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Veröffentlicht am 15.03.2021

Ein harter Weg auf die Bühnen dieser Welt

Romy und der Weg nach Paris
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Dass Michelle Marly Biographie-Romane schreiben kann, wissen wir spätestens seit "Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe". Nun nimmt sie sich einer weiteren Schauspielerin an, Romy Schneider, deren Eltern ...

Dass Michelle Marly Biographie-Romane schreiben kann, wissen wir spätestens seit "Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe". Nun nimmt sie sich einer weiteren Schauspielerin an, Romy Schneider, deren Eltern die Autorin persönlich kannte. Aus meiner Sicht war das keine leichte Aufgabe.

Ich habe sie geliebt, die Sissi-Filme, die wir uns als Kinder immer an Weihnachten anschauten. Jedes Jahr, es war Tradition, zusammen mit den Nachbarskindern. Erst nach ihrem Tod 1982 nahm ich die Schauspielerin Romy Schneider dahinter war und erfuhr, dass Romys Mutter in den Filmen mitspielte. Nochmals einige Jahre später las man in den Zeitungen, dass die reale Romy wie die Sissi, die sie so grandios verkörperte, im realen Leben selten richtig glücklich war und dass sie oft geliebt haben soll.

Alain Delon zum Beispiel. Um diese Liebe geht es in "Romy und der Weg nach Paris", der im April 1958 beginnt.

Auf ihrem Weg nach Paris und kurz vor dem ersten Zusammentreffen mit Alain Delon ist und steht die junge Romy am Anfang dieses Romans. Sie findet den Typen furchtbar - wie wir alle wissen, änderte sich dies rasch. Wie dies vonstatten ging, erzählt uns die Autorin in ihrem neuen Buch.

Die Beziehung zu Alain Delon brachte Romy karrieremässig anfangs nichts, dafür startete Alain durch, und Romy wurde eifersüchtig. Bis sie mit einem gemeinsam Theaterstück Erfolg hatten.

Michelle Marly wusste, wie sie die Leserinnen rumkriegt - Romys "Ja, Mammi" hatte ich jedesmal, wenn ich es las, hörbar in den Ohren. Da brachen sich auf jeden Fall die Sissi-Filme durch. Doch nicht nur diese Erinnerungen rief Michelle Marly bei mir wach, auch jene an verschiedene Bücher und Filme wie "Montpi".

Der Roman beleuchtet zeitgleich zur Beziehung mit Alain Delon tatsächlich viel mehr Romys Entwicklung vom braven bürgerlichen angepassten und unselbständigen Wiener Mädchen zu einer eigenständigen Schauspielerin.

Michelle Marly deutete, manchmal sehr leise, dann wieder lauter, Dinge an, die viel später in Romys Leben tragischerweise einen Höhepunkt fanden. Dass Romy sehr lange keine Ahnung von ihren Finanzen hatte zum Beispiel. Denn immer hat die Filmproduktion oder Romys Mutter, im finanziellen Bereich vor allem ihr Stiefvater alles für Romy arrangiert. In diesem Punkt blieb Romy leider abhängig, auch wenn es ihr sonst gelang autonomer zu werden und sich von der engen Bevormundung ihrer Familie zu lösen.

Es war interessant zu lesen, wie sich Romy von ihrer Paraderolle Sissi abwendete und sich gegen einen vierten Sissi-Film wehrte. Von den Deutschen und Österreichern deswegen nicht mehr geliebt, von den Franzosen noch nicht, arbeitet Romy extrem hart an sich, um auf Bühnen dieser Welt zu brillieren.

1962, endlich richtig angekommen in Paris, zu einer ernst zu nehmenden Schauspielerin und erwachsen geworden, endet dann auch dieser Roman - sehr abrupt. Ich kann mir vorstellen, dass der richtige Zeitpunkt für das Ende des Romans schwierig zu wählen war, und wahrscheinlich war dies auch das einzige perfekte Momentum, dennoch war das Ende viel zu plötzlich da.

Nichtsdestotrotz hat Michelle Marly die Aufgabe, uns Leserinnen einen sehr wichtigen Teil von Romy Schneider näher zu bringen, gut bewältigt.

Fazit: Interessanter Einblick in das Leben von Romy Schneider, die mit viel Disziplin aus dem Schatten der Sissi-Rolle herausfand.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Singen macht glücklich

Der kleine Chor der großen Herzen
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Ich nehms vorweg: auch im zweiten Band ist Ava noch nicht zurück gekehrt, Ellie und Ava tauchen hier gar nicht auf. Hier geht es um Sara, die man in "Der kleine Ort zum Glücklichsein" bereits kennenlernte. ...

Ich nehms vorweg: auch im zweiten Band ist Ava noch nicht zurück gekehrt, Ellie und Ava tauchen hier gar nicht auf. Hier geht es um Sara, die man in "Der kleine Ort zum Glücklichsein" bereits kennenlernte. Neu dazu kommt Sophie, die in Herzbach wohnt und hier aufgewachsen ist.

Sara liebt Yoga und möchte gerne Kurse geben. Doch ihr fehlt noch ein passendes Studio. Da in Herzbach das alte Kirchgemeindehaus leer steht, möchte sie es gerne nutzen. Doch die Renovationskosten sind viel zu hoch. Da kommt sie auf die Idee einen Chor zu gründen, denn das Preisgeld würde genau den Renovationskosten entsprechen.

Eine spleenige Idee, denn Sara hat keine Ahnung von Chorleitung. Sie liest sich alles an, aber so richtig funktioniert das in der Praxis nicht, und sie kann auch die Streitereien einiger Chormitglieder untereinander nicht abstellen. Da bekommt sie unerwartet Hilfe von Sophie. Die Journalistin soll eh für ihre Zeitung einen Bericht über den Chorwettbewerb schreiben, da könnte sie das gleich verbinden. Aber Musik wollte sie nie wieder machen.

Was alles hinter Sophies Abneigung steckt, wird in "Der kleine Chor der grossen Herzen" toll erzählt. Ob das mit dem Singen schlussendlich was wird, und ob Sara und Sophie vielleicht nicht nur die Liebe zur Musik (wieder-)finden, sondern ganz eventuell auch die Liebe fürs Leben, erfährt ihr beim Lesen dieses zweiten Bandes der Herzbach-Serie.

Dieser Band bietet ein bisschen mehr Abwechslung und Spannung als der erste Band. Dass Sara mit der Chorgründung sehr blauäugig agiert, wäre neben Ellies und Avas Abwesenheit etwa mein einziger Kritikpunkt, aber das mit der gspinnerten Idee weiss Sara selbst.

Fazit: Die Geschichte um den Chor der grossen Herzen hat mich wunderbar unterhalten.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Glücklichsein und entspannen

Der kleine Ort zum Glücklichsein
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Ellie nimmt sich ein Sabbatical und zieht ins fiktive Herzbach zu ihrer Grosstante Ava Ellies Überraschung ist gross, als sie nur ein Brief und ein Kochbuch vorfindet. Ava ist verreist und hinterlässt ...

Ellie nimmt sich ein Sabbatical und zieht ins fiktive Herzbach zu ihrer Grosstante Ava Ellies Überraschung ist gross, als sie nur ein Brief und ein Kochbuch vorfindet. Ava ist verreist und hinterlässt Ellie eine Aufgabe: alle zwei Wochen für die Tafelrunde zu kochen.

Zu der gehören der pensionierte Kapitän Hermann, die pessimistische Irene, die unglücklich verliebte Sara, die scheue junge Greta und der wortkarge Professor Jonas. Der ist zugleich auch Nachbar von Ava, also jetzt von Ellie. Die beiden freunden sich an, vielleicht sogar ein bisschen mehr als das...

Die Idee der Tafelrunde hat mir gefallen, die Charaktere sind sehr unterschiedlich, und insgeheim denke ich, dass nicht wirklich die Kräutermischungen und Rezepte aus dem Kochbuch den Mitgliedern helfen, sondern das Zusammensein, das Um-sich-kümmern.

