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Veröffentlicht am 17.09.2020

Kein Wunder zu erwarten

Die Bäckerei der Wunder
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Ich mag Barcelona, ich mag Bäckereien und so wanderte "Die Bäckerei der Wunder" gleich nachdem ich den Roman in der Verlagsvorschau sah, auf meine Wunschliste. Es hörte sich gut an, die Geschichte eines ...

Ich mag Barcelona, ich mag Bäckereien und so wanderte "Die Bäckerei der Wunder" gleich nachdem ich den Roman in der Verlagsvorschau sah, auf meine Wunschliste. Es hörte sich gut an, die Geschichte eines Familienbetriebs zwischen den Seiten eines Buches in Romanform nachzulesen.

Doch beim Lesen fühlte es sich so an, als ob man eine Führung durch einen Betrieb macht und die immer wieder durch spezielle Episoden der Familiengeschichte unterbrochen wird. Wie ein Geschichtenerzähler, der es spannend machen will und dabei ein bisschen pathetisch wirkt.

Die Geschichte beginnt beim elfjährigen Mateu, der 1876 alleine nach Barcelona ging und zum Gründer der Bäckerei wurde. Seine Geschichte wird immer wieder unterbrochen, weil plötzlich von anderen Personen zu anderen Zeiten berichtet wird. Wie wenn einer bei einem Vortrag immer wieder den Faden verliert und woanders weiter erzählt. Das macht es schwer, die Familiengeschichte linear zu verfolgen.

Am Ende stellt sich heraus, dass die tatsächliche Geschichte der Konditorei Escriba mit einer fiktiven Story verbunden wurde. Ich frage mich, was die Autoren mit dem Roman bezwecken wollten, denn die Verbindung ist meiner Meinung nach nicht geglückt, es ist weder Fisch noch Vogel. Durch die gestelzte Sprache wirkt der komplette Roman unnatürlich, auch das dauernde "es war ein Wunder" trägt dazu bei. Als ob man Zauber und Magie einfangen will, wo keine/r ist.

Echt war Antoni Escribà - ein Zuckerkünstler mit einer theoretisch interessanten Biografie. Seine Lebensgeschichte wäre anders beschrieben spannender gewesen, läuft aber hier nur der fiktionalen Story nebenher und kommt leider überhaupt nicht zur Geltung. Auch andere Backstubenszenen liessen mich kalt, nie hatte ich das Gefühl, von den beschriebenen Backwaren probieren zu wollen.

Gefallen haben mir einzig die Szenen, bei denen Alba in der Küche der Vidals arbeitete und deren Kinder die Geschichten der Desserts erzählte. Doch auch aus diesen Szenen hätte man mehr herausholen können.

Es hörte sich gut an, aber das war nix. Zum Glück hat der Roman nur 288 Seiten, die auch bei Nichtgefallen schnell gelesen sind.

Fazit: Ein Roman ohne Wunder, auch wenn uns die Autoren diese verklickern wollen.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

So macht Chemie Spass

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Die erste Frau, die den Nobelpreis verliehen bekommen hat, war Marie Curie. Ihre Geschichte erzählt Autorin Susanna Leonard in "Madame Curie und die Kraft zu träumen". Aus Sicht von Marie (als Maria getauft, ...

Die erste Frau, die den Nobelpreis verliehen bekommen hat, war Marie Curie. Ihre Geschichte erzählt Autorin Susanna Leonard in "Madame Curie und die Kraft zu träumen". Aus Sicht von Marie (als Maria getauft, doch immer nur Mania genannt, bis sie sich bei ihrem Studienbeginn selbst Marie nannte) rückblickend erzählt, beginnt der Roman bei Manias Kindheit in Polen, wo sie unter russischer Besatzung die Schulzeit durchlief.

Ihre Kinderjahre sind wichtig, um Manias späteren Lebensweg zu verstehen. Sie lebte mit ihren Schwestern und Pensionatsschülern bei ihrem Vater, der genau wie die Mutter Lehrer war. Doch die Mutter war krank und kurz nachdem Manias Schwester Sofia starb, mussten sie auch die Mutter zu Grabe tragen, sie starb an Tuberkulose.

Mania Sklodowski war neugierig wie diese Krankheiten entstehen und was sie auslösen. Sie wollte verstehen - ein wissbegieriges Kind, gewohnt zu lernen, immer Klassenbeste, obwohl jünger als ihre Klassengspänli. Somit wurde der Grundstein für ihre Zukunft gelegt.

