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Veröffentlicht am 06.11.2018

Erschütternder Überlebensbericht eines KZ-Insassen

Überleben
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In diesem Buch wird der entsetzliche Leidensweg des Juden Walter Fantl, aus dem „normalen“ Leben gerissen bis zum Überleben des KZs, sehr eindringlich beschrieben. Sein Gürtel wird dabei zum Symbol des ...

In diesem Buch wird der entsetzliche Leidensweg des Juden Walter Fantl, aus dem „normalen“ Leben gerissen bis zum Überleben des KZs, sehr eindringlich beschrieben. Sein Gürtel wird dabei zum Symbol des Überlebenskampfes – die Verbindung zur Vergangenheit.
Hervorzuheben ist m.E., dass es trotz allem unmenschlichen Erlebten ein wertungsfreies Buch ist, was es für mich als Leser umso eindringlicher und berührender macht. Schon die knappen Titel der Kapitel schockieren. Treffender kann man das Ganze mit so wenigen Worten gar nicht bezeichnen!
Das Buch beginnt mit der Rückkehr Walters nach Wien, wo er ein Fremder ist, kaum jemanden aus seinem „früheren“ Leben mehr vorfindet und, wie alle Juden, unerwünscht ist. Er hat das Grauen zwar überlebt, aber ist selbst in der ursprünglichen Heimat entwurzelt, der Alltag hat sich verändert und der Krieg überall seine Spuren hinterlassen.
Die die sich anmaßten die Juden zu tyrannisieren und zu demütigen erkennen mit Erschrecken „..sie leben noch..“ - drastischer und einprägsamer kann man die Rückkehr nicht schildern.
Fast idyllisch mutet dagegen das ganz normales Familienleben der Familie auf dem Land an. Die Religion spielt allenfalls eine untergeordnete Rolle. Umso tragischer ist das Geschehen, wie es sich entwickelt – gut angepasste und unauffällige Leute werden nur aufgrund ihrer – nicht einmal besonders ausgeübten - Religionszugehörigkeit schikaniert. Walters Vater, ein angesehener Mann, hält sich tapfer, jedoch muss er letztendlich klein beigeben. Alle Versuche die geliebte Heimat zu verlassen, scheitern. Nun folgen die allen bekannten „Stationen“ Ghetto und letztendlich das KZ.
Das Buch muss ich immer mal ab und zu wieder aus der Hand legen um das Gelesene zu verarbeiten. Das Schlimme was den Menschen passiert und mit ihnen gemacht wird ist so, nüchtern beschrieben als sei es nur eine Banalität. Und gerade diese Art der Betrachtung macht es für mich so erschütternd und ergreifend. Wahrscheinlich ist diese Distanz auch eine Art Schutzmechanismus, aber gerade dadurch wirkt die Schilderung sehr eindringlich.
Ich danke Walter Fantl sehr, dass er bereit war, offen über das Erlebte zu sprechen und dem Autor Gerhard Zellinger, dem es hervorragend gelungen ist, die Aussagen der Interviews in ein absolut lesenswertes Buch zu fassen. Von mir gibt es hierfür eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.11.2018

Beeindruckende Vita einer starken Frau

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada
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Nach einem schweren Trauma in der Kindheit ist ihr einziges Lebensziel (und gleichzeitig auch Erlösung) ein Leben für Gott. Ihr Bruder Hitto, der als Priester arbeitete und der sie die Psalmen lehrte, ...