Herzbach ist ein hübscher Ort voller Fachwerkhäuser und einem kleinen Fluss, umrandet von Wald und ein kleiner Badesee ist auch nicht weit. Das erinnert mich ein bisschen an das Elsass, auf jeden Fall fühlt man sich in Herzbach wohl.

Die Geschichte ist sehr leicht und unkompliziert, einiges vielleicht fast zu einfach, aber Janina Lorenz Schreibstil hat mich überzeugt und ich hab "Der kleine Ort zum Glücklichsein" gern gelesen.

Nicht alles löst sich auf und so bin ich gespannt auf die weiteren Bände, denn die möchte ich auch noch lesen.

Fazit: Glücklichsein und entspannt - das ist man beim Lesen dieses erstes Bandes einer netten Wohlfühlserie auf jeden Fall.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Zwischen Blumen und Weinreben

Der Blumenladen der guten Wünsche
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Eine Sansevieria kommt zwar im ganzen Roman nicht vor, jedenfalls nicht unter diesem Namen, aber dafür ganz viele andere Blumen und Pflanzen. Diese befinden sich im Blumenladen, der Charlotte von ihrer ...

Eine Sansevieria kommt zwar im ganzen Roman nicht vor, jedenfalls nicht unter diesem Namen, aber dafür ganz viele andere Blumen und Pflanzen. Diese befinden sich im Blumenladen, der Charlotte von ihrer Grossmutter erbte.

Als sie nach vielen Jahren Abwesenheit den Laden zum ersten Mal wieder betritt, kennt sie den Laden kaum mehr. Viel Grünzeugs, aber keine Schnittblumen stehen im Angebot. Der mürrische Gärtner Knut will diese nicht abschneiden und es scheint, er will sich überhaupt nicht von seinen Pflanzen, die er in der Gärtnerei hinter dem Laden zieht, trennen. Doch damit der Laden überlebt, muss mehr als nur Trauerflor verkauft werden.

Charlotte sieht sich aber noch mit weiteren Problemen konfrontiert: eine Klausel im Testament besagt, dass Sheela nicht gekündigt werden kann. Diese scheint das auszunützen und erscheint nur zur Arbeit, wenn es ihr passt. Unpünktlich ist sie sowieso und wenn sie dann mal vor Ort ist, hängt sie am Handy.

Um sich ein wenig von ihren Problemen abzulenken, sowie um andere Leute in Sommerbach kennen zu lernen, wird sie von Sarah, einer früheren Schulfreundin, mit der Charlotte noch lose in Kontakt war, zu deren Gartenpartys eingeladen. Auf solch einem Fest trifft Charlotte aus Sven, in den sie in ihrer Schulzeit verliebt war, doch sie bekam damals eine Abfuhr und nimmt ihm das immer noch übel. Die beiden freunden sich wieder an - auch Sven kam wieder retour, um den Weinhandel seines Vater zu übernehmen, so haben sie Gesprächsstoff und kommen sich wieder näher.

Die Geschichte wird von Lena Hofmeister flüssig erzählt. Die beiden wichtigen Punkte im Roman, der Blumenladen und Sven, werden toll miteinander kombiniert.

Es hätte aber noch viel Platz gehabt für mehr Tiefe, wie auch für mehr Details. Die Autorin hat sich einige Dinge also sehr leicht gemacht, es schrammt gerade noch knapp an der Oberflächlichkeit vorbei. Deswegen hätte ich mir ein bisschen mehr Auseinandersetzung bzw. Genauigkeit beim Beschreiben einiger Szenen gewünscht.

Zum Beispiel beim Blumenladen. Denn der ist nicht einfach nur ein Blumenladen. Die Blumen und Topfpflanzen kommen aus der eigenen Gärtnerei, Charlotte muss also keine Blumen aus dem Blumengrossmarkt dazu kaufen, wie das normalerweise die meisten Blumenläden machen. Was ich auch gerne wissen würde, wo befand sich die Wohnung der Grossmutter? Oberhalb des Blumenladens? Und wo genau hat sich Charlotte eingenistet? Wie weit entfernt vom Blumenladen und wieso konnte sie die Wohnung der Grossmutter nicht übernehmen?

Die Idee mit den Blumenbotschaften war mir nicht neu, davon hab ich schon in vielen Romanen gelesen, umgesetzt wurde sie hier nicht so ausführlich, aber ausreichend gut.

Trotz meiner Kritikpunkte hat mich der "Der Blumenlanden der guten Wünsche" sehr gut unterhalten. Denn zwischen Dahlien, Kamillen und Weinreben fühlt man sich einfach wohl, und so hab ich Roman an einem Abend gelesen.

Fazit: Ein schöner und gemütlicher Unterhaltungsroman.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 15.02.2021

Die Denkerin

Die Frau von Montparnasse
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Sie wusste schon immer, dass sie nicht in die Fussstapfen ihrer Eltern treten will. Sie will denken, schreiben, unabhängig sein - was sich in ihren jungen Jahren erträumte, ging schlussendlich in Erfüllung ...

Sie wusste schon immer, dass sie nicht in die Fussstapfen ihrer Eltern treten will. Sie will denken, schreiben, unabhängig sein - was sich in ihren jungen Jahren erträumte, ging schlussendlich in Erfüllung und so wurde Simone de Beauvoir nicht nur die erste Frau, die in Frankreich Knaben in Philosophie unterrichtete, sondern auch Mitbegründerin des Existenzialismus und Gründerin des modernen Feminismus.

Simone fand in den 20er und 30er Jahren keine Vorbilder für freie Frauen und entschloss sich, selbst ein Vorbild zu werden. Sie führte ein unkonventionelles Leben, hatte um sich ihre "Familie", eine Patchworkfamilie, die aus Freunden bestand. Doch bis es soweit kam, musste sie sich lange und gründlich überlegen, welches Leben sie führen will - und auch immer wieder hinterfragen.

De Beauvoir steht anfangs zwischen drei Männern. Doch schnell war klar: keine Beauvoir ohne Sartre und umgekehrt. Sie waren sich extrem nah, sassen fast 24/7 aufeinander, lasen gemeinsam, sie redeten, diskutierten, schrieben - über Gefühle, über einfach alles. Nach dem Lesen von "Die Frau von Montparnasse" ist mir deshalb auch klar, wieso ich in meiner Erinnerung nur immer Fotos von diesem extravagantem Paar sah und nie Foto von ihnen alleine.

Caroline Bernard erzählt extrem dicht von Simones Leben bis 1951 und lässt gefühlt nichts aus. Die Autorin schreibt auch über einen enorm wichtigen Teil in Simones Leben, nämlich über den Pakt, den Sartre und de Beauvoir geschlossen haben: ein unverheiratetes Paar zu sein. Erst mal für zwei Jahre, doch sie verlängerten diesen unromantischen Pakt immer wieder. Mit den Zufallslieben, die sie sich gestatteten, mussten sie lernen umzugehen. Ebenso wie sich diese auch zu erlauben, was Simone de Beauvoir erst schwer fiel. Für mich hörte sich dieser Pakt kompliziert an, denn er gab Simone zwar die Möglichkeit frei zu sein, zwang sie aber auch dazu, mit vielen Heimlichkeiten zu leben.

Die Autorin streicht in ihrem Roman deutlich heraus, dass Simone de Beauvoir in ihrem Denken und ihrer Philosophie sehr viel praktischer und menschlicher war als Jean-Paul Sartre. Emotionen gehörten dazu, Sartre blendete diese aus.

Trotz aller Erfolge litt Simone de Beauvoir zeitlebens daran, dass Frauen als nicht selbstständig denken gesehen wurden. Dabei ist sie es, der Sartre so viel von seiner Philosophie verdankt. Und einmal mehr beweist sich, mögen einige auch noch so ein unkonventionelles Leben führen: Hinter jedem berühmten Mann steht eine starke Frau - die oft mehr zu sagen hat, als der Mann selbst.

Fazit: Sehr interessante Romanbiografie über die grosse Denkerin Simone de Beauvoir, der eindrücklich zeigt, wie sie zu der Philosophin wurde, für die sie heute berühmt ist.
4 Punkte

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