und sehr undurchsichtig, was den Täter betraf. Mit anderen Worten, mein "Sherlock-Gen" hat wieder versagt.
Diesmal war die Geschichte sogar gleich doppelt spannend, da ...

Auch der zweite Teil war spannend und sehr undurchsichtig, was den Täter betraf. Mit anderen Worten, mein "Sherlock-Gen" hat wieder versagt.
Diesmal war die Geschichte sogar gleich doppelt spannend, da zwei Handlungsstränge sich abwechselten. Nach jedem Kapitel kam erst wieder der zweite Handlungstrang, der in früherer Zeit in Amsterdam spielte, in dem es um das Medaillon mit dem Meerkristall ging.
Natürlich weiß man gleich, das sich irgendwann in der Geschichte die beiden Handlungsstränge treffen, nur bis dahin war ich bei jedem neuen Part am rätseln, wer das Medaillon früher hatte und wer die Person damals war, bzw. wer es jetzt in der Dorfgemeinschaft ist.

Dann der Hauptstrang der Geschichte. Man weiß wer der Tote ist, aber wer hat ihn letztendlich umgebracht?
Wieder viele Verdächtige, die alle ihre Gründe hätten, aber auch hier wurde ich immer wieder in die falsche Richtung getrieben.
Das Ganze gut verpackt im Leben der Dorfgemeinschaft mit dem Aufbau eines neuen Lebens in der Neustadt.

Als dann auch noch der damalige Schafrichter aus Jever, von wo aus Hiske damals geflüchtet ist um nicht als Hexe verbrannt zu werden, sie in der Herrlichkeit Gödens endlich fand, hab ich schon gedacht das es um sie geschehen ist.
Aber es gibt ja zum Glück noch einen dritten Teil mit ihr. ;)

Außerdem erfährt man auch wieder kleine Geheimnisse der Bewohner, denn nicht jeder ist so unbescholten, wie er sich gerne gibt und zwischen Jan Valkensteyn und Hiske Aalken läuft auch so einiges schief, denn da ist ja auch immer noch Anna aus dem Duuvkenhuus (dem Hurenhaus), die einfach nicht von Jan ablassen will.

Mein Fazit:
Alles in allem wieder ein spannender, historischer Krimi mit geschichtlichem Hintergrund über die Entstehung Neustadtgödens in Ostfriesland, der dem ersten Teil in nichts nachsteht und den ich genauso empfehlen kann wie den ersten Teil.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Ostfriesland im Jahr 1545

Die Lebenspflückerin
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Eigentlich lese ich nicht gerne Krimis, obwohl ich den einen oder anderen doch schon mal gelesen habe. Denn irgendwie finde ich Krimis immer langweilig, weil man gleich zu Anfang schon den Täter zu "sehen" ...

Eigentlich lese ich nicht gerne Krimis, obwohl ich den einen oder anderen doch schon mal gelesen habe. Denn irgendwie finde ich Krimis immer langweilig, weil man gleich zu Anfang schon den Täter zu "sehen" bekommt, oder ich (bis her zumindest) spätestens nach der 1. Hälfte schon weiß wer der Täter ist.

Hier war ich aber aus einem anderen Grund neugierig, denn es ist ein so genannter Regional-Krimi und spielt da wo ich die Ortschaften kenne und auch schon war, weil ich dort in der Nähe wohne.
Also hab ich ihn einfach mal angefangen um zu "sehen" wie die Geschichte mit den Ortschaften umgeht.
Sehr schnell war ich aber schon in der Geschichte drin und es war seit langem mal kein Krimi von dem ich gelangweilt worden bin.

