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Veröffentlicht am 10.05.2020

Starke Figuren

Spur der Schatten
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In Leander Losts zweiten Fall an der Algarve wird eine Polizistin von der Guarda Nacional vermisst. Während alle noch warten wollen mit einer Suche nach Teresa, weiss Graciana, dass etwas passiert sein ...

In Leander Losts zweiten Fall an der Algarve wird eine Polizistin von der Guarda Nacional vermisst. Während alle noch warten wollen mit einer Suche nach Teresa, weiss Graciana, dass etwas passiert sein muss.

Denn Teresa würde nie ihr Handy daheim liegen lassen. Nur schwer kommt die Kommissarin und ihr Team voran. Sie drehen sich im Kreis und haben lange keine Ahnung, welches Motiv für Teresas Verschwinden überhaupt vorliegt. Eigentlich brauchen sie alle Mitarbeiter für diesen Fall, aber zeitgleich sollen sie einer angolanische junge Frau Personenschutz geben, die in Kürze in Lissabon eine Rede halten soll.

Das Kommissariat bekommt in diesem Teil eine neue Chefin, Cristina Sobral. Eine Spanierin wie Miguel Duerte. Sie lernt ihre Mitarbeiter gut kennen und arbeitet sich schnell ein. Auch Leander Lost scheint sich wohl zu fühlen in seinem Team mit Graciana und Carlos; die beiden verstehen seine Eigenart immer besser. Lost trifft in Eva, der Tochter der Vermissten, auf Seinesgleichen, was weitere Einblicke in das Leben von Asperger gibt.

Lost probiert aber auch Neues aus, versucht sich in rhetorischer Kommunikation, Wortmüll für ihn, aber nützlich wie er zu verstehen glaubt. Soraia, Gracianas Schwester, wird immer wichtiger für ihn. Doch er muss erst noch herausfinden, was das genau für ein "Gefühl" ist.

In den Beschreibungen des Autors bekommen die Leser derweil ein Gefühl für die portugiesische Lebensart, ihre Mahlzeiten und die Landschaft geboten.

Den Fall selbst fand ich nicht so spannend wie noch der erste in "Lost in Fuseta". Das Thema, dass sich erst gegen Ende heraus kristallisiert, interessiert mich nicht sehr in Kombination mit einem Krimi. "Spur der Schatten" überzeugt aber vor allem von der Zusammenarbeit Policia Judicario und ihren eigenwilligen Charakteren.

Fazit: Ein nicht so interessanter Fall, dafür umso stärkere Figuren machen diesen zweiten Teil lesenswert.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Zu modern, zu hipp

Dein Lächeln um halb acht
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Montagmorgens um 7:30 Uhr steigt Nadia in die Northern Line der Londoner U-Bahn. Manchmal auch Dienstags. Je fortgeschrittener die Woche, je weniger oft schafft sie es. Und wenn sie es schafft, dann oft ...

Montagmorgens um 7:30 Uhr steigt Nadia in die Northern Line der Londoner U-Bahn. Manchmal auch Dienstags. Je fortgeschrittener die Woche, je weniger oft schafft sie es. Und wenn sie es schafft, dann oft nur sehr knapp und sie merkt dabei nicht, wie ihr jemand die Tube-Türe offen hält.

Dieser jemand ist Daniel, der die hübsche Unbekannte kennenlernen will. Eines Morgens im Büro erhält Nadia von ihrer Freundin eine Nachricht: "Damit bist sicher du gemeint" - eine Anzeige in Missed Connections trifft genau auf Nadia zu. Die will erst nichts davon wissen, ist aber doch irgendwie geschmeichelt und gibt sich noch mehr Mühe, morgens die U-Bahn zu erwischen. Das klappt nur noch selten und so sieht sie Daniel nicht, da bringt es auch nicht viel, dass sie sich traute zu antworten. Sie wollen einfach nicht mehr aufeinander treffen.

Dabei wären sie so oft zur gleichen Zeit am selben Ort. Und verpassen sich dabei immer. Am Anfang fiebert man als Leser mit und hofft, dass sie sich endlich erkennen. Je länger diese verpassten Dates andauern, zieht es sich hin und wird fast schon mühsam. Es geht zu lange, bis die Autorin die Kurve bekommt und endlich Erbarmen mit ihren Charakteren hat.

