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Veröffentlicht am 14.11.2020

Aus fast erster Hand

Teatime mit Lilibet
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Tee trinken mit der Queen? Kein Ding für Marion Crawford, allerdings tat sie dies in Lilibets Kinder- und Jugendjahren, also bevor Lilibet zu Queen Elizabeth II. gekrönt wurde.

Crawfie, wie Marion im ...

Tee trinken mit der Queen? Kein Ding für Marion Crawford, allerdings tat sie dies in Lilibets Kinder- und Jugendjahren, also bevor Lilibet zu Queen Elizabeth II. gekrönt wurde.

Crawfie, wie Marion im Palast genannt wird, kommt als Gouvernante zur Herzogin von York um Elizabeth und Margaret zu unterrichten. Erst mal für einen Probemonat - hätte man ihr gesagt, dass sie 16 Jahre lang im Dienst der britischen Krone stehen würde, hätte Marion dies als Erste nicht geglaubt.

Sie versucht den beiden Prinzessinnen das Alltagsleben normaler Bürger zu zeigen, indem sie die beiden mit anderen Kindern zusammen bringt, sie ins Kino oder ins Selbstbedienungsrestaurant mitnimmt. Trotzdem werden Crawfies Bemühungen immer wieder torpediert. Hat ihre "Operation normal", wie sie den Unterricht für Lilibet nannte, überhaupt gefruchtet?

Darüber kann man nach der Lektüre von "Teatime mit Lilibet" nachdenken. Ich denke, es ist Marion teilweise trotz allem gelungen. Zu sehen zum Beispiel daran, dass alle Nachkommen der Royals seither richtige Schulen besuchten und nicht mehr ausschliesslich zu Hause unterrichtet wurden. Welchen Preis aber zahlte Crawfie dafür? Unglückliche Beziehungen, Einsamkeit und am Ende eine grosse Enttäuschung.

Spannend fand ich, dass man die Charaktereigenschaften der Prinzessinnen schon von klein auf genau sah. Die pflichtbewusste Lilibet und die lebenslustige, sich immer zu kurz gekommen sein fühlende Margaret, die immer im Schatten ihre grossen Schwester stand, welche ihr viel später ihr Liebesglück nicht gönnte und ihr nicht erlaubte, ihre grosse Liebe Peter Townsend zu heiraten.

Ein ganz anderes Bild als zuvor habe ich nach dem Lesen des Romans von der Queen Mom. Ich kannte von ihr aber auch nur Bilder und Berichte als sie bereits 75 und älter war und fand ihr Gin-Tick witzig. Hier aber kommt sie sehr schräg und eisern rüber in ihren Ansichten und ich dachte oft: zum Glück ist sie nur die Frau des Königs. Am besten gefiel mir aber Marions Dozentin Mrs Golspie mit ihrem Ansatz, auch der Adel brauche gute Lehrer, denn dann kann ein Umdenken statt finden.

"Teatime mit Lilibet" ist ein absolut interessanter und faszinierender Bericht über die Kindheit der jetzigen Queen und ihrer Schwester. Einen Blick hinter die Palastmauern zu werfen, aus praktisch erster Hand zu erfahren was die Yorks zu Wallis Simpson dachten, was ihnen im Alltag wichtig war, was weniger, wie sie die Kriegsjahre verbrachten (z.B. wurden auch die Royals rationiert), fand ich total aufschlussreich.

Beworben wird der Roman mit "die wahre Geschichte". Was davon aber alles wahr ist oder nicht, ist nicht ersichtlich. Das ergäbe sich wahrscheinlich wenn man Marion Crafwords "The litte Princesses" gelesen hätte. Ich denke, vieles ist wahr und so oder ähnlich abgelaufen, dennoch stört mich die Anpreisung mit diesem Attribut.

Der Roman ist ein Muss für "The Crown" - Gucker und für alle Geschichte-Interessierte, denn er beschreibt ein eindrückliches England-Bild zwischen 1932 bis 1948, geschrieben aus einem bisher noch nie da gewesenen Blickwinkel.

Fazit: Absolut lesenswerte 528 Seiten!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.11.2020

Für einmal unpolitisch

Die Sünden der Gerechten
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Auf diesen Band war ich sehr gespannt. Nicht nur weil ich dieses Jahr mein zwanzigstes Schwester-Fidelma-Lesejubiläum feiere, sondern auch weil der letzte Band so schwach war und schlechte Laune versprühte. ...

Auf diesen Band war ich sehr gespannt. Nicht nur weil ich dieses Jahr mein zwanzigstes Schwester-Fidelma-Lesejubiläum feiere, sondern auch weil der letzte Band so schwach war und schlechte Laune versprühte.

Ich nehm es vorweg: "Die Sünden der Gerechten" ist total spannend und gefiel mir ausserordentlich gut.

Für einmal haben die Ermittlungen so gar nichts Politisches an sich, was sich sehr wohltuend las. Fidelma und Eadulf sind nach einem Anlass auf dem Heimweg und noch zwei Tagesritte von Cashel entfernt. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit gelangen sie gerade noch rechtzeitig nach Cloichin und können verhindern, dass ein Mann gehängt wird.

Wer Fidelma kennt, weiss, wie sie auf eigenmächtige und nicht mit dem Gesetz übereinstimmende Vergeltungstaten reagiert. Angeführt von einem Mönch, der denkt, er stehe über Fidelma, sind nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch der junge Schultheiss voreingenommen. Eadulf und Fidelma haben es deshalb nicht leicht, besonders da sich am Ende der Mord an der Bauernfamilie als perfider Plan herausstellt.

Ich konnte diesen historischen Krimi gestern Nacht kaum aus der Hand legen - natürlich musste ich ausgerechnet heute sehr früh aufstehen. Es empfiehlt sich also, ihn an einem Wochenende zu lesen, damit nach einer langen Lesenacht morgens der Wecker nicht klingelt.

Die 31 Bände wurden bisher - wenn ich richtig gezählt habe - von vier Übersetzern übersetzt. Die ersten zehn Bände wurden von Friedrich Baadke übersetzt, "Tod bei Vollmond" übersetzte Susanne Olivia Zylla. Circa siebzehn Bände tragen die Handschrift von Irmhild und Otto Brandstädter und erst die neueren drei Titel wurden von Bela Wohl ins Deutsche übertragen. Mir ist bei diesem "Mord im Paradies", so der Untertitel im Buchinnern, aufgefallen, dass die aktuelle Übersetzung im Gegensatz zu den älteren Bänden sehr modern daher kommt.

Dass Peter Tremayne plötzlich seinen Schreibstil änderte, wage ich zu bezweifeln und laste die teilweise sehr zeitgemässe moderne Ausdrucksweise in diesem Band der neuen Übersetzerin an. Es liest sich so natürlich einfacher und bequemer, will in meinen Augen aber nicht recht ins Mittelalter passen. Der Spannung tut die neumodische Sprache aber keinen Abbruch.

Fazit: Enorm fesselnder unpolitischer Fall für Fidelma und Eadulf.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Ein Buch wie eine Umarmung

Das Lächeln der Libellen
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Im zweiten Teil der Inselgärtenserie stehen zwei Frauen im Vordergrund. Die 53jährige Juna und die knapp 30jährige Linnea.

Juna hat einige Schicksalsschläge hinter sich. Sie wohnt an einem wunderschönen ...

Im zweiten Teil der Inselgärtenserie stehen zwei Frauen im Vordergrund. Die 53jährige Juna und die knapp 30jährige Linnea.

Juna hat einige Schicksalsschläge hinter sich. Sie wohnt an einem wunderschönen Ort am Wasser im Spreewald. Doch den soll sie, zumindest kurz, verlassen, um sich in Hiddensee auf die Spur einer Libelle zu machen und somit Wilhems letzten Wunsch zu erfüllen. Bis es soweit ist, lernen die Leser abwechselnd Junas Leben und jenes von Linnea kennen.

Juna und Linneas Wege treffen sich eines Tages. Beide sind dabei ihre Leben neu zu justieren und merken bald, dass sie sich dabei gegenseitig helfen können. Gemeinsam suchen sie nach den Hintergründen von Wilhelms Libelle - eine spannende Reise mit vielen Überraschungen wartet auf die beiden Frauen und auf uns Leserinnen.

Libellen fand ich schon immer faszinierend und mochte sie sehr. Aber jetzt, nachdem mir Patricia Koelle diese hübschen Insekten hier auf eine spezielle Weise näher brachte, gehören sie definitiv zu meinen Lieblingstieren. Sie haben einen grossen Stellenwert in diesem schönen Roman mit dem perfekten Titel "Das Lächeln der Libellen". Es ist ein toll durchdachter Plot, es geht um Ökologie und Klimawandel, die Geschichte überzeugt.

Aber viel wichtiger: der Roman hat so viel Leben in sich. All die bildlichen Beschreibungen der Gärten und Landschaften, die man am liebsten sofort mit eigenen Augen sehen möchte. All die Emotionen der Charaktere, ihre Geschichten, die so hoffnungsvoll und gleichzeitig auch tröstend sind.

Natürlich vergass die Autorin auch nicht die Verbindung zum ersten Teil, zu "Die Zeit der Glühwürmchen". Es gibt mit Remy ein Wiedersehen in Mervins Garten und ich kann euch sagen, auch der neue Garten, der am Ende dieses Bandes entsteht, ist mindestens genauso entzückend. Ich bin ganz sicher nicht der einzige Bücherwurm, der sich solch einen Garten wünscht oder die Erste sein möchte, die sich in diesen wunderbaren Garten setzt und Libellen - mit Flügeln wie Kirchenglasfenster - beobachten möchte. Am Ende lächeln nicht nur die Libellen, sondern auch die Leserinnen.

Fazit: Ein Buch wie eine Umarmung - poetisch und doch so bodenständig.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Finola, Anne und Larchie

MacTavish & Scott - Der verschwundene Gärtner
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In "Canterbury Symphony", einer anderen Krimiserie von Autorin Gitta Edelmann, hatte es sich für mich bereits abgezeichnet, dass Ella in der Versenkung verschwindet und es mit der dort neu hinzugekommenden ...

In "Canterbury Symphony", einer anderen Krimiserie von Autorin Gitta Edelmann, hatte es sich für mich bereits abgezeichnet, dass Ella in der Versenkung verschwindet und es mit der dort neu hinzugekommenden Figur Finola weitergeht.

Genauso ist es. Mit MacTavish & Scot beginnt die Autorin eine neue Serie mit Finola als Protagonistin. Diese zieht von der Isle of Sky nach Edinburgh, weil sie bei Anne Scott einen Job als Detektivin bekommen hat. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag beginnt Finola mit einer Observation. Bis der Onkel der Mandantin verschwindet und Finola sich auch noch auf die Suche nach diesem macht.

In diesem ersten Band erfährt man vieles über die Hintergründe zur Detektei und lernt die neuen Charaktere - Chefin Anne, Computergenie Larchie, Cupcake-Bäckerin Laurie - kennen. Die Figuren haben Potential, mal sehen, was die Autorin aus ihnen in den nächsten Bänden, wovon der 2. Band bereits im Dezember erscheint, macht.

Da Finola vor allem observiert, passiert krimimässig bis auf die letzten Seiten nicht sehr viel. Spannung war für mich nicht vorhanden, denn da ich mich mit einem bestimmten Thema auskenne, war für mich gleich klar, wo man genau hinschauen müsste.

Die Autorin bleibt ihrem Schreibstil treu und wer die Ella/Canterbury-Serie mochte, wird auch diese neue MacTavish & Scott-Serie mögen. Es handelt sich dabei um sehr gemütliche Cosy-Krimis, die von mir aus gerne an Spannung zulegen dürften.

Einen halben Punkt zusätzlich gebe ich als Einstiegsbonus, und weil das Cover sehr passend zum Inhalt gewählt wurde.

Fazit: Typischer erster Band einer neuen Krimiserie, in der erst mal alles erklärt wird und somit alles gemächlich abläuft.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Mäuse, Ratten und Rechenmaschinen

Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
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Peter Grant ist suspendiert und braucht einen neuen Job. Den bekommt er in der Sicherheitsabteilung einer Computer-Firma. Anstatt Menschen arbeiten bei SCC "Mäuse", es gibt Spielzimmer, Essen aus aller ...

Peter Grant ist suspendiert und braucht einen neuen Job. Den bekommt er in der Sicherheitsabteilung einer Computer-Firma. Anstatt Menschen arbeiten bei SCC "Mäuse", es gibt Spielzimmer, Essen aus aller Welt, viel künstliche Intelligenz und irgendwo eine Ratte - die Peter entdecken soll und der, haha, natürlich nicht suspendiert ist, stattdessen glaubhaft Undercover arbeitet.

Die Szenerie am Firmensitz erinnert mich an die Google Büros. Doch während ich dort einiges verstehe, war das bei SCC nicht der Fall. Wenn man Angestellte einmal als Mäuse bezeichnet, geht das in Ordnung, aber pausenlos? Dann die vielen Spiele-Namen, die mir absolut nichts sagten. Da hätte der Autor beim Schreiben auch dran denken können, dass seine Bücher nicht nur in England verkauft werden. Und vor allem auch, dass nicht alle seine Leser "Per Anhalter durch die Galaxie" gelesen haben.

Im Nachhinein habe ich nämlich herausgefunden, dass ganz viele Wortspiele (die ich jeweils als "könnte witzig sein, wenn man die Hintergründe kennen würde" überlas) und die ganzen Namen wie z.B. "Vogonen" (Hä?) auf den Büchern/Film von Douglas Adams basiert. "Deep Tought" kann man ja aus dem Zusammenhang erahnen, aber alles andere war für mich gleich Bahnhof. Die Rahmenhandlung bekommt man mit ohne die Vorlage zu kennen, aber Galaxie-Leser raffen dann sicher auch noch die kleinsten Witze und können daher sicherlich auch an den richtigen Stellen lachen.

Ben Aaronovitch hat ein rasantes Erzähltempo drauf in "Ein weisser Schwan in Tabernacle Street". Der deutsche Titel, im Besonderen der weisse Schwan, erschliesst sich mir auch am Ende des achten Bandes noch nicht, aber das passt ja dann auch zum für mich teilweise unverständlichen Inhalt. Adams- und Technikfans werden deshalb auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. Für mich war dieser Band bis auf das Unverständliche einfach unterhaltend. Es geht um Rechenmaschinen, die Ada Lovelace und Charles Babbage "programmierten" und irgendwann in Kontakt mit dem Übernatürlichen kamen. Hier kommt Peter Grant und das Team vom Folly ins Spiel.

Wegen einem Umbau spielen sich nicht so viele Szenen wie in den anderen Büchern im Folly ab. Peter lebt nun hauptsächlich bei Beverly, die mit Zwillingen schwanger ist, so dass Peter auch im Privatleben kaum zur Ruhe kommt - aber das ist man sich ja schon gewohnt.

Während die Geschichte eigentlich ganz interessant war, empfand ich den Schluss nicht überwältigend, sondern eher verworren. Der Autor baute auf über 400 Seiten ein Riesengebilde um diese Maschinen auf, das sich zum Finale quasi mit einem Plopp auflöst. Das wars?

Wie bereits in Band 7 habe ich am Ende auch hier das Gefühl, dass gewisse Dinge nicht restlos geklärt sind. Entweder denke ich zu viel oder der Autor brauchte zu viele Seiten und Fantasie für seine Storys, weswegen am Ende jeweils beides nicht mehr in grösserem Umfang zur Verfügung stand und es nur noch für einen kleinen Plopp reicht. Mal sehen, vielleicht legt er die für mich losen Enden irgendwann zusammen und führt alles zu einem schlüssigen Serienende zusammen.

Fazit: Ein, bis auf das lasche Ende, sehr unterhaltsamer Band, von dem ich aufgrund mir unbekannter Andeutungen auf andere Medien, wohl nur die Hälfte verstanden habe.
4 Punkte.

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