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Veröffentlicht am 22.01.2021

Solider Winterroman

Der Glanz einer Sternennacht
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Kein Dezember ohne einen Karen Swan-Roman! Jedenfalls für mich. Dieser "Weihnachtsroman" von Karen Swan ist aber wie einige ihrer anderen Romane eher ein Winterroman.

Der Roman beginnt Ende November ...

Kein Dezember ohne einen Karen Swan-Roman! Jedenfalls für mich. Dieser "Weihnachtsroman" von Karen Swan ist aber wie einige ihrer anderen Romane eher ein Winterroman.

Der Roman beginnt Ende November und endet am 25. Dezember. Es passiert soviel, da ist die Jahreszeit eher nebensächlich und deshalb überrascht es auch nicht, dass keine Weihnachtsstimmung aufkam - trotz glitzerndem Schneecover.

Die Lornes haben aber auch ganz andere Probleme. Nach dem überraschenden Tod ihres Vaters kehrt die abtrünnige Willow nach Hause zurück. Zum Entsetzen ihrer beiden Schwestern Pip und Ottie erbt Willow die Burg, doch was die beiden nicht wissen: auch jede Menge Schulden. Während Willow zwischen den Stühlen steht - Burg verkaufen oder den Familiensitz retten - und es dabei niemandem recht machen kann, haben Pip und Ottie ihre eigenen Probleme.

Ottie ist Chefin eines Campingplatzes, hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann, von der niemand erfahren darf und kämpft mit Gewissensbissen, denn bei einem Ultralauf verunfallt kurz vor ihrem Streckenposten einer der Läufer.

Die draufgängerische Pip hat einen kleinen Ponyhof und träumt vom Pferde züchten. Deshalb lässt sie sich auf eine verhängnisvolle Wette ein.

In diesem Kontext spielt sich die ganze Geschichte ab, die vielmehr eine Familiengeschichte als Weihnachtsgeschichte ist. Das Setting, eine alte irische Burg ist ja mal ganz nett, aber halt alles andere als bodenständig, auch wenn alle Schwestern für einmal ganz normale Berufe haben.

Zeit für Langeweile gibt es nicht, denn wie anfangs erwähnt, passiert bei jeder der drei Schwestern sehr viel. Humor scheint durch die Zeilen hindurch, so dass ich gut unterhalten wurde.

Fazit: Auch wenn Karen Swan schon bessere, emotionalere, witzigere und weihnachtlichere Romane geschrieben hat, gehört "Der Glanz einer Sternennacht" zu den solideren ihrer Romane.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Wunderschön!

Das Winterkarussell
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Ich mag Geschichten, die ein aussergewöhnliches Thema haben oder in denen eine spezielle Sache, ein spezielles Ding im Mittelpunkt stehen. Deshalb machte mich "Das Winterkarussell" schon in der Verlagsvorschau ...

Ich mag Geschichten, die ein aussergewöhnliches Thema haben oder in denen eine spezielle Sache, ein spezielles Ding im Mittelpunkt stehen. Deshalb machte mich "Das Winterkarussell" schon in der Verlagsvorschau neugierig, andererseits aber war ich skeptisch.

Das hätte ich nicht sein müssen, denn diese wundervolle Geschichte ist genau nach meinem Geschmack. Im Zentrum der Geschichte steht natürlich das titelgebende Karussell.

Otto blickt in Gedanken, und später auch seiner Enkelin erzählend, auf seine beiden grossen Lieben zurück: ins Jahr 1938 auf seine Erlebnisse mit Lene, die er während seiner Arbeit als Schausteller auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt kennenlernte. Aufgrund der Jahreszahl befürchtete ich, dass der Kriegsbeginn und alles was damit zusammenhängt, viel Raum einnehmen wird. Doch dem ist nicht so und ich kann allen, die wie ich nicht gerne Romane über die Kriegszeit lesen, Entwarnung geben. Glücklicherweise geht es um etwas anderes: das Leben mit seinen Tücken und Überraschungen an sich, teilweise auch in Bezug auf unterschiedliche Gesellschaftsschichten.