Nadia und Daniel werden so beschrieben, dass man merkt, dass sie gut zusammen passen, und kamen beide nett rüber. Nadias Freundinnen Gaby und Emma hingegen mochte ich nicht so, zu viel jugendliches Dirty Talking kombiniert mit feministischen Ansichten. Es hörte sich zu aufgesetzt an, aber anscheinend unterhalten sich Millenials in London auf diese Art und Weise - vielleicht finden das Leserinnen unter 30 nicht so nervig und überflüssig wie ich.

Lorenzo, Daniels Mitbewohner, hat diesbezüglich gewisse Ähnlichkeiten mit den beiden Freundinnen, wenn auch auf eine ganz andere Art. Am besten gefiel mir Romeo, ein sympathischer Typ. Bei ihm dachte ich immer, da müsse noch ein Haken sein - aber er fiel wohl vor allem deshalb auf, weil er am normalsten beschrieben wurde und in der hippen Grossstadt-Szenerie fast schon altmodisch wirkte. Daniel wurde leider oft zu sentimental und zu sehr als Muttersöhnchen dargestellt, das hatte er nicht nötig. Nadia wirkt teilweise zu passiv.

Der Titel und Klappentext hörten sich vielversprechend an, doch diese sommerliche Lovestory wirkt im Gegensatz zu "Love to Share" wenig charmant, wohl wegen der gewählten Sprache der Nebenfiguren. Nadia und Daniel waren da viel poetischer und weniger verrucht unterwegs.

"Dein Lächeln um halb acht" ist eine nicht so romantische Komödie, dafür extrem modern. Es geht um völlig unwichtig Club-Mitgliedschaften, hochdotierte Jobs (Consulting, Labor für künstliche Intelligenz) für junge Menschen, die sich dann auch locker ans Geld ausgeben machen, sich schnell mal fünf Drinks für 500 englische Pfund leisten und so Zeugs. Diese Szenerie fand ich befremdlich, Nadia und Daniel wollten da auch nicht richtig rein passen, da sie oft zu gut für diese Welt dargestellt werden.

Fazit: Mir oft zu jugendlich und zu modern, mittendrin zu langgezogen, das Ende nett, weshalb ich aufrunde auf 3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 07.05.2020

Rund um die Uhr wird ermittelt

Kretischer Abgrund
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Oliven im Mund, Anna Vissi auf den Ohren und "Kretischer Abgrund" vor den Augen - während ich den Krimi lese, spüre ich die Hitze flimmern, auf Kreta in diesem August.

Autor Nikos Milonas (Pseudonym von ...

Oliven im Mund, Anna Vissi auf den Ohren und "Kretischer Abgrund" vor den Augen - während ich den Krimi lese, spüre ich die Hitze flimmern, auf Kreta in diesem August.

Autor Nikos Milonas (Pseudonym von Frank D. Müller) nimmt uns Leser wieder mit auf die griechische Insel und bringt uns die Lebensart der Kreter sowie die eindrückliche Landschaft näher. Aber auch Probleme der Inselbewohner werden in diesem spannenden Krimi mit einbezogen. Durch die vielen Schauplätze dieses zweiten Bandes erlebt man Kreta fast so, als ob man vor Ort ist, erinnert sich an eigene Erlebnisse, die man auf der beliebten Urlaubsinsel hatte oder kommt in Dörfer, die man selbst noch nie besucht hatte, auch wenn man bereits öfters auf Kreta war.

Hier auf Kreta hat Athenerin Meropi jemanden kennen und lieben gelernt und will deshalb ihren eifersüchtigen Verlobten Jannis verlassen. Doch so weit kommt es nicht, denn nun liegt sie erschlagen in der Samariaschlucht. Das Team stösst bei ihrer Bergung an seine Grenzen. Michalis Charisteas und Pavlos Koronaios werden die nächsten Tage noch darunter leiden: starker Muskelkater, Blasen an den Füssen und ein kaputter Lift in der Mordkommission.

Allzu oft sind sie zum Glück aber nicht im Polizeigebäude, sondern unterwegs - zum Beispiel nach Sougia, wo die Firma Psareus, bei der Meropi arbeitete, eine Zweigstelle, ein Büro hat. Oder auch nach Paleochora, hier will Psareus eine grosse Fischfarm realisieren. Aquakulturen sind schlecht für die Umwelt, weswegen die Firma vielen Projektgegnern gegenübersteht. Immerhin könnte man in Heraklion den Kollegen aus Chania Arbeit abnehmen, doch die Polizei in der Inselhauptstadt ist unterbesetzt.

Es wird also nicht langweilig für die Kommissare, was Charisteas bedrückt, denn seine Freundin Hannah ist nur noch wenige Tage auf der Insel, bevor sie wieder nach Deutschland zurück fliegt. Ihnen beiden bleibt nicht viel gemeinsame Zeit, denn auch in Charisteas Familie ist einiges los.

So ist der Kreta-Krimi auch für uns Leser nicht öde. "Kretischer Abgrund" hat mich sehr gut unterhalten, ich mag Michalis Familie immer mehr und auch Koronaios finde ich sympathischer als noch im ersten Band. Ohne Sekretärin Myrta geht nichts, sie entpuppt sich als Herz des Präsidiums. Charisteas spürt und sieht an Tatorten viel, was andere nicht beachten würden. Seine Kollegen schätzen seine Art immer mehr, denn sie merken, dass diese Beobachtungen wichtig für die laufenden Ermittlungen sind. Und so ist und bleibt der Krimi bis hin zur letzten Seite fesselnd.

Fazit: Ob unterwegs auf den Strassen oder Tavli spielend und Raki trinkend im Kafenion - Charisteas und Koronaios ermitteln fast rund um die Uhr in diesem packenden zweiten Fall.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 05.05.2020

Bezaubernde Gärten, leuchtende Glühwürmchen und so viel mehr

Die Zeit der Glühwürmchen
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Nachdem mir eine Freundin von den Büchern von Autorin Patricia Koelle vorgeschwärmt hat, hab ich mir vorgenommen diese zu lesen. Als erstes griff ich zu Koelles neuem Roman "Die Zeit der Glühwürmchen". ...

Nachdem mir eine Freundin von den Büchern von Autorin Patricia Koelle vorgeschwärmt hat, hab ich mir vorgenommen diese zu lesen. Als erstes griff ich zu Koelles neuem Roman "Die Zeit der Glühwürmchen". Es ist der erste Band der dreiteiligen Inselgärten-Serie, deren weitere Bände in den nächsten Monaten erscheinen, die man aber trotzdem als Stand-Alone lesen kann.

Wir lernen zuerst die 50jährige Journalistin Taru Favonius kennen, die sich nicht mehr über ihren kleinkarierten Chef ärgern will und, mit dem Kopf voller Ideen für tolle Artikel, die Reissleine zieht. Nach Jahren des Reisens geniesst sie ihr Häuschen im Grünen, ihren Garten, die Schafe und ihre beiden Nachbarskinder. Philea liebt Meeresschmetterlinge und Memo hinterlässt gerne Post-its auf allen möglichen Dingen und schreibt darauf, was diese Dinge auch sein könnten. Bald stösst auch Jara, die mondscheinkranke Nachbarin von der anderen Seite, dazu. Zusammen konkretisieren sie einen Mondgarten, der Jara ermöglicht Blütenpracht zu erleben und der Taru an ihre Kindheit erinnert.

Durch ihre Tochter Kaia lernt Taru Remy kennen. Beide lieben sie Geschichten und Biologie und haben dieselben Träume einer unabhängigen Zeitschrift. Während sie versuchen diesen Traum gemeinsam zu verwirklichen, entdeckt Remy einen alten Schrank mit Bildern von Glühwürmchen und anderen Insekten drauf. Remy kennt nur einen kleinen Teil der Schrankgeschichte, doch die hat sie so berührt, dass sie versucht, alles darüber heraus zu finden. Wen wundert's - auch hinter dem Schrank, eigentlich ein Sekretär, steckt eine Gartengeschichte.

Dieser Garten ist derjenige, der im Klappentext erwähnt wird. Er führt uns zu Mervin und Clara Lerner, in die DDR im Jahre 1964. Doch auch Tarus Erinnerungen führen in die DDR und erzählen ihre berührende Lebensgeschichte. Die Geschichte von zwei Kindern, die durch Wald und Feld streifen und offen, mutig und ängstlich sind, die Natur erforschen und Geschichten leben wollen, und langsam erwachsen werden.