Die Geschichte spielt im 16. Jahrhundert in Ostfriesland in der Herrlichkeit Gödens wo gerade die Häuptlingsfrau Hebrich von Knyphausen vom Schloß Gödens dabei ist mit Einheimischen und vielen Zuwanderer aus Jever und Glaubensflüchtlinge aus Holland eine neue Heimat für alle zu schaffen.
Der Beginn und Aufbau von Neustadtgödens.
Eine Gemeinde die fest zusammen hält und eine neue, freie Glaubensgemeinschaft aufbauen will.
Dort hin ist auch die Hebamme Hiske Aalken geflüchtet, die in Jever als "Toversche" (Hexe) verfolgt und verurteilt wurde.
Als sie dort ankommt, passiert gleich ein bestialischer Mord, der für große Unruhe im Lager rund um die Gödenser Burg sorgt. Da sind fremde Zuwanderer, deren Ruf ihnen voraus eilt, natürlich gleich im Fokus, was Hiske nun gar nicht zu gute kommt.
Sie bekommt aber doch eine Unterkunft und schnell wird sie auch zu Hilfe geholt, wenn eine Geburt bevorsteht und so kommt Hiske in der Herrlichkeit erst einmal zur Ruhe, wenn die Bewohner sie auch noch mit Argwohn beobachten.
Als dann aber auch noch eine weitere Leiche, noch dazu in ihrem Kräutergarten, gefunden wird, zieht sich der Kreis aus Mißtrauen und Verurteilung immer enger um Hiske.

Als der Arzt aus Amsterdamm, Jan Valkensteyn, in Gödens eintrifft, findet sie in ihm Unterstützung und es wird alles dran gesetzt, den wahren Mörder zu finden, um Hiske damit ein für alle mal zu entlasten.
Also schlägt sie sich mehr schlecht als recht durch, immer auf der Hut nicht wieder als Hexe verurteilt zu werden.
Irgendwann findet sie den "Wortsammler", ein total verwahrloster Junge, der im Moor lebt und sich ab und an zur Burg schleicht. Schnell gerät auch dieses unheimliche "Ungeheuer" in den Fokus der Leute und wird gejagdt. Aber ihn zu fassen gelingt ihnen nicht. Nur Hiske nähert sich langsam diesem Jungen, in dem sie ihm an versteckten Stellen Nahrung hinstellt und versucht ihn näher kennen zu lernen. Ganz langsam läßt der Wortsammler Hiske an sich ran, immer wieder zur Flucht ins Moor bereit, wenn der Mob ihn wieder verfolgt.
Ganz langsam kommt Hiske hinter das Geheimnis des Wortsammlers und steht mit Hilfe von Jan Valkensteyn für ihn ein.

Was ist der Wortsammler für ein Junge und wieso lebt er in dem Alter allein im Moor? Wer hat die Morde begangen und warum? In wie weit ist die Gemeinschaft der Täufer darin verwickelt? Und wer ist die Lebenspflückerin?

Diese und noch einige andere Fragen werden nach und nach beantwortet und ist wirklich ein spannender Krimi, aber nicht im herrkömmlichen Sinn, wie man Krimis eben kennt.
Hier gibt es kein polizeiliches Ermittlerteam, die sich in Büros die Köpfe zermartern und mit irgendwelchen Analysen versuchen ein Täterprofil zu erstellen. Eben keine langweilige Polizeiarbeit.
Hier ist es die feste Gemeinschafft, die zwar alle zusammen halten, in denen es aber auch immer wieder welche gibt, die sich verdächtig machen und von anderen verteidigt werden, oder eben anklagend schief angeschaut werden. Hier gibt es nur die kleine Gemeinschaft, die sich aus dem Umland und zugereisten Holländern zusammensetzt und irgendwie muss man zwar zusammen halten, aber man ist sich auch genauso fremd und muss seinen Nachbarn erst einmal ab- und einschätzen.

Hier hat man vor her den Täter noch nicht "gesehen" und sieht nur soviel, wie die Einwohner selbst. Die ganze Geschichte ist wirklich gut aufgebaut und erzählt, so das man (ich) nicht schon weit vorher den Täter "kannte". Mir blieb nichts anderes übrig, als den Leuten zu folgen und mit zu rätseln.
Mehr als einmal hatte ich auch den falschen "Täter" im Visier, aber nie den richtigen.
Das Ganze fügt sich in die historische Geschichte nahtlos ein, so das man nebenbei auch noch viel um die regionale Geschichte von Gödens, Neustadtgödens und den angrenzenden Ortschaften erfährt und wie sie aus welchen Gründen entstanden sind.

Für jemanden, der die Ecke hier in Ostfriesland nicht kennt und sich auch nicht für interessiert, der mag sich vielleicht wenn, dann nur für die Todesfälle und deren Aufklärung interessieren, aber dann ist die Geschichte wohl nur noch halb so interessant als wenn man sie im Ganzen liest, denn die Mordfälle sind mit dem Leben der Bewohner verbunden und verstrickt, wie die Lebenden miteinander.

