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Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit Julius dem Troll im Mittelalter

Julius der Troll im Mittelalter
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"Wer im Mittelalter lebte, war nicht zu beneiden. Die meisten Menschen lebten nicht sehr lange, und wurden oft nicht älter als 40 Jahre alt."

Das weiß Julius der Troll zu berichten. Denn er hat sich für ...

"Wer im Mittelalter lebte, war nicht zu beneiden. Die meisten Menschen lebten nicht sehr lange, und wurden oft nicht älter als 40 Jahre alt."

Das weiß Julius der Troll zu berichten. Denn er hat sich für die kleineren Leser auf eine Reise ins Mittelalter begeben und seine Erfahrungen in einem kleinen Büchlein festgehalten. Besser gesagt: er hat Martin Nyenstad schreiben und zeichnen lassen.

Als Ergebnis der Zusammenarbeit können nicht nur der Adel, Ritter, darunter einige berühmte wie König Artus, und ihre Waffen und Kampfspiele kennengelernt werden. Nein, der junge Leser erhält außerdem Einblicke in das Leben auf einer Burg, die Kleidung und das Essen der damaligen Zeit, begegnet Burgfräulein und Bauern.

Julius der Troll hat den Rittereid aufschreiben lassen, dessen Aussage:"Ich gelobe, die Schwachen zu verteidigen... niemals zu lügen..." wohl immer Gültigkeit besitzt. Dann finden sich im Büchlein die Anleitungen zum Bauen eines Schwertes, Nähen von Kleidung und leckere Rezepte und Kinderspiele. Nach erfolgreichem Abschluss (der Ausbildung) des Lesen gibt's von Julius dem Troll eine Urkunde, mit der Jungen zum Ritter und Mädchen zum Burgfräulein gekürt werden.

Julius ist ein fröhlicher Troll, die Bilder sind es auch. Es ist zu sehen, dass sie mit Liebe gezeichnet wurden. Die Texte sind kindgerecht und einfach aufbereitet, offenherzig, manchmal ein wenig burschikos (wenn zum Beispiel die Rede von den Manieren ist, "nicht bei Tisch zu pupsen oder zu rülpsen). Das ein oder andere Mal hätte am Ausdruck gefeilt werden können, um Wortwiederholungen zu meiden. Aber da Martin Nyenstad gebürtiger Däne ist und die Verständigung mit Julius dem Troll bestimmt nicht so einfach war, sei hier ein Äuglein zugedrückt, auch was einige Rechtschreibfehler betrifft.

Denn es hält einen nicht davon ab, beim Lesen des Büchleins Spaß zu haben, weswegen ich es gern weiter empfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Füreinander da sein - Pferdeabenteuer für Groß und Klein

Zwischen Steppe und Sternenhimmel
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Als Pferdefreundin bin ich ab und an auch für Pferdebücher zu haben, die sich ein wenig von den klassischen Mädchen-Pferde-Träumen abheben. So ein Buch ist: "Zwischen Steppe und Sternenhimmel" von Josefine ...

Als Pferdefreundin bin ich ab und an auch für Pferdebücher zu haben, die sich ein wenig von den klassischen Mädchen-Pferde-Träumen abheben. So ein Buch ist: "Zwischen Steppe und Sternenhimmel" von Josefine Gottwald.

Schon bevor man es aufgeschlagen hat, kann man schlicht sagen: Es ist einfach schön! Nicht nur, weil es hochwertig aussieht und gut in der Hand liegt. Das farbige Cover spricht einen sofort an und macht Laune aufs Lesen. Dazu ist der kleine Button/Knopf auf dem Buchrücken ein besonderes Highlight.

Auch ist das Büchlein ausgezeichnet illustriert. Hier sind der Zeichnerin Sandra Mahn wirklich naturgetreue Bilder gelungen, die hervorragend zum Inhalt der Geschichten passen. Dabei finde ich die Entscheidung, die Bilder in schwarz-weiß zu verwenden, angemessen. Denn dadurch bleibt das Augenmerk auf den Geschichten, die von den Bildern ergänzt werden.

