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Veröffentlicht am 17.05.2018

Ein Besuch im Amphitheater...

Ein Gentleman in Arles – Mörderische Machenschaften
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...und schon ist es vorbei mit Peter Smiths ruhigem Rentnerdasein.
Nach dem Unglück und dem darauf folgendem kurzen Spitalaufenthalt ist Smith noch ganz damit beschäftigt zu überlegen, was ihm alles ...



...und schon ist es vorbei mit Peter Smiths ruhigem Rentnerdasein.
Nach dem Unglück und dem darauf folgendem kurzen Spitalaufenthalt ist Smith noch ganz damit beschäftigt zu überlegen, was ihm alles komisch am angeblichen Selbstmord eines angesehenen Bürger aus Arles erscheint, da stehen sie auch schon Schlange an seiner Tür: die Polizei und die Angehörigen des Toten, ein Vater-Tochter-Gespann namens Aubanet. Da alle Seiten um seine Gunst buhlen, lässt sich Smith auf eine Zusammenarbeit ein und beginnt zu "ermitteln."

Seine Detektiv-Arbeit erstreckt sich leider nur im Installieren einer speziellen Software, die Daten aus dem Computer des Toten liest und aus einigen Anrufen. Drei-, viermal muss er sich seinen Beschattern entledigen; viel mehr macht der 65jährige Peter Smith nicht. Er hat somit reichlich Zeit für Wanderungen in der Umgebung und viele ausgedehnte Spaziergänge durch Arles in Begleitung seines Windhundes Arthur. Auch gutem Essen ist Smith nicht abgeneigt, seine Markt- und Restaurantbesuche füllen einige Seiten.

Der Rest des Buches besteht aus vielen Informationen zur Suche im Internet, zu IP-Adressen usw. Als ob die Adressaten des Romans alle über 80jährige Leser sind, die diesbezüglich keine Ahnung haben und die moderne Technik langsam und ausführlich erklärt bekommen müssen...

Der Schreibstil ist sehr snobistisch. Man konnte nicht einfach "ein kariertes Hemd" schreiben, nein, es musste ein Tatersall-Hemd sein. Auch aplomb, arkadisch und weitere Fremdwörter konnte man nicht auf Deutsch übersetzen, damit man unbedingt neunmalklug daherkommt. Zudem fällt auf, dass alle Charaktere sich entweder gewählt ausdrücken oder nur einsilbige Antworten von sich geben.

Und alle sind sie undurchsichtig: egal ob Polizei, Angehörige, Angestellte oder Smith selber. Auch bei ihm weiss man nie genau auf welcher Seite er steht. Irgendwie wohl schon bei den Guten, aber so klar ist das nicht. Aus seiner Vergangenheit als Agent unter der englischen Krone macht er ein Geheimnis. Auch über seinen Freund Gentry, der mir fast am liebsten war, erfährt man kaum etwas.

Zusammen mit dieser latenten Überheblichkeit, die sich durch alle Seiten hinweg zieht, liest sich dieser Roman, der im Wirtschaftsbereich mit Mafiastrukturen angesiedelt ist, sehr träge und langweilig. Was nützen dem Leser Beschreibungen seiner Nachbarn auf den ersten Seiten, wenn sie danach nie wieder in Erscheinung treten, sondern stattdessen andere ältere Menschen? Von den ellenlangen IT-Abhandlungen ganz zu schweigen.

Arles als Weltkulturerbe und der Camarque nebenan wäre ein toller Schauplatz für eine interessante Krimiserie. Bei diesem Erstlingskrimi kann man leider weder von unterhaltsam noch spannend sprechen, er kommt genau wie sein Protagonist Smith mehrbesser und vage daher. Ich habe nichts gegen Beschreibungen der Landschaft und gutem Essen, aber wenn das alles ist, über das in einem Krimi geschrieben wird, reicht das einfach nicht aus. Die einzige spannende Stelle, bei der Smith wieder einmal Agent sein durfte, wirkte in dem Kontext total übertrieben, so nach dem Motto "Thema Action erledigt und Smith steht gut da". Für einen guten Krimi braucht es aber viel mehr als nur das.