Mich hat nicht nur Tarus Geschichte berührt, sondern der ganze wunderbare Roman. Hier ist so enorm viel drin: viele Geschichten werden erzählt, die perfekt zusammen passen und eine herzergreifende Wärme ausstrahlen.

Bewegend wird von Baumverstecken, dunklen Seen, leuchtenden Schnecken, weissen Hirschen, Drachengiebeln und Kesselhaken erzählt. Und immer wieder von Glühwürmchen, den Namensgeber dieses wunderschönen Romans.

"Die Zeit der Glühwürmchen" ist nicht nur ein Roman für Gartenliebhaber, nein, es ist ein Buch für alle, die immer noch staunen können, um das, was um sie herum geschieht und die den Zauber der kleinen, einfachen Dinge noch immer sehen.

Patricia Koelle hat mir mit diesem Roman mein erstes Lese-Jahreshighlight gegeben und ich weiss jetzt schon, dass ich ihn ganz oft verschenken werde, damit auch meine Freundinnen diese ergreifende Geschichte erleben dürfen.

Fazit: Ein bezaubernder, wunderschöner Roman für alle, die ihre kindliche Neugier nicht verloren haben!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

Definitiv den Autoren-Kinderschuhen entwachsen

Orangenträume
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Was für eine schöne und tolle Story!

Mit diesem Roman ist Manuela Inusa endgültig den Autoren-Kinderschuhen entwachsen. Manuela Inusa kann damit definitiv mit Autorinnen wie zum Beispiel Debbie Johnson ...

Was für eine schöne und tolle Story!

Mit diesem Roman ist Manuela Inusa endgültig den Autoren-Kinderschuhen entwachsen. Manuela Inusa kann damit definitiv mit Autorinnen wie zum Beispiel Debbie Johnson oder Debbie Macomber mithalten. Die Geschichte wirkt sehr erwachsen, nicht mehr so brav wie noch die Valerie-Lane-Serie.

Wir Leser begleiten in "Orangenträume" die vier Freundinnen Lucinda, Michelle, Rosemary und Jennifer bei ihrem alljährlichen Treffen auf Lucindas Orangenfarm. Zusammen haben sie die Schulbank gedrückt, sich zwischen den Orangenbäumen Geheimnisse vertraut und nun treffen sie sich einmal im Jahr für ein Wochenende. Um einfach mal nur wieder Freundinnen zu sein und drei unbeschwerte Tage zu geniessen. Sie alle freuen sich immer riesig auf dieses, ihnen heilige, Wochenende.

Michelle kommt aus Texas, wo sie mit ihrem eifersüchtigen Mann und ihren beiden Kindern wohnt. Jennifer aus Atlanta, wo sie als Anwältin arbeitet und Rosemary aus Malibu - sie ist als Schauspielerin berühmt geworden. Lucinda wohnt am schönsten Platz der Welt, kann ihre Farm aber kaum mehr halten.

Dieses Jahr wird das Treffen aber ein anderes sein, denn fast jede der vier Frauen hat ein Geheimnis mitgebracht, welches im Laufe der Tage enthüllt wird. Dadurch bekommt der Roman eine enorme Tiefe trotz der sommerlichen Temperaturen und ist fesselnd zu lesen.

Spass macht das Lesen ebenso, denn trotz allem kommt auch der Humor nicht zu kurz. Ebensowenig wie die Liebe, Rosemary hat sie bereits in ihrem Ehemann gefunden, aber Lucinda und Jennifer sind auf dem besten Wege ihre Herzen zu verschenken. Das wird spannend, aber auch berührend.

"Orangenträume" hat genau die richtige Balance zwischen Tiefgang und Leichtigkeit, so dass man trotz den Schicksalsschlägen, die einige der Protagonisten zu ertragen haben, nicht im Elend versinkt. Ja, wie ich ganz oben bereits geschrieben habe, dieser Roman kann sich sehen lassen! In euren Bücherregalen und auf Bestsellerlisten zum Beispiel

Fazit: Definitiv der beste Manuela Inusa-Roman bisher und deshalb: absolut lesenswert!
5 Punkte.

Die Romane der "Kalifornische Träume"-Serie können unabhängig voneinander gelesen werden.

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