Profilbild von SusanD

SusanD

Lesejury Profi
offline

SusanD ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SusanD über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.01.2023

Spannender Fall vor idyllischer Kulisse

Die letzte Party
0

Die Berühmtheit Rhys Lloyd hat - zusammen mit seinem Geschäftspartner - viel Geld investiert, um nahe seines Heimatdorfes Cwm Coed am Ufer des Llyn Drych oder: Mirror Lake einen Ferienpark zu errichten. ...

Die Berühmtheit Rhys Lloyd hat - zusammen mit seinem Geschäftspartner - viel Geld investiert, um nahe seines Heimatdorfes Cwm Coed am Ufer des Llyn Drych oder: Mirror Lake einen Ferienpark zu errichten. Da dieser von den Einwohnern mit größter Zurückhaltung gesehen wird, beschließt er, eine rauschende Silvesterparty für Feriengäste UND Dorfbewohner zu geben. Als am nächsten Morgen das große Neujahrsschwimmen der Dörfler stattfindet, treibt seine Leiche im See. Und weil der Llyn Drych direkt auf der Grenze zwischen Walds und England liegt, müssen die walisische Kommissarin Ffion Morgan und der englische DC Leo Brady gemeinsam ermitteln, was nicht zuletzt aufgrund ihrer privaten Verwicklungen eine große Herausforderung darstellt. Schnell wird deutlich, dass Rhys Lloyd alles andere als der beliebte Star gewesen ist und es immer mehr Verdächtige gibt ....

Mit "Die letzte Party" legt die preisgekrönte walisische Autorin Clare Mackintosh ihren ersten Band um das kongeniale Ermittlerduo Ffion und Leo vor, und aus den mit vielen walisischen Begriffen gespickten Schilderungen der teilweise recht originellen Bewohner und der wunderschönen Landschaft spricht eine große Liebe der Autorin zu ihrer Heimat. Und so nimmt das Setting eine wichtige Rolle in diesem BUch ein.

Als ehemalige Kriminalistin der britischen Kriminalpolizei weiß Clare Mackintosh, von was sie schreibt und so nahm ich ihr die Verwicklungen und Zweifel der Protagonisten stets ab.

Der Krimi ist von Anfang bis Ende spannend; aber aus dem Wunsch, in diesem Whodunit endlich den Täter ausfindig zu machen, wollte ich auch immer mehr über die weiteren Figuren und ihre Motive erfahren. So fand ich es überaus befriedigend, dass am Ende - nach einem großen Showdown - sämtliche losen Fäden verknüpft waren und keine Fragen offen blieben - außer der, ob die Waliserin und der Engländer auch später noch einmal zusammenarbeiten werden.

Während mich oftmals ausschweifend erzählte Episoden aus dem Privatleben der Ermittler vom Fall ablenken und die Handlung unnötig in die Länge ziehen, haben in diesem Roman die entsprechenden Passagen wunderbar mit den Ermittlungen harmoniert und waren durchaus aussagekräftig - lange Zeit war sogar die Tatsache im Rahmen des Möglichen, dass Ffion selbst in den Mordfall verwickelt sein könnte.

Während die Ermittlungen chronologisch ihren Gang gehen, führt die Autorin uns in vielen Rückblicken durch zahlreiche Sprünge in Zeit und Ort zu den unterschiedlichsten Figuren und Handlungen. Durch die Angabe von Zeit und Perspektive des auktionalen Erzählers behielt ich jedoch immer den Überblick.

Auch, wenn es sich bei der "Letzten Party" keineswegs um einen Cosy Crime handelt, ist die Erzählweise von einer guten Portion typisch britischem Humor gekennzeichnet. Insbesondere die Einführung der beiden Haupt-Figuren Ffion und Leo und ihr erstes ZUsammentreffen bei der Gerichtsmedizin war absolut großartig - eine Sternstunde des Krimis für mich; ich habe mich köstlich amüsiert.