Fazit: Ich glaube, der Autor hat in erster Linie für seinesgleichen geschrieben: für Rentner, die immer nur ein paar Seiten eines Buches lesen, bevor sie es bis zum nächsten Tag oder mehrere Tage zur Seite stellen, wie es sein Held Smith auch tut. Wäre der Krimi spannend, müsste man ihn ja in einem Zug lesen, was den gemächlichen Alltag durcheinanderbringen würde.
2.5 Punkte.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Zur rechten Zeit am rechten Ort

Madame le Commissaire und die tote Nonne
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Vor einigen Tagen träumte ich tatsächlich von einem Besuch im Laden von Clodine. Da war mir klar, ich muss dringend den neuen Band lesen!

Clodine erscheint aber erst im zweiten Kapitel und im weiteren ...


Vor einigen Tagen träumte ich tatsächlich von einem Besuch im Laden von Clodine. Da war mir klar, ich muss dringend den neuen Band lesen!

Clodine erscheint aber erst im zweiten Kapitel und im weiteren Verlauf taucht sie auch fast nur als Essensbegleiterin von Isabelle auf, denn Clodine ist stark mit ihrer neuen Affäre beschäftigt. Dafür hat Jaqueline, die rechte Hand von Innenminister Balancourt, ihr Versprechen wahr gemacht und besucht Isabel in Fragolin. Zusammen unternehmen sie einige Ausflüge. Gleich im ersten Kapitel sind sie im botanischen Garten der Domaine Rayol zu Besuch und wundern sich schon bald über den Menschenauflauf: Touristen, Sanitäter und Polizisten auf dem Weg zur Steilküste.

Zur rechten Zeit am rechten Ort - denn wären die beiden Frauen nicht nachschauen gegangen, wäre Jaqueline und Isabelle der Sturz der mittlerweile toten Nonne nicht komisch vorgekommen, wäre ein Verbrechen nie gesühnt worden. Doch bis es soweit ist, braucht es viel Geduld, denn nirgends wird eine Nonne vermisst. Isabel und Apollinaire suchen fleissig weiter, bis letzterer sogar auf seine Socken wettet, weil er überzeugt davon ist, das eine bestimmte Person der Täter ist.

Isabelle nimmt der Tod der vorerst unbekannten Nonne persönlich mit. Sie macht sich viele Gedanken über ihr eigenes Leben und hat zudem wieder Schmerzen, die von ihrem Unfall herkommen. Doch ausruhen kann sie sich nicht, ihre beiden Männer Thierry und Rouven halten sie auf Trab und auch ein Betrugsfall in Fragolin erfordern ihre Konzentration.

Madame le Commissaires Stimmung und die Abgeschiedenheit des Monastère des bonnes soeurs färben auf den Krimi ab. Er plätschert bedächtig vor sich hin, ohne allzu grosse Aufregungen. Es fehlte an Isabelles Gründlichkeit, sonst wären ihr in beiden Fällen Ungereimtheiten aufgefallen, welche schneller zur Aufklärung geführt hätten. Im Gegensatz zu Isabelles melancholischer Stimmung war Apollinaire unruhiger als sonst und wiederholte sich viel zu oft.

Der Fall im versteckten Kloster ist einerseits mal was anderes, andererseits ist es mir zu weit her geholt. Klöster sind heutzutage gut vernetzt untereinander, die bürgerlichen Namen sind allesamt bekannt, auch Nonnen und Mönche müssen sich wie jeder andere Mensch auch in den Gemeinden anmelden. Ein total unbekanntes Kloster inklusive unbekannter Nonne ist mir demzufolge zu konstruiert.

Fazit: Es kommt zwar Spannung auf, aber leider nicht in der Form der bisherigen Folgen. Bleibt zu hoffen, dass Isabelle sich wieder fängt und mit neuem Schwung im nächsten Band hinter die Ermittlungen geht.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Was für ein toller Roman!

Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe
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Was für ein toller Roman!
Ich habe bereits viele Bücher über Coco Chanel gelesen, doch das liegt nun schon viele Jahre zurück. Jedesmal las ich fasziniert, was die Autoren herausgefunden haben und wie ...

