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Veröffentlicht am 11.12.2019

Ein Cold Case für Lagarde

Der Kommissar und die Tote von Saint-Georges
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Im elften Band kann Kommissar Philippe Lagarde sein Team selbst zusammen stellen - ein Wiedersehen mit seinen Freunden aus Band 6 ("...und die Morde von Verdon") und Polizistin Valérie aus Barfleur steht ...

Im elften Band kann Kommissar Philippe Lagarde sein Team selbst zusammen stellen - ein Wiedersehen mit seinen Freunden aus Band 6 ("...und die Morde von Verdon") und Polizistin Valérie aus Barfleur steht an. Natürlich haben auch weitere Bekannte ihren Auftritt.

Das Schwierige an diesem neuen Fall für den frühpensionierten Kommissar ist, dass er bereits vor vier Jahren stattfand. Nun soll Lagarde Licht ins Dunkel bringen und verzweifelten Eltern helfen. Deren Tochter Claire wurde nach einem Discobesuch getötet. Doch bei den Ermittlungen wurde infolge Kompetenzstreitigkeiten zwischen zwei Abteilungen geschlampt. In den Akten fehlt so einiges.

Das neue Team muss also von vorne beginnen, was vier Jahre nach dem tragischen Mordfall nicht so einfach ist. Zum Glück gab es einen Augenzeugen, der aus einem fahrenden Zug heraus beobachtete, wie ein Mann eine junge Frau angriff. Wer das Dreamteam kennt, weiss, dass es ihnen gelingen wird, den Fall lückenlos aufzuklären. Mehr noch, sie bringen noch weitere Straftaten zum Vorschein.

Bis es so weit, verfolgen die Leser einen spannenden und interessanten Fall, bei dem allen Spuren nachgegangen wird. Beim Lesen fühlt es sich an, als ob man gemeinsam mit dem Team Moules frites am Meer essen würde und sich von ihnen auf den neuesten Ermittlungsstand bringen lässt.

Ich habe den Krimi total gerne gelesen, aber auch ein wenig wehmütig, denn ich denke, dass wir leider wohl bald Abschied vom Kommissar von Banfleur nehmen müssen. Falls nicht, umso besser!

Die Serie ist so herrlich unaufgeregt und es wird in jedem Fall wertvolle und genaue Ermittlungsarbeit geleistet, so dass es einfach Spass macht, sie zu lesen - und man somit traurig ist, wenn man eines Tages Abschied nehmen müsste.

Fazit: Philippe Lagarde und sein Team lösen bravurös einen Cold Case.
4 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2019

Edith, Marcel und Momone

Mademoiselle Edith - Hymne an die Liebe
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Die Geschichte von "Mademoiselle Edith - Hymne an die Liebe" beginnt etwa dort, wo Michelle Marlys "Madame Piaf und das Lied der Liebe" aufhört.

Edith Piaf tourt gerade in Amerika und muss damit fertig ...

Die Geschichte von "Mademoiselle Edith - Hymne an die Liebe" beginnt etwa dort, wo Michelle Marlys "Madame Piaf und das Lied der Liebe" aufhört.

Edith Piaf tourt gerade in Amerika und muss damit fertig werden, dass sie und ihre Lieder in Amerika nicht verstanden werden. Ihre Freundin Marlene Dietrich baut sie zwar immer wieder auf, aber richtig glücklich ist Edith nicht. Erst als sie beginnt, einige Lieder auf Englisch zu singen, werden ihre Konzerte erfolgreicher.

Auf einer Party begegnet Edith dem französischen Boxer Marcel Cerdan. Dass er eine in Marokko lebende Familie hat, scheint beide nicht zu stören - zumindest zu Beginn ihrer Affäre. Aus der Affäre wird eine tiefe Liebe und Zweisamkeit, die aber immer wieder durch ihre unterschiedlichen Terminpläne unterbrochen wird. Damit die beiden von der Öffentlichkeit nicht erkannt werden und um sich trotz des strengen Wettkampftraining doch zu sehen, werden sie sehr kreativ. Dabei steht Momone, Ediths Freundin seit Kindertagen, der Sängerin oft zur Seite.

