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Veröffentlicht am 13.06.2022

Gift und Galle - spannend!

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Glück der Kinder (Hafenärztin 2)
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Im zweiten Band der Hafenärztin-Reihe wird abwechselnd erzählt, wie es Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt geht und was sie gerade erleben. Helene macht ein Lehrerinnen-Praktikum in den ...

Im zweiten Band der Hafenärztin-Reihe wird abwechselnd erzählt, wie es Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt geht und was sie gerade erleben. Helene macht ein Lehrerinnen-Praktikum in den Auswandererhallen auf der Veddel. Anne ist dort als Ärzte-Urlaubsvertretung tätig, zusätzlich zu der Arbeit in ihrer eigenen Praxis. Auf der Veddel häufen sich plötzlich Krankheits- und Todesfälle, was Anne (entgegen dem, was im Klappentext steht) stutzig macht. Nein, nicht die Cholera geht um, sondern Gift.

Berthold hat nicht wirklich viel zu tun in der Arbeit, bzw. findet er seine letzten Fälle alle zu unspektakulär, da sie innert Tagen leicht zu lösen sind. Als her mitten in der Nacht zu einem Tatort gerufen wird, ändert sich das schnell, denn das, was in der Wohnung des Opfers gefunden wird, ist gefährlich interessant. Und natürlich - das merken die Leser*innen sofort - könnte das Gefundene etwas mit den Vorgängen in den Auswandererhallen zu tun haben.

Nun greifen die drei Erzählstränge immer mehr ineinander. Bis es soweit war, dauerte es ein wenig, aber das lang sicher nur an meiner Ungeduld. Je mehr die Ermittlungen fortschreiten, verdächtigen sich fast alle Protas gegenseitig, bis endlich das klärende Licht auf die Fälle geworfen wir.

Henrike Engel legt mit "Das Leben für das Glück der Kinder" ab dem zweiten Drittel einen sehr spannenden historischen Kriminalroman vor. Dieser zweite Band ist genau nach meinem Geschmack und mehr noch als der erste Band ein "richtiger" Krimi. Wer aber gerne "nur" historische Romane liest, wird dennoch nicht enttäuscht, denn die Autorin baut auch hier wieder viel Wissenswertes aus der damaligen Zeit mit ein. Henrike Engel bietet Auswandererschicksale, die einem nahe gehen und das Aufkommen von Fernsprechgeräten, die eine schnelle Kommunikation einfacher machen, an. Sie erzählt aber auch von gewalttätigen Frauengruppen und beschreibt gegen Ende eine mit Pausen gespickte, dennoch oder gerade deshalb, spannende Verfolgungsjagd.

Da man die Protagonisten bereits aus dem ersten Band kennt, ist man als Leser nicht nur gespannt, wie der Fall aufgelöst wird, sondern auch wie sie sich entwickeln. Besonders bei Helene, die sich im ersten Band Freiheit in ihrer Berufswahl erkämpfte, ist deutlich eine Entwicklung zu sehen, plötzlich stehen ihr mehrere Möglichkeiten offen und sie denkt weiter. Anne muss sich mit ihrer Familie auseinander setzen, wobei sie meiner Meinung nach weniger Vorurteile haben und definitiv mehr nachhaken sollte. Berthold weiss mit den Geistern seiner Vergangenheit besser umzugehen als noch im ersten Band und ist auf gutem Wege mit dieser abzuschliessen und offen für die Zukunft zu sein.

Am Ende blieben für mich einige Fragen zu dem gefundenen Gegenstand und zu den Todesfällen auf der Veddel, wie auch zu bestimmten Briefen, die immer noch ungelesen in einer (zum Glück) anderen Schublade als bisher liegen, offen, aber ich gehe stark davon aus, dass sich im nächsten Band dann alles geschmeidig auflöst.

Nach einem Blick auf den Klappentext des dritten Bandes, wird auch dieser sicher wieder mega interessant werden. Meine Vorfreude ist jedenfalls gross.

Fazit: Ein sehr spannender zweiter Band, in dem es ab dem zweiten Drittel temporeich vorwärts geht.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Krimi, Kunst und Pastis

Schatten über Saint-Tropez
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Ich wollte schon lange mal einen Krimi von Sabine Vöhringer lesen, schaffte es jedoch nie. Als ich gesehen habe, dass die Autorin nun bei Goldmann eine neue Reihe veröffentlichen wird und diese erst noch ...

Ich wollte schon lange mal einen Krimi von Sabine Vöhringer lesen, schaffte es jedoch nie. Als ich gesehen habe, dass die Autorin nun bei Goldmann eine neue Reihe veröffentlichen wird und diese erst noch in Frankreich angesiedelt ist (ich liebe Frankreich-Krimis!), dachte ich, dies ist der richtige Zeitpunkt um mit dem Auftakt in diese Reihe zu starten.

Vöhringers Ermittlerin ist die Journalistin Conny von Klarg. Ganz frisch arbeitet sie bei einem Reisemagazin, welches Conny nach Saint-Tropez schickt um dort ihren ersten Artikel zu schreiben. Geplant ist, dass Conny im Hotel ihres Mutterersatzes Simonette Bandelieu unterkommt, das Leben mit ihr und den Verwandten geniesst und dabei ihren Artikel locker vom Hocker wie nebenbei schreibt. Doch bereits die Ankunft ist nicht so, wie sich Conny das ausgemalt hat. Die Rezeption verwaist - kein Pastis, der auf sie wartet.

Conny erfährt, dass Simonette in Untersuchungshaft gesteckt wurde, weil sie verdächtigt wird, den Milliardär und Kunstmäzen Henri Moreau erstochen zu haben. Conny ist sich sicher, dass Simonette unschuldig ist und versucht Bekannte über den Fall auszufragen und beginnt daraufhin zusammen mit Simonettes Partner Jaques zu ermitteln.

Immer wieder kommt Simonette, bzw. ihre Gedanken, zum Zuge, wobei man erfährt, dass vor 40 Jahren etwas geschehen sein muss, das aus dem Ruder lief. Doch was genau, bleibt bis zum Ende unklar. Klar ist aber schnell, dass der aktuelle Fall etwas mit den Geschehnissen in der Vergangenheit zu tun haben müsste. Oder doch nicht?

Es wird viel erklärt und erzählt in der ersten Hälfte, was zwar hilfreich für die Handlung ist, die Spannung bleibt dabei aber auf der Strecke. Die gibt es erst nach dem zweiten Drittel, dafür dann aber richtig viel.

Der Mordfall ist geschickt geplottet und eigentlich war es ein recht interessanter Fall, der uns Leser in die Kunstszene mitnimmt.

Die vielen Rückblicke aber ermüdeten, Simonette blieb mir zu stumm, das Aufdröseln der Beziehungsgeflechte von so ziemlich allen Beteiligten war vertrackt und wiederholte sich zu oft. An Connys Stelle hätte ich nicht mehr gewusst, wem ich trauen könnte und wem nicht.

Auch die Beziehung von Conny und Felix finde ich recht kompliziert. Dadurch, dass alle anderen Beziehungs- und Familienverhältnisse auch nicht einfach sind, war mir das ein Tick zu viel. Deshalb wünsche ich mir für Connys zweiten Band einen aktuellen Fall, der nichts mit der Vergangenheit und auch nichts mit ihrer Familie zu tun hat.

Man spürt, dass sich die Autorin in Südfrankreich auskennt. Vöhringer gibt die Atmosphäre wunderbar wieder, so dass man Lust hat, sich ins Maison des Pêcheurs zu setzen und einen Pastis zu trinken. Natürlich erst, nachdem Conny dem Lärm den Garaus gemacht hat.

Fazit: Wer Kunst und Krimis liebt, der sollte unbedingt einen Blick auf "Schatten über Saint-Tropez werfen.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Schöner Schauplatz

Das Glück schmeckt honigsüß
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In "Das Glück schmeckt honigsüss" wird die Geschichte von Lena, die, um die Beerdigung ihrer Grossmutter vorzubereiten, zurück auf die Hallig Hooge fährt, erzählt. Vor Jahren hat Lena mit ihren Eltern ...

In "Das Glück schmeckt honigsüss" wird die Geschichte von Lena, die, um die Beerdigung ihrer Grossmutter vorzubereiten, zurück auf die Hallig Hooge fährt, erzählt. Vor Jahren hat Lena mit ihren Eltern die Insel verlassen, ihre Mutter im Streit mit der Grossmutter, Lena selbst total enttäuscht von ihrem damaligen Freund Jacob.

Seither liess sich Lena nicht mehr auf der kleinen Insel blicken, obwohl sie ihre Grossmutter gerne öfters besucht hätte. Aktuell ist Lena in ihrem Leben in der Stadt nicht glücklich, ihre Beziehung zu Mats steht auf der Kippe, nur die gemeinsame Schreinerei hält sie noch dort. Auch wenn Lena trauert, tut ihr die Ruhe auf der Hallig Hooge gut. Doch dann steht sie Jacob gegenüber, der wie sie einen Teil des Hauses geerbt hat. Auch jetzt reagiert sie ihm gegenüber hart. Jacob versteht nicht, wieso sie damals einfach abgereist ist und sich nicht mehr bei ihm gemeldet hat.

Gut versteckt hat Persephone Haasis in ihre Geschichte zudem ein Geheimnis ihrer Grossmutter, die für wenig Würze gesorgt hat. Von mir aus hätte man da noch mehr draus machen können, noch mehr nachsalzen sozusagen, denn Lena nimmt die ersten Spuren davon sehr gelassen auf und auch Jacob sagt nichts.

Diese Würze war meiner Meinung nach bitter nötig, denn Lenas und Jacobs Story und all die Begebenheiten auf der Hallig Hooge sind zwar schön erzählt, aber trotz aller Beschreibungen der wundervollen Gärten und Wiesen, dem Bienensummen überall, dem tollen Meerblick und den immer mal wieder erfrischende Windhauch, fehlte mir im Roman das gewisse Etwas.

Mir haben die ersten beiden Romane der Autorin viel besser gefallen, besonders die "Küsse im Aprikosenhain" - dagegen ist diese Geschichte hier ziemlich blass. Ich konnte den beiden Protagonisten auch nicht abnehmen, dass sie sich nie ausgesprochen haben. Zumindest über die Grossmutter hätte da mal ein Wink kommen können. Eine gute Idee aber waren die zwischen den Kapiteln stehenden Mailentwürfe. Mails, die Lena und Jacob einander schicken wollten, aber nie abgeschickt wurden.

"Das Glück schmeckt honigsüss" liest sich flüssig und überzeugt mehr durch den sehr schönen Schauplatz und der gut eingefangenen Atmosphäre als über die Handlung. Auf jeden Fall lernt man etwas über Bienenhaltung dazu.

Fazit: Ein ruhiger Roman mit Schwächen in der Handlung, der mit seinem Schauplatz auf der Hallig Hooge aber trotzdem für gemütliche Lesestunden sorgt.
Knappe 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Von einem Extrem ins andere

UN-VERHÜLLT
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Ich schaue selten Netflix, aber als ich von "mein unorthodoxes Leben" hörte, schaute ich mir die erste Staffel an. Da die Folgen anders als erwartet waren, nahm ich mir vor Julia Haarts Buch zu lesen, ...

Ich schaue selten Netflix, aber als ich von "mein unorthodoxes Leben" hörte, schaute ich mir die erste Staffel an. Da die Folgen anders als erwartet waren, nahm ich mir vor Julia Haarts Buch zu lesen, denn ich war neugierig, ob sie hier endlich ihre echte Geschichte erzählt oder ob es bei oberflächlichen Plaudereien bleibt, wie man sie in der Staffel nur zu oft gehört hat. Ich war gespannt, ob Fragen, die bei der Sendung offen bleiben, im Buch beantwortet werden - ja, das werden sie zum Teil. Aber vieles wird am Ende auch übergangen.

Von der Tellerwäscherin zur Millionärin - der alte amerikanische Traum - ungefähr so kann man Julia Haarts Leben überschreiben. Die Show will uns glauben lassen, dass Julias Weg von einem armen streng orthodox aufgewachsenen Mädchen zur berühmten Modedesignerin und ihr Ausstieg aus dem engen religiösen Umfeld sehr hart waren.

Doch beim Lesen merkt man schnell, dass nicht alles so extrem war, wie Julia es uns glauben lassen wollte. Sie verbrachte nämlich bis zum Alter von 6 Jahren eine ganz normale Kindheit und erst später wurde ihr Leben eingeschränkter. Ihre Eltern flüchteten aus der UdSSR nach Rom, als sie drei Jahre alt war. Von dort ging es in die USA, wo die Eltern langsam fromm wurden. In ihren Anfangsjahren in den Staaten hatten sie Kontakte zu sehr reichen Leuten, sogar auf ihrer ersten jüdischen Schule wurde Designerkleidung getragen. Erst etwa mit 12 wurde ihr Umfeld enger und danach auch Julia so richtig frum.

Davon und auch von ihrer Hochzeit mit 19 und den anschliessenden Jahre erzählt die erste Hälfte des Buches. Darin ist auch gut erklärt, was Gebote und was Verbote sind - die enorm einschränkenden Verbote sind eine zusätzliche Auflastung. Pragmatisch erzählt Julia, wie schwer es ist, sich an alle Verbote zu halten, also quasi alles zu tun, aber doch nie züchtig genug zu sein in der fundamentalistischen Welt. Der Alltag dort war sicher nicht einfach, insbesondere auch was die Bildung der Frauen betraf. Dies schildert Julia Haart ausführlich, als Leserin fühlt man mit ihr in vielen Situationen mit.

Positiv herauszuheben ist auch, dass alles chronologisch erzählt wird, das macht es einfach ihrer Geschichte zu folgen. Denn für einige Leser kommen vielleicht zu viele jüdische Begriffe vor, von daher ist wenigstens der chronologische Ablauf einfach gehalten.

Die zweite Hälfte des Buches dreht sich um ihr Leben in der neuen Welt - aber nicht in einer normalen Welt, sondern in einer Luxus-Welt. Es geht um ihr Business, um Dating, Sex und um Geschäftspartner, denen sie besser nicht getraut hätte. War es fehlende Menschenkenntnis oder an was lags? Könnte es sein, dass sie sich schon immer ein wenig zu wichtig nahm? Ihr Motto lautet "Dreistigkeit siegt" und "Starker Wille gleich Erfolg" - und das spürt man durch die Zeilen, denn auch wenn sie es anders wahrnimmt, kommt ihr Verhalten sehr narzisstisch rüber.

Anders als man es sich nach dem Gehörten aus der Sendung vorstellte, verlässt sie nämlich nicht eines Tages mit Sack und Pack ihr Haus und ihre Gemeinschaft und sucht sich woanders eine Wohnung und einen Job. Nein. Während einem Abendessen in Manhattan, wo sie sich oft mit Freundinnen in koscheren Restaurants traf, kriegt sie ein Job-Angebot, sie könne Schuhe für eine neue Firma entwerfen. Erst dann "geht" sie. In Folge lebt sie in der Stadt in Hotels und arbeitet an ihrer Schuhkollektion, und fährt zum Sabbat oder auch sonst immer mal wieder zurück nach Monsey. Ihr Mann und sie hatten ein grosszügiges Arrangement. Im Buch gibts aber kein Wort dazu, wie sie sich ihr Leben in der Stadt finanzierte, man nimmt also an, dass ihre Investoren auch ihren Lebensunterhalt finanziert haben. Über ihre Integration in die "reale" Welt wird leider sehr wenig erzählt - es ist mehr ein "vom kinderreichen Haushalt zum Luxushotel", dazwischen gibts nicht viel.

So gesehen führte sie tatsächlich eher immer ein unorthodoxes Leben - nämlich eins, wo Geld nie oder nur selten Mangelware war. Sie war nicht gefangen und konnte spätestens, nachdem sie aus Atlanta zurück kehrten, sich problemlos mit ihren Freundinnen in Manhattan in koscheren Restaurants zum Essen treffen. Das, was überall so aufgebauscht wird, dass sie Versicherungen verkaufte, war nur eine kurze Episode und und passierte viele Jahre bevor sie ihre Gemeinschaft verliess. Sie trug auch zu ihrer streng orthodoxen Zeit immer 12cm Absätze, sie fiel damals also schon auf.

Der allererste Hosenkauf oder der erste Cheeseburger in ihrem Leben - das sich das wie eine Sünde anfühlte, das fand ich gut und glaubhaft erzählt, ich hätte mir mehr davon gewünscht anstatt dem ganzen Luxus-Setting. Aber wahrscheinlich kennt Julia es gar nicht anders, für sie gibt es anscheinend nur das strenge Leben in Monsey oder eben Luxus.

Das Buch endet, als sie zu La Perla wechselte und ist ziemlich abrupt zu Ende. Damals jettete sie zwar schon von Fashion Week zu Fashion Week, aber hatte noch nicht wirklich Erfolg - nur viele Geldgeber - deshalb wäre es interessant gewesen, auch noch die letzten Jahre von La Perla zu EWG mitzubekommen. Erst dachte ich, dass es vielleicht einen zweiten Band geben wird, aber mittlerweile denke ich, dass sie diese letzten Teile nicht veröffentlichen wollte oder durfte, da Julia aktuell auf ihre Scheidung von ihrem zweiten Ehemann wartet und von ihm, bzw. von der EWG, entlassen wurde.

"Un-Verhüllt" ist der Bericht einer Lebensgeschichte einer wohl narzisstischen Frau, zwar interessant, aber schlussendlich doch nicht so krass wie Julia das gerne wahrhaben möchte. Ich möchte Julias Lebensgeschichte nicht schmälern, aber interessanter und sicher viel glaubhafter wäre ein Bericht einer ultraorthodoxen Frau, die auch vollständig in diesem Umfeld aufgewachsen ist und nicht in Geld schwimmt und ihren Weg raus aus der engen Gemeinschaft wirklich von Null auf erarbeiten musste, was bei Julia nicht der Fall war. Nicht nur die TV-Staffel ist ein Reality-Format mit viel Blingbling, auch im Buch ist einiges davon enthalten.

Fazit: Von einen Extrem ins andere Extrem - eine beschönigt klingende Lebensgeschichte zwischen Langarmshirts mit Rundhalsausschnitt und knapp sitzenden Tops ohne Träger.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 02.06.2022

Clever ausgetüftelter Fall

Tod in Rimini
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Paolo hat sich entschieden: als Geschäftspartner von Lucia, die das Restaurant führen wird, das Hotel seines Bruders in Cervia zu renovieren und Hotelier zu werden. Doch noch immer (oder wieder? Ich dachte, ...

Paolo hat sich entschieden: als Geschäftspartner von Lucia, die das Restaurant führen wird, das Hotel seines Bruders in Cervia zu renovieren und Hotelier zu werden. Doch noch immer (oder wieder? Ich dachte, die zwei waren am Ende des ersten Bandes bereits per Du) siezen sie sich und geraten sich immer mal wieder in die Haare.

Lucia verlangt für ihre Dolmetscherdienste, dass Paolo sie zu einem Konzert eines jungen, aufstrebenden Tenors nach Rimini begleitet. Lucias beste Freundin Chiara ist seit einigen Wochen mit Lysandro Caruso zusammen und hat Lucia und Paolo zu dessen Konzert eingeladen, mit anschliessendem gemeinsamen Nachtessen. Dieses verläuft sehr chaotisch, doch Paolo konnte sich ein Bild von Lysandro machen - was gut war, denn tags darauf lebt der junge Tenor nicht mehr und Chiara wird höchst tatverdächtig in Untersuchungshaft genommen.

Auf Lucias Wunsch hin beginnt Paolo zu ermitteln, sein Ruf eilt ihm voraus, was es ihm ein wenig einfacher macht, denn die Polizei ist ganz zufrieden mit ihrer Verdächtigen und sucht nicht weiter. Paolo kommt an seine Grenzen - und Streit mit Lucia gibts obendrauf, obwohl er sich so viel Mühe gibt.

Meine Schulkollegen, die früher jeden Sommer nach Rimini fuhren, würden sich sicher sehr wohl fühlen in diesem Krimi. Anschaulich beschreibt Dani Scarpa die Gegend, durchzogen von Paolos Erinnerungen an seine Kindheit, in der er selbst mit seiner Familie die Sommerferien in Rimini verbrachte.

Der Fall überzeugt und auch wenn ich bereits einen Anfangsverdacht hatte, ist dieser zweite Band spannend genug, denn man überlegt sich trotzdem, ob nicht doch die eine oder andere Person Täter gewesen sein könnten. "Tod in Rimini" hat sich der Autor sehr gut ausgedacht, ein clever ausgetüftelter Mordfall mit vielen Details, der Paolo aber zu lösen vermag.

Fazit: Unterhaltsamer Italien-Krimi, bei dem man öfters mal schmunzeln muss, aber auch einen interessanten Fall vorgelegt bekommt.
4 Punkte.

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