Was für ein toller Roman!
Ich habe bereits viele Bücher über Coco Chanel gelesen, doch das liegt nun schon viele Jahre zurück. Jedesmal las ich fasziniert, was die Autoren herausgefunden haben und wie sie aus den überlieferten Bruchstücken aus Gabrielles Leben eine Geschichte zusammen geschustert haben. So auch im vorliegenden Roman. Von der Autorin, die hier unter Pseudonym schreibt, wollte ich übrigens schon lange etwas lesen, aber da musste wohl erst ein Buch über die berühmte Modeikone erscheinen, bis ich es geschafft habe etwas von Micaela Jary zu lesen. Es hat sich so was von gelohnt!

Wenn ich mich recht erinnere, beleuchteten die anderen von mir gelesenen Bücher mehr die Zeit mit Étienne Balsan und Boy Capel oder umfassten Coco Chanels ganzes Leben. Doch keins davon nahm sich der Entstehung ihres ersten Parfüms an. Wir Leser nehmen am Geschehen teil: von den ersten Gedanken ein eigenes Duftwasser zu kreieren über den kreativen Prozess bis hin zum fertigen Produkt, das die Damenwelt damals begehrte - wir sind live dabei.

Coco war sicher keine einfache Person und biografisch schwer einzufangen, doch der Autorin glaubt man, dass sich die Geschichte so und nicht anders abspielte - auch wenn man weiss, dass sie sich einige literarische Freiheiten heraus nahm. Und so reisen wir stimmungsvoll mit Coco, ihrer Freundin Misia oder Dimitri Romanow nicht nur nach Paris und an die französische Riviera, sondern zu Beginn auch nach Venedig.
"Sie hatte keine Zeit, auf diese Bemerkung zu reagieren, denn die Glastüren des Bahnhofsgebäudes öffneten sich – und Gabrielle war plötzlich wie geblendet. Ihr Blick traf endlich auf die Kulisse, die sie von Fotografien kannte und auf die sie doch nicht zu hoffen gewagt hatte. Der Canal Grande glänzte stahlblau im Licht der Nachmittagssonne, zwei Gondeln glitten ruhig dahin, tauchten ein in den Dunst, der aus den Schornsteinen der kleinen Schiffe puffte, die am Anleger des Bahnhofs auf die Massen warteten. Auf der anderen Seite der Wasserstraße erhoben sich die prachtvollen mittelalterlichen Gebäude in sattem Tizianrot, das seinen Namen dem berühmtesten Maler Venedigs verdankte, und in einem goldenen Gelb vor einem leuchtend blauen Himmel." (S.63/341)
Mit der Protagonistin nehmen wir die Schönheit Venedigs wahr, trauern mit ihr immer wieder um Boy, treffen uns mit Berühmtheiten wie Igor Strawinsky, Sergej Djagilew, Jean Cocteau und Pablo Picasso samt deren Angehörigen und vielen anderen ilustren Persönlichkeiten.

Wir erleben Coco als Frau, die weiss was sie will und trotzdem zu Gefühlen fähig ist. Gabrielle Coco Chanel wird als eigenständige, arbeitssame, erfolgreiche und sensible Frau beschrieben, die nie vergisst woher sie kommt. Geheimnisvoll und still gegen aussen; einfühlsam und gewitzt zeigt sie sich nur ihrem engsten Umfeld. Sie ist lernwillig, egal ob es sich um Kunst- oder Musikverständnis oder Buchhaltung oder irgend etwas anderes geht. Sie lernt bei den Besten und deshalb wundert es nicht, dass sie sich persönlich in die Welt des Parfüms begibt, alles darüber lernen möchte und ausserdem gut zuhört. Duft, Flakon, Verpackung und Werbung - alles nimmt sie selbst in die Hand und überrascht sogar ihre Freunde, als schlussendlich "tout Paris" das wohlriechende (und damals noch streng limitierte) Toilettenwasser will.

Auch die anderen Charaktere sind der Autorin perfekt gelungen. Seien es die diversen Künstler mit ihren Allüren oder Cocos nicht immer ehrliche Freundin Misia. Es war eine besondere Zeit, als die Künstler und Mäzene jeglicher Couleur auf du und du waren, als ausländische Adelsfamilien (hier die russische Zarenfamilie) Zuflucht in anderen Ländern suchten und Künstler sich durch wohlhabende Frauen finanzierten. In dieses Paris tauchte ich bei der Lektüre ein und verschlang jede einzelne Zeile dieser wunderbaren, knapp 500-seitigen Geschichte.