Im Gegenwartsstrang, der 1990 spielt, lernt der griesgrämige Otto seine bisher unbekannte Enkelin Antonia kennen. Da es ihr im Jugendheim, in das sie nach dem Tod ihrer Mutter ziehen musste, nicht gefällt, will sie lieber zu ihrem Grossvater. Auch wenn sie ihn nicht kennt und keine Ahnung von seinem Leben in dem kleinen Dorf hat, es dünkt sie allemal besser als im Heim zu bleiben. Langsam nähern sich die beiden an und Otto enthüllt das Geheimnis um das wunderschöne Karussell, das in seiner Scheune steht.

Da ich den Frankfurter Römer von meinen Buchmesse-Besuchen her kenne, konnte ich mir den beschriebenen Weihnachtsmarkt bildlich vorstellen - obwohl die Autorin so lebendig schreibt, dass man sich die Szenerie auch ohne Ortskenntnisse vergegenwärtigen kann. Die Geschichte an sich hat Hand und Fuss, ist glaubwürdig und vor allem wunderschön erzählt.

Trotz des "Weihnachtsmarkts" kann man den Roman auch gut im Januar oder Februar lesen, wenns draussen schön kalt ist. Winterliche Stimmung verbreitet "Das Winterkarussell" jedenfalls spätestens ab der Mitte des Romans. Am Ende der Geschichte hat man bloss einen Wunsch: selbst eine Runde auf dem "alten Mädchen" drehen und dabei einen Becher Apfelwein trinken.

"Das Winterkarussell" hat mich dermassen begeistert, dass der Roman einen Platz auf meiner Jahreshighlight-Liste 2020 bekommen hat, so berührend und warmherzig wie diese aussergewöhnliche Geschichte war.

Fazit: Stimmungsvoll und wunderschön aufs Papier gebrachte Wintergeschichte rund um ein nostalgisches Karussell.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Bodenständige Oberin ermittelt

Ein niederträchtiger Mord. Mutter Oberin Aquinas ermittelt
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Eigentlich hat mir "Ein niederträchtiger Mord" sehr gut gefallen, aber ich brauchte einen langen Atem, um ihn zu lesen.

Beim Eintritt ins Kloster kann jede Ordensfrau ihren Ordensnamen selbst wählen. ...

Eigentlich hat mir "Ein niederträchtiger Mord" sehr gut gefallen, aber ich brauchte einen langen Atem, um ihn zu lesen.

Beim Eintritt ins Kloster kann jede Ordensfrau ihren Ordensnamen selbst wählen. Meistens sind es Namen von Heiligen, die die Nonnen auswählen und entweder an ihren Geburtsnamen anhängen oder alleinstehend verwenden. Aquinas ist abgeleitet vom italienischen Theologen und Scholastiker Thomas von Aquin, der sagte, dass Vernunft und Glaube sich nicht ausschliessen. Auf diese Auslegung stützt sich Mutter Aquinas, die total bodenständig ist.

Mutter Aquinas leitet die Klosterschule im irischen Cork und unterrichtet die ärmsten Kinder der Stadt. Sie stammt aus einem guten Elternhaus, deshalb kennt sie die Unterschiede der Gesellschaftsschichten aus eigener Erfahrung. Ihre Verbindungen kommen den Schülerinnen zugute, und Aquinas versteht besser als andere Nonnen wie die jungen Mädchen im Jahr 1923 ticken.

In diesem ersten Band (einer im englischen Original bisher dreiteiligen Reihe) findet Mutter Aquinas eine vom Hochwasser angespülte junge Frau vor den Pforten des Klosters. Die Ordensschwester und Schulleiterin sieht schnell, dass die Frau nicht einfach nur ertrunken, sondern getötet wurde.

Zusammen mit ihrem ehemaligen Schüler Patrick Cashman, der mittlerweile als Sergeant amtet, und Arzt Dr. Scher geht sie der Sache auf den Grund. Unkonventionelle Hilfe bekommt Mutter Aquinas von Eileen, ebenfalls eine ehemalige Schülerin, die sich den Republikaner angeschlossen hat und anonym für die Zeitung schreibt.