Nach einem schweren Trauma in der Kindheit ist ihr einziges Lebensziel (und gleichzeitig auch Erlösung) ein Leben für Gott. Ihr Bruder Hitto, der als Priester arbeitete und der sie die Psalmen lehrte, ist ihre einzige Stütze; sie unterstützt ihn in der Pflege der Kranken.
Nach dem Tod der Mutter kann sie ihren Bruder, der wiederum zusätzlich um sein totgeborenes Kind trauert, endlich zu einer Pilgerreise überreden. Für eine Frau in der damaligen Zeit hat Vuiberat eine sehr starke eigene Meinung, die sie auch vertritt und sie folgt unbeirrt mit starkem Willen und Gottvertrauen ihrem Glauben zu ihrem Ziel.
Damit steht sie über allen menschlichen Gefühlen wie Hass und Hunger nach Vergeltung – Gott gibt ihr die Kraft und den Mut, dabei auch den verlorenen Schäfchen beizustehen.
Mit ihrem Verhalten widerspricht sie jedoch dem Klischee der braven Frau, welche dem Manne zu gehorchen hat. Und noch schlimmer, sie wird damit zum Vorbild anderer Frauen, die somit eine Chance sehen, den ihr vorbestimmten Weg zu durchbrechen - und das wird ihr nun unter dem Vorwand der Hexerei zum Verhängnis.
Gegen alle „Abschiebeversuche“ von Seiten des Bischofs bleibt Vuiberat standhaft und bekommt letztendlich (wieder) ihren Willen – sie darf zurück in ein Leben in Askese in der Wildnis und mit weiteren „wilde Frauen“ anderen helfen. Und sie hat ein neues Ziel, eine noch stärkere Hingabe zu Gott: die Inkludierung.
Ihre Weisheit und Voraussicht beindruckt mich genauso sehr wie ihr Glaube mit dem sie Kraft und Zuversicht aus dem Wort Gottes zu ziehen vermag.
Dieses Buch hat mich sehr gefesselt. Dorothe Zürcher gelingt es eindrucksvoll, geschichtliche Fakten in ein wunderbar zu lesendes Buch zu verpacken. Die Geschichte bzw. der Lebensweg der Wiborada (Vuiberats) war mir bisher noch nicht bekannt und ich habe sehr viel über diese beeindruckende Frau erfahren.
Für an Geschichte Interessierte gibt es dafür von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.11.2018

Gönnt Euch den Prosecco zum Hören...

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir
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Mein erster Eindruck nach dem Hören dieses Hörbuches: „Ach schade, dass es schon zu Ende ist..“
Die von Anne Vogd geschilderten Situationen bzw. Probleme kennt vermutlich jeder – ich habe mich in mehr ...

Mein erster Eindruck nach dem Hören dieses Hörbuches: „Ach schade, dass es schon zu Ende ist..“
Die von Anne Vogd geschilderten Situationen bzw. Probleme kennt vermutlich jeder – ich habe mich in mehr als einem Thema erkannt. Aber anstatt sich darüber zu ärgern oder daran zu verzweifeln gewinnt sie der Situation noch etwas Positives explizit Lustiges ab. So auf die humorvolle Art betrachtet ist das leidliche Problem plötzlich gar nicht mehr so groß. An dieser positiven Sichtweise der oft hausgemachten Probleme kann (und sollte) man sich ein Beispiel nehmen.
Mir hat dieses Hörbuch sehr gut gefallen – ich habe mich beim Anhören köstlich amüsiert – und damit hat es hat seine Bestimmung (und meine Erwartung) voll erfüllt. Deshalb von mir eine klare Empfehlung – gönnt Euch den Prosecco zum Hören.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Lebe Deinen Traum!

Die Fotografin - Am Anfang des Weges
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Mimi Reventlow ist für ihre Zeit eine sehr starke, fast möchte man meinen eigensinnige Frau, die auf ihrem Weg zu ihrem Lebenstraum, dem Fotografieren, gegen alle widrigen Umstände und Einwände ankämpft ...

