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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2023

spannend

Murder Park
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Ein Vergnügungspark der besonderen Art soll wiederbelebt werden. Vor 20 Jahren wurden dort 3 Frauen von einem Serientäter ermordet, dann mußte der Park schließen. Jetzt soll er neu eröffnet werden und ...

Ein Vergnügungspark der besonderen Art soll wiederbelebt werden. Vor 20 Jahren wurden dort 3 Frauen von einem Serientäter ermordet, dann mußte der Park schließen. Jetzt soll er neu eröffnet werden und diesmal soll er nicht Sternzeichen zum Thema haben, sondern Serienmörder. Um darüber zu berichten, wurden einige ganz besondere Gäste vorab auf die Insel eingeladen, auf der der Jahrmarkt steht. Unter anderem Paul, der Sohn eines der Opfer...

Anfangs fand ich die Idee spannend, dann abstoßend (als berichtet wurde, woran sich der Serienkiller damals aufgegeilt hat und wie er seine Opfer tötete), im weiteren Verlauf des Buches eher abstrus. Nichtsdestotrotz war es sehr spannend mit vielen überraschenden Wendungen. Gefangen auf der Insel über´s Wochenende ist es wie bei den 10 kleinen Negerlein. Einer von ihnen scheint ein Killer zu sein. Oder ist noch jemand auf der Insel ? Alles in allem spannend, wenn auch sehr dick aufgetragen (Sternzeichen, Single-Verkupplung und Erinnerungsstücke an den Täter etc.) und teilweise sehr konstruiert (Beziehung zu dem Vergnügungspark damals) und auch abstoßend (wieso setzt man einem mehrfachen Mörder so ein Denkmal ? Will man die Mördergroupies anlocken ?), das Ganze gespickt mit Psychologeninterviews. Ein Pageturner, den man trotz kleinerer Fehler (z.B. Pauls Mutter wurde im Bungalow getötet, der 4jährige hat wohl Stunden neben der Leiche gesessen, dann wieder heißt es, die Leiche der Mutter wurde in der Geisterbahn gefunden.) kaum aus der Hand legen kann.

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Veröffentlicht am 26.02.2023

zu dick aufgetragen mit Logikfehler

Das Gotteshaus
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Vor 500 Jahren: Acht Märtyrer wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Vor 30 Jahren: Zwei Mädchen verschwanden für immer. Vor zwei Monaten: Ein Pfarrer hat sich in der Kapelle erhängt. Willkommen in Chapel ...

Vor 500 Jahren: Acht Märtyrer wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Vor 30 Jahren: Zwei Mädchen verschwanden für immer. Vor zwei Monaten: Ein Pfarrer hat sich in der Kapelle erhängt. Willkommen in Chapel Croft. (Klappentext)

Anfangs fand ich das Buch etwas schleppend. Es hat mich trotz etlicher geheimnisvoller Dinge, Andeutungen und gruseligen Szenen erst ab über 200 Seiten gepackt. Dann war es durchaus spannend und hätte mir doch noch gut gefallen, wenn es a ) nicht ganz so dick aufgetragen hätte (das Ganze war letztendlich schon etwas übertrieben und unglaubwürdig) und b) es nicht einen fetten logischen Fehler gehabt hätte. Es gab paar kleinere Unstimmigkeiten, über die man locker hinweg sehen konnte, aber dieses eine Detail stellt meiner Meinung nach das ganze Buch in Frage. Mehr dazu später.

Mir hat es eigentlich gut gefallen, auch wenn ich den Schreibstil etwas langatmig fand, insbesondere die Mutter-Tochter-Dialoge. Aber dennoch wurde es irgendwann spannend und ich habe es in nur 3 Tagen gelesen. Allerdings komme ich mir wegen des Fehlers etwas veräppelt vor. Dazu möchte ich, ohne zu spoilern nur eine Frage stellen. Ich mache dies im nächsten Absatz und kennzeichne es als Spoiler. Also ab jetzt nicht weiterlesen.

Spoileralarm Spoileralarm Spoileralarm Spoileralarm Spoileralarm :
Wie kommt es, dass man einen Menschen, der 30 Jahre weg war, anhand eines neuen, aktuellen Zeitungsfotos wiedererkennt, wenn er aber leibhaftig vor einem steht (kurz nachdem das Zeitungsfoto aufgenommen wurde), er nicht von all den anderen Dorfbewohnern erkannt wird ? Also wenn dieser Mensch sich so verändert hat, dass ihn keiner erkennt - wie kann man ihn dann an einem Zeitungsfoto erkennen?

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Veröffentlicht am 24.02.2023

wieder richtig klasse

Achtsam morden im Hier und Jetzt
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Auch Band 4 der Achtsam Morden Reihe ist wieder gelungen. Diesmal muß unser Rechtsanwalt auf seinen Therapeuten, Hrn. Breitner, verzichten, denn dieser ist in mehrerer Hinsicht unpässlich. Da er aber die ...