Cora Harrison bringt ganz viel Zeitgeist in diesen Krimi mit rein. Sei es der irische Unabhängigkeitskampf, der Unterschied zwischen armer und reicher Bevölkerung, das sehr oft wiederkehrende Hochwasser, die Macht der Männer über ihre Ehefrauen - und liefert einen schockierenden Einblick ins damalige Psychiatriewesen.

Das alles ist enorm interessant, es macht den Krimi aber auch langatmig. Denn vieles wird zu oft wiederholt, die Sache mit dem Hochwasser zum Beispiel. Aquinas Rückblicke helfen zwar jeweils die Situation oder die familiären Verstrickungen zu verstehen, nehmen aber enorm Tempo aus der Ermittlung raus.

Zudem störte mich, dass Mutter Aquinas Tun und Handeln als Oberin eines Konvents wenig glaubwürdig gezeichnet ist. Sie kann sich wahnsinnig viele Freiheiten herausnehmen. So muss sie nie zu einer bestimmten Zeit zurück im Kloster sein, nie an Gottesdiensten (nur wenn es für die Ermittlungen zweckdienlich ist) oder Gebetszeiten teilnehmen und wenn sie weg will, werden ihre Schulklassen einfach von anderen Schwestern übernommen. Cora Harrison hat sich hierbei grosse schriftstellerische Freiheiten genommen, denn mit dem realen Klosterleben hat das nicht viel zu tun.

Ich hoffe, dass die Autorin in ihren weiteren Bänden an meinen Kritikpunkten schraubt, denn dann wären diese Kriminalromane richtige Leckerbissen. So aber kann ich keine vier volle Punkte vergeben, dafür hätte ich den Krimi fesselnder empfinden müssen, aber ich kam nicht wirklich vorwärts - die Repetitionen hielten mich davon ab.

Fazit: Thematisch toll, aber viel zu langatmig durch die vielen wiederkehrenden Wiederholungen.
3.75 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.01.2021

Toller Irlandkrimi mit vielen Geheimnissen

Der Tag beginnt mit Mord
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Ein neuer Irland-Krimi - den musste ich lesen! Mit nur 240 Seiten ist er nicht gerade lang, aber überraschend interessant und spannend.

Denn viele der Beteiligten haben Geheimnisse, über die sie nicht ...

Ein neuer Irland-Krimi - den musste ich lesen! Mit nur 240 Seiten ist er nicht gerade lang, aber überraschend interessant und spannend.

Denn viele der Beteiligten haben Geheimnisse, über die sie nicht gerne sprechen. Egal ob es Protagonistin Fiona oder Inspector Aidan Connolly ist, Pater Michael Moran oder andere Einwohner des kleinen Dorfes Ballinwroe.

Fiona führt dort ein B&B, wird aber von den vorurteilsbehafteten Dorfbewohnern abgelehnt - weil sie mit gutem Grund vor Jahren wegzog. So richtig feindselig verhält sich allerdings nur Bürgermeister Nathan Flynn und schiebt ihr den Mord an ihrem Hotelgast in die Schuhe.

Doch Ballinwroe hat nicht mit dem gründlichen Dubliner Inspector Aidan Connolly gerechnet, der zu Beginn zwar auch nicht vorurteilsfrei ist, aber jeden Stein umdreht, um herauszufinden, was in der alten Mühle tatsächlich geschah.

Der Kriminalfall ist sehr gut geschrieben. Aber erst die Kombination aus spannendem Fall, Dorfgeheimnissen und sympathischen, sehr interessanten Charakteren, die alle ihre eigene Geschichte mit sich herumtragen, macht die Faszination dieses Irland-Krimis aus.

Ich habe den Krimi total genossen und wäre sehr enttäuscht, wenn es nur bei diesem einen Band bleiben würde. Gerne würde ich Fiona, Aidan, Michael und Eanair weiterhin begleiten, denn ich fühle mich fast schon freundschaftlich verbunden.

Aber auch spannungsbedingt gäbe es noch soviel mehr zu entdecken. Deshalb bin ich sehr neugierig, wie sich Scott und Gemma entwickeln.

Fazit: Ein toller Krimi, von dem ich schwer hoffe, dass es noch weiter Bände geben wird. Absolute Leseempfehlung!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 14.01.2021

Zwischen Pädagogik, Politik und der Liebe zur Bergwelt

Elsas Glück
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Viele Jahre später, nachdem Lotte und Jakob zusammen gefunden haben, bekommen wir nun die Geschichte ihrer Kinder zu lesen, vor allem jene der titelgebenden Tochter Elsa.

Elsas Bruder Conrad liebt die ...

Viele Jahre später, nachdem Lotte und Jakob zusammen gefunden haben, bekommen wir nun die Geschichte ihrer Kinder zu lesen, vor allem jene der titelgebenden Tochter Elsa.

Elsas Bruder Conrad liebt die Berge, aber sein Vater will, dass er sich beruflich anders aufstellt. Jakob sieht es mittlerweile gar nicht mehr gerne, wenn Lotte auf eine Bergtour geht oder nur davon spricht: der Krieg hat Jakob stark verändert. Aber auch Lotte ist älter und grauer geworden, ihr ist langweilig zu Hause.

Elsa studiert Pädagogik, interessiert sich obendrein für Reformpädagogik und besucht weitere Vorlesungen. Die sympathische Elsa ist nicht so stark von ihrem Tun überzeugt wie früher ihre Mutter Lotte, die ganz genau wusste, was sie wollte. Ob Elsa später als Lehrerin arbeiten möchte, weiss sie eben noch nicht. Diese Unentschlossenheit ruft bei ihren Freunden Unverständnis hervor. Sie kommen alle aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, deshalb verheimlicht Elsa lange ihren Familiennamen. Dass das Sinn machte, merkt sie später, als sie den Sozialdemokraten Otto Pfeiffer kennenlernt, der zwar hübsch ist, aber auch voller Vorurteile. Elsa ist auf eine Art fasziniert von ihm, allerdings mag sie ihren sympathischen Mitstudenten Moritz Grün, der wie sie nicht alles erzählt und eher scheu ist, auch sehr gerne.

In diesem Kontext begleiten wir Leser die Familie Sonnstein einige Monate und erfahren ausserdem wie sich Wien im Laufe der Jahre - seit "Lottes Träume" - verändert hat. All die neuen Erfindungen wie zum Beispiel das Telefon, Autos (und wie es mit der Lizenz, sie zu fahren, war), Taxis, das Leben in Kinderheimen und einiges mehr bindet Beate Maly fliessend in den Roman mit ein.

Gesellschaftskritische oder neue kulturelle Dinge wie Jazzmusik bekommen ihren Platz, insbesondere werden zudem politische und diverse pädagogische Strömungen beleuchtet.

Mir war der erste Teil des Roman viel zu politisch und ich befürchtete schon, dass sich dies durch die ganze Geschichte durchziehen wird, doch nach der Hälfte geht es dann zum Glück auch um anderes. Familiengeheimnisse kommen ans Licht und das Skifahren bekommt erneut Platz, nicht sehr viel zwar, aber immerhin ein wenig und dieses Wenige ist sehr gut eingebaut.

"Elsas Gück" ist gut geschrieben, bis auf das Politische interessant und manchmal sehr spannend. Dennoch vermisste ich das spezielle Thema aus "Lottes Träume".

Es ist natürlich sehr schwierig, an den einzigartigen Vorgängerband anzuknüpfen, der alleine wegen seines tollen Themas (den Skisport alltagstauglich zu machen) grandios war. Obwohl ich den Roman, vor allem die zweite Hälfte, gerne gelesen habe, hätte es mir besser gefallen, wenn das Augenmerk auch hier wieder auf dem Bergsport gelegen hätte - denn darüber gibts keine oder zumindest kaum Romane, über Politik in den 1920er Jahre hingegen schon.

Fazit: Interessanter zweiter Band, dem aber der Charme und das spezielle Thema von "Lottes Träume" fehlte.
4 Punkte.

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