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Veröffentlicht am 01.04.2020

Wenn in China ein Sack Reis umfällt...

Tante Poldi und der Gesang der Sirenen
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Wenn in China ein Reissack umfällt, sind die Auswirkungen bis nach Italien zu spüren. Das sieht man nicht nur jetzt in der Corona-Krise, sondern auch bei Tante Poldi auf Sizilien.

Auch dort ziehen bestimmte ...

Wenn in China ein Reissack umfällt, sind die Auswirkungen bis nach Italien zu spüren. Das sieht man nicht nur jetzt in der Corona-Krise, sondern auch bei Tante Poldi auf Sizilien.

Auch dort ziehen bestimmte Vorkommnisse ihre Kreise. Poldi wird von einem windigen Geschäftsmann um Hilfe gebeten - es geht um Poldis Schwester Maria, Lügen, Drogen und enorm viel Geld.

Der Neffe bekommt erst mittendrin was mit, kann aber mit hilfreichem Wissen beitragen. Er wird dafür von den Hochzeitsvorbereitungen für Montana und Poldi befreit. Und wie es so kommt: auch die Ermittlungen von Poldis Team haben Konsequenzen und alles kommt anders als erwartet.

Es gibt Überraschungen en masse, kaputte Handys, defekte Autos und auch der eine oder andere Tote bis zum allumfassenden und stimmigen Happy End für alle.

Wie immer temperamentvoll und temporeich verfasst, die Italianità tropft aus allen Poren - danke lieber Neffe für die tolle Zeit, die wir mit euch in Torre Archirafi bisher verbringen durften. Wir Leser fühlen uns fast dort schon so heimisch wie du dich.

Fazit: Temporeich und witzig wie immer - ein tolles Finale mit viel Grandezza!
4.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 30.03.2020

Zu einfach und zu nett

Émilie und das kleine Restaurant
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Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen ...

Erst als ich das Buch in der Hand hielt, merkte ich, dass es sich um eine Zeitebenengeschichte handelt, denn die drei Frauen aus der Kurzbeschreibung - Émilie, Hélène und Marie-Juliette - leben zu unterschiedlichen Zeiten: 2016, 1967 und 1934.

Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Roman jetzt wohl nicht gelesen, denn ich hatte Lust auf eine Freundinnen-Geschichte. Ich war als sehr gespannt auf den Inhalt.

Der Roman spielt im französichen Teil von Kanada, in Saint-Henri, einem Quebecer Vorort und beginnt 2016, als Émilie sich einen bekannten Koch als Mentor sucht. Sie träumt von ihrem eigenen Restaurant und wird von ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn unterstützt.
Hélène trennt sich 1967 von ihrem Mann, zu einer Zeit, in der man sich noch nicht so leichtfertig trennte. Um für ihre Kinder zu sorgen, baut sie sich ein Catering-Service auf.
Marie-Juliette hat 1934 tolle Eltern, die sie unterstützen in ihrem Bestreben Chefkoch zu werden - in der Zeit, in der "man" erwartete, dass eine Frau so schnell wie möglich heiratet.

Was die drei Frauen miteinander verbindet, ist die Liebe zum Kochen. Zudem wirkt ein in Émilies Küchenschrank gefundener grüner Koffer wie ein roter Faden und bringt am Ende die drei Zeiten und Geschichten der Frauen zusammen.

Der Erzählstil ist speziell. Es ist, als ob ein Aussenstehender die Geschichte einem Publikum erzählt und die Zuschauer immer mal wieder etwas fragt, ebenso auch die Protagonistinnen anspricht. Es wirkte mehr beobachtend als richtig mit Herz und Seele erzählt, ein wenig wie aus der Zeit gefallen.

So fiel es mir schwer, eine Verbindung zu den drei Frauen aufzubauen. Die Idee ist nicht schlecht. Selbst die Figuren wie auch deren Geschichten waren nett, aber sie wirkten zu brav und man kam durch diese Erzählweise nicht wirklich an sie ran. "Émilie und das kleine Restaurant" wirkt dadurch viel zu einfach, um zu überzeugen. Am besten gefiel mir noch die freche Marie-Juliette, Maju.

Zu einfach empfand ich auch die Rezepte. Es muss nicht immer Sterneküche oder irgendwas Besonderes sein, aber sie sollten ansprechend sein. Hier waren sie so einfach, dass man sich manchmal wundert - denn auch 1967 hat Schnittlauch und Petersilie anstatt viel Dill und einige Prisen Minze in einem Zaziki nichts zu suchen.

Die Rezepte stehen jeweils zwischen den einzelnen Kapiteln. Ebenso wird jedes Kapitel mit einem kleinen Rezept wie "1 Unze Neugier, 1 Prise Mut, 6 Tassen Dreistigkeit" überschrieben. Das ist nicht so meins, störte zwar nicht sehr, müsste aber auch nicht sein.

Fazit: Alles ein bisschen zu einfach und zu nett gehalten - "1 Prise Schärfe, 2 Tassen anderer Schreibstil" und schon würde der Roman gefälliger sein.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Überzeugt!

Der tote Carabiniere
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Fünf Monate ist seit dem Mord an einem Studenten, Pellegrinis 1. Fall vergangen. Commissario Marco Pellegrini ist frühmorgens, nach dem obligaten ersten Caffé in der Bar, auf dem Weg nach Como runter. ...

Fünf Monate ist seit dem Mord an einem Studenten, Pellegrinis 1. Fall vergangen. Commissario Marco Pellegrini ist frühmorgens, nach dem obligaten ersten Caffé in der Bar, auf dem Weg nach Como runter.

Doch die Funicolare fährt nicht weit - ein toter Mann liegt auf den Gleisen. Marco kennt ihn, es ist Carabiniere Bianchi. Am liebsten würde Marco selbst direkt anfangen zu ermitteln, doch dies ist Sache der Carabinieri - und Maggiore Visconti und Pellegrini sind sich gar nicht grün.

Als Visconti die Ermittlungen schleifen lässt, wächst Pellegrinis Unruhe. Da er zum untätigen Zuschauen verdonnert ist, spürt man diese richtiggehend. Irgendwann hat er genug. Als Brunatesi hat er eh das Gefühl etwas machen zu müssen, und so tauscht er das Kommissariat mit der Bar - jetzt kommt Leben in die Sache.

Von Marcos Team tritt diesmal nur Claudia Spagnoli auf, dafür verstärken sich die im ersten Band bereits angesprochenen Familienprobleme. Doch am Ende des Krimis hat Marco nicht nur selbige fürs Erste entschärft, sondern auch den Fall souverän gelöst.

Dieser Fall machte Spass. Dino Minardi legt einige Motive vor, so dass es an Pellegrini ist, allen Fährten nachzugehen und die richtige Spur zu erwischen. Auch die Leser werden zum Miträtseln animiert.

Die Unstimmigkeiten, die ich im vorherigen Band kritisierte, sind hier nicht vorhanden, so dass man sich auf einen runden und ausgewogenen Fall mit einer Prise Galgenhumor am Ende freuen kann. Somit konnte sich Dino Minardi mit "Der tote Carabiniere" enorm steigern.

Fazit: Dieser zweite Band hat mich überzeugt - er ist bedeutend stimmiger und interessanter als der erste Band.
5 Punkte

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Lektüre macht Spass und Lust auf Tomatensauce

Liebe ist tomatenrot
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Der Anfang des Romans fand ich ein wenig langweilig, da er mich recht klischeehaft dünkte - ganz nach dem Motto verfasst: "Die Welt geht unter wenn man 40 wird".

Doch dann steigert sich die Geschichte ...

Der Anfang des Romans fand ich ein wenig langweilig, da er mich recht klischeehaft dünkte - ganz nach dem Motto verfasst: "Die Welt geht unter wenn man 40 wird".

Doch dann steigert sich die Geschichte enorm. Sie wird an dem Zeitpunkt "interessant", als Nelly und Luca in Italien ankommen. Nelly bereut, dass sie nicht besser hin gehört hat, als Luca ihr davon erzählte. Statt Urlaub zu zweit, gibt es Familienurlaub par Excellence, denn Lucas gesamte Verwandtschaft ist vor Ort.

Nelly hat Gewissensbisse, als sie mit ihrer Affäre, dem 16 Jahre jüngeren Luca vor seiner sympathischen Sippe auftaucht. Probleme hat aber eigentlich nur Nelly damit. Erst recht als sie dem attraktiven Mittvierziger Roberto begegnet. Noch mehr, als sie erfährt, wer er ist.

Ursi Breidenbach hat mit "Liebe ist tomatenrot" eine unterhaltende Geschichte geschrieben, die mit einem Thema aufwartet, über das man in Romanen nicht sehr oft liest: ältere Frau mit jüngerem Lover. Die Autorin hat die Generationenkonflikte gut aufgezeigt - und ebenso gut gelöst. Auch Nellys Gedanken über ihre Situation, das Pro und Contra, ja halt die ganze Auseinandersetzung mit so einer Beziehung, und schlussendlich das sich-selbst-finden haben mir gut gefallen.

Das Setting, ein kleines italienisches Dorf, Tomatenfelder und ein kleines verfallenes Häuschen, bezaubern. Mit einem liebevollen Blick für Details werden Kleinigkeiten wie zum Beispiel die Möbel und die Pflanzen vor der Cassata beschrieben.

Glaubhafte Missverständnisse sorgen für nötige Spannung und Überraschungen. Gekrönt wird die Geschichte mit einem angenehmen, humorvollen Schreibstil. Begleitet wird sie mit einem grossen Hunger auf Spaghetti mit ganz viel Tomatensauce.

Fazit: Ab der Reise nach Italien macht es Spass, den Roman zu lesen. So dass am Ende wohl alle LeserInnen dasselbe wollen: Urlaub in der Cassata in Tabbio verbringen.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Spannung fehlt

Die verschwundene Braut
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Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller ...

Matilda French, die ehemalige Mitschülerin zweier Brontë-Schwestern, arbeitet auf Chester Grange. Als eines Morgens das Zimmer der zweiten Frau von Mr. Chester, Elizabeth Honeychurch, leer, dafür voller Blut vorgefunden wird, spekuliert der ganze Bezirk. Hat Chester seine junge Frau getötet? Jedenfalls weist vieles daraufhin, dass ein schlimmes Verbrechen stattgefunden hat, auch wenn die Leiche der Frau verschwunden bleibt.

Den neugierigen und mutigen Brontë-Schwestern ist langweilig zu Hause im Pfarrhaus. Als sie vom Verbrechen hören, beginnen sie inkognito zu ermitteln und wollen Mr. Chester überführen - ermitteln statt schreiben ist ihre Devise.

Ich war sehr gespannt, was Bella Ellis (ein Pseudonym der Autorin Rowan Coleman) sich einfallen liess. Die Idee, die berühmten Brontë-Schwestern ermitteln zu lassen, finde ich nämlich klasse. Das Tempo hat die Autorin der Zeit angepasst. Gespräche über tagsüber neugewonnenes Wissen wurden zum Beispiel erst abends zuhause in der guten Stube geführt, Reisen in nahe oder weiter entfernte Ortschaften wurden zu Fuss, auf einem Karren oder in der Kutsche zurück gelegt. Einerseits klar, dass die Ermittlungen so auch länger dauern, andererseits habe ich schon viele historische Krimis gelesen, deren Ermittlungen bedeutend schneller vonstatten gingen. Deshalb fand ich den Krimi im Tempo schon recht reduziert und langatmig.

Die Figuren sind Bella Ellis gut gelungen: die drei, sich stichelnden Schwestern Charlotte, Emily und Anne, die sich um ihren Bruder Branwell kümmern und ihren Vater zwischendurch nicht die ganze Wahrheit betreffend ihrer Ausflüge anvertrauten ebenso wie die Nebenfiguren.

Nicht ganz überzeugen konnte mich der Ermittlungsfall. Zum einen waren zwar viel gut eingestreute, neuzeitliche Themen dabei, über die man damals entweder zu wenig wusste oder komplett ignorierte, weil es sich schlicht nicht gehörte. Zum anderen fragte ich mich leider zu oft, was da noch kommen mag - beziehungsweise wusste ich bald, auf was es hinauslaufen wird, so dass es mir irgendwann langweilig wurde, weil ich nur noch auf die Enthüllung der Hintergründe wartete, die bis zum Ende aufgespart wurde.

Eine tolle Idee, aber der Fall wirkt nach der ersten Hälfte zu konstruiert. Alles in allem hat "Die verschwundene Braut" gute Ansätze, die Spannung fehlt jedoch gänzlich. Dem zweiten Band gebe ich aber sicher eine Chance.

Fazit: Ermitteln anstatt Schreiben - reduziertes Tempo mit einem guten Ansatz, der unbedingt weiter entwickelt werden sollte.
3.5 Punkte.

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