Mein Fazit:
Seit langem eine Krimigeschichte, die ich mehr als spannend fand und mich in keinster Weise gelangweilt hat. Eine die es geschafft hat, dass ich mehrfach in die falsche Richtung gesehen habe und auf deren zweiter Teil ich sehr gespannt bin, um zu erfahren wie es mit der Hebamme Hiske und auch dem Aufbau der neuen Lebensgemeinschaft der Ortschaft weiter geht.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Ein Ostfriesland- Krimi mit Texas-Blues.

dollart-fuck.de
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Als ich die Geschichte vom Klapptext und der Leseprobe las, fand ich sie interessant, noch dazu weil die Geschichte in einer Gegend spielt die ich kenne.
Gleichzeitig war ich gespannt, wie und ob der Autor ...

Als ich die Geschichte vom Klapptext und der Leseprobe las, fand ich sie interessant, noch dazu weil die Geschichte in einer Gegend spielt die ich kenne.
Gleichzeitig war ich gespannt, wie und ob der Autor in 160 Seiten einen flüssigen und schlüssigen Krimi schafft zu schreiben.
Und ich muss sagen …….. Ja, hat er!

Zu Anfang wird hier eine Frauenleiche gefunden und ziemlich schnell steht fest wer sie ist.
Aber auch wer der oder die Täter sind weiß man schon gleich, denn die werden nervös und versuchen nun unentdeckt zu bleiben.

Der sich erst kürzlich selbständig gemachte Privatermittler und zurzeit als „Kaufhauscop“ tätige Jo Blueskohl nimmt, neben der Polizei, die Ermittlung auf. So ein gelöster Fall würde seiner Karriere als Privatdetektiv einen immensen Schub geben.
Außerdem ist die Tote die Schwester einer Freundin seiner Bekannten Constanze.
Gemeinsam mit einem Band-Kollegen finden sie heraus, dass die Tote in dem Daiting, bzw. Sex-Forum "dollart.fuck.de" aktiv war und dort mit einem „Geilerfriese21“ in Kontakt stand.
Nun gilt es herauszufinden wer das ist und ob er was mit dem Tod der Ermordeten zutun hat.
Allerdings muss Jo natürlich auch noch seinen Job als Kaufhausdetektiv nachgehen, dessen Kaufhausbesitzer übrigens auch der Vater von Jo’s Bekannten ist.
Ja und dann arbeitet Jo auch noch an seine Musikerkarriere als Gitarrist in einer Band, die in Kürze die
große Chance hat bei einer bekannten Gruppe einen Gig als Vorgruppe zu haben.
Und je mehr Jo herausbekommt, desto brenzlicher wird es für ihn.....

Wie das alles unter einem Hut passt und in 160 Seiten Platz hat?
Das müsst ihr schon selbst herausfinden, da ich ja nicht spoilern will. ;)

Mir hat die Geschichte auf jeden Fall gefallen und ich habe nichts vermisst.
Der Autor schafft es von den jeweiligen Figuren ein Bild zu zeichnen, so dass man die sich gut vorstellen kann und auch immer weiß wer wer ist.
Wenn man auch schon zu Anfang sowohl Leiche wie auch Täter als Leser kennt, so „dröselt“ sich aber erst im Laufe der Geschichte auf wie es zu dem Mord kam und auch die Charaktere der Täter erkennt man erst im Laufe der Geschichte.
Der Autor hält sich nicht mit langen Erklärungen auf und trotzdem kann man seinen Protagonisten immer folgen, auch wenn der Wechsel von manchem Absatz zum nächsten recht „knackig“ ist.

Die Schreibweise ist flüssig zu lesen und auch wenn die Spannung erst zum Schluss, zum Showdown, richtig anstieg, so fand ich keine Seite langweilig.

Mein Fazit:
Ein knackig erzählter Krimifall, dem in der Kürze nichts fehlte – eben friesisch herb, wie das Wetter an der Küste. :)
Ein gelungenes Debüt, wie ich finde und ich gespannt auf weitere Fälle von Jo Blueskohl bin.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Der erste Fall der Britta Sanders

Vergeben und Vergessen
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Der erste Fall der Britta Sanders, ihres Zeichen Privatdetektivin, war mal was anderes als die üblichen „Schnüffler“-Geschichten und hat mir gut gefallen.
Den Schreibstil fand ich locker-flockig, ohne ...

Der erste Fall der Britta Sanders, ihres Zeichen Privatdetektivin, war mal was anderes als die üblichen „Schnüffler“-Geschichten und hat mir gut gefallen.
Den Schreibstil fand ich locker-flockig, ohne dabei minderwertig zu sein.
Ganz im Gegenteil. Er passte super gut zu den Akteuren.
Britta Sanders ist zwar eine karriereorientierte Frau und gibt wirklich alles um den Fall zu lösen, aber auch wenn sie nicht locker und sich beirren lässt, so ist sie trotzdem nicht verbissen ohne nach links und rechts zu schauen.
Sie ist jung, engagiert, setzt sich voll für ihre Fälle ein, legt sich auch mal mit der Polizei an und doch hat sie noch Zeit für Sticheleien und Motzereien mit ihrem Kollegen Eric.
Dabei werden beide nie ausfällig und das macht mir beide total sympathisch.
Manchmal hören die Beiden sich schon fast wie ein altes Ehepaar an, manchmal wie „was sich neckt, das liebt sich“.
Es ist für mich als Leser wirklich lustig die beiden „zu beobachten“.
Dabei schafft es die Autorin trotzdem eine spannende Geschichte um den Fall der verschwundenen Sabrina Kempfer aufzubauen!

Es ist ein Fall, bei dem ich nicht schon spätestens auf der Hälfte schon wusste wer der Täter war – und genau so was will ich lesen, wenn ich einen Krimi lese.
Immer wieder war ich am Mitgrübeln wie nun was zusammen hängen sollte, wo da Gemeinsamkeiten sein sollten. Wenn ich dann mal einen „Aha-Moment“ hatte und sich mir ein Verdächtiger auftat, fing ich irgendwann wieder an zu zweifeln und verwarf meinen Verdächtigen.
Die Auflösung, Gründe und Zusammenhänge passten am Ende aber für mich alle und ergaben eine runde Geschichte.
Die Spannung war für mich trotz Lockerheit der Ermittler und Nebenfiguren durchgehend bis zum Schluss – der in einem finale endetet, in der Britta noch in Lebensgefahr geriet.
Ich fand wirklich alle Figuren durchweg gelungen und Lebensecht.
Was ich allerdings irgendwann doch nervig fand, war Brittas Freund Tahar.
Wobei mich nicht die Figur als solche genervt hat, ganz im Gegenteil!
Auch nicht das er ein homosexueller Franzose war. Ich mochte ihn wirklich sehr. Er hatte einen Humor der mir gefiel. Er zeigte dem Leser etwas von seinem wilden Leben und war immer für seine Freunde da – was ich anstrengend fand, waren die Textpassagen in extrem französischem Dialekt.

Beispiel-Zitat:
„Isch ’abö die ganzö nacht an diesem Programm ’erumgeschriebön, aber das läuft allös noch nischt so wie isch mir das denkö,“ gähnte er, „und übörmorgön muss alles fertisch sein. Putain. Isch brauchö erstmal einön Café intraveineux.“

Und das war nur ein Beispiel, er hat noch mehr und auch längere Textpassagen ….
Für mich war das einfach zu anstrengend zu lesen – zu viele Ös, Üs und abgehackte Buchstaben.
Wobei es auch nicht konsequent durch gehalten wurde. Mal hieß es bei ihm „allös“ und dann doch wieder „alles“, was auch noch mit der Aussprache anderer Wörter so war.
Aber vielleicht gewöhne ich mich ja im nächsten Fall von Britta Sander an die Aussprache Tahars. Oder Tahar arbeitet an seiner Aussprache..... ?
Allerdings sollte man Freunde halt so nehmen wie sind, oder?
"Isch laß misch über'aschen" ;)

Mein Fazit:
Auch wenn die zu lesende Aussprache Tahars für mich etwas anstrengend war, so fand ich den Fall – und das Buch im Ganzen – sehr unterhaltsam und spannend.
Meine Empfehlung für alle, die mal einen etwas anderen Krimi lesen möchten.
Der zweite Fall von Britta Sander steht auf jeden Fall schon auf meiner Merkliste!

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Hier treffen Wirklichkeit und Fiktion aufeinander!

Der Angstmann
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Was hat mich an dem Buch gereizt?
Zu allererst wirklich das Cover und der Titel und dann haben mich der Klappentext und die Beschreibung des Autors neugierig gemacht.