Sowohl Ffion, eine komplizierte Persönlichkeit, der ihr eigener Platz in der Dorfgemeinschaft noch nicht sicher ist und die - wie deutlich wird - in dieser Ermittlung durchaus als befangen gelten kann, als auch Leo, der starke Mann, der sich sowohl von seiner Exfrau als auch von seinem Vorgsetzten so oft kleinmachen lässt, sind liebenswerte Figuren, die nicht zuletzt in ihrer Mehrdimensionalität großes Vergnügen bereiten; sie haben sich in der Liste der vielen bekannten Ermittler gleich einen PLatz ganz weit oben gesichert. Und auch die vielen weiteren Figuren in und um Cwm Coed sind spannend angelegte Figuren, die ich gerne kennengelernt habe.

Clare Mackintosh hat mir mit diesem Auftakt zu ihrer ersten Krimiserie viel Lese-Vergnügen bereitet und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung und weitere gemeinsame Ermittlungen von Ffion Morgan und Leo Brady!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2022

Die Kunst der Unterhaltung

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
0

Nina von Veltheim ist behütete Adelstochter und auf einem Gut in der Provinz aufgewachsen. Ihr großer Traum ist die Welt des Theaters und Varietés, doch nicht als Schauspielerin, sondern als Regisseurin ...

Nina von Veltheim ist behütete Adelstochter und auf einem Gut in der Provinz aufgewachsen. Ihr großer Traum ist die Welt des Theaters und Varietés, doch nicht als Schauspielerin, sondern als Regisseurin und Intendantin will sie Karriere machen in dieser neuen Zeit. Doch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges, der Tod des Vaters und die heranziehende Wirtschaftskrise fordern ihren Tribut. Obwohl ihre Familie sie unterstützt, lernt Nina im vordergründig schillernden Berlin Hunger und Not und viel Frauenfeindlichkeit kennen. Als sie die Schlangenfrau Jenny und die Zeichnerin Sonia kennenlernt, kämpfen die Frauen gemeinsam für ihre Vison ....

"Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt" ist der Auftaktband zu einer Trilogie um die Lebensträume dreier Frauen, das berühmte Wintergarten-Varietée und das Berliner Leben der 20er Jahre.

Athmosphärisch dicht beschreibt Charlotte Roth nicht nur das Schicksal der Frauen, sondern gibt dem Leser einen tiefen EInblick in das Zeitgefühl. Werden die 20er oft als schillernd und rauschend dargestellt, so kommt hier die Not und die politische Stimmung gut zum Ausdruck, so dass mir manches Mal ein Schauer den Rücken hinunterlief.

Die Figuren sind mehrdimensional und einfühlsam dargestellt. Wenngleich ich auch manches Mal gerade Ninas Meinungen und Handeln nicht gutheißen konnte und sie am liebsten zurechtgewiesen hätte, so sind die Handlungen zumindest nachvollziehbar und durchaus folgerichtig. Gerade für die Frauen zeigte sich eben deutlich, wie wenig vor 100 Jahren noch von Emanzipation und Wertschätzung zu finden war! So ist Roths Buch auch ein großes Plädoyer für Akzeptanz und Gleichberechtigung.

Der flüssige, emotional packende Schreibstil ließ mich nur so durch die Seiten fliegen und ich freue mich schon auf die kommenden Teile und das weitere Schicksal der hochbegabten Freundinnen.

Spannend war für mich auch, wie viele Details aus der realen Geschichte in der Fiktion wiederzufinden waren und mir machte es Spaß, Charaktere, Schauplätze und Aktionen zu erkennen.

Für die unterhaltsame, gut recherchierte Lektüre vergebe ich fünf Sterne! Bitte noch viel mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2022

Was verbirgt das geheimnisvolle Steinberg?

Wintersterben
0

Als in den Schweizer Alpen eine grausam verstümmelte Leiche gefunden wird, schickt Interpol seine beste Ermittlerin zur Aufklärung: Valeria Ravelli; unterstützt von dem Neuen in der Abteilung, Colin Bain. ...

