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Veröffentlicht am 03.01.2022

Spannung zwischen Frauenbewegung und Spurensuche

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Am frühen Morgen des 2. Januars 1910 läuft ein Schiff in den Hamburger Hafen ein, an Bord: Anne Fitzpatrick, eine junge Ärztin die Hals über Kopf London verlassen musste und nun zurück in ihre alte Heimat ...

Am frühen Morgen des 2. Januars 1910 läuft ein Schiff in den Hamburger Hafen ein, an Bord: Anne Fitzpatrick, eine junge Ärztin die Hals über Kopf London verlassen musste und nun zurück in ihre alte Heimat kehrt, die sie vor langer Zeit ebenfalls überstürzt verlassen musste.

Geheimnisvoll dabei, Annes richtiger Nachname, der bis zum Schluss des Buches im verborgenen bleibt, ebenso der Grund, warum Anne London verlassen musste. Ganz freiwillig scheint dieser Abgang nicht zu sein.
Denn in London hatte sie ein Leben, Freunde und Chancen - Chancen welche im kaiserlichen Hamburg des 19 Jahrhunderts für eine Frau nur sehr spärlich sind.

Um in Hamburg nicht erkannt zu werden, verabschiedet sich Anne ganz von ihrem privilegierten Leben, sie nimmt sich eine karge Wohnung und Arbeitet im Hamburger Hafen, bei einer Frauenbewegung die sich vor allem um die Frauen und Kinder der Arbeiterschicht bemüht.

Ihr großes Ziel dabei: ein neue Frauenhaus (das Grüne Haus), direkt im Elend, zu errichten.

Dieser Traum scheint ein jähes Ende zu nehmen, als direkt neben dem Grünen Haus die Leiche einer Frau entdeckt wird.

Während die Polizei, unter Leitung von Kommissar Berthold Rheydt, die Ermittlungen aufnimmt kreuzen sich die Wege von Anne und Helene Curtius, einer junge Frau Anfang 20, die ebenfalls aus gutem Hause kommt. Allerdings unter der Autorität ihres Vaters und der Mutlosigkeit der Mutter leidet.
Helene will mehr aus ihrem Leben machen, als früh zu Heiraten, Kinder zu bekommen und auf Feste zu gehen.

In Anne findet sie eine Frau, der sie nacheifern will, die sie Inspiriert und antreibt, auch wenn sie ahnt, dass Anne ein Geheimnis hat.


Die Hafenärztin von Henrike Engel ist ein sehr vielschichtiger Roman. Im Vordergrund stehen die starken Frauen des 19 Jahrhunderts, allen voran Anne Fitzpatrik, eine der ersten Ärztin in Deutschland. Sowie die Frauenbewegung, die sich für die Rechte der Frauen stark machen, ganz in Anlehnung an die Suffragetten in England.
Aber es ist auch ein Kriminalroman, denn schließlich gibt es mehrere Morde die aufgeklärt werden müssen und für Kommissar Rheydt ist klar, alles hängt mit Anne zusammen.
Der Roman behandelt aber auch das Leben im 19 Jahrhundert, der Politik der Reichen und der Machtlosigkeit derer, die etwas ändern wollen. Die Entwicklung des Fußballs, bei dem Anfangs die Klasse mehr ausmachte als das Talent.
Beeindruckend stellt die Autorin da, wie mühsam das Leben junger Frauen waren, auch das der Privilegierteren, die komplett auf das wohl wollen der Väter/ Männer angewiesen waren.

So behandelt dieser spannende Roman so viele unterschiedliche Facetten.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist das Geheimnis um Anne. Die Autorin deutet zwar immer wieder an, was der Grund des plötzlichen Aufbruchs aus London sein könnte, formuliert dies aber nicht aus.
Ebenso mysteriös und bis zum Schluss unaufgeklärt bleibt die Frage nach Annes Familiengeschichte. Was hat ihren Vater, vormals ein großer Reeder, dazu bewogen aus Hamburg zu fliehen?

Ich habe es genossen in die Geschichte einzutauchen, die Figuren und ihre Geschichten kennenzulernen und ihren Weg, gerade den von Helene zu verfolgen.

Henrike Engel schreibt flüssig und bildhaft. Durch ihre unterschiedlichen Figuren und unterschiedlichen Handlungen schafft sie viel Spannung und Raum, auf das Leben im 19 Jahrhundert einzugehen.

Für besondere Spannung sorgt dabei der Krimi-Faktor, wer ist der Mörder, ist es wirklich ein bekannter Serienmörder des 19 Jahrhunderts, der Anne aus London gefolgt ist?

Einziger Wermutstropfen, vom medizinischen Aspekt, den ich mir auf Grund des Buchtitels versprochen hatte, erfährt man im Buch recht wenig, denn wirklich tätig wird die Hafenärztin nicht. Die Gewichtung in diesem Band liegt eher bei Helene.

Dennoch habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt, ich war mitgerissen und habe mit ermittelt und mit den Frauen mitgefiebert.
Ich freue mich auf den 2. Band, der im Juni 2022 erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Was kratzt da an der Wand?

Der Gräber
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Jedes Jahr in der Nacht vom 5. auf den 6. November wird ein Mensch getötet. Jedes Jahr stehen die Ermittler vor einem Rätsel, wer ist der Täter und wo sind die Opfer. Denn würde die Polizisten am Tatort ...

Jedes Jahr in der Nacht vom 5. auf den 6. November wird ein Mensch getötet. Jedes Jahr stehen die Ermittler vor einem Rätsel, wer ist der Täter und wo sind die Opfer. Denn würde die Polizisten am Tatort nicht so viel Blut finden, würden sie von Vermissten ausgehen, so aber sieht es nach Mord aus.

Da sich der Mörder in die Häuser seiner Opfer zu graben scheint, hat er den Spitznamen „Der Gräber“ erhalten.

Kriminalkommissarin Cecilia Wreede ist ebenso wie ihr Kollege Jonas ratlos, wieder ist ein Mord geschehen und der Tatort sieht genau wie die vorangegangenen aus. Überall Erde und Lehmklumpen, vom Opfer keine Spur, dafür ein Tunnel der aus dem Haus führt. Leider ist dieser zu instabil um ihn hindurchzukriechen und um zu sehen, wo er endet.
Und weitere Parallelen scheint es zu geben. Die Opfer leben alleine, in alten Häusern an denen gerade Drainagearbeiten ausgeführt wurden.
Wieder ein Opfer, wieder keine Spur und dann ausgerechnet dann wird auch noch ein Buch veröffentlicht welches den Titel: „Ich bin der Gräber“ trägt. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, stehen in diesem Buch auch noch viele Details, die die Polizei bisher nicht mit der Öffentlichkeit geteilt hat.


Der Thriller: „Der Gräber“ von Fredrik Persson Winter ist in 3 Teilen untergliedert.
Die Kapitel sind kurz und jedes beginnt mit einem „persönlichen“ Wort des Gräbers an den Leser.

Im ersten Teil werden die Figuren vorgestellt und der Stand der Ermittlung wird wiedergegeben. Gleichzeitig erzählt der Autor, wie lange und mühselig der Weg ist, bis ein Buch veröffentlicht wird, mit welchem Druck der Autor umgehen muss und wie es dem Verlag ergeht und den Lektoren.
Diese Handlung finde ich zwar interessant, vor allem weil sie so aus der Geschichte ein Buch im Buch macht, aber für einen Thriller war mir der erste Teil doch ein wenig fade.

Richtig Fahrt nimmt das Buch ab dem 2. Teil auf und ab diesen Zeitpunkt hat mich das Buch auch gefesselt und richtig gut unterhalten.
Denn neben den Bedenken, welche die Lektorin Annika seit der Veröffentlichung des Buches quälen, kämpft diese auch mit ihren eigenen Dämonen, den Dämonen ihrer Vergangenheit, die sie in der Gegenwart einzuholen scheinen.
Spannend wird es auch, da der (vermeintliche) Autor von „Ich bin der Gräber“ zur Wort kommt und so der Autor zwischen den einzelnen Zeitebenen hin und her springt.
Was ist wirklich mit Jan Apelgren passiert?

Auch wenn mir insgeheim klar war, wohin die „Reise“ geht, schafft es der Autor immer wieder Zweifel zu streuen. So blieb für mich, bis fast zum Ende, die Frage nach dem Mörder offen.


Fredrik Persson Winter ist mit „Der Gräber“ ein interessanter Thriller geglückt, welcher nicht durch übermäßigen Blutrausch und Brutalität besticht.
Die Idee,im Buch über ein Buch zu schreiben, das das gleiche Thema und fast den gleichen Titel wie das eigentliche Buch trägt, macht dieses besonders.

Der Schreibstil ist flüssig, wird aber ab und an durch viele schwedische Ortsnamen unterbrochen.

Und zum Schluss legt der Autor auch noch die Weichen für einen Fortsetzung – ich bin gespannt.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Wer in diesem Buch einen Platz findet, muss eine Lebensgeschichte haben

Champions – Sporthelden, die Geschichte schreiben
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... und meist ist diese doch recht dramatisch.

So ließt man von einer Surferin, die durch einen Hai-Angriff ihren Arm verloren hat; von einem Kletter-Profi, der entführt wurde; von einer Turnerin, dessen ...

... und meist ist diese doch recht dramatisch.

So ließt man von einer Surferin, die durch einen Hai-Angriff ihren Arm verloren hat; von einem Kletter-Profi, der entführt wurde; von einer Turnerin, dessen Trainer in der Zwischenzeit im Gefängnis sitzt; von einer Radfahrerin, die durch einen bösen Sturz an den Rollstuhl gefesselt ist; von einem Formel-1 Fahrer, der bei einem Unfall schlimme Narben davongetragen hat oder von einem Skispringer der an Depressionen leidet.

Positiv bei all den Schicksalsschlägen, der Autor erwähnt, wie sich diese sportlichen Talente ins Leben zurückgekämpft haben, wie sie dem Schicksal getrotzt und ihr Leben selber in die Hände genommen haben.

Natürlich finden meine Kinder diese dramatischen Geschichten spannend, teilweise sogar spannender als die Erfolge durch die die Sportler eigentlich Geschichte geschrieben haben.
Für mich persönlich bekommen diese Schicksalsschläge zu viel Platz eingeräumt, sodass sich das Buch für mich, mit unter wie Sensationsjournalismus liest.

Aber zum Glück finden auch ein paar Sportler in diesem Buch einen Platz, die wirklich nur durch ihre Leistung glänzen.
Und wenn der Autor: Sven Voss (ZDF-Sportstudio Moderator), von diesen Erfolgen schreibt, dann so bildgewaltig und fesselnd, dass man das Gefühl hat, jeden einzelnen Weltrekord gerade live mitzuerleben.
Sven Voss schafft es, so lebendig zu schreiben, wie es sonst nur Radioübertragen schaffen.

Fazit:
Eine schöne Sammlung an Sporthelden, von früher und heute, über vielen Sportarten hinweg, die alle Sportgeschichte geschrieben haben.
Einzig, der "Gentleman" fehlt mir, aber wahrscheinlich ist sein Leben zu unspektakulär verlaufen, denn dem persönlichen Dramen wird viel Platz in diesem Buch gegeben.

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Veröffentlicht am 15.12.2021

was für ein vielfältiges Buch

Ein Buch, vier Jahreszeiten
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Das Buch "Ein Buch, vier Jahreszeiten" vereint mehrere Bücher in einem.

So finden sich in diesem tolle Bastel- und Kreativideen, Rezepte, Geschichten, Gedichte und Gartentipps.

Grob gegliedert ist es ...

Das Buch "Ein Buch, vier Jahreszeiten" vereint mehrere Bücher in einem.

So finden sich in diesem tolle Bastel- und Kreativideen, Rezepte, Geschichten, Gedichte und Gartentipps.

Grob gegliedert ist es dabei in die 4 Jahreszeiten.

Dabei beginnt jedes Kapitel mit einer Begrüßung z.B. "Hallo lieber Frühling".
Auf dieser einen Seite wird man auf die jeweilige Jahreszeit eingestimmt. Es folgt eine "Schöne Dinge Liste" und anschließend ein Gedicht und der "Vorstellung" der Monate, welche der Jahreszeit zugeordnet sind.
Die nachfolgenden Seiten beinhalten schöne To- Garten-Listen, Rezeptideen z.B. ein Frühlingspesto oder auch eine Frühlingslimonade; im Sommer dann eine Smoothie Bowl oder ein Rezept für Stockbrot. Der Herbst begegnet einen dann mit einer feinen Birnen-Zimt Marmelade oder Zimtschnecken und im Winter kann man Kräfte tanken bei einem Ingwer-Zaubertrank oder den Sugar Cookies. Darüber hinaus gibt es viele Kreativideen. So wird beschreiben, wie man Blumenkugeln (Samenbonbons oder Bomben) oder ein duftendes Lavendel-Waschmitte herstellen kann, wie man ein Vogelhaus baut oder auch gedrehte Kerzen herstellen kann.
Zudem gibt es immer wieder wunderschöne Geschichten.
Aber auch die Achtsamkeit sich selber gegenüber findet immer wieder Platz und Raum.

Passend zu jeder Jahreszeit findet man viele großflächige und bunte Illustrationen / Fotos.

Für mich ein wunderschönes und vielfältiges Buch. Ein Buch um einfach mal inne zuhalten und sich inspirieren zu lassen.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

eine großartige Geschichte die nachhallt

Vincent und das Großartigste Hotel der Welt
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Der 11 jährige Vincent bekommt von seinem Opa einen Schuhputzkoffer geschenkt, was er nicht ahnt, dieser wird sein Leben verändert.
Denn an seinem ersten Arbeitstag trifft er Florence, Florence Wainwright-Cunningham, ...

Der 11 jährige Vincent bekommt von seinem Opa einen Schuhputzkoffer geschenkt, was er nicht ahnt, dieser wird sein Leben verändert.
Denn an seinem ersten Arbeitstag trifft er Florence, Florence Wainwright-Cunningham, die das Großartigste Hotel der Welt leitet. Und dabei ist Florence selber erst 11 Jahre alt.
Nachdem ihre Eltern aber immer in der Welt unterwegs sind, um bedrohte Arten zu retten, muss sie sich um dieses besondere Hotel kümmern, in dem großartige Dinge geschehen.

Anfangs gelang es mir nicht, mich in das Buch einzufinden. Dies mag auch an der Einleitung, dem direkten Wort der Autorin an den Leser liegen. Auch konnte ich die Zeit, in dem diese Geschichte spielt nicht wirklich greifen. Denn sowohl das Cover, wie auch die Arbeit des Schuhputzjungen spiegeln für mich das 19 Jahrhundert wieder. Was aber irgendwie nicht ins Bild der ganzen Geschichte passen wollte.

Auch fand ich die gelegentlichen Kommentare des Co-Autors, welche die Autorin innerhalb der Geschichte vermerkt, unpassend.

Dennoch habe ich mich über die ersten Seite hinausgewagt und konnte das Buch letztendlich nicht mehr aus den Händen legen.

Vincent kann sein Glück kaum fassen, als Florence ihm den Job des Schuhjungen in ihrem Hotel anbietet. Endlich kann er seinem Leben entfliehen, welches seit der Geburt seines autistischen kleinen Bruders, so ganz und gar farblos verlaufen ist.
Im Großartigsten Hotel passieren magische Dinge. Es gibt magische Zimmer und das Personal hat ein Händchen dafür, welcher Gast welches Zimmer braucht. Es gibt Tiere aus aller Welt, die neusten technischen Spielerei, ein Buffet das keine Wünsche offen lässt und begnadete Tanzlehrer.
Es ist ein Ort volle Zauber, Glamour und Magie.
Und die Autorin, Lisa Nicol, weiß diese zu beschreiben.
Aber auch im Großartigsten Hotel der Welt gibt es ein Geheimnis, welches lieber im verborgen bleiben sollte.
Doch Vincent wird von diesem magisch angezogen und kann sich diesem Bann nicht entziehen, was nicht ohne Folgen bleibt.

Letztendlich ist es egal in welcher Zeit es spielt, denn es ist eine magische und zauberhafte Welt in der Florence und Vincent leben. Es ist eine Zeit/ ein Ort in dem Großartige Dinge passieren, in dem Wünsche wahr werden und kleine und große Wunder geschehen.

Was mich anfangs „gestört“ hat (die Co-Autoren Kommentare), rückt, nachdem man das Nachwort gelesen hat, in ein ganz anderes Licht und zeigt mit welcher Liebe die Autorin dieses Buch geschrieben hat und welche Geschichte sich dahinter verbirgt.

Gewünscht hätte ich mir lediglich, das Vincent die blauen Schuhe nicht angezogen hätte. Das er zwar die Leitung des Hotels übernimmt, aber nur vorübergehend und das genau aus diesem Grund die Schuhe bei Florence bleiben sollten.

Für mich ein besonderes Buch, ein Highlight für dieses Jahr. Ein Großartiges Buch mit einer großartigen und emotionalen Geschichte. Eine Geschichte die mich in ihren Bann gezogen hat und nachwirken wird.

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