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Veröffentlicht am 18.06.2020

Ausserhalb Dupins Komfortzone

Bretonische Spezialitäten
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Seine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen - Dupin muss mit zwei anderen Kommissaren unter genauer Aufsicht der Präfekten am anderen Ende der Bretagne ermitteln.

Dupin sollte eigentlich an einer ...

Seine schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen - Dupin muss mit zwei anderen Kommissaren unter genauer Aufsicht der Präfekten am anderen Ende der Bretagne ermitteln.

Dupin sollte eigentlich an einer Weiterbildung in Saint-Malo teilnehmen, doch bei seinem mittäglichen Marktbesuch wird eine Frau erstochen, die Täterin flüchtet, aber sie ist bekannt. Es ist die Schwester des Opfers und auch wenn die beiden miteinander konkurrenzierten, fehlt das Mordmotiv. Die Täterin verweigert jegliche Aussage, das ist das eine, aber dass es nicht bei einem Mord bleibt, das verkompliziert die Sache ungemein.

Die Kommissare ermitteln zu dritt, zu Dupins Erleichterung relativ autonom, aber es wird ein harter Fall für die drei. Sie kurven in der Gegend herum und so lernt man das Gebiet um Saint-Malo, besonders Cancale und Dinard, auch ein wenig kennen. Ebenso kommen die titelgebenden Spezialitäten der Gegend ins Spiel und auf den Tisch, kein Wunder, denn hier geht es um zwei Köchinnen und die Weiterbildung wird von gemeinsamen abendlichen Dinners gekrönt.

Riwal und Kadeg agieren für einmal nur minim im Hintergrund, doch ihr Wissen und ihre Recherchen sind wie immer gefragt und sorgen für neue Anhaltspunkte.

Dieser andere Blickwinkel macht den neunten Fall sehr interessant, so dass mich "Bretonische Spezialitäten" sehr gut unterhalten hat. Unweigerlich rätselt man mit. Macht sich Gedanken über ein mögliches Motiv und Täter, und fragt sich, ob die Kommissare eventuell etwas übersehen.

Es ist einer der besten bretonischen Fälle, wenn man von einigen unterlassenen Nachforschungen/Fragen rund um den Tatort am Anfang absieht.

Fazit: Dupin ermittelt ausserhalb seiner Komfortzone, aber ebenso erfolgreich wie immer.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Drei Freunde

Bretonisches Vermächtnis
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Drei Freunde - so könnte man das (Arbeits-)Verhältnis von Dupin, Riwal und Nolwenn bezeichnen. Da fehlt natürlich noch Kadeg, doch der ist gerade noch weiter weg als die andern. Der einzige, der die Stellung ...

Drei Freunde - so könnte man das (Arbeits-)Verhältnis von Dupin, Riwal und Nolwenn bezeichnen. Da fehlt natürlich noch Kadeg, doch der ist gerade noch weiter weg als die andern. Der einzige, der die Stellung hält ist gerade Kommissar Dupin, der seine Mitarbeiter und Freunde vermisst, als in Concarneau plötzlich der Arzt aus seinem Haus stürzt und stirbt. Dupin muss mit den neuen Mitarbeiterinnen Le Menn und Nevou die Ermittlungen beginnen.

Der Tote hinterlässt nicht nur seine Arztpraxis, seine Frau und einen erwachsenen Sohn, sondern auch seine Freunde - ebenfalls ein Dreiergespann. Zusammen mit dem Apotheker und dem Weinhändler investierte der Arzt in einige Unternehmen vor Ort. Machte er sich damit Feinde?

Man hat fast ein bisschen Mitleid mit Dupin, der sein Team vermisst und gleichzeitig die Fast-Schwiegereltern am Hals hat. Der Fall ist extrem knifflig und wiedermal ist es Riwal, der mit seinen geschichtlichen Exkursen die zündende Idee hervorbringt, der den Fall in ein ganz neues Licht stellt.

Ich fand es toll, dass hier ein Fall um eine alte Geschichte, die bereits in einem anderen sehr bekannten Krimi von Georges Simenon erzählt wird, aufgebaut wird. Das ist mal was anderes, und passt hervorragend zu Concarneau.

Fazit: Unterhaltend, kurzweilig und spannend.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.06.2020

Signora Sommer muss bleiben

Signora Sommer tanzt den Blues
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Ich kenne die Apulien-Krimis von Kirsten Wulf. Da es davon gerade keinen Nachschub gibt, war ich neugierig auf ihren neuen Roman, in der die Autorin einen ganz anderen Weg beschreitet.

Wem wollt auf ...

Ich kenne die Apulien-Krimis von Kirsten Wulf. Da es davon gerade keinen Nachschub gibt, war ich neugierig auf ihren neuen Roman, in der die Autorin einen ganz anderen Weg beschreitet.

Wem wollt auf diesem Weg begegnen? Wollt ihr die trauernde Laura, die in einem inneren Loch lebt, aber in einer grossen, schönen Wohnung mitten in Rom? Oder lieber Samy, die gerne aufräumt und putzt, aber nach einem strengen Stundenplan lebt und ihr ganzes Leben auf Instagram zeigt? Oder doch die bunte, wilde, singende, tanzende und oft einen über den Durst trinkenden Fra(ncesca)?

Ihr bekommt sie alle drei in "Signora Sommer tanzt den Blues". Und dies, obwohl Fra zu Beginn die einzige der drei Frauen ist, die tanzt. Als sie eines Nachts besoffen nach Hause kommt, irrt sie sich in der Türe. Nur um einige Minuten später wieder an der falschen Tür zu klingeln. Ein Wasserrohrbruch macht ihre Wohnung unbewohnbar, sie hofft auf Asyl bei Laura, die in der Etage oberhalb von Fra wohnt. Fra ist begeistert von deren Wohnung und möchte gar nicht mehr weg. Bald darauf sind sie zu dritt, denn Fra's Untermieterin, die amerikanische Studentin Samy braucht auch einen Schlafplatz.

Laura, in ihrer Trauer gefangen, lässt es widerwillig geschehen, muss sich erst wieder an Menschen gewöhnen. Seit vor fünf Monaten ihr Partner starb, verliess sie das Haus nur noch zu Arztterminen und dem sonntäglichen Mittagessen bei ihrer Fast-Schwiegermutter. Fra findet es an der Zeit, dass Laura wieder am Leben teilnimmt, zu leben beginnt und unternimmt so einiges, um Laura aus ihrem Loch hervor zu locken.

Die drei unterschiedlichen Frauen tun einander gut, denn alle hinterfragen den Lebensstil der jeweils anderen. Es wird so manches Mal explosiv, oft humorvoll und bleibt dennoch meistens melancholisch.

Diese Melancholie - die übrigens hervorragend zu Trastevere passt - überkommen auch die Leser, wenn sie im zweiten Erzählstrang die Geschichte der Vormieterinnen ab 1945 verfolgen. Auch damals wurde getanzt, heimlich.

Irgendwann am Ende finden die beiden italienischen Geschichten zusammen. Bis es soweit ist, leben die Leser als viertes WG-Mitglied mit unseren römischen Frauen zusammen, fühlen Lauras Schwere, spüren, dass Fra nicht so stark ist, wie sie immer tut, freuen und nerven sich gleichzeitig über Samys Erfolg, lernen den Blues tanzen und Rom von einer anderen Seite kennen.

Kirsten Wulf ist mit "Signora Sommer tanzt den Blues" eine eindrückliche Geschichte über Neuanfänge, Freundschaften und Vergangenheitsbewältigung gelungen. Die Story bezaubert auf eine spezielle Weise, gerade eben auch durch die hier nicht erwähnten männlichen Figuren und besonders durch Fra's Vermieterin, die dem Roman Würze geben.

Fazit: Una storia italiana - besser könnten sie die Italiener auch nicht schreiben.
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Liebe in schwierigen Zeiten, aber an wunderbarem Ort

Das Haus am Ende des Fjords
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Die Dänin Isving führt zusammen mit ihrer Schwägerin Gabrielle ein B&B in Kopavik. Alles ist gut. Doch dann wird Isving krank, die Ärzte diagnostizieren eine Multiple Sklerose und Gabrielle verlässt Kopavik. ...

Die Dänin Isving führt zusammen mit ihrer Schwägerin Gabrielle ein B&B in Kopavik. Alles ist gut. Doch dann wird Isving krank, die Ärzte diagnostizieren eine Multiple Sklerose und Gabrielle verlässt Kopavik. Nichts mehr ist gut. Isving hat einige Probleme vor sich liegen, sie sieht schwarz und weiss nicht, wie sie sie das alleine mit ihrer Krankheit schaffen soll. Und im Winter, ausserhalb der Touristenzeit, verdient sie sowieso nichts. Sie plant das zugehörige Café nächstes Jahr zu verkaufen, möchte das aber nicht, denn ihre Mitarbeiterinnen brauchen ihre Jobs ja auch. Noch hat Isving Bedenkzeit.

Einer ihrer Gäste ist Jon, der eigentlich Thor heisst und ein bekannter Musiker ist. Er hat sich eine Auszeit genommen und ist froh, dass er hier in seiner Heimat, auf Island, Ruhe hat und nicht jeder ihn kennt - mit Sonnenbrille und Bart getarnt ist das auch nicht schwer. Ihm fehlt seit einiger Zeit die Kreativität, um neue Lieder zu schreiben. Die schöne Frau, die er in einem Hot Pot beobachtet, wird zu seiner neuen Muse.

Eine Stimme, so glockenrein und klar, wie es sie selten gab, wehte zu ihm herüber. Fasziniert lauschte Thór in den Abend. Die Melodie war ihm nicht fremd, aber auf diese Weise hatte er sie noch nie gehört. Wie gebannt folgte er der Stimme und fand eine Elfe. Sie lag mit geschlossenen Augen im Wasser, die herrlichen Haare ausgebreitet wie ein Fächer. Von ihrem einzigartigen Gesang vollkommen verzaubert ließ er sich auf einem Felsen nieder. Im schwachen Licht der Laternen glaubte er, rotes Haar zu erkennen und ein blasses, sommersprossiges Gesicht, aber das konnte ebenso gut Einbildung sein, denn sie glich auf erstaunliche Weise der seiner Fantasie entsprungenen Muse, für die er all die Songs geschrieben hatte, bis sie im letzten Jahr über Nacht einfach aus seinem Leben verschwunden war.

Schnell merkt Thor, dass es sich bei seiner unbekannten Muse aus dem Wasser um seine Gastgeberin Isving handelt. Es entwickelt sich eine schöne Liebesgeschichte, in der beide Geheimnisse voreinander haben - er weiss nichts von ihrer MS, sie nicht, dass er Mitglied der Splendid Pirates ist. Oder doch?

Island ist ein Dorf und so ist es kein Wunder, dass die Leserinnen im Laufe der Story auf Bekannte aus "Islandsommer" treffen, etwa bei einem Besuch in Aki's Kaffi Berlin oder gegen Ende bei einem Zusammentreffen mit Merit und Krjstian.

"Das Haus am Ende des Fjords" hat mir gut gefallen, obwohl das letzte Drittel ein wenig lang gezogen wirkte, auch wenn ich weiss, dass gewisse Dinge ihre Zeit brauchen.

Das aktuelle grau-nasse Wetter war als Lesebegleitung äusserst passend. Es hat mich grad noch mehr in die Geschichte eintauchen lassen, beides machte Lust auf heisse Schokolade und ein Bad, wenn auch nicht in einem Hot Pot, dann halt in der Badewanne - natürlich immer mit dem Buch in der Hand, bis es ausgelesen war.

Thematisch hat Kiri Johansson einiges reingepackt. Neben Isvings Krankheit, ein Musiker ohne Muse, allgemein das Leben in Island, wurde auch der Walfang thematisiert. Alles floss wunderbar in die Geschichte mit ein.