Bildlich und sehr lebendig erzählt die Autorin von Kutschenfahrten im Schnee, sorglose Sommeraufenthalte auf dem Land, Szenen aus der Schulstube, die erste Liebe - und vieles mehr. Man kann sich alles perfekt vorstellen, auch die späteren Verbrennungen an Oberschenkel und den Fingern beim Erforschen der Radioaktivität und das Entdecken und Benennen der chemischen Elemente Polonium und Radium.

Susanne Leonard schildert eine faszinierende Persönlichkeit, die sozial, aber auch ehrgeizig war. Im Gegensatz zu ihrem Mann Pierre Curie, dem Preise und Statusgehabe, wie sie andere Wissenschaftler gerne an den Tag gelegt haben, nicht sehr wichtig waren und der gerne teilte.

Der Roman fesselte mich durch die lebhaften Beschreibungen, auch mochte ich die rückblickende Erzählweise, wenn Marie bei einigen Gelegenheiten Bekannten von früher erzählte und damit ihren Zuhörerinnen Mut machte, ihre Träume nicht aufzugeben.

Chemie und Physik fand ich zu meiner Schulzeit nie interessant, doch ich bin mir sicher: hätte ich diesen Roman damals schon lesen können oder hätten meine Lehrer ein paar Szenen, wie zum Beispiel die Namensgebung von Polonium uns so erzählt, wie es Susanna Leonard hier macht, wäre ich im Unterricht auf jeden Fall aufmerksamer gewesen und hätte womöglich noch Spass daran gehabt.

Fazit: Toll erzählte Romanbiografie über die erste Nobelpreisträgerin.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Rote Stiefel und gelbe Rosen

Eisblumenwinter
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Die drei Schwestern Rina, Pia und Jana haben die Leser*innen bereits in "Drei Schwestern am Meer" kennen gelernt. Dort ging es um Rina und Oma Annie - und um ihre Familiengeschichte.

Etwas mehr als zwei ...

Die drei Schwestern Rina, Pia und Jana haben die Leser*innen bereits in "Drei Schwestern am Meer" kennen gelernt. Dort ging es um Rina und Oma Annie - und um ihre Familiengeschichte.

Etwas mehr als zwei Jahre nach diesen Ereignissen, am ersten Advent, sitzen wir mit den Schwestern, Oma Annie, deren Schwester Erika und Nachbarin Thea in Annies gemütlichem Haus und erfahren beim Kuchenessen, dass es noch mehr Geheimnisse gibt im Familienstammbaum. Denn plötzlich stehen die von Annie vermissten roten Stiefel vor ihr. Das Rätsel um diese speziellen Stiefel wurde bereits im ersten Band angesprochen - und hier gelöst. Es stellt sich daraus, dass Erika und Annies Tante, die 95jährige Hedwig, noch lebt.

Was Hedwig mit den roten Schuhen zu tun hat, erfahren wir auf eine spannende Weise, denn die Familiengeschichte ist sehr interessant und birgt einige Überraschungen für alle Beteiligten.

Während Annie sich auf die Begegnung mit Hedwig freut, hat Pia Kummer. Ihr stellt sich die Frage: Nordsee oder Ostsee? Sie liebt Paul, aber der will nicht von Juist weg, und Pia möchte auf Rügen bleiben. Ob ihre Beziehung so eine Chance hat, steht in den Sternen. Auch Jana hat ein Beziehungsproblem, denn sie ist sich auf einmal nicht mehr sicher, ob sie ihren Freund Hendrik oder einen andern liebt. Rina hingegen ist sich mit Miro sicher, doch der spricht plötzlich von einem Umzug nach Polen, was Rina sich nicht vorstellen kann.

Doch die Probleme der Schwestern werden nicht in den Vordergrund gepackt. Da steht ganz klar die Verwandtschaftsgeschichte - die Gründe, weswegen Tante Hedwig plötzlich aus Annies Leben verschwand.

Daneben wird natürlich auch viel gebacken, gekocht und genossen. Mir gefiel die adventliche Frauenrunde und die gemütliche, positive Stimmung in der Geschichte, die Autorin Anne Barns vermittelt. Es braucht nicht in allen Roman eine Drama Queen oder viel Streit, frau kann auch schöne Romane schreiben ohne superdramatische Twists oder schwierige Charaktere. Das mag ich sehr in Anne Barns Romanen und das kommt auch in "Eisblumenwinter" zum Tragen. Zum sich Wohlfühlen trägt zudem bei, dass die Autorin ein Auge auf Kleinigkeiten legt. Details wie die bezaubernden Lampenfrauen zum Beispiel, oder die diversen Karamellvarianten - einfache, aber schöne und wohlschmeckende Dinge.

Nach zwei Romanen fühlt man sich auch schon fast als Cousine oder Tante der drei Schwestern und würde natürlich seine Verwandten gerne wieder einmal "sehen". Deshalb bin ich nun gespannt, ob wir der sympathischen Frauenrunde wieder einmal, sei es im Advent oder in irgendeiner anderen Jahreszeit, begegnen werden.

Fazit: Ein schöner "Einkuschel"-Roman, den man sich am nächsten Wochenende gönnen sollte. Spätestens aber am ersten Adventswochenende solltet ihr "Eisblumenwinter" lesen - dann habt ihr das perfekte Buch-lese-Date!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Zum Verwechseln ähnlich

Die Braut sieht rot
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Nach dem sehr konstruierten und deshalb nicht sehr interessanten dritten Band ("Ein Mörder zieht die Fäden") sah ich diesem vierten Band besorgt gespannt entgegen. Doch Autorin Rebecca Michéle zeigt sich ...

Nach dem sehr konstruierten und deshalb nicht sehr interessanten dritten Band ("Ein Mörder zieht die Fäden") sah ich diesem vierten Band besorgt gespannt entgegen. Doch Autorin Rebecca Michéle zeigt sich hier wieder in alter Stärke, was mich sehr freute.

So hat auch Sandra Flemming wieder zu ihrem normalen Ich zurück gefunden. Und scheint etwas gelernt zu haben: zu sagen, wenn ihr etwas verdächtig vorkommt. Nur wird sie dafür erstmal von ihrem Freund und DCI Christopher Bourke belächelt. Aber dass Hotelgast Lady Claire mit einem Mordopfer grosse Ähnlichkeit aufweist, kann selbst Bourke nach einem Sandras Vermutung bestätigenden Vorkommnis nicht mehr von sich weisen.

Jemand scheint es auf rothaarige Frauen in Lower Barton abgesehen zu haben. Die Leser sind leicht im Vorteil, im Gegensatz zu Sandra und Christopher wissen sie von einem Ereignis, welches wohl mit dem aktuellen Fall zu tun haben müsste und können miträtseln - Möglichkeiten gäbe es einige. Welche Verbindung dann tatsächlich bestätigt wird, erfährt man erst am Ende.

Man hätte vielleicht dem einen oder anderen möglichen Verdachts-Szenario ein wenig mehr Futter geben können, um mehr Spannung zu erzeugen. Aber auch ohne wars ein schöner Fall, in den eine kleine Lovestory eingefügt wurde.

Denn Lady Claires Sohn ist in Imogen, das Hausmädchen des Hotels, verliebt. Damit seine Mutter Imogen kennenlernt, verbringt er zusammen mit seiner Mutter eine Urlaubswoche auf Higher Barton. Sandra ist eingeweiht, doch sie ist nicht davon überrascht, dass Lady Claire "was Besseres" für seinen Sohn will.

Sandra hält sich weitgehend raus aus der Sache, viel lieber geniesst sie Zeit mit ihrem Patenkind, der Tochter von Anwalt Alan Trengove und seiner Frau Ann-Kathrin. Auch weitere alte Bekannte wie Metzgerin Agnes Roberts, der Major oder Hotelkoch Monsieur Peintrés haben ihre Auftritte und so ist man einmal mehr traurig, wenn man Higher Barton nach der letzten Seite wieder verlassen muss.

Fazit: Ein gelungener Fall für Sandra Flemming und Christopher Bourke.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.09.2020

Dreht sich im Kreis

Die Pianistin
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Über das Leben von Clara Schumann wusste ich bisher nichts, ich kannte nur die CD's von Interpreten, die ihre Werke spielten. Oft zusammen mit den ihres Mannes Robert Schumann. Doch mehr war mir nicht ...

Über das Leben von Clara Schumann wusste ich bisher nichts, ich kannte nur die CD's von Interpreten, die ihre Werke spielten. Oft zusammen mit den ihres Mannes Robert Schumann. Doch mehr war mir nicht bekannt. Deshalb war ich neugierig auf ihr Leben, welches Beate Rygiert uns Leserinnen in "Die Pianistin" näher bringen möchte.

Die ersten Kapitel lasen sich schnell und süffig, doch bald stellte sich eine Müdigkeit ein. Neben den Konzertreisen, auf die sich die junge Clara mit ihrem Vater Friedrich Wieck begab, geht es nur um die Liebe zwischen Clara und Robert und um ihren Vater, der diese Liaison nicht duldete und total gegen eine Hochzeit der beiden Musiker war.

Doch wie wir ja bereits wissen, konnten sie Jahre später heiraten - bis es soweit ist, vergehen fast zwei Drittel im Roman. Die Ehe danach war aber auch nicht viel glücklicher. Clara ging es wohl am besten, als Robert starb, endlich war sie frei von allen Zwängen. Erst gängelte sie ihr Vater, dann Robert, beide engten sie ein. Wäre Vater Wieck nicht ganz so rigoros gewesen, hätte Clara vielleicht gemerkt, dass sie eine Ehe mit Robert nicht glücklich machen wird. Anzeichen waren bereits da, doch da beide sich ja nur selten sahen, hätte Clara nur minim mehr realen Kontakt gebraucht um zu sehen, dass Robert nicht gesund ist.

Aber der Lauf der Geschichte war nun mal anders und die Autorin gab sich redlich Mühe, aus dem Wenigen und dem immer gleichen Thema etwas Interessantes zu schreiben. Doch bis zur lange ersehnten Heirat von Clara und Robert dauert es viel zu lange und ich langweilte mich.

Ich sass fünf Tage an dem Buch, was für mich aussergewöhnlich lange ist. Ich hatte kein Verlangen abends - und erst noch am Wochenende - weiter zu lesen und musste mir schlussendlich einige Stunden tagsüber einplanen, um das Buch zu Ende zu lesen. Leider war ich auch nach "der Heirat" öfters kurz davor den Roman abzubrechen, war dann aber auch schon zu weit, um kurz vor Schluss aufzugeben.

Beate Rygiert kann schreiben, das bewies spätestens der Roman um George Sand, und sie gab sich auch hier Mühe, aber wenn die Vorlage nicht mehr hergibt, wird es für jede
n Autorin schwierig, eine gefällige Lektüre daraus zu basteln.

Eigentlich sollte man meinen zwei Musiker gleich Traumehe, doch Vater Wieck wollte das nicht. War er als Vater eifersüchtig oder sah er in Clara nur eine Geldquelle, die ihm entglitt, wenn sie heiratet? Ganz spät im Roman sagt auch endlich Claras Mutter etwas zu ihrer Ehe zu Friedrich Wieck. Das schilderte die Autorin gut. Ebenso die Unannehmlichkeiten von tagelangen Reise mit Kutschen, das Leben als Musikerin, das Wunderkind, das später verheiratet mit einem Komponisten plötzlich nur noch "die Frau von" ist. Die Charaktere konnte die Autorin gut rüberbringen, meine Sympathie hatten klar die gezeichneten Frauen.

Der Reihen-Titel "Aussergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe" beinhaltet theoretisch auch den "Aufbruch", der hier leider fast nur im Nachwort vorkam. Die "Liebe" wird viel stärker gewichtet und nimmt schwerpunktmässig fast den ganzen Raum ein.

Vielleicht wäre es besser gewesen, nicht die Liebe zu Robert Schumann in den Vordergrund zu stellen, sondern die Zeit danach zu porträtieren, mit Rückblicken auf diese harten Jahre, um den "Aufbruch" mit "Liebe" zu untermalen. Wahrscheinlich wäre das spannender geworden. Denn Claras Aufenthalt in Paris und später ihre eigenen Konzertreisen, ihr Verhältnis mit einem anderen Musiker, und Jahre danach noch endlich in London konzertieren - das alles wäre interessant gewesen, kam aber zu kurz bis kaum vor.

Beate Rygiert hat sich ins Zeug gelegt, um den Leser
innen einen spannenden Roman über das Leben von Clara Schumann vorzulegen. Spannend ist er aufgrund der "never ending lovestory" nicht geworden. Interessant stellenweise schon.

Fazit: Das viel zu lange und langweilige "Wann klappt's endlich mit der Hochzeit?" überwiegt, deshalb konnte mich diese Geschichte einfach nicht fesseln.
3 Punkte.

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