Hier treffen Wirklichkeit und Fiktion ...

Was hat mich an dem Buch gereizt?
Zu allererst wirklich das Cover und der Titel und dann haben mich der Klappentext und die Beschreibung des Autors neugierig gemacht.

Hier treffen Wirklichkeit und Fiktion aufeinander!
Mitten im Kriegsgeschehen des zweiten Weltkrieges, speziell im November 1944 bis zum 13.Februar 1945, als britische Bomben Dresden völlig zerstörten und anschließend die Russen im Mai 1945 die Macht übernahmen, jagt Kriminalinspektor Max Heller einen Serienkiller.
Beides wird sehr gut geschildert.
Die Angst, wenn wieder Alarm ist und alle dicht gedrängt im Keller Schutz suchen, wie sie von da die Einschläge der Bomben hören und die die Erschütterungen spüren.
Die Angst vor dem nächsten Bombenangriff, die überfüllten Krankenhäuser und all die Flüchtlinge.
Die tägliche Suche nach Nahrung, niemanden mehr trauen können, weil man nie weiß auf welcher Seite das Gegenüber steht. All das spürt man als Leser, denn die bedrückende Stimmung wird sehr gut vermittelt.

Als der Krieg vorbei ist hat die Lage sich auch nicht gebessert. Jeder muss sich mit wenig bis fast gar nichts durchschlagen, alles liegt in Schutt und Asche und der Russe hat die Macht übernommen.
Nun heißt es lieber unsichtbar zu bleiben und bloß nicht auffallen.
Aber Heller ermittelt weiter, denn der Angstmann hat wieder zugeschlagen!
Und er bekommt sogar Hilfe von einem Russen, wobei dieser aber andere Ambitionen hat.
Trotz des ungleichen Paares von Heller und Andrej Saizev ergänzen sich die beiden gegenseitig und passen auf ihre Art doch zusammen. Heller nimmt was er kriegen kann und bleibt nach allen Seiten so neutral wie möglich, um seine Lage nicht zu verschlechtern, bleibt aber seiner Sache treu und setzt sich auch durch wenn es mal sein muss.

Das Buch war sehr gut zu lesen und ich bin von Anfang an in der Geschichte drin gewesen.
Heller ist ein sympathischer Typ, der trotz privater Sorgen und Kriegssituation in seinem Beruf aufgeht und die Mordfälle aufklären will, auch wenn Klepp von der Gestapo ihm immer wieder Steine in den Weg legt.
Der Schreibstil ist sehr bildlich. Ich hatte die zerstörte Stadt vor Augen, obwohl ich sie nicht kenne. All die Ruinen und Trümmerberge, in dem jeder versucht so gut zu überleben wie es geht.
Geschickt streut der Autor immer wieder neue Verdachtsmomente ein und mein „Sherlock-Gen“ war ständig am arbeiten. Immer wenn ich gerade wieder einen als Täter im Hinterkopf hatte, kam ich auch schon wieder ins Grübeln, weil schon wieder was Anderes verdächtig war.
Das Ende kam dann doch ganz anders und war auch schlüssig – wo ich aber eben so gar nicht drauf gekommen wäre.
Und auch wenn dieser fiktive Kriminalfall in einer schlimmen, echten Zeit spielt, so ist doch beides meiner Meinung nach gelungen. Weder der Kriminalfall noch der Krieg nehmen den größten Teil der Geschichte ein, sondern sind miteinander verbunden, wie ich finde.
Ein bisschen mehr von Heller, seiner Frau und die beiden Söhne – die als Soldaten an der Front sind – hätte ich mir noch gewünscht, aber trotzdem eine runde Geschichte.

Zitat:

"Dumm ist es, einem Führer bedingungslos bis in den Tod zu gehorchen."
[Seite 282]

Dem ist nichts mehr hinzu zufügen!

Mein Fazit:
Eine schlimme Zeit, die sich nie wiederholen darf, mit einem fiktiven Krimifall kombiniert zu einer runden und spannenden Geschichte, ohne was zu beschönigen und mit gut recherchiertem Hintergrund.
Ein Kriminalfall, der mein „Sherlock-Gen“ gut in die Irre geführt hat und ich schon auf die Fortsetzung gespannt bin, die (leider) erst im Herbst 2017 heraus kommen soll.

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