Mimi Reventlow ist für ihre Zeit eine sehr starke, fast möchte man meinen eigensinnige Frau, die auf ihrem Weg zu ihrem Lebenstraum, dem Fotografieren, gegen alle widrigen Umstände und Einwände ankämpft und sich auch von Niederlagen nicht abschrecken lässt.
Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie sich die Konsequenzen nicht bis zuletzt überlegt – aber auch von den dadurch entstehenden Schwierigkeiten lässt sie sich nicht entmutigen. Ihr großer Traum steht über allem – und man merkt dass sie (nur) dafür lebt! Direkt, ohne Umwege und größere Überlegungen „was wäre wenn“ geht sie kompromisslos ihren Weg – und macht sich damit nicht nur Freunde. Natürlich ist ihr dabei in manchen Situationen das Glück mehr als hold!
Mit ihrem Onkel Josef verbindet sie die Leidenschaft der Fotografie. Während ihre Mutter nie Zeit für sie hat(te), war er für sie da und unterstützte sie bei ihrem Vorhaben, wo es nur ging. Da ist es für mich nicht verwunderlich, dass sie ohne zu Zögern, der Bitte ihrer Mutter (was ist das eigentlich für eine kaltherzige Person, der fremde Leute wichtiger sind als die eigene Familie!) nachkommt, nach ihrem Onkel zu schauen, der in Laichingen sesshaft geworden ist.
Nachdem sie durch relativ weltoffene Städte reiste und sich mit ihrer Arbeit auch Respekt verschaffte, gelangt sie hier quasi zu „Hinterwäldlern“. Schwäbische Alb das klingt nach Natur und Urlaub – aber auch nach hartem Kampf ums (über)Leben. Und wo das Geld kaum fürs Essen reicht, da ist verständlicherweise kein Platz für den Luxus schöner Fotos – und für neuen Wind gleich gar nicht. Das harte Leben der einfachen Leute wird dabei sehr anschaulich dargestellt. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch heute dort noch Flecken gibt, an denen die Zeit quasi stehengeblieben ist.
Etwas überrascht war ich über das abrupte Ende – nachdem ich mich aber jetzt belesen habe, dass es eine Fortsetzungsreihe ist, kann ich es kaum erwarten, den zweiten Teil zu bekommen.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Nach kleiner Eingewöhnung spannende Story - jedoch mit holprigem Ende

Rachgier
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Nachdem ich schon einige Hörbücher von ValMcDermid gehört habe, hatte ich mich sehr auf dieses neue Buch gefreut. Leider war ich vom Einstieg doch etwas enttäuscht – viele Namen und Dienstbezeichnungen ...

Nachdem ich schon einige Hörbücher von ValMcDermid gehört habe, hatte ich mich sehr auf dieses neue Buch gefreut. Leider war ich vom Einstieg doch etwas enttäuscht – viele Namen und Dienstbezeichnungen machen es dem Hörer etwas schwierig. Ebenfalls sind die Pausen zwischen den einzelnen Tracks/Kapiteln gefühlt zu lang.
Nach diesen anfänglichen Schwierigkeiten findet man sich jedoch in dieses Buch ein. Die Handlung gefällt mir sehr gut – nun ist es ein Buch/Hörbuch, wie ich es von Val McDermid kenne. Ihr gelingt es sehr gut langsam Spannung aufzubauen.
Die berechnende und akribische Vorgehensweise des Täters finde ich abscheulich – unschuldige Frauen zu umgarnen und dann stellvertretend für die, die ihn verletzt hat, zu töten ist schon eine sehr verquere Denkweise. Bei dem übervorsichtigen Vorgehen des Täters ist es übertrieben und lächerlich, womit die Ermittler letztendlich auf seine Spur gebracht werden.
Die Exkurse in private Angelegenheiten der Ermittler sind interessant, sollten jedoch den eigentlichen Fall nicht in den Hintergrund treten lassen. Es sind sehr viele Informationen, so das man nur durch genaues Zuhören bzw. „am Ball bleiben“ den Faden nicht verliert.
Das Ende war für mich enttäuschend. Sowohl wodurch die Polizisten den Täter ermitteln könnten, als auch die Selbstjustiz.
Alles in allem ein nettes Hörbuch, was ich jedoch nicht nochmal ein zweites Mal hören würde.