Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.06.2019

Tempo- und themenreich

Meistens kommt es anders, wenn man denkt
0

Im neuen Roman von Petra Hülsmann spielt Annikas Mitbewohnerin Nele aus "Wenn's einfach wär würd's jeder machen" die Hauptrolle. Während Annika mir damals leicht arrogant-naiv erschien, mochte ich die ...

Im neuen Roman von Petra Hülsmann spielt Annikas Mitbewohnerin Nele aus "Wenn's einfach wär würd's jeder machen" die Hauptrolle. Während Annika mir damals leicht arrogant-naiv erschien, mochte ich die ruhigere Nele sofort - mit ein Grund, diese neue Hamburg-Geschichte der Autorin zu lesen.

Neben Neles Mitbewohnerin Annika, die Nachbarin Sebastian und Kai taucht hier natürlich auch Taxifahrer und Leserliebling Knut auf, zumindest kurz. Sonst wär wohl noch mehr los als eh schon. Denn Nele hat eben erst eine neue Stelle in der Werbeagentur M&T angetreten. Das Team scheint okay zu sein, der eine Chef auch, der andere ist noch im Urlaub. Als der zurück kommt, lernt sie zuerst seinen Hund Sally kennen, dann erst ihn: Claas. Schon vom ersten Augenblick an liegt was in der Luft.

Bei ihrem ersten Projekt arbeitet sie Seite an Seite mit ihm. Sie sollen einem unscheinbaren, eher nörgeligen Politiker ein neues Image verleihen - eine schwierige Aufgabe, umso mehr weil sie einen arbeitsscheuen Kollegen mit in der Projektgruppe haben, der alles auf Nele abschiebt.

Privat läuft auch einiges rund: Neles Bruder Lenny möchte alleine wohnen und eine Lehre beginnen - wie alle anderen Menschen auch, meint er, nur hat Lenny das Down Syndrom. Seine Eltern sind dagegen, sind mit sich selbst beschäftigt, sie wollen nach 30 Jahre Zusammenleben nun doch noch heiraten und möchten dafür ihre Kinder als Trauzeugen. Nele übernimmt einen grossen Teil der Hochzeitsvorbereitungen und hilft Lenny beim Bewerbungsschreiben.

Es sind viele Baustellen, die die Autorin ihrer Protagonistin Nele in den Weg legt, doch man ist schnell mitten im Geschehen drin. Dies vor allem dank dem gewohnt amüsanten, flüssig und lockeren Schreibstil. Die Atmosphäre ist heiter, trotz den haufenweise eingestreuten Problemen.

Der Autorin ist es auch gut gelungen die Behinderten-Thematik auf diverse Art und Weise aufzugreifen, die sie sehr lebensnah schildert. Lenny und seine Freundin Mia werden fast zu kleinen Co-Stars des Romans, man muss beide einfach mögen.

Meine Lieblingsfigur war aber Claas. Seine Art und seine Gedanken über Beruf und Berufung fand ich toll, sein Umgang mit Menschen und Tieren, seine Haltung allgemein, er kam sehr positiv rüber.

Zum ersten Mal bei Hülsmanns Büchern fand ich die Protagonistin sympathisch und normal. Nele ist zwar ein wenig gutgläubig und zu hilfsbereit, getraut sich in Liebesdingen nicht viel zu und steht auf dem Bremspedal, aber ich mochte sie. Mir war eher ihre Mutter suspekt, die Nele vorwarf zu viel zu machen, aber wer packt Nele mit Aufträgen voll? Ja, genau: die Frau Mutter.

Die vielen Probleme der Geschichte werden zum Ende hin abgeschliffen und nicht hochgeschaukelt, was grösstenteils okay war, aber stellenweise halt doch zu reibungslos über die Runden kam.