Als in den Schweizer Alpen eine grausam verstümmelte Leiche gefunden wird, schickt Interpol seine beste Ermittlerin zur Aufklärung: Valeria Ravelli; unterstützt von dem Neuen in der Abteilung, Colin Bain. Offenbar handelt es sich bei dem Toten um einen ehemaligen BKA-Beamten, der sich dem Rätsel um verschwundene Mädchen angenommen hatte. Valeria reist alleine in das abgeschiedene Bergdorf Steinberg, wo sie auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung trifft und niemandem vertrauen kann. Und schon bald gerät sie selbst in größte Gefahr ....

"Wintersterben" ist bereits der zweite Band um die Ermittlerin Valeria Ravelli, der sich problemlos lesen lässt ohne den Vorgänger (Waldeskälte) zu kennen. Da es jedoch etliche Anspielungen auf den ersten Fall gibt, ist es angenehm, ihn zu kennen - auch, um die Hauptfigur besser kennenzulernen.

Martin Krüger erschafft auf anschaulichste Art ein abgeschiedenes Dorf mit misstrauischen, geheimnisvollen Bewohnern und kreiert eine Düsternis, die beim Lesen einen unheimlichen Thrill auslöst. Deutlich spürt man, wie alleine Valeria dasteht und sieht überall Feinde. Valeria wird mehrdimensional, schwierig und dennoch sympathisch dargestellt, ihr Partner Colin, der in der Heimat ermitteln soll, bleibt teilweise recht undurchschaubar. Hier hätte ich mir doch eine genauere Aufklärung über die Figur und ihr Verhältnis zu den anderen gewünscht.

Der Thriller ist spannend von Beginn bis zum fulminanten Ende und lädt den Leser ein, sich eigene Gedanken zu machen über die Bewohner von Steinberg und die Aufklärung dieses und ggf. weiterer Fälle. Der Showdown erscheint in James-Bond-Manier meiner Ansicht nach zu fantasievoll, effektheischend und schnell - und vor allem das offene Ende mit einem fiesen Cliffhanger lässt mich doch recht unbefriedigt und mit einigen Fragen im Kopf zurück.

Der flüssige Schreibstil treibt die Handlung voran; die Szenenwechsel sind harmonisch und bringen dem Leser zusätzliche Informationen.

Bis auf das Ende hat mir "Wintersterben" sehr gut gefallen; ich vergebe vier Sterne und ich werde mir den Namen Martin Krüger sicher merken!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2022

Japanische Locked Room Mystery

Die rätselhaften Honjin-Morde
0

Der älteste Sohn der angesehenen und wohlhabene Ichiyanagi-Familie heiratet, jedoch nicht standesgemäß. Nachdem in der Hochzeitsnacht ein lauter Schrei sowie eine seltsame Melodie erklingen und ein Schwert ...

Der älteste Sohn der angesehenen und wohlhabene Ichiyanagi-Familie heiratet, jedoch nicht standesgemäß. Nachdem in der Hochzeitsnacht ein lauter Schrei sowie eine seltsame Melodie erklingen und ein Schwert im Schnee liegt, findet die Familie jedoch nur einen fest verschlossenen Raum vor - und darin das ermordete Ehepaar. Zudem schleicht ein mysteriöser Fremder im Dorf herum. Der Onkel der ermordeten Braut engagiert den jungen Detektiv Kosuke Kindaichi.

"Die rätselhaften Honjin-Morde" ist ein 1946 von dem 1981 verstorbenen japanischen Roman-Autors Seishi Yokomizo veröffentlichter historischer Kriminalroman. Da seine Krimis häufig mit denen von Agatha Christie verglichen werden, aber auch, weil ich Bücher über die japanische Kultur und Lebensweise sehr schätze, hatte ich große Erwartungen an das Buch.

Das ungewöhnliche Cover-Design und der feste Einband gefielen mir sehr gut.

Die Erzählweise ist überraschend, denn aufgebaut ist dieser Krimi auf die Art, dass der Erzähler vorgibt, von dem Mord und den Ermittlungen gehört zu haben, sich selbst einen Überblick über das Verbrechen verschafft und den Leser immer wieder direkt anspricht.