Fazit: "Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe" ist ein interessanter und grossartiger Roman, den man sich nicht entgehen lassen darf!
5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Die vielen Wünsche der Blossom Street Frauen

Eine Schachtel voller Glück
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Im Original sind bereits zehn Bände der Blossom Street-Reihe erschienen. Bei den deutschen Übersetzungen sind wir nun bei Band 5 angekommen. In "Eine Schachtel voller Glück" sind die bisher bekannten Charaktere ...

Im Original sind bereits zehn Bände der Blossom Street-Reihe erschienen. Bei den deutschen Übersetzungen sind wir nun bei Band 5 angekommen. In "Eine Schachtel voller Glück" sind die bisher bekannten Charaktere aus den ersten vier Büchern nur Statisten. Ausser Elise Beaumont aus Band 2; sie hat eine kleine Nebenrolle erhalten.

Elise gehört zur Gruppe der Witwen, wie sich die kleine Frauenschar nennt, die sich öfters abends trifft. An den Lesekreis-Treffen von Anne Maries Buchhandlung haben sie sich kennengelernt. Durch ihr gemeinsames Schicksal sind sie sich näher gekommen und treffen sich nun hin und wieder. Die vier Witwen haben sich entschlossen den Valentinstag-Abend gemeinsam zu verbringen, um nicht zuhause alleine Trübsal zu blasen. Da kommen sie auf die Idee, jede für sich zwanzig Wünsche aufzuschreiben. Es genügt aber nicht, die Wünsche aufzuschreiben, sondern sie sollen aktiv versuchen, sich diese zu erfüllen.

Die vier Frauen sind begeistert von der Idee, die ihnen Auftrieb und neuen Lebensmut verleiht; auch wenn es nicht immer einfach ist. Elise bleibt dabei als gute Freundin und Zuhörerin im Hintergrund, und der Schauplatz gehört Anne Marie, Barbie und Lillie.

Anne Marie ist mit 38 Witwe geworden, ihr 15 Jahre älterer Mann starb an einem Herzinfarkt - obwohl verheiratet war ihr Beziehungsstatus kompliziert. Das grösste Problem der beiden war, dass Anne Marie sich ein Kind wünschte, Robert aber nicht. Er hatte bereits zwei erwachsene Kinder. Seine Tochter Melissa mag Anne Marie nicht und liess sie das immer spüren. Und auch nach dem Tod von Robert lässt Melissa nicht von ihrer Wut auf ihre Stiefmutter ab, worunter Anne Marie nach der neuesten "Attacke" innerlich leidet. Trotz ihrer Sorgen lässt sich Anne Marie darauf ein, einmal in der Woche als Lunch-Patin in der Schule zu amten. Sie bekommt die achtjährige scheue Ellen zugeteilt. Marie Anne wird schon bald unfreiwillig zur Ersatzmutter - doch reicht ihr das?

Barbie Foster, nur etwa zwei Jahre älter als Anne Marie, verlor ihren Mann - ihre grosse Liebe - und ihren Vater zeitgleich bei einem Flugzeugabsturz. Ihre Wunschliste ist schnell gefüllt. Ihr wichtigster Wunsch: sie will wieder lieben wie zuvor. Als sie eines Abends alleine ins Kino geht lernt sie einen unhöflichen Rollstuhlfahrer kennen - nachdem der erste Ärger verraucht ist, will sie es mit ihm aufnehmen und seine künftigen Kinobesuche stören.

Lillie Higgins, die Mutter von Barbie und Mitte 60, hatte ihrem Mann viel zu viel verziehen. Geld hat sie genug und davon will sie sich ein Auto kaufen, ganz alleine und selbstständig. Doch das neue Auto hat Macken - zum Glück kümmert sich der Kundendienstchef darum. Hector ist ihr sehr sympathisch, aber die beiden trennen Welten voneinander.

Es kommt nicht immer so, wie die Frauen es erwarten - aber schlussendlich sind alle glücklich. Die Witwen stecken Jung und Alt an - und fast ganz Seattle besitzt nun wohl eine "Twenty Wishes" - Liste.
Die Autorin gibt Emotionen, Trauer und Ängsten einen Platz. Debbie Macomber versteht es, mit viel Einfühlungsvermögen für die kleinen und grossen alltäglichen Dramen des Lebens eine Lösung zu finden.

"Eine Schachtel voller Glück" gehört definitiv zu den besseren Bücher der Serie! Und kann sehr gut gelesen werden, ohne dass man den Rest der Serie kennen muss.

Fazit: Gestrickt wird natürlich auch ein wenig - insgesamt eine sehr warmherzige Geschichte über den Mut, sich seinen Ängsten und Wünschen zu stellen.
4 Punkte.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Anders als gedacht

Das Gefühl von Sommerblau
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Dies ist seit langem wieder ein Buch, bei dem der Klappentext nicht wirklich viel über den Inhalt aussagt. Richtig falsch ist er nicht, aber er führt den Leser an der Nase herum. Ich jedenfalls habe mir ...

Dies ist seit langem wieder ein Buch, bei dem der Klappentext nicht wirklich viel über den Inhalt aussagt. Richtig falsch ist er nicht, aber er führt den Leser an der Nase herum. Ich jedenfalls habe mir ganz und gar etwas anderes vorgestellt, als das, was schliesslich erzählt wird.

Ganz am Anfang taucht man in die Geschichte von Juliette ein. Nach einem Anruf von ihrem Vater fährt sie von Paris, wo sie seit vielen Jahren lebt, zurück in ihr Heimatdorf Douarnenez um ihre schwerkranke Mutter im Spital zu besuchen.

Anstatt nun die Geschichte aus Juliettes Sicht weiter zu erzählen wechselt die Autorin zum Ferienhaus von Max, einem bekannten britischen Musiker. Er hat seine engsten und zugleich ältesten Freunde eingeladen - sein 40. Geburtstag steht an. Juliette arbeitet anscheinend schon seit längerem für ihn. Wie das vonstatten geht, bekommt der Leser nicht mit. Sie zaubert leckeres Essen für die Clique aus England und wird selbst Teil der Gruppe; die aus dem unverheirateten Paar Nina (Verlegerin) und Lars (Hausmann) mit ihrer 15jährigen Tochter Sophie, Rosie (Hausfrau mit kleinem Schmuckshop) und Hugo (Arzt), Eddie (Kumpel von Max) und Beth (Coiffeuse und Eddies junge amerikanische Freundin), Helen (Max nicht so heimliche Liebe) und deren Halbschwester Soleil besteht.

In Folge wird gegessen, geredet, gelacht, getanzt, getrunken, geraucht und gestritten. Sie wälzen sich in Erinnerungen, reden über das Jetzt und das Morgen. Im Grunde ist es eine Geschichte um Freunde, die sich in der Mitte des Lebens an ihre Träume erinnern - solche die sich mittlerweile erfüllt haben und andere die noch offen sind - und sich unabhängig davon fragen was die Zukunft bringt. Sind wir zufrieden mit unseren Leben, was kommt noch, bereue ich etwas? Fragen, die sich wohl alle zwischen vierzig und fünfzig stellen. Die einen sind zufrieden mit ihrem jetzigen Ich, die anderen weniger.

Und dann gibt es Leute wie Hugo, die nicht verstehen wie wichtig Freunde sind. Er ist ein Schwerenöter, immerhin der einzige unsympathische Genosse in diesem Roman. Die Clique mag ihn nicht, er sie nicht.

Von Juliette und insbesondere Max bekommt man einen ausführlichen Einblick in ihr Gefühlsleben. Max hat alles, nur nicht was er am meisten und längsten will: Helen.

Max könnte einem manchmal unsympathisch sein. Sein Verhalten lässt oft zu wünschen übrig und wüsste man nicht um seinen Hintergrund (die Angst, so zu werden wie sein Vater), würde ich es ihm nicht verzeihen. Seine Freunde sind grosszügiger. Er sei halt einfach Max. Er, der nicht von Helen loskommt, hat eine kleine Schatulle gekauft und will aufs Ganze gehen. