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Veröffentlicht am 15.05.2020

Interessant, aber emotionslos

Grace und die Anmut der Liebe
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Ich weiss noch, wie ich als Fast-Teenager berührt war vom Unfalltod der Fürstin von Monte Carlo, der damals durch die Tageszeitungen ging und in Zeitschriften breitgetreten wurde. Gracia Patricia Grimaldi, ...

Ich weiss noch, wie ich als Fast-Teenager berührt war vom Unfalltod der Fürstin von Monte Carlo, der damals durch die Tageszeitungen ging und in Zeitschriften breitgetreten wurde. Gracia Patricia Grimaldi, die elegante Fürstin, die früher Schauspielerin war, so las man.

Als ich älter wurde und "Über den Dächern von Nizza" mit ihr und Cary Grant guckt, wusste ich wieder, wieso die Fürstin so rüber kam.

Anmutig und höflich, aber sehr zurückhaltend, so wird sie auch in der Romanbiografie von Sophie Benedict dargestellt.

Grace Kelly hatte einen grossen Traum - sie wollte Schauspielerin werden. Das Talent besass sie, der Wille zur harten Arbeit auch. Doch ihre Eltern wollen davon nichts wissen. Das Kind soll heiraten, aber bloss nicht Schauspielerin werden. Der Roman zeigt somit auch das Leben einer jungen Frau, die sich immer um die Anerkennung ihrer Eltern bemühte. Einmal ein "gut gespielt" wäre schon ein Kompliment gewesen, doch kein gutes Wort kam über die Lippen der Eltern. Auch mit der Männerwahl waren sie nicht zufrieden. Erst als Grace Fürst Rainier heiraten wollte, kam das Einverständnis.

Die Begegnung mit Rainier erlebt man im Roman leider erst am Schluss. Aber auch diese Etappe in Grace Leben wird, wie der Rest des Buches, sehr nüchtern und kurz erzählt. Der Roman wirkt mehr wie eine etwas längere Biografie, ein wenig so wie die früheren Reclam-Biografien zu berühmten Künstlern.

Die Leser erleben in "Grace und die Anmut der Liebe" Grace Ausbildung zur Schauspielerin, ihre Filmproduktionen inklusive ihren Männerbeziehungen und Affären mit. Gefühle werden nur sparsam erwähnt. Die Leidenschaft der Protagonistin für ihren Beruf und ihre Liebschaften spürte ich nicht, die für den Beruf noch eher.

Auch wenn ich mir von diesem Roman mehr Emotionen und Wärme gewünscht hätte, passt die nüchterne Berichterstattung der Autorin aber doch irgendwie, denn Grace wirkt - laut Sophie Benedict - ausserhalb ihren Rollen genau so distanziert und beherrscht.

Dennoch passt dieser Band nicht so wirklich zu den anderen Büchern der Reihe der "Mutige(n) Frauen zwischen Kunst und Liebe", weil hier die Leidenschaft und die Emotionen eindeutig fehlen.

Fazit: Was bleibt, ist eine sachlich beschriebene Romanbiografie - interessant, aber emotionslos.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Etwas Wärme und Liebe

Im Garten deiner Sehnsucht
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Von der ersten Seite an nimmt die Geschichte gefangen. Iris, die im Prolog als blumenliebende aufgestellte junge Frau dargestellt wird, wird viele Jahre später die Vermieterin von Abby. Was den Leser interessiert: ...

Von der ersten Seite an nimmt die Geschichte gefangen. Iris, die im Prolog als blumenliebende aufgestellte junge Frau dargestellt wird, wird viele Jahre später die Vermieterin von Abby. Was den Leser interessiert: wie wurde aus der aufgestellten jungen Iris von 1944 eine, hinter einem hohen Zaun, zurückgezogen lebende alte Frau im Jahr 2003?

Abby arbeitet als Ingenieurin und versucht ihre Sicht der Dinge, sprich die Farbbezeichnungen von Schiffsfarben an die Frau zu bringen - doch ihr neuer Chef glaubt nicht an Abbys Idee. Ihr Mann Cory leidet, seit er als Soldat aus dem Irakkrieg zurück ist, an posttraumatischen Belastungsstörungen. Das Leben mit ihm ist nicht sehr einfach, Abby und Lily leiden darunter.

Abbys siebenjährige Tochter Lily findet bald einen Zugang zu Iris, bei Abby dauert es länger. Aber auch Cory erregt die Aufmerksamkeit der menschenscheuen Iris. Er erinnert sie sehr an den Mann ihrer früheren Freundin. Doch erstaunlicherweise scheint gerade Iris zu Cory durchzudringen.

Iris lebt seit Jahrzehnten in ihrem Schneckenloch, einem umzäunten Haus mit wunderschönem Garten. Sie muss sich bald eingestehen, dass sie mit ihren neuen Nachbarn viel gemeinsam hat: die Neugierde von Lily, die sie so sehr an ihre Tochter Mary erinnert; sich wie Abby beruflich in einer Männerdomäne behaupten zu müssen; und das Trauma von Cory. Iris lebt für und mit ihrem Garten, er gibt ihr Trost, Erinnerungen und Heimat.

