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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich bin begeistert!

Gefangene der Wildnis 1: Louisa
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Mit diesem Roman, der zum Teil in England, zum Teil in Amerika spielt, begeisterte mich die Autorin über alle Maßen.

Die Geschichte beginnt mit der höheren Gesellschaft in England, und ich fand sie der ...

Mit diesem Roman, der zum Teil in England, zum Teil in Amerika spielt, begeisterte mich die Autorin über alle Maßen.

Die Geschichte beginnt mit der höheren Gesellschaft in England, und ich fand sie der Handlungszeit (1846) entsprechend gut dargestellt.
Wer gar nicht in diese Gesellschaft passen wollte war Louisa, die weibliche Hauptfigur des Romans. Für diesen Stilbruch habe ich sie geliebt, doch es sollte zwischenzeitlich eine Hassliebe werden, denn auch wenn ich ihren Sturkopf mochte, so sollte man wissen wo die Grenzen liegen. Das wusste Louisa leider zunächst nicht, was großes Unheil heraufbeschwor.

Später, auf der Überfahrt nach Amerika und in Amerika selbst, jammerte sie auf sehr hohem Niveau und kehrte eine Arroganz heraus, die ich nicht verstehen konnte. Nun war es ihre Schwester, der meine ganze Sympathie zukam, auch wenn sie nur eine Nebenrolle bekleidete. Doch durch ein entscheidendes Ereignis sollte sich Blatt wieder wenden. Hier stockte mir fast der Atem, denn auch wenn ich Louisa zu diesem Zeitpunkt nicht besonders mochte, machte sie Erlebnisse, die ich ihr nicht gewünscht hätte.

Man bewegt sich in diesem Buch allerdings nicht nur in der Welt der englischen, hohen Gesellschaft und deren Auswanderer, die in Amerika ihr Glück versuchen wollten, sondern es geht auch um die native Americans, die Indianer.
Obgleich mich der erste Teil des Buches schon begeistert hat, wurde ich von diesem zweiten Teil komplett mitgerissen.
Wie die Autorin die Indianer beschreibt, ihre Lebensweisen und ihr Wesen kennzeichnet, ihre Ängste und Hoffnungen darstellt, das alles zeugt von einer großen Kenntnis durch gute Recherche. Alles klingt durchweg glaubhaft und nachvollziehbar.
Sehr fühlbar fand ich auch die Veränderung des Schreibstils. War er im ersten Teil noch etwas straffer, steifer, härter und wurde damit der englischen Gesellschaft in wunderbarer Weise gerecht, so war jetzt ein Wandel zur Weichheit zu erkennen. Hier kam meines Erachtens nach die Liebe zum Ausdruck, die die Autorin in diesen zweiten Teil gesteckt hat. Ein Grund mag die romantische Seite des Romans sein, die hier erst richtig hervorkommt, denn mit Jaques kommt eine weitere, wunderbare Hauptfigur hinzu, die sich nicht so leicht in eine Schublade pressen lässt. In der Hauptsache war es aber wohl eher das Schicksal der Indianer, dass mit einigen historischen Fakten unterlegt und durch Andeutungen und die Romanhandlung veranschaulicht wurde. Wenn man von Herzblut sprechen kann, dann ist es wohl hier geflossen.
Beide Teile, so unterschiedlich sie auch waren, ergänzten sich hervorragend und zeichneten ein gutes, vielschichtiges Bild der damaligen Verhältnisse.

Gabriele Ketterl hat einen wunderbaren Roman geschaffen, der in verschiedenster Art und Weise zu Herzen geht. Eine historische Romantasy, die glaubhaft ist und mich durchweg in den Bann gezogen und begeistert hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eindrücklich, authentisch, lesenswert!

My take on me
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Im Nachhinein betrachtet, könnte wohl kaum ein Buchtitel passender sein als dieser.
Morten Harket, Frontman der Band AHA, beschreibt und berichtet über ein Teilstück seines Lebensweges, an dessen Ende ...

Im Nachhinein betrachtet, könnte wohl kaum ein Buchtitel passender sein als dieser.
Morten Harket, Frontman der Band AHA, beschreibt und berichtet über ein Teilstück seines Lebensweges, an dessen Ende er lernte sich selbst und sein Leben anzunehmen.

Das Buch beginnt und endet mit dem Konzert in Rio, doch im ersten Kapitel springt er zusätzlich noch etwas weiter zurück.
Diese kurze Rückbetrachtung (zwei Jahre vor Rio) machte mich sehr nachdenklich. Sie gab einen Eindruck davon wieder, welche Auswirkungen das Showbiz, und alles was damit zusammenhängt, haben kann. Unwillkürlich kamen mir andere Stars in den Sinn, denen es vermutlich ebenso ergangen sein dürfte, und ich fragte mich, ob die Sensationslust so etwas rechtfertigen darf.

Doch von diesen kurzen, wenn auch eindrücklichen Ausflügen abgesehen, beschreibt Morten Harket sein Leben. Von der glücklichen, unbeschwerten Kindheit, über Schulzeit, die nicht immer so unbeschwert war, bis hin zu seinen Erfahrungen, die er mit verschiedenen Bands machen durfte, bis er schließlich bei AHA ankam. Manchmal spielte auch der Zufall mit…
Es gab, wie wohl bei jedem Menschen, Höhen und Tiefen zu verkraften, es gab schöne und unschöne Erfahrungen. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, dass dieses Buch eine Abrechnung darstellt. Vielmehr ist es eine Selbstreflexion mit der letztlichen Erkenntnis, dass er nun im Leben angekommen ist. Er beschreibt das sehr schön mit den Worten „An jenem Abend in Rio wurde ich erwachsen.“ (S. 256), da war er 31 Jahre alt.
Leider endet das Buch mit diesem Konzert in Rio. Ich hätte gerne aus seiner Sicht erfahren, was dann noch geschah, wie sein Leben weiter ging und heute aussieht. Er ist viel mehr als der angehimmelte Frontmann, der er nie sein wollte. Doch wie er selber schreibt, hätte das den Rahmen dieses Buches gesprengt.

Eindrücklich, authentisch, lesenswert!