Einerseits hat es mir gefallen, dass man in "Mademoiselle Edith - Hymne an die Liebe" Momone besser kennenlernt. Andererseits wird sie sehr unsympathisch und habgierig beschrieben (und vielleicht war sie das ja auch). Ihre Charakterisierung und auch jene, sehr blasse, von Marcel, dem nur Edith nahe kommt, trägt deshalb dazu bei, dass man sich nicht sehr wohl fühlt in der Story.

Der Roman ist aus einer beobachtenden Perspektive erzählt, und wird immer mal wieder von kurzen Rückblenden auf Ediths Vergangenheit unterbrochen, so dass man am Ende zwar eine grobe Zusammenfassung ihres Lebens hat. Durch diese Erzählperspektive wird aber leider nicht viel Nähe zugelassen. Somit bleibt auch der Leser nur ein Beobachter und kann sich nicht ganz in Ediths Geschichte einfühlen.

Fazit: Detailliert beschriebene Ereignisse, aber leider aus einem distanziertem Winkel geschrieben, der nicht viel Nähe zulässt.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.12.2019

832 fesselnde Seiten

Die Sonnenschwester
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Elektra kam bei ihren bisherigen Erwähnungen in den ersten fünf Büchern der Serie nicht sehr sympathisch rüber, deshalb war ich sehr gespannt, ob sie wirklich solch ein Biest ist. Als weltbekanntes Model ...

Elektra kam bei ihren bisherigen Erwähnungen in den ersten fünf Büchern der Serie nicht sehr sympathisch rüber, deshalb war ich sehr gespannt, ob sie wirklich solch ein Biest ist. Als weltbekanntes Model ist sie die erfolgreichste der Schwestern, aber auch die unglücklichste. Elektra lässt niemand wirklich an sich ran, von ihren Schwestern am ehesten noch Maia.

Unter Pa Salts Tod leidet Elektra heftig, sie hat das Gefühl, ihn schwer enttäuscht zu haben. Auch ihn liess sie nicht nahekommen, als es noch möglich war. Ihr Leben ersäuft sie in Alkohol. Um wach zu sein konsumiert sie Kokain. Sie ist hochgradig süchtig, benimmt sich daneben, kein Wunder hält es weder ein Partner noch Angestellte bei ihr aus. Ihr Weg ist nicht leicht, doch Elektras Leben ändert sich, als ihre neue Assistentin Mariam in ihr Leben tritt und zeitgleich ihre Grossmutter Stella sich bei ihr meldet.

Letztere erzählt ihr, passend zu Elektras Leitspruch "Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, leben muss man es aber vorwärts" laufend die Geschichte ihrer Herkunft. Diese beginnt am Silvester 1938 und führt die Leser vom Grossstadtdschungel Manhattan in den Pflanzen- und Tierwelt-Dschungel Kenias. Die junge Amerikanerin Cecily Huntley-Morgan wurde von ihrem Verlobten verlassen. Nun nimmt sie sich eine Auszeit und reist zu ihrer Patentante Kiki Preston, die vorwiegend am Naivasha See in Kenia lebt.

Kiki ist eine historische Figur, die mit ihren Problemen hervorragend zu der Thematik in "Der Sonnenschwester" passt. Kiki ist für Cecily das Verbindungsglied und führt ihre Patentochter in die britische Gesellschaft im "Happy Valley" ein. Der Vergangenheitsstrang um Cecily ist nahe an die historische Vorlage verknüpft. Cecilys Geschichte fand ich total interessant und spannend.

Lucinda Riley bringt uns die englische Kolonialmacht in Kenia, die leider auch trotz grosser Entfernung vom zweiten Weltkrieg betroffen war, näher. Ebenso die Stammeskultur und damit herein, das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen. Herausragend beschreibt die Autorin auch die faszinierende Landschaft von diesem facettenreichen ostafrikanischen Staat.

In Elektras Geschichte geht es um Süchte, Abhängigkeiten und Menschenrechte. Ebenso ist die Rassentrennung ein grosses Thema, welches im Jahre 2008, in dem der Gegenwartsstrang spielt, in der Hoffnung eines möglichen ersten schwarzen Präsidenten gipfelt (und wie wir wissen, auch Realität wurde). Elektra öffnet sich langsam. Tief in ihr vergrabene Erlebnisse erklären, wieso sie so unausstehlich wurde. Ihre Entwicklung ist sehr positiv, sie findet endlich echte Freunde und ihren Platz im Leben.

"Die Sonnenschwester" ist auf keiner ihrer 832 Seiten langweilig, sondern durchgehend fesselnd, so dass ich ihn innert zweieinhalb Tagen ausgelesen hatte. Der Roman ist enorm intensiv und behandelt Themen, über die man ausgiebig diskutieren könnte. Meine Lieblingsfigur ist Mariam, die straight ihren Weg geht und sich nicht beeindrucken lässt.

Elektras Geschichte heizt die Vorfreude auf den letzten Band um die verlorene Schwester Merope enorm an. Ich bin wahnsinnig gespannt, was uns im siebten Band alles erwartet!

Fazit: Inhaltlich stark und berührend, erneut brillant geschrieben.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 02.12.2019

Sprachlich schön, aber in der Handlung zu monoton

Unter den hundertjährigen Linden
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Als Friedhofswärterin bekommt Violette so einiges mit - über die Toten und über die Lebenden. Bereits seit zwanzig Jahren arbeitet sie hier. Wie sie zu dem Job als Friedhofswärterin kam, wird von der Gegenwartsgeschichte ...

Als Friedhofswärterin bekommt Violette so einiges mit - über die Toten und über die Lebenden. Bereits seit zwanzig Jahren arbeitet sie hier. Wie sie zu dem Job als Friedhofswärterin kam, wird von der Gegenwartsgeschichte rückblickend in vielen Episoden erzählt.

Die Geschichte wird von Valérie Perrin ruhig erzählt, die Idee dahinter finde ich grandios und auch die Charaktere sind interessant gestrickt.

Mir gefielen die Storys rund um die Friedhofsbesucher, auch Violettes Lebensgeschichte ist eindrücklich. Von Geburt an ist sie mit Schicksalsschlägen belastet. Dennoch scheint sie zufrieden mit ihrem ruhigen Leben zu sein. Sie trägt die Ruhe in sich selbst und gibt sie aufgewühlten Besuchern mit, die in ihrer Küche immer eine Tasse Tee oder Kaffee erwarten dürfen.

Was im Klappentext betreffend Violettes Tochter verraten wird, wird im Buch erst spät erwähnt. Die Story darüber wird gegen Schluss aufgelöst und erstaunt. Leider blieb das der einzige Clou in der sehr ruhigen, aber trotzdem enorm ereignisreichen Geschichte.

Mir ist die Erzählung trotz feinfühligem, sprachlich schönem Schreibstil zu flach geraten. Wenn ich euch also die Rahmenhandlung erzählen würde, würde ich die Glanzpunkte und Überraschungen des Romanes vorwegnehmen.

Nach den ersten 150 Seiten begann ich mich zu fragen, was da noch kommen wird auf den restlichen 412 Seiten - theoretisch passiert viel Emotionales, aber wahrscheinlich aufgrund Violettes ruhiger Art wird alles zu emotionslos geschildert und macht das Lesen des Romans zäh.

"Unter den hundertjährigen Linden" entpuppte sich als "Eigentlich, aber"-Buch: eigentlich super schön, aber leider auch super langweilig.

Fazit: Toller Schreibstil, schöne Sprache, und eigentlich auch eine interessante Geschichte, aber mit 512 Seiten zu lang und zu monoton.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Der Querulant

VENNER
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Schiefer - dieses Gestein haben beide Spielorte des ersten Kriminalromanes vom Autorenduo Franziska Hidber und Christian Ruch gemein. Das Nordkapp in Norwegen ist ein Schieferplateau, dasselbe Gestein ...