Und so kann der Leser in "Freiwild" mit Jack und Jenny auf die Spuren der australischen Wildpferde begeben. Das "Wüstenrennen" macht deutlich, was alles möglich ist, wenn Vertrauen zwischen Pferd und Reiter besteht. "Eisland" entführt uns nach Island, das Land, das mit Geysiren und Geistern zu faszinieren vermag, und mit den robusten Islandpferden. Auch eine Indianergeschichte fehlt nicht, wir begleiten Kleiner Hirsch in die Weiten der Prärie bei seiner ersten "Büffeljagd". In "Kesselflicker" begegnen wir Fiona, die zum fahrenden Volk gehört, dessen Wesen, Lebensart und Gebräuche bei einigen immer noch Vorurteile entstehen lassen. Eine schöne, naturverbundene Geschichte erleben wir auf der "Fohlenalm", die wie der Titel ahnen lässt, in den Bergen spielt. Dramatisch wird es auf der "Fjordstraße", und Olav, das Norwegerpony, zeigt, was in ihm steckt. Zu guter Letzt folgen wir Pilar in ihre spanische Heimat und können uns mit der Tradition der "Stierkämpfer" und einem feurigen Hengst auseinandersetzen.

Die Geschichte zeigen Abenteuer von unterschiedlichen Kindern und Pferden. Wenn man sich zu Beginn vielleicht noch fragt, in welcher Zeit man sich befindet und wie alt die "Helden" sind, spielt es im Verlauf der Geschichten keine Rolle mehr, weil man sich einfangen lässt von der Lebendigkeit...

Josefine Gottwald gelingt es mühelos, den Leser mit diesen kleinen Geschichten zu begeistern. Sie verwendet eine klare, einfache und doch gefühlvolle Sprache, die für den jungen Leser geeignet ist, gleichwohl aber auch den älteren in den Bann zu ziehen vermag. Zudem trägt jede Figur einen in ihrer Heimat gebräuchlichen Namen, so dass sofort erkennbar ist, auf welchem Fleckchen Erde wir verweilen.

Überdies beschränkt sich die Autorin nicht nur auf das Wiedergeben von zum Teil abenteuerlichen und aufregenden Erlebnissen, sie regt ebenso zum Nachdenken an. Wenn sie beispielsweise das Töten von Tieren und die mögliche frühe Heirat eines Mädchens im fahrenden Volk thematisiert. Hierbei überfordert sie gerade den jungen Leser jedoch nicht und lässt ihn nicht traurig und hoffnungslos zurück. Stattdessen haben ihre Geschichten alle einen positiven Nachhall. Unter dem Motto "Wichtig ist doch, jemanden zu haben, der für einen da ist." (Seite 60)

Am Ende bleibt mir nur noch hervorzuheben, dass zusätzlich ein Lesezeichen und ein Poster das Buch ergänzen und dieses so ausgestattete Gesamtpaket zu einem tollen Geschenk für jede(n) Pferdefreund(in) machen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine (Zeit)Reise nach Kastilien

Das Vermächtnis von Granada
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Isaura, eine deutsche Journalistin, hat ihr Leben lang schon Visionen und Träume, in denen sie fremden Gestalten aus vergangener Zeit begegnet. Bislang sträubt sie sich allerdings, sich damit intensiv ...

Isaura, eine deutsche Journalistin, hat ihr Leben lang schon Visionen und Träume, in denen sie fremden Gestalten aus vergangener Zeit begegnet. Bislang sträubt sie sich allerdings, sich damit intensiv auseinanderzusetzen. Vielmehr ist sie mit der Frage beschäftigt, ob sie, nachdem sie von ihrer spanischen Großtante ein kleines Anwesen geerbt und sich von ihrem Ehemann nach dessen Untreue getrennt hat, ihren Lebensmittelpunkt ganz nach Kastilien verlegen soll. Denn da gibt es den Arzt Marco, der für sie tiefe Gefühle hegt, die sie - noch etwas unsicher - erwidert. Als sie mit ihm auf eine Reise geht, um für einen lange fälligen Artikel zu recherchieren, häufen sich die unerklärlichen Ereignisse, bis sie mit einem tragischen Unfall enden: Bei der Erkundung des jahrhundertealten Palastes in Cordoba "sieht" sich Isaura von einem Mann bedrängt, stürzt von einer Balustrade in die Tiefe und verliert das Bewusstsein. Nach ihrem Erwachen muss sie erschreckt feststellen, dass sie sich nunmehr in einer anderen Zeit befindet, nämlich im 15. Jahrhundert. Als Hofdame Teresa lebt sie am Hof der Königin Isabel von Kastilien. Gibt es für sie die Möglichkeit, in die Gegenwart und damit zu Marco zurückzukehren?

Wie bereits im ersten Roman der Trilogie, "Das kastilische Erbe", erzählt Ulrike Schweikert auch in "Das Vermächtnis von Granada" die Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen.

In der Gegenwart erhält der Leser Einblick in das Leben von Isaura, die von Visionen verfolgt wird und mit Marco nach bitterer Enttäuschung eine neue Liebe gefunden hat. Während sie im Koma liegt, begibt sich ihre Seele auf eine Wanderung in die Vergangenheit.

Im Mittelpunkt des historischen Teils steht das kastilische Königreich in den Jahren von 1476 bis 1504. Isabel von Kastilien ist seit zwei Jahren Königin und hat den Anspruch auf die Krone gegen ihre Nichte Juana La Beltraneja gesichert und kann sich nun der inneren Befriedung des Reiches, unter anderem durch die Einführung der Santa Hermandad, einer Polizei- und Militärorganisation, widmen.

Die Jahre sind daneben geprägt von der Wiedererrichtung der Inquisition unter königlicher Kontrolle und dem entschlossenen Vorgehen gegen bekehrte Juden, die im Verdacht stehen, insgeheim noch ihrem früheren Glauben anzuhängen. Außerdem betreibt Isabel planmäßig die Rückeroberung des letzten muslimischen Reiches der Halbinsel. 1491/1492 fällt Granada, die Reconquista ("Rückeroberung") ist beendet. Tausende Muslimen verlassen das Land. Ebenso werden die Juden erfolgreich vertrieben. Beides bedeutet sowohl einen wirtschaftlichen als auch künstlerischen Aderlass.

Ulrike Schweikert liefert eine Fülle an historischem Hintergrund, beschränkt sich jedoch auf wesentliche Ereignisse und weiß diese für den Leser fesselnd aufzubereiten, ohne ihn zu überfordern. Gleiches gilt für die Einführung historisch belegter Personen. Insgesamt entsteht so ein farbenprächtiges Bild einer Zeit, die mit der brutalen Verfolgung und Vertreibung von muslimischen und jüdischen Menschen im Namen des katholischen Glaubens einen grausamen Höhepunkt aufweist.

Ulrike Schweikert ist eine ausgezeichnete Erzählerin. Sie schildert überzeugend, lebendig, bildreich und emotional menschliche Schicksale, schafft glaubwürdige Figuren.

Allen voran beeindruckt Isaura mit ihrer Fähigkeit und ihrem Willen, sich in der Vergangenheit der neuen Situation zu stellen, gleichwohl nicht alles hinzunehmen. Zwischen Hoffen und Bangen versucht sie, ihren Weg auch im kastilischen Königreich zu finden. An ihrer Seite steht eine bemerkenswerte Person: Jimena, deren im "Kastilischen Erbe" begonnene Geschichte nunmehr hier seine Fortsetzung erfährt. Ihr lebhaftes, freimütiges und aufrichtiges Wesen nimmt den Leser von Beginn an für sie ein. Nicht zu vergessen: Isabel von Kastilien. Sie ist eine energische Frau, gebildet und intelligent, tatkräftig, hat Rückgrat und einen festen Willen. Sie kann ausgezeichnet reiten, was ihr bei den vielen Reisen durch das Land zugute kommt. Zwischen Königin und Hofdamen herrscht ein sehr persönlicher, ja freundschaftlicher Umgang. Isabel ist offen gegenüber Meinungen, die auch Bedenken enthalten und zur Mäßigung raten, nur in der Frage des christlichen Glaubens erscheint sie unnachsichtig. Trotz dieser Widersprüchlichkeit hat sie eine außerordentliche Präsenz, der man sich schwerlich zu entziehen vermag.

In der Gegenwart überzeugt Marco besonders durch seinen Zwiespalt, neben wissenschaftlich Belegbarem auch Unerklärliches zuzulassen. Die Seelenwanderung wird im Großen und Ganzen plausibel und nachvollziehbar geschildert, so dass es dem Leser leicht fällt, sich diesem fantastischen Element zu öffnen.

Das Erscheinungsbild des Buches ist äußerst gelungen. Nicht nur das Cover punktet mit einem passenden Blick auf die Alhambra von Granada. Auch die Karte der iberischen Halbinsel um 1480, ein umfangreiches Personenregister und ein geschichtlicher Abriss runden das Lesevergnügen ab. Erwähnt sei, dass "Das Vermächtnis von Granada" durchaus unabhängig vom Vorgängerroman "Das kastilische Erbe" gelesen werden kann und auf Grund seiner tiefgründigen Darstellung der Geschichte und ihrer Protagonisten die Vorfreude auf den Abschluss der Trilogie erhöht.

4,5 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Opfer der Bogins

Das Opfer der Bogins
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Es könnte alles so schön sei. Die Schwarzelbin Ragna Dubh Sùil - genannt Schwarzauge - sitzt in Sithbaile im Verlies. Die von ihr jahrhundertelang versklavten Bogins sind endlich frei. Und Fionn und Cady, ...

Es könnte alles so schön sei. Die Schwarzelbin Ragna Dubh Sùil - genannt Schwarzauge - sitzt in Sithbaile im Verlies. Die von ihr jahrhundertelang versklavten Bogins sind endlich frei. Und Fionn und Cady, die daran nicht ganz unbeteiligt sind, feiern Hochzeit.
Peredur, der Hochkönig ohne Herz, hat seinen Platz auf dem Thron wieder eingenommen und hält die Macht in den Händen, für Frieden in Albalon zu sorgen. Es soll Platz für alle Geschöpfe sein, ob sie nun Elben, Zwerge, Oger, Trolle, Menschen oder Halblinge sind, wo jeder die Grenzen der Anderen respektiert und das Wissen und Können untereinander ausgetauscht wird. Ein hehrer Traum.
Tatsächlich jedoch scheint das große Reich auseinanderzubrechen. Dunkle Mächte sind am Werk und neue Abgründe öffnen sich, die Albalon und seine Bewohner in einen dunklen Strudel reißen, wenn es nicht gelingt, ihnen Einhalt zu gebieten. Da haben nicht nur die Mitglieder der Fiandur, die kämpfenden Schutztruppe Albalons, alle Hände voll zu tun. Letzten Endes sind es wieder die Halblinge, die über sich hinauswachsen und Opfer bringen...

Mit "Das Opfer der Bogins" vervollständigt die Historikerin Prisca Burrows eindrucksvoll die Geschichte ihres Volkes nach der Befreiung aus den Fängen Schwarzauges, ein Jahr nach den Ereignissen in "Der Fluch der Halblinge". Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und schildert von Anfang an detailliert, freimütig und schonungslos die Begebenheiten.

Alles beginnt ruhig und gemäßigt und mit einem beglückenden Ausblick auf die Hochzeit von Fionn und Cady. Doch just an diesem Tag gelingt es der immer noch gefürchteten Ragna "Schwarzauge", aus ihrem Verlies zu entkommen, und vorbei ist es mit der Ruhe und Gemütlichkeit. An verschiedenen Ortes des Reiches schlägt das Böse zu. Und es bleibt wenig Zeit zum Luftholen...

Die wichtigen Protagonisten der Geschichte sind mit Sorgfalt charakterisiert, und der Leser erfährt viel über ihr Wesen, ihre Fähigkeiten und Gedanken, erlebt ihre Entwicklung mit. Doch auch die Nebenfiguren sind mit sicherer Hand gezeichnet. Lediglich die Anzahl der unterschiedlichen Personen überfordert zu Beginn etwas. Aber dank des umfangreichen Personenregister ist eine gute Orientierung möglich. Außerdem lichten sich nach und nach der Nebel und die Reihen. Denn so ein Kampf gegen das Böse ist grausam, blutig und natürlich auch für einige... tödlich. Da beschönigt Prisca Burrows nichts, und das nimmt den Leser für die Geschichte ein.

Manchmal vermag sie es überdies, geschickt vom Geschehen abzulenken. Denn trotz aller Ernsthaftigkeit - schließlich geht es hier um nichts Geringeres als das Schicksal von Albalon - kommt der Humor nicht zu kurz. Da sorgen insbesondere die beiden knuffigen Gesellen, Oger Gru Einzahn und Troll Blaufrost, die wie riesengroße Kinder erscheinen und reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, für den einen oder anderen Schmunzelmoment.

Bis zum überraschenden und fulminanten Ende, das durchaus etwas ausbaufähiger gewesen wäre, ist der Leser gebannt, fiebert mit und hofft, dass sich alles zum Guten wende. Und am Schluss ist er froh, dass Prisca Burrows diese Geschichte von Tapferkeit und Kampfgeist, Liebe und Freundschaft, Vertrauen und Zuversicht, Opferbereitschaft und Herzensgüte für alle aufgeschrieben hat.

Dafür gibt es 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wenn das Glück anklopft

Wenn das Glück anklopft
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Stellt euch vor, ihr habt eines Tages "Rücken", euer Arzt sagt, ihr seid zu dick und ihr solltet dringend abnehmen, also auch etwas für euren Rücken tun.

Dann geht es euch vielleicht wie Milena, 39, seit ...

Stellt euch vor, ihr habt eines Tages "Rücken", euer Arzt sagt, ihr seid zu dick und ihr solltet dringend abnehmen, also auch etwas für euren Rücken tun.

Dann geht es euch vielleicht wie Milena, 39, seit fünf Jahren Dauersingle. Fürsorgliche Mutter zweier Teenager, für die sie die köstlichsten Gerichte zaubert. Milena, die gutmütige Dicke, die ihren Garten liebt und mit einem viel zu großen Herzen lebt (einem, das dem ganzen Rest ihres Körpers entspricht), die darum auch nicht nein sagen kann.

Wenn ihr euch wiedererkennt, kommt ihr am besten gleich mit in die Rückenschule. Ein bisschen Zaudern ist erlaubt, hat Milena schließlich auch getan, solange ihr euch nur überwindet. Denn das kann euer ganzes Leben verändern. So wie bei Milena.

Und Caroline. Die fröhliche Vierfachmutter (zweimal Zwillinge!), die sich überall engagiert, sei es Gemeinde, Schule, Kindergarten, und die dadurch Gefahr läuft, sich von anderen Menschen ausnutzen zu lassen und wegen Erschöpfung zusammenzubrechen.

Oder Ann-Kathrin. Die geheimnisvolle Bibliothekarin, die sich nie in den Vordergrund drängt, kaum ein Wort über sich verliert und die selbst bei den Momenten, in denen sie lacht, von einer Traurigkeit umgeben ist.

Vivien, nicht zu vergessen. Die erfolgreiche Journalistin, die von der Natur mit Schönheit beschenkt wurde, aber so auf Arbeit, Karriere und Erfolg fixiert ist, dass das Leben an ihr vorbeirauscht.

So sieht die Situation aus, als sich die vier Frauen mit anderen in der Rückenschule von Vera treffen. Und erst dort und im Umgang miteinander wird ihnen klar, dass sie um ihre Rückenschmerzen auszumerzen auch ihre Probleme, Ängste und unterdrückten Wünsche in den Griff bekommen und etwas in ihrem bisherigen Leben ändern müssen. Auf diesem Weg zur Selbstfindung werden die vier Frauen Freundinnen, wobei ihre Freundschaft nicht nur einmal auf die Probe gestellt wird, als sie sich mit Geheimnissen konfrontiert und Zweifeln und Misstrauen ausgesetzt sehen.

Kerstin Hohlfeld schreibt erfrischend leicht, doch mit viel Emotionalität und einem Blick ins Innere. Ihre Geschichte um Freundschaft und das Finden eines neuen Lebensgefühls ist unterhaltsam und amüsant, lässt gleichwohl nachdenkliche Töne zu, aber keinen Missklang aufkommen. Sie zieht einen in den Bann und ist herzergreifend, ohne kitschig zu sein.

Ihre Figuren sind aus dem Leben gegriffen und haben neben Freuden auch Sorgen und Nöte, wie sie ein jeder kennt und mit denen man sich identifizieren kann. Sie schleppen so manchen Brocken mit sich herum, der ihnen gar nicht so bewusst ist. Nicht nur die vier Hauptprotagonisten Milena, Ann-Kathrin, Caroline und Vivien sind facettenreich in ihren Charakteren gestaltet. Harmonisch fügen sich auch die Nebenfiguren wie Familienmitglieder der Frauen, Nachbarn und Freunde ein. Besonders sympathisch sind hier die Leiterin der Rückenschulgruppe, Vera, und Elli, Milenas Lauftrainerin.

Vermutlich ist das Buch eher eines für uns Frauen. Es kann wie der Blick in den Spiegel sein: Wir entdecken uns möglicherweise wieder in Milena. In Ann-Kathrin. In Caroline. In Vivien. Oder in Elli. Oder Vera. Vielleicht nur ein kleines bisschen. Jedenfalls macht es Mut, die eigenen Schwächen zu erkennen, sich Problemen zu stellen und auf Stärken zu besinnen. Und "Wenn das Glück anklopft", die Tür zu öffnen.