Der Einstieg in dieses Hörbuch fiel mir sehr leicht, treffe ich mit Beate Rysopp quasi auf eine „alte“ Bekannte, welche die Stimmung sehr treffend wiedergeben kann.
Einleitend wird über die Familie Hekne ...
Der Einstieg in dieses Hörbuch fiel mir sehr leicht, treffe ich mit Beate Rysopp quasi auf eine „alte“ Bekannte, welche die Stimmung sehr treffend wiedergeben kann.
Einleitend wird über die Familie Hekne berichtet, deren trauriger Schicksalsschlag Anlass für die Stiftung der sogenannten Schwesterglocken für die Stabskirche waren. Damit wird der Grundstein für einen Mythos gelegt, der eng mit dem Dorf verbunden ist und bleiben sollte.
Die eigentliche Handlung beginnt mit der jungen Astrid Hekne 1880 in Norwegen. Sie ist mir sofort sympathisch. Aber es wird auch gleich deutlich, dass sie von dem Leben im Dorf sehr eingeengt wird und viel zu sehr an der Welt interessiert ist, als um dort zu versauern. Sehr deutlich wird das vieles, was heut für uns (Frauen) so selbstverständlich ist, erst erkämpft werden musste. Immer wieder staune ich bei ihr über ihre direkte Art – fast meint man eine moderne Frau aus unserer Zeit vor sich zu haben
Der neue junge Pfarrer Kai Schwaiggard bringt frischen Wind und Veränderung in die eingeschworene, traditionsbehaftete Gemeinschaft. Er verkauft die alte Stabskirche um für die Gemeinde mit dem Erlös eine neue Kirche zu finanzieren. Und er holt damit Gerhard Schönauer, einen angehenden Architekten aus Dresden in das Dorf, der den Abbau der Kirche überwachen soll, um sie in Dresden wiederaufzubauen.
Nach und nach werden die Charaktere der drei Hauptpersonen Kai, Gerhard und Astrid sehr gut herausgearbeitet. Gerade bei den beiden Männern finde ich es bemerkenswert, dass sie ihren jeweiligen vorgesehenen Plan (unter Berücksichtigung der Gegebenheiten und Ansichten vor Ort, welche ihnen besonders durch Astrid nahegebracht werden) beginnen zu überdenken. Und es entwickelt sich zwischen beiden auch ein Konkurrenzkampf um Astrid…
Dieses Hörbuch berührt vor allem durch die Schilderung des kargen und beschwerlichen Lebens, denen die Einwohner mit einer eigenen Logik begegnen, die für Außenstehende (wie den neuen Pfarrer) auf den ersten Blick unverständlich sind. Das Ausborgen von (guten) Schuhen und Kleidung – ohne die die Kirche nicht aufgesucht wird/werden kann. Das Verständnis zu Tieren, welche (auch aus der Not heraus) nicht gegessen werden. Oder auch der Kampf ums Überleben – mit dem Tricksen bei der Abgabe von Trophäen.
Das Ende ist für mich sehr stimmig – alles andere hätte auch zu kitschig gewirkt. Damit bleibt dieses leise, emotionale und tiefsinnige Buch sich selbst treu.
Auf jeden Fall bin ich auf die Fortsetzung dieser sehr emotional geschilderten Familiensaga gespannt und neugierig. Von mir gibt es dafür eine klare Hörempfehlung!