Auch Band 4 der Achtsam Morden Reihe ist wieder gelungen. Diesmal muß unser Rechtsanwalt auf seinen Therapeuten, Hrn. Breitner, verzichten, denn dieser ist in mehrerer Hinsicht unpässlich. Da er aber die Einschulung seiner Tochter besprechen möchte, passt ihm die Abwesenheit des Therapeuten überhaupt nicht und er beschließt der Sache auf den Grund zu gehen. Kurzerhand eignet er sich Herrn Breitners Tagebuch an und beginnt zu lesen. Beim Schnüffeln in dessen Vergangenheit stellt er überrascht fest, dass sein Therapeut in seiner Jugend ein Anhänger Bhagwans gewesen ist. Um seinen Therapeuten wiederzubekommen, beschließt Björn ihm zu helfen, wodurch es natürlich wieder zu dem ethischen Dilemma kommt, ist Mord gerechtfertigt oder macht er sich moralisch schuldig. Und wieder kann Björn sein Gewissen beruhigen...

Ähnlicher Aufbau und Inhalt und zum Glück auch wieder der gleiche Humor. Ich liebe diese Bücher ! Auch dieses hier hat mir wieder gut gefallen und ich habe es verschlungen. Ich mag die Sprache, den Wortwitz, die Ironie und den herrlichen Humor mit dem die Dinge ausgedrückt werden. Bin wieder auf Kosten gekommen und kann jedem diese Reihe ans Herz legen. Allerdings sollte man die Bücher schon in der richtigen Reihenfolge lesen, denn man hat dann eindeutig mehr davon.

Hier noch ein kleiner Abschnitt aus dem Buch, um den Humor zu verdeutlichen. Björn ist zum Therapietermin erschienen, aber dieser hat gesagt, die Stunde muß heute ausfallen. Gefrustet versucht Björn sich auf dem Nachhauseweg mit einer Achtsamkeitsübung abzulenken, indem er einen Kieselstein wegtritt S. 45 :

"Ich wollte erfahren, wie es sich in meinem Schuh anfühlte, den Stein ein wenig vor mir herzukicken und dabei auf das Geräusch achten, das ein Stein verursacht, der über Betonplatten kullert. Das Gefühl war (...) . Das folgende Geräusch war auch nicht das, was Stein auf Beton verursacht. Es klang eher nach Stein auf Wagentür. -- Zumindest hatte dies zur Folge, dass sich meine Gedanken nun nicht mehr um Herrn Breitner, sondern um den Besitzer des Wagens drehten. ich brach die Übung ab."

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Veröffentlicht am 15.02.2023

lesenswert

Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
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Als jüngster Sohn eines Klinikleiters einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, ist der Autor auf dem Psychiatriegelände aufgewachsen. Da ich in einer Psychiatrie arbeite und einer meiner Kollegen auch der ...

Als jüngster Sohn eines Klinikleiters einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, ist der Autor auf dem Psychiatriegelände aufgewachsen. Da ich in einer Psychiatrie arbeite und einer meiner Kollegen auch der Sohn des Klinikleiters war, war ich natürlich sehr neugierig auf das Buch. Es ist nicht ganz, was ich erwartet hatte, aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan. Manchmal habe ich mich etwas an den abwertenden Bemerkungen (die "Verrückten") gestoßen, aber als Kinder redet man wohl so. Ansonsten erzählt Joachim Meyerhoff liebevoll und mit Humor von einer Familie und seiner Kindheit an einem ungewöhnlichen Ort. Die Eigenheiten des Vaters (die Welt durch nur Bücher zu entdecken) und seine eigenen (nicht steuerbare Wutanfälle) stehen im Vordergrund. Eine nette Familiengeschichte mit einigen Aufregungen und auch schweren Schicksalsschlägen.

Besonders gefallen haben mir die Patientengeschichten. z.B. von Ferdinand, der immer das gleiche Bild malte, eine Katze im Querschnitt, die bunte, aufgereihte Menschen frisst und diese neu zusammengesetzt wieder ausscheidet. Habe mir dieses Bild versucht vorzustellen. Zu meiner großen Freude habe ich es dann im Bucheinband entdeckt.

Flüssig geschrieben, mit Humor gespickt, wird es nie langweilig und auch ist der Autor schonungslos offen, was die Eigenarten seiner Familienmitglieder angeht. An manchen Stellen habe ich mich gefragt, ob es dem Vater oder den Brüdern oder auch der Mutter wohl recht ist, dass dies alles so publik wird. Aber es ist halt eine ganz normale Familie mit Höhen, Tiefen, Stärken und Schwächen und so erkennt man sich manchmal wieder, man lacht, man wird an einigen Stellen traurig (besonders wenn man über die Mutter liest) und man möchte unbedingt weiterlesen. Also ein gelungenes Buch mit dem der Autor seiner Familie ein Denkmal gesetzt hat, auch, wie er schreibt, um die Toten zu ehren.

Hier eine Kostprobe des Humors : S. 210 Der Autor hat einen Wutanfall und knallt die Kinderzimmertür immer wieder zu, bis der Putz von den Wänden fällt :

"Ich wollte nie, nie wieder damit aufhören. War wie eingespannt in eine Zorn-Apparatur aus Wut und Knall. Bis zu meinem Tode wollte ich diese Scheißkinderzimmertür zufeuern. Doch meine Erschöpfung machte auch diesem Lebensentwurf einen Strich durch die Rechnung."

Ich weiß mindestens 3 Leute, denen ich das Buch gerne schenken würde. Also klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

aufwühlend und lange nachhallend

Sturmhöhe
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Was für ein Buch, was für menschliche Abgründe und was für eine Familiengeschichte ! Emily Brontë gelingt es, einen auch nach über 150 Jahren noch zu fesseln. Die Geschichte von Catherine, Tochter des ...

Was für ein Buch, was für menschliche Abgründe und was für eine Familiengeschichte ! Emily Brontë gelingt es, einen auch nach über 150 Jahren noch zu fesseln. Die Geschichte von Catherine, Tochter des Gutsherrn von Wuthering Heights und Heathcliff, ein Findelkind, das auf Wuthering Heights großgezogen wird, ist geprägt von einer großen, aber verzweifelten, zerstörerischen Liebe, viel Gewalt und blankem Hass, der über Generationen aufrechterhalten wird.

Lockwood, der neue Mieter von Thrushcross Grange, in der Nähe von Wuthering Heights (Sturmhöhe) im Yorkshire Moor, will sich seinem neuen Vermieter Heathcliff vorstellen und wird fast vom Hof gejagt, so ablehnend und feindselig zeigt sich dieser. Später erfährt er von Nelly, der damaligen Kinderfrau von Wuthering Heights die dramatische Geschichte und wieso Heathcliff von Rache, Wut und Hass so zerfressen ist, dass er alle um sich rum ins Unglück stürzt.

Auch den Leser gruselt es angesichts dieser geballten Emotionen und was Heathcliff anderen Menschen antut. Und dennoch, so verabscheuungswürdig, kalt, berechnend und böse sein Verhalten auch ist, so ist er selbst auch eine gequälte Seele.

Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch, das zu Recht seinen Platz bei den Klassikern einnimmt. Man verschlingt es geradezu, auch wenn man immer wieder innehalten muß, um das Gelesene zu verdauen. Ein Buch, welches nicht nur unter die Haut geht, sondern auch lange nachhallt. Ich hatte es als Teenager schonmal gelesen und wußte jetzt zwar nicht mehr, worum es ging, aber wie aufgewühlt ich damals war, ist mir gut in Erinnerung geblieben. Und auch diesmal macht es einen sprachlos vor Entsetzen. Auch sprachlich ist es immer wieder beeindruckend und die Autorin bringt vieles genau auf den Punkt.

Ich empfehle unbedingt den vorn abgedruckten Stammbaum immer wieder zu Rate zu ziehen, da man sonst anfangs mit den Familien durcheinander kommt. Übrigens ist schon der Stammbaum eine Offenbarung an Schicksalen, wenn man sich Geburts- und Sterbedaten der menschen anschaut. Auch ohne den Roman zu lesen, ist dieser erschütternd und sagt soo viel aus.

Hier noch etwas Text, um zu verdeutlichen, wie gut die Autorin die Dinge beim Namen nennt :

S. 134 Heathcliff und Catherine sehen sich. Er macht ihr Vorwürfe, dass sie ihn verschmäht hat und nun mit "süßen Worten trösten" will. :

"Nachdem Du meinen Palast dem Boden gleichgemacht hast, darfst Du keine elende Hütte errichten und selbstgefällig Deine Barmherzigkeit bewundern, wenn du sie mir als Heim bietest."

Hier die Beschreibung eines ständig Kranken, der seine Krankheit ausnutzt, um von anderen Milde und Gefälligkeiten zu bekommen, als er weniger manipulierend und zunehmend teilnahmslos wird. S. 306 :

"Das war nicht mehr die verdrießliche Laune eines Kindes, das trotzt und schmollt, um getröstet zu werden, das war mehr das selbtisch mürrische Wesen eines ausgesprochen kranken Menschen, der alle Tröstungen zurückweist und bereit ist, die gut gemeinte Fröhlichkeit anderer als Beleidigung zu betrachten."

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