Fazit: Tempo- und themenreicher Roman mit netter Protagonistin!
4 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Humor
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 05.06.2019

Die Story um Rory

Whisky für den Mörder
0

Kaum ist Abi wieder zurück in Balfour, stolpert sie - besser gesagt ihr Hund Liam - über alte vergrabene Knochen. Wem die wohl gehören mögen? Sie kann sich nicht mal richtig in Ruhe nach dem Wohlbefinden ...

Kaum ist Abi wieder zurück in Balfour, stolpert sie - besser gesagt ihr Hund Liam - über alte vergrabene Knochen. Wem die wohl gehören mögen? Sie kann sich nicht mal richtig in Ruhe nach dem Wohlbefinden ihrer Angestellten in der Destillerie erkunden, denn Patrick überredet sie kurz nach dem Knochenfund einen Event in der Whiskybrennerei abzuhalten - der bereits in den nächsten paar Tagen stattfinden soll. Zudem muss sie für einen ehemaligen Rockstar als Fotojournalist getarnt Leibwächter spielen und schafft sie sich auch noch neue Haustiere an.

Nein, langweilig wird es Abi so schnell nicht. Es sind viele Baustellen, die sie auf Trab halten und alle Bereiche (privat, Beruf, Whiskybrennerei, Dorfhistorie) abdecken.

Im Vordergrund steht aber die Story um den ehemaligen Rockstar Rory. Einige seiner Bandmitglieder sind in letzter Zeit gestorben oder verunfallt, und auf die Galerie seiner Tochter wurde ein Raubüberfall verübt. Die Polizei ist überzeugt, dass alles zusammen hängt und es jemand auf Rory abgesehen hat. Abi, getarnt als Fotografin, wird zur Ansprechperson von Rory; auf einem Konzert lernt sie frühere Weggefährten von Rory kennen und versucht nun herauszufinden, wer einen Grund hat, Rory zu schaden.

Der Krimi hat von der ersten Seite an ein schnelles Tempo drauf. Leider spielt die Destillerie Abbey Glen nur eine Nebenrolle, was ich sehr schade fand. Der Whisky kam viel zu kurz! Man las von ihm praktisch nur, wenn er getrunken wurde.

Hauptsächlich geht es in "Whisky für den Mörder" um die Rockband-Geschichte, die eigentlich sehr spannend ist. Nur störte mich, dass die Bandmitglieder alle einen Shownamen und einen echten Namen haben - da eh schon viele Figuren im Krimi erwähnt werden, wird es anfangs fast schon schwierig, die alle richtig zuzuordnen.

Auch die ausführlichen Berichte der historischen Schmuggelgeschichten rund um die Vorbesitzer der Destillerie, denen man im ersten Band schon begegnete, war mir zu stark betont. Es findet zwar einen netten Abschluss, mir war das aber zu zentral und ich hätte lieber mehr Zeit in Abbey Glen verbracht.

Fazit: Solider zweiter Teil der Whiskybrennerei-Serie.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Macht glücklich

Glück ist meine Lieblingsfarbe
0

Auf Autorin Kristina Günak wurde ich aufgrund eines anderen Buches, welches sie unter einem Pseudonym schreibt, aufmerksam. Bei "Glück ist meine Lieblingsfarbe" reizte mich der Handlungsort des Romans, ...

Auf Autorin Kristina Günak wurde ich aufgrund eines anderen Buches, welches sie unter einem Pseudonym schreibt, aufmerksam. Bei "Glück ist meine Lieblingsfarbe" reizte mich der Handlungsort des Romans, La Palma.

Auf der Kanareninsel in Bajo bei den drei Marias lebt seit drei Monaten Juli, die sich für eine unbestimmte Zeit von ihrem Versicherungsjob verabschiedete und nun herausfinden will, was sie wirklich machen möchte. In Bajo lebt sie in einer kleinen Kellerwohnung, ist mit ihrer Vermieterin und ihrem Nachbar, dem Postboten Pedro befreundet, sowie mit Malte und Patrick. Sie jobbt in einem Foodtruck und ist Dogsitter. Ihr gefällt ihr momentanes Leben, geniesst den Kontakt zu Menschen und Tieren und könnte wohl ewig so weiterleben, wenn ihr nicht ihre Familie im Nacken sitzen würden und alle tagelang nachfragen, wann Juli endlich wieder nach Hamburg zurück kehrt und einen vernünftigen Job annimmt.

Doch was ist schon vernünftig? Einen Arbeitsstelle zu haben, die einigermassen sicher ist und viel Lohn einbringt, man aber total unglücklich ist dabei, oder einen Job, der weder guten Lohn noch Ansehen bringt, man aber gewisse Freiheiten hat und sich einfach wohl und am richtigen Ort fühlt?

Diese Fragen diskutiert Juli unter anderem mit Quinn, den sie an einer Party kennenlernt. Quinn ist Deutscher und führt eine Maklerfirma auf der Insel. Quinn ist hilfsbereit und immer zu Stelle, doch manchmal hat er viel zu viel Angst und ist in Julis Augen zu verantwortungsbewusst. Was steckt dahinter?

Der Leser kann sich einige Dinge zusammen reimen, doch erst am Ende wird Quinns Geheimnis gelüftet. Aber auch Juli öffnet sich erst spät und erzählt, dass ihr Ausstieg noch einen weiteren Grund hatte. Quinn und Juli haben ihr Herz am rechten Fleck. Sie sind sich ähnlicher als auf den ersten Blick erscheint. Juli weiss nämlich genau, wie man Verantwortung übernimmt. Sie tut es bereits, ohne dass es ihr bewusst ist.

Kristina Günak ist mit "Glück ist meine Lieblingsfarbe" ein sehr schöner Roman gelungen, der nicht nur Lust auf die Insel macht, sondern auch eine zarte Liebesgeschichte enthält. Der Schreibstil ist einnehmend, die Geschichte unterhaltend, die Figuren sehr sympathisch - was will man mehr um beim Lesen glücklich zu sein?

Fazit: "Glück ist meine Lieblingsfarbe" zu lesen macht glücklich.
5 Punkte.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Vergisst man schnell wieder

Oliven zum Frühstück
0

Kreta, Archäologie, Olivenbäume - das alles in einem Roman vereint, hörte sich sehr gut an. Die Geschichte um Archäologin Lisa beginnt auch gleich spannend, wird dann aber sehr schnell gebremst.

Um zu ...

Kreta, Archäologie, Olivenbäume - das alles in einem Roman vereint, hörte sich sehr gut an. Die Geschichte um Archäologin Lisa beginnt auch gleich spannend, wird dann aber sehr schnell gebremst.

Um zu beweisen, dass in Roussolakos ein antiker Königspalast liegt, müsste Lisa nicht nur das bisher freigelegte Feld, sondern auch einen Teil des Olivenhains zumindest magnetisch sondieren zu können. Doch Charis weigert sich, Lisa Zugang zu verschaffen, obwohl die Olivenernte kaum mehr was einbringt. Blöd, dass Charis der Enkelsohn und Bruder ihrer Gastgeberinnen in der Villa Esperides ist und im selben Haus wohnt. Nachdem nichts mehr geht, entzieht der Auftraggeber der Forschungsgruppe den Auftrag und die nötigen Finanzen. Lisa bleibt noch vor Ort, einerseits hat sie kein Geld um nach Hause zu fliegen, andererseits will sie nicht aufgeben. Erst spät merkt Charis, wieviel Lisa an den Ausgrabungen liegt.

Lisa fällt vor allem auf durch ihre Mückenphobie. Charis wird zuerst als Mittelmeermacho dargestellt, er ist aber ganz nett. Seine Familie ebenso.

Die Zeit im Roman geht extrem schnell vorbei. Die ersten zwei Wochen verpasst man als Leser, da viel wichtiges Material noch am Zoll hängt. Die darauf folgenden Tage verpuffen, indem nicht viel läuft ausser dass Lisa immer noch hofft, Zugang zu Charis Olivenhain zu bekommen. Als Lisa später alleine vor Ort ist, vergehen einige Wochen ohne das wirklich etwas passiert, bis dann die Geschichte erst gegen Schluss Fahrt aufnimmt.