Am Ende der Lektüre möchte man am liebsten einen Island-Urlaub buchen, und diesen in Isvings Bed & Breakfast verbringen, sich von Katla oder Isving bekochen lassen, mit Jökull zu den Seehundstränden fahren und sich vielleicht sogar auf eins von Kristins Pferden setzen.

Fazit: Liebe in schwierigen Zeiten, aber an einem wunderbaren Ort mit netten Bewohnern - das bekommt ihr in dem unterhaltenden "Das Haus am Ende des Fjords".
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.06.2020

Nahtlos weiter lesen

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Corina Bomann erzählt Sophias Geschichte nahtlos dort weiter, wo sie in Band 1, in "Sophias Hoffnung", geendet hat. Sophia reist nach Paris, um nach ihrem angeblich toten Kind zu suchen, kommt aber dabei ...

Corina Bomann erzählt Sophias Geschichte nahtlos dort weiter, wo sie in Band 1, in "Sophias Hoffnung", geendet hat. Sophia reist nach Paris, um nach ihrem angeblich toten Kind zu suchen, kommt aber dabei nicht viel weiter und macht sich erst noch Sorgen um Henny, die von ihrem Geliebten Monsieur Jouelle offensichtlich opiumabhängig gemacht wurde. Lange kann sie aber nicht in Paris bleiben und reist unverrichteter Dinge zurück nach Amerika.

In New York wird Sophie bei der Konkurrenz von Helena Rubinstein, von Elizabeth Arden höchstpersönlich, eingestellt. Nicht in deren Labor wie gehofft, sondern in Ardens Schönheitssalons soll Sophia von der Pike auf alles lernen - sie hat keine Ahnung, was Miss Arden mit ihr vor hat. Überraschend trifft Sophia Darren wieder - und bald stellt sich bei ihr erneut die Frage, ob Liebe und Arbeit vereinbar sind.

Denn da haben die beiden Grandes Dames der Kosmetikwelt eine ähnliche Ansicht. Im ersten Band erlebte man Helena Rubinstein, hier im zweiten Band Elizabeth Arden. Die beiden Kosmetik-Koryphäen können sich nicht leiden und sind sich trotzdem viel ähnlicher als ihnen bewusst ist. Dies stellt Autorin Corina Bomann deutlich dar.

Obwohl die beiden Frauen jeweils auch verletzlich charakterisiert werden, wird kaum eine Leserin sie wirklich mögen. Sophia hingegen muss man einfach mögen, in ihrer Ehrlichkeit und mit all ihren Talenten und Emotionen. Wie sie sich Sorgen um Henny macht, und ihren Umgang mit dem Gefühl, nicht zu wissen, ob ihr Kind tatsächlich bei der Geburt starb oder ob der Junge lebt.

Ein weiterer Schicksalsschlag führt Sophia kurz nach Berlin. Ich empfand es enorm eindrücklich, wie die Autorin den mal etwas anderen Blick skizzierte, nämlich den von aussen, von jemand, der die Stadt früher kannte und jetzt angesichts der neuen Regierung geschockt ist vom Anblick des neuen Hitler-Berlins.

Und so fliegt man mit Sophias Erlebnisse durch die Seiten, denn auch dieser zweite Band ist unheimlich spannend geschrieben.

Aber dann ist der Roman urplötzlich zu Ende. Bis zur letzten Seite fehlten mir laut der eBook-Seitenanzeige noch 73 Seiten und so war ich sehr überrascht, als ich nach einer gerade wieder extrem fesselnden Stelle umblätterte und auf der neuen Seite eine Leseprobe angezeigt wurde. Da war ich erst mal verwirrt, bis ich merkte, dass der zweite Band zu Ende ist. Nahtlos hätte ich gerne weiter gelesen.

Nun heisst es wieder warten, bis zum 30. November, wenn "Sophias Triumph" erscheint - ich bin schon jetzt mächtig gespannt!

Fazit: Mitreissender zweiter Teil der "Die Farben der Schönheit"-Trilogie, man möchte am liebsten sofort weiter lesen.
5 Punkte.

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