Schiefer - dieses Gestein haben beide Spielorte des ersten Kriminalromanes vom Autorenduo Franziska Hidber und Christian Ruch gemein. Das Nordkapp in Norwegen ist ein Schieferplateau, dasselbe Gestein kommt ebenso im Sarganserland, im Südosten der Schweiz, vor.

Auf der menschenleeren Insel Mageroya im Norden von Norwegen ist es oft dunkel. Hier in Honningsvag lebt der Schweizer Reto Anrig mit seiner Tochter, Studentin Selina. Als er eines Tages nach einer Wanderung nicht zurück kommt, sondern tot aufgefunden wird, ist Selina sicher: ihr Vater wurde ermordet.

Nur Einar, der Dorfpolizist, teilt Selinas Meinung - und nicht nur, weil er in Selina verliebt ist - und beginnt inoffiziell zu ermitteln. Dabei tritt er in ein paar Fettnäpfchen, dafür kann er aber mit brisanten Neuigkeiten aufwarten. Derweil reist Selina in die Schweiz, um das geerbte Haus in der Schweiz auf sie überschreiben zu lassen. Auch sie bleibt nicht untätig und erfährt einiges, ihr bis dahin unbekannte Dinge, über die Jugendjahre ihres Vaters. Selina bekommt nicht nur Post von der Gemeinde, sondern auch Drohbriefe - anscheinend passt es jemandem nicht, dass Selina im Städtli, in der Altstadt von Sargans, Fragen stellt.

Obwohl mir schon bald klar war, welche Figuren verdächtig sind, war der Krimi interessant zu lesen. In Einars Erzählstrang lernt man das Polizeiteam um Chef Olav Dunderland kennen, sowie einige Dorforiginale, aber auch den Immobilienhai Knut Halvorsen, mit dem sich Reto angelegt hat. In der Schweiz stehen die Begegnungen mit Schulfreunden von Reto im Vordergrund, wie auch zwei Ausflugsziele in der Gegend, die nicht nur der Dekoration dienen, sondern auch für die Auflösung des Falles wichtig sind.

Die Stimmungen an beiden Orten sind glaubhaft geschildert. Besonders der Teil in der Schweiz - als Heimweh-Sarganserin kann ich das bezeugen. Lokalkolorit wird gross geschrieben, auch die Namen sind gängig in der Gegend. Des Weiteren werden viele regionstypische Begriffe erwähnt. Diese zu verstehen, war für mich als Einheimische natürlich kein Problem. Auch andere Schweizer sollten keine Verständnisprobleme haben damit.

Aber so wie ich viele deutsche Leser kenne, wird das für deutsche Ohren zu viel des Guten sein. Mich hingegen irritierte das norwegische "Mamma" und "Pappa" - jedesmal hatte ich das Gefühl, sie wären falsch geschrieben. Bei richtigen Kosewörtern wäre es wohl anders, aber bei der Nennung der Eltern kam mir diese Schreibweise komisch vor.

Mehr störte mich allerdings, dass die Gedanken der Figuren in Gänsefüsschen gesetzt wurde. Die Kapitel werden ja eh von den entsprechenden Charakteren, abwechselnd von Einar und Selina, erzählt, und sind demzufolge auch Gedanken. Dass die wortwörtlichen dann eben anders gehandhabt werden, fand ich erschwerend um flüssig weiter zu lesen.

Der Titel hingegen macht viel Sinn, er wird im Laufe der Geschichte erläutert, und passt in vielerlei Hinsicht perfekt zur Geschichte.

Insgesamt ist "Venner" ein unterhaltender, wenn auch recht vorhersehbarer Krimi. Ein bisschen mehr Spannung hätte der Handlung gut getan. Durch den lokalen Bezug machte es aber viel Spass ihn zu lesen.

Fazit: Ausbaufähiger, aber solider Erstlingskrimi mit einer interessanten Handlung und viel Lokalkolorit. Nicht nur für Norwegen und Schweiz-Fans!
4 Punkte.