Und genau das ist das Problem des Romans: er ist langweilig und oberflächlich. Es passiert einfach viel zu lange gar nichts, das Zeitgefühl geht dem Leser abhanden. Auch hätte man aus den Themen des Romans - Ausgrabungen und Handwerk der Familie (Seifenherstellung) - mehr rausholen können.

Am meisten störte mich, dass der Auftraggeber der Ausgrabung urplötzlich abspringt. Dies ist nicht glaubwürdig. Die Autorin schreibt dies zwar auch in ihrem Nachwort, aber sie hätte dies für den Verlauf ihres Romans halt so gedreht. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn Autoren etwas ändern, z.B. ein historisches Datum einige Jahre früher oder später zu datieren, damit es in den Ablauf passt. Aber dass Sponsoren abspringen und nicht mehr dafür sorgen, dass das Team heimreisen kann, ist einfach nur unglaubwürdig. Spätestens hier hätte sich die Uni einschalten müssen. Viel zu viel stünde auf dem Spiel - nur schon der gute Name der Sponsoren.

Da der ganze Roman auf dieses "Ereignis" aufgebaut wird, wirkt die ganze Story an den Haaren herbei gezogen. Zu vieles, auch der Titel "Oliven zum Frühstück" wirkt oberflächlich, die wenigen interessanten Szenen im letzten Viertel können den langweiligen Teil nicht aufwiegen.

Fazit: Das Buch würde ich lesen, wenn es in der Hotelbibliothek steht - leider eine Geschichte, die man schnell wieder vergisst.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 31.05.2019

Weder Fisch noch Vogel, oberflächliche Geschichte

Jetzt noch mal von vorn
0

"Jetzt noch mal von vorn" ist anscheinend der zweite Teil der Geschichte um Caroline und ihre Tapas-Bar. Leider wusste ich dies noch nicht, als ich das Buch zu lesen begann.

Vielleicht könnte man die ...

"Jetzt noch mal von vorn" ist anscheinend der zweite Teil der Geschichte um Caroline und ihre Tapas-Bar. Leider wusste ich dies noch nicht, als ich das Buch zu lesen begann.

Vielleicht könnte man die Beziehungen von Caroline besser verstehen, wenn man den ersten Teil gelesen hat, aber es ging auch ohne gut. Mich lockte die Tapas-Bar in Stockholm, das hörte sich gut an.

Doch schnell war ich enttäuscht, es ist eine komische Geschichte.

Carolines neuer Vermieter will sie aus dem Haus werfen, damit er das gesamte Gebäude sanieren kann und später teurer vermieten. Doch er hat nicht mit Carolines Widerstand gerechnet. Obwohl finanziell nicht viel herausschaut und sie deswegen keinen weiteren Raum mieten kann, um zusätzlich einen Cateringservice aufzubauen, will sie ihre Tapas-Bar nicht hergeben.

Die neue Vermieter ist nicht das einzige Problem in Carolines Leben. Ihre ältere Nachbarin Nancy liegt nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim, Caroline ist die einzige, die sie besucht. Nancy will nicht mehr leben, und bittet Caroline ihr zu helfen.

Der Roman spielt sich zwischen diesen beiden Problemen und dem Umstand, dass sich Caroline in ihren Anwalt Oscar verliebt hat, ab. Es könnte eine nette Geschichte sein, wenn die Charaktere besser ausgearbeitet wären. Doch alle sind blass, man kann sie nicht mal sympathisch oder unsympathisch finden, denn dafür ist zu wenig da.

Man weiss auch nicht, in welches Genre man die Story packen soll. Es ist weder Fisch noch Vogel, von allem ein bisschen, aber nichts richtiges.

Fazit: Schwache Geschichte mit oberflächlichen Charakteren.
2 Punkte.