Bei diesem historischen Krimi, der im Jahr 1937 spielt, handelt es sich um eine schöne Locked Room Mystery, auch Impossible Case genannt, und ist somit ein enger Verwandter des klassischen Whodunit. Es steht hier also nicht nur die Frage nach dem Täter im Mittelpunkt, sondern noch mehr die Methode der Durchführung. Und natürlich gibt es einen selbstgefälligen, hochintelligenten Detektiv, der dem Geheimnis auf die Spur kommt. Ist dies im britischen Krimi Sherlock Holmes oder Hercule Poirot, so hat Seishi Yokomizo Kosuke Kindaichi. erschaffen. Leider kommt dieser jedoch keinesfalls an die bekannten Detektive heran, u.a. wohl auch deshalb, weil wir nur sehr wenig über ihn selbst erfahren und kaum an seinen Gedankenexperimenten teilhaben.

Möglicherweise auch wegen der Kürze des Buches (gerade einmal 200 Seiten incl. der Rahmenhandlung) werden die zahlreichen Figuren nur bruchstückhaft beschrieben, sie sind allesamt recht unsympathisch und ich konnte keine Verbindung zu ihnen finden. Dabei störten mich die vielen japanischen Namen und Ausdrücke (die in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden) ausdrücklich NICHT.

Spannung war durchaus gegeben; der Autor führt seine Leser auf zahlreiche falsche Fährten, bevor er schließlich zum eigentlichen Motiv des Verbrechens kommt. Kennern des Genres ist sicher sofort klar, dass der aufwändig eingeführte Fremde mit den drei Fingern NICHT der Mörder sein kann.... Allerdings tat ich mich schwer mit der Erzählweise und Sprache, was allerdings auch an der Übersetzung liegen könnte.

Alles in allem ist "Die rätselhaften Honjin-Morde" ein ungewöhnliches Buch, das sich deutlich von der Mehrheit abhebt. Dadurch war es eine ungewöhnliche Erfahrung, konnte mich aber nicht wirklich packen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 06.12.2022

Düster und mystisch

Keltenfluch. Mord im Schwarzwald
0

Leon, Elena und Nathan sind gute Freunde und schlagen sich mit alltäglichen Jugend-Problemen (Eltern, Schule, erste LIebe....) herum. Als in der Nähe ihres Zuhauses im idyllischen Schwarzwald ein brutaler ...

Leon, Elena und Nathan sind gute Freunde und schlagen sich mit alltäglichen Jugend-Problemen (Eltern, Schule, erste LIebe....) herum. Als in der Nähe ihres Zuhauses im idyllischen Schwarzwald ein brutaler Mord geschieht, beginnen sie eigene Nachforschungen anzustellen, in denen sie auf einen alten Keltenfluch und brutale Zeremonien stoßen....

Obgleich die Hauptfiguren in "Keltenfluch" Jugendliche sind und aus ihrer Sicht die Ereignisse geschildert werden, möchte ich diesen Krimi nicht als Jugendbuch titulieren! Dafür sind die Ereignisse doch zu brutal und düster und der Aspekt der Psychologie steht zu sehr im Mittelpunkt.

Gerade hierin sehe ich eine große Stärke des Buches: Morhard, selbst mit psychologischer Ausbildung, legt großen Wert auf eine genaue Charakterisierung seiner Figuren und taucht tief in ihre Welt ein. Auch vermeintliche Nebenfiguren erreichen eine große Tiefe. Dieses geht teilweise ein wenig zu Lasten der Spannung; dennoch fiel es mir leicht, am Ball zu bleiben, die überraschenden Wendungen und das große Showdown zu genießen.

Das Setting liegt im hier gar nicht so idyllischen Schwarzwald; hier wird eine sehr düstere Stimmung vermittelt und auch Melancholie und Angst lassen dem Leser Schauer den Rücken herunterrieseln.

"Keltenfluch" ist der erste Roman des Autors Christoph Morhard, der nach eigener Aussage mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz entstanden ist. Vielleicht erklärt dies, warum einige Übergänge unsauber sind und doch Fragen offen bleiben.

Leser, die düstere Krimis mögen und auch vor mystischen Elementen nicht zurückschrecken, werden sicher ihre Freude an dem Buch haben. Mir hat es durchaus gefallen und ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere