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Veröffentlicht am 21.10.2022

Detaillreiches Fachwissen

Die letzten Geheimnisse des Orients
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Mit seinem neuen Buch "Die letzten Geheimnisse des Orients" bereist der Nahostexperte Daniel Gerlach antike Stätten im Orient und bringt durch sein profundes Fachwissen den Lesern diese oft sagenumwobenen ...

Mit seinem neuen Buch "Die letzten Geheimnisse des Orients" bereist der Nahostexperte Daniel Gerlach antike Stätten im Orient und bringt durch sein profundes Fachwissen den Lesern diese oft sagenumwobenen Orte näher.

Von Tunesien, Kairo, Petra, Jerusalem Babylon, Amara, Harran, Antakya, Ephesus, Istanbul und einigen weiteren Stätten weiss er viel Interessantes zu berichten. Dabei benutzt er viele einprägsame Vergleiche aus heutiger Weltsicht, die den Text auflockern.

Detailreich berichtet Gerlach über religiöse Minderheiten wie zum Beispiel die Drusen oder Zoroastrier, aber auch über antike Mysterienkulte wie der des Mondgott Sin. Er holt oft aus, um den Hintergrund der nachfolgenden Begebenheiten zu erläutern, was die Lektüre noch bedeutender macht.

Diese Reise zu den Spuren der drei Weltreligionen gefiel mir sehr gut. Am liebsten hätte ich bei jedem Kapitel Sekundärliteratur hinzugezogen, um das neue Wissen zu festigen und anderes zu repetieren. Doch dann wäre ich wohl monatelang dran gesessen. Deshalb meine Empfehlung: einmal durchlesen und danach die einzelnen Kapitel nach Wunsch noch selbst vertiefen.

Fazit: Ein empfehlenswertes Buch für alle Archäologie-, Geschichte- und Religionsliebhaber!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 20.10.2022

Weiter so?

Die Freischwimmerin
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Vor vielen Jahren hab ich die Bücher von Preethi Nair sehr gerne gelesen, weshalb ich ihren neuesten Roman auch lesen wollte. Wie ihre früheren Leserinnen ist auch die Autorin älter geworden, weshalb ihre ...

Vor vielen Jahren hab ich die Bücher von Preethi Nair sehr gerne gelesen, weshalb ich ihren neuesten Roman auch lesen wollte. Wie ihre früheren Leserinnen ist auch die Autorin älter geworden, weshalb ihre "jüngste" Protagonistin auch nicht mehr so jung ist, wie jene in den älteren Büchern.

Anhand ihres 40jährigen Hochzeitstages, bei der ein grosses Fest für sie organisiert wird, inklusive Zeremonie im Tempel, die sie nie hatte, fragt sich die 59jährige Bhanu, ob sie ehrlich aus ganzem Herzen diese Zeremonie durchstehen kann und sie damit ihr Ehegelöbnis erneuern will. Während dies für ihren Mann, der öfters fremdging, kein Problem darstellt und er wohl ohne mit der Wimper zu zucken mitmachen würde. Doch Bhanu trauert ihrem Leben und den damit verbundenen Möglichkeiten nach.

Nach diesen ersten Überlegen erzählt sie ihr Leben von Anfang an bis zu dem Punkt, an dem sie kurz vor der Zeremonie steht.

Man versteht wie Bhanu so wurde wie sie ist. Eine indische Frau, die ihre indischen Traditionen lebt, obwohl ihr diese selbst oft zuwider waren. Sie hat alles geschluckt, nicht nur 40, sondern 59 Jahre, also ihr ganzes Leben lang. Doch nun ist der Zeitpunkt an dem sie nicht mehr kann und sie weiss, dass sie sich nun entscheiden muss, wie sie die verbleibenden Jahre verbringen will.

Bhanu trauert auch ihrer vergangener grosser erster Liebe nach. Immer noch ist diese Hoffnung in ihr, dass ihr Leben mit dem anderen glücklicher verlaufen wäre und vielleicht, wenn sie sich nur trauen würde, es auch jetzt endlich zum Happy End kommen könnte - nicht nur in ihren Selbstgesprächen mit ihm, ihr geheimes inneres Parallelleben sozusagen. Statt eben jenem Happy End, ist sie seit 40 Jahren mit ihrem Ehemann zusammen. Diese jahrzehntelange Beziehung forderte sie heraus, mittlerweile sind sie im besten Falle noch Freunde. Ihr wurde übel mitgespielt, Bhanu liess es geschehen. Sie versteckt sich seit jeher und sagt nichts, geht nicht aus sich raus, sagt ihre Meinung nicht, nur um andere nicht zu verschrecken oder noch böser werden zu lassen.

Bhanus Verhalten liefert viele Denkanstösse. Preethi Nair zeichnet Bhanus Leben akkurat nach, so dass man als Leserin ihre Verhaltensweise teilweise verstehen kann, viele Entscheidungen aber nicht. Bis zum Ende bleibt es nicht nur für die Leserinnen, sondern auch für Bhanu offen, wie es weitergeht. Es ist eine ruhige Geschichte, deswegen nicht uninteressant und bietet einen Einblick in die indische Kultur, bzw. in jene der Inder, die nach Grossbritannien eingewandert sind.

Einzig die Szenen in Tansania hätten für mich irgendwo sein können, dort fühlte ich mich noch immer wie in Indien, denn aufgrund der Beschreibungen waren diese Szenen irgendwie staatenlos.

Fazit: Ein Roman über eine Inderin, die immer eine Aussenseiterin war und es doch allen recht machen wollte.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Todesengel auf Gerechtigkeitssuche

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von der neuen Krimi-Reihe von Pierre Martin halten soll. Wie "Madame le Commissaire" ist "Monsieur le Comte" super ausgebildet und braucht seine speziellen Fähigkeiten ...

Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von der neuen Krimi-Reihe von Pierre Martin halten soll. Wie "Madame le Commissaire" ist "Monsieur le Comte" super ausgebildet und braucht seine speziellen Fähigkeiten aber nur in gewissen Situationen. Viel mehr als an die Kommissarin - die übrigens einen kurzen Gastauftritt hat - erinnert mich Lucien an Yann Solas Perez, auch Restaurantinhaber aus Leidenschaft, aber sein Hauptjob ist ein anderer. Perez ist Schmuggler, Monsieur le Comte Lucien de Chacarasse Auftragskiller.

Zumindest wenn es nach seinem Vater und seinem Onkel Edmond geht. Lucien hätte nie gedacht, dass der erste Auftrag so kurz nach dem Tod seines Vaters eintrifft. Denn töten will er nicht, so viel steht fest. Wie er diesen und auch die folgenden Aufträge managt, erleben die Leser und Leserinnen hautnah und unterhaltend mit. Mental unterstützt wird Lucien von der Haushälterin Rosalie, tatkräftig von Sekretärin Francine.

Nur mit dem ungeliebten Onkel Edmond läuft es nicht so gut. Der scheint an der Familientradition festzuhalten, kein Wunder, denn Edmond kassiert ordentlich ab. Doch auf den letzten Seiten gelingt es Lucien Edmond zu zeigen, dass mit ihm nicht zu spassen ist und man ihn nicht unterschätzen sollte.

Bis dahin ist "Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens" ein mal etwas anderer, skurriler und sehr unkonventioneller Krimi, angesiedelt in Villefranche in der Nähe von Nizza an der Côte d'Azur. Ein Krimi, bei dem es nicht um die Auflösung von Straftaten geht, sondern um die Vermeidung derselbigen - im besten Fall so gelöst, dass die bösen Auftraggeber selbst bestraft werden.

Monsieur le Comte Lucien ist auf seine Art sympathisch, manchmal leicht abgehoben und im Grundsatz einfach ein Mann, der trotz perfekter Kinderstube und durchaus mit genügend Misstrauen ausgestattet, den Reizen schöner Frauen nicht widerstehen kann.

Die vielen "Aufträge" machen den Krimi sehr abwechslungsreich und schön schwarzhumorig. Wer nicht zum Schmunzeln kommt, ist selber schuld. Doch ich frage mich, wie Lucien dem Familienmotto in den nächsten Bänden treu bleiben kann. Lucien ist ein Todesengel auf Friedensmission, bzw. auf Gerechtigkeitssuche. So wie die Fälle hier ablaufen kann es nicht reihenweise weitergehen, sonst würde es schnell langweilig. Für zwei Bände kann es so funktionieren, aber ich frage mich, ob Pierre Martin auf diese Weise die Leserschaft auf längere Sicht bei der Stange halten kann. Deshalb bin ich auf die nächsten zwei Bände gespannt.

Fazit: Töten oder nicht, das ist hier die Frage. Lesen oder nicht, hingegen keine. Das Vergnügen diesen ersten Band zu lesen, sollte man sich gönnen.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Schöne Herbstlektüre

Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands
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Nach dem Tod ihrer Mutter wird Amely von Maighread nach Callwell geholt, damit sie sich bei ihnen erholen kann. Langsam geht es ihr wieder besser, doch sie kann sich nicht vorstellen, jemals wieder Wolle ...

Nach dem Tod ihrer Mutter wird Amely von Maighread nach Callwell geholt, damit sie sich bei ihnen erholen kann. Langsam geht es ihr wieder besser, doch sie kann sich nicht vorstellen, jemals wieder Wolle zu färben. Zurück in ihr altes Leben möchte sie auch nicht. Für eine Beziehung mit Peter fühlt sich Amely auch nicht bereit, obwohl jeder sieht, dass die beiden sich lieben.

Zum Glück befindet sich Amely in Callwell, denn Maighread, Chloe, Joshua, Scott und die drei Grossmütter lassen Amely nicht im Stich und führen sie langsam wieder aus der Trauer heraus, so dass Amely nicht mehr nur träumen, sondern ihre Träume bald auch umsetzen kann.

Mir hat dieser vierte Band besser gefallen als der dritte. Die Geschichte um Amely hat zwar keine grossen Höhen und Tiefen und ist vorhersehbar, aber sie ist einiges gefälliger als in "Neues Glück". Am Ende steht ein "Neubeginn in den Highlands" bevor, aber anders als der Titel es sagt, nicht direkt im kleinen Strickladen.

Den Strickladen würde ich aber definitiv gerne besuchen - all die Wollkostbarkeiten, die Maigread so glustig in ihrem Laden anbietet, würde ich gerne anfassen, um zu schauen, ob sie wirklich so kuschlig weich und die Farben so schön sind. Und vielleicht würde sie mich sogar dazu überreden, wieder einmal die Stricknadeln in die Hände zu nehmen.

Diese Fortsetzung lässt sich locker an einem herbstlichen Nachmittag lesen. Susanne Oswalds gemütlicher und flüssiger Schreibstil setzt sich auch in diesem Band durch. Gerne würde man den Frauen beim Stricken zuschauen oder ihnen beim Färben der Wolle helfen.

Fazit: Eine schöne Herbstlektüre für alle Strick- und Wollfans.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Einblick in Frankreichs Kochtöpfe im 19. Jahrhundert

Die Köchin - Lebe deinen Traum
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Erst dachte ich ja, dass diese Reihe in der Gegenwart stattfindet - auf dem Klappentext und auf den ersten Seiten weist nichts darauf hin, dass "Lebe deinen Traum" eben doch ein historischer Roman ist. ...

Erst dachte ich ja, dass diese Reihe in der Gegenwart stattfindet - auf dem Klappentext und auf den ersten Seiten weist nichts darauf hin, dass "Lebe deinen Traum" eben doch ein historischer Roman ist. Zudem war die Sprache so modern, dass man auch später, wenn man die Zeitspanne kennt, nicht merkt, dass die Story vor über 120 Jahren, ab 1880, am Canal du Midi in der Nähe von Carcasonne angesiedelt ist. Ich hätte mir eine an die Zeit angepasste Sprache gewünscht.

Fabienne liebt es mit ihrer Mutter zu kochen und die Schiffer zu verköstigen. Doch bald schon steht sie allein am Herd und wird immer unglücklicher. Nicht wegen dem Kochen, nur wegen den Umständen. So wundert es auch nicht, dass sie sich bald auf und davon macht.

Bis dahin plätschert der Roman vor sich hin. Erst als ein zweiter Erzählstrang beginnt, der sich um eine "Flamencotänzerin" dreht und sich Fabienne mit ihr anfreundet, wird die Geschichte temporeicher. Ab da konnte ich dann den Roman auch kaum mehr aus der Hand legen.

Fabienne kommt ziemlich rum im Lande und gemeinsam mit ihr lernen wir die Geschichte der kochenden Frauen in Frankreich kennen. Das Land ist berühmt für ihre Champagner-Witwen, aber dass damals Frauen und Mütter, die "mères", für ihre Küche bzw. Restaurant bekannt waren und ausgezeichnet wurden, war mir nicht bekannt.

Alles rund ums Kochen fand ich sehr interessant, auch alles Historische rund um den Kanal. Andere Dinge konnten mich aber nicht überzeugen. Jemand, der bloss ein paar Wochen Flamencounterricht genommen hat, ist nicht in der Lage vor Publikum aufzutreten und regelmässig schon mal gar nicht. Da mag die Begabung noch so gross sein, das ist schlicht nicht möglich in so kurzer Zeit. Die Figur der "Tänzerin" ist eh schwierig. Anfangs mochte ich sie, doch dann ganz schnell nicht mehr. Ich bin gespannt, ob ihr ihre Art nicht bald im Wege steht und zum Verhängnis wird.

Zum Glück ist Fabienne um einiges sympathischer und auch viele ihrer Weggefährten sind interessante Figuren.

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich Fabienne gerne auf ihren Fahrten auf dem Kanal, auf der Aude und auf sämtliche anderen Reisen begleitet und litt und fieberte an bestimmten Stellen mit ihr mit. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob ihre Träume und Wünsche eines Tages in Erfüllung gehen.

Fazit: Ereignisreicher Auftakt und unterhaltende Reise durch Frankreichs Küchen mit "Mademoiselle bon appétit".
4 Punkte.

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