Der Autor zeichnet lebendige Charakter, die man so leicht und schnell nicht vergisst. Beide Frauen erleiden ähnliches, zu verschiedenen Zeiten. Scheinbar hat sich nicht viel in den letzten 60 Jahren in den Köpfen der Menschen geändert. Diese Parallelen berühren. Aber auch die Verbindung von Iris mit Cory ist etwas Besonderes, die man auf den ersten Seiten so nicht geahnt hätte.

Viola Shipman hat in ihrem neuen Roman ein für Amerikaner wichtiges Thema aufgenommen: Kriegswitwen und die Traumas der aus den diversen Kriegen zurückgekehrten Soldaten. Für viele amerikanische Frauen ist diese Szenerie Realität. Viola Shipman gibt ihnen in diesem Roman eine Stimme und erzählt eine extrem emotionale Geschichte.

Beim Lesen von "Im Garten deiner Sehnsucht" riecht man die Blumen und die feuchte Erde, hört das Meer rauschen und spürt die innere Zerrissenheit der Figuren. Trotz brisantem Thema ist es eine wunderbar hoffnungsvolle Geschichte, die garantiert nicht nur Blumenfans begeistern wird.

Fazit: Ein wunderbares Lesevergnügen mit viel Wärme und Liebe - und mit Nastüächlialarm.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Mehr Komödie als Krimi

Mission Blindgänger
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Einige Zeit ist seit dem zweiten Band vergangen - reell sind es drei Jahre und in der fiktiven Geschichte wohl etwa zwei Jahre. Anne Capestan ist inzwischen Mutter einer 16 Monate alten Tochter, ihr Partner ...

Einige Zeit ist seit dem zweiten Band vergangen - reell sind es drei Jahre und in der fiktiven Geschichte wohl etwa zwei Jahre. Anne Capestan ist inzwischen Mutter einer 16 Monate alten Tochter, ihr Partner noch einige Wochen im Gefängnis - sie ist quasi alleinerziehend und voll auf die kleine Josephine fixiert.

Mit ihrem Team hat Anne nach wie vor Kontakt. Eva Rosière hatte Erfolg mit ihren Büchern, eins davon soll aktuell verfilmt werden. Eva ist als Drehbuchautorin bei den Dreharbeiten dabei und nervt sich über den Regisseur, der lieber seine Version abdrehen möchte. Doch dann wird er erstochen aufgefunden. Zeit für das Kommando Abstellgleis.

Die Filmcrew ist mindestens so schräg wie die Brigade. Dieser Umstand macht es schwierig, in den Krimi rein zu finden. Es ist ein hohes Tempo, das Sophie Hénaff vorlegt, aber schwer zu folgen. Auch dann, als die schrägen Vögel das Set übernehmen.

Die Autorin hat den Faden aus den ersten beiden Bänden - Evas Bücher - aufgenommen und daraus einen dritten Teil gebastelt, der zwar dem Team als solches Ehre erweist, aber leider nur in der Filmproduktion. Krimitechnisch ist die Story extrem einfach gestrickt und haut mich nicht vom Hocker.

Es sind viel zu viele Figuren eingewoben. Die Brigade ist schon besetzt mit aussergewöhnlichen Charakteren, da braucht es nicht noch mehr spezielle Figuren, die sich in der Story tümmeln. Es wirkt alles sehr chaotisch.

Und auch Anne ist nicht bei der Sache. Sie, die eigentliche Chefin, wirkt sehr fahrig und abgelenkt. Erst als sie ihr Kleinkind mal für einige Stunden abgeben kann und vorher acht Stunden durchgeschlafen hat, ist sie fit. Sie knipst dann schnell mit dem Finger und zack, der Fall ist gelöst. Als ob sie ein Superwoman-Kostüm angezogen hätte und sich einmal im Kreis dreht und sich wie Wickie den Finger an der Nase reibt. Unglaublich unglaubhaft.

Nachdem ich von "Kommando Abstellgleis" und "Das Revier der schrägen Vögel" total begeistert war und ich mich sehr auf diese neue Fortsetzung freute, umso enttäuschter bin ich nun. "Mission Blindgänger" blieb weit unter meinen Erwartungen nach den genialen ersten zwei Bänden.

Fazit: Mehr Komödie als Krimi - langweiliges Chaos von A bis Z.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

At home in Fuseta

Schwarzer August
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Eine Autoexplosion vor eine Bankfiliale an einem Sonntagmorgen erschüttert die Algarve. Graciana und Co. stehen vor einem Rätsel, bis ein Bekennerschreiben auftaucht. Doch dieses gibt nur noch mehr Rätsel ...

Eine Autoexplosion vor eine Bankfiliale an einem Sonntagmorgen erschüttert die Algarve. Graciana und Co. stehen vor einem Rätsel, bis ein Bekennerschreiben auftaucht. Doch dieses gibt nur noch mehr Rätsel auf. Der Täter scheint theoretisch ein Weltverbesserer zu sein, doch weshalb greift er plötzlich zu solchen zerstörerischen Methoden, die bald auch Menschen verletzen?

Miguel Duerte musste im dritten Band einige Niederlagen hinnehmen, hier in "Schwarzer August" kann er sich als Bombenentschärfer betätigen, aber sein verdienter Ruhm lässt wohl weiterhin auf sich warten. Weshalb er so extrem auf Anerkennung aus ist, lässt sich mit seiner Kindheit als Sohn eines Toreros erklären, wovon einige seiner Erinnerungen immer mal wieder durch die Seiten blitzen. Das macht ihn nicht sympathischer, aber man versteht besser, wieso er so ist wie er ist.

Auch Leander Lost ist wie er ist - er übt sich nun neu im Lügen, bzw. im ungenau antworten, so dass er zwar die Wahrheit sagt, aber eben doch nicht die ganze Wahrheit. Es ist schön zu sehen, wie er sich in allem weiter entwickelt Auch in der Beziehung, denn Leander und Soraia geniessen ihre Zweisamkeit, wann immer sie können. So könnte es vielleicht bald heissen "at home in Fuseta". Wer weiss.

Graciana verliert sich derweil in ihren Gefühlen, während Carlos seine Gefühle preisgibt und trotzdem der ruhende Pool des Ermittlerteams bleibt.

Die Charaktere wurden in jedem der bisher erschienenen Bände nochmals vorgestellt, so auch hier im vierten Fall. Leider sind diese Personenbeschreibungen für allfällige Neuleser aber viel zu ausführlich geraten, treue Leser finden solche Wiederholungen nervig und unnötig.

Das Team schweisst in "Schwarzer August" noch mehr zusammen, was sehr schön zu lesen ist. Der Fall an sich ist nicht schlecht, hat aber ein, zwei Mängel, auf die ich aufgrund Spoilergefahr nicht eingehen kann. Insgesamt ist dieser vierte Teil aber sicher nicht langweilig, spannend vor allem auf den letzten 60 Seiten.


Fazit: Auch der vierte Band unterhält die Leser bestens.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Kurzweiliger dritter Band

Weiße Fracht
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Ein Mord an einem deutschen Auswanderer erschüttert Fuseta. Der Tote wohnte seit vielen Jahren in Fuseta, war unauffällig und ein guter Schreiner - und er ist der Bruder von Leander Losts ehemaligem Vorgesetzten ...

Ein Mord an einem deutschen Auswanderer erschüttert Fuseta. Der Tote wohnte seit vielen Jahren in Fuseta, war unauffällig und ein guter Schreiner - und er ist der Bruder von Leander Losts ehemaligem Vorgesetzten in Deutschland. Sein Mord weist Ähnlichkeiten auf mit einigen ungeklärten Todesfällen in Spanien. Doch es bleibt nicht bei dem einen Mord und die Ermittler müssen sich beeilen, denn die Morde weisen ins Drogenmilieu, bald wird wieder eine "weisse Fracht" erwartet, aber es könnten noch weitere Menschen sterben.

Privat gibt es ein grosses Missverständnis zwischen Soraia und Leander, doch Graciano und Carlos können es gerade noch rechtzeitig auflösen. Miguel Duerte läuft erneut wie ein eitler Gockel durch den Fall, was ihm langsam aber sicher zum Verhängnis wird. Zwei ehemalige deutsche Teamkollegen von Leander, die wegen dem Mordes an dem deutschen Ronneberg für einige Tage an die Algarve geschickt werden, machen sich sehr unbeliebt - Carlos, Graciana und Cristina zeigen den beiden eindrücklich, was sie mit Leander verloren haben.

"Weisse Fracht" ist ein sehr spannender Fall, der durch den Besuch der deutschen Kommissare zwar humorvoll wird, aber leider auch zu viele Klischees zu Portugiesen und Deutschen enthält. Ebenso wurde es mit den vielen Wiederholungen der Makro-Mikro-Expressionen-Erklärungen übertrieben.

Leander wird zu einem unverzichtbaren Teil des Teams, alle schätzen seine Begabungen, die oft wertvolle Hinweise zum Lösen der Fälle mit sich bringt. Aber sie mögen ihn auch menschlich und wollen, dass er bei ihnen an der Algarve bleibt.

Auch dieser dritte Fall weist wieder viel Lokalkolorit auf, so dass man als Leser gerne auch mal zu Besuch bei Mama Rosada wäre und mit Gracianas Familie und Nachbarn abends zusammen auf der Gasse sitzt und sich durch Rosadas Köstlichkeiten hindurch probiert.

Fazit: Kurzweiliger und fesselnder dritter Band, in dem Leander Lost und seine Eigenheiten die Herzen der Leser erneut erobert.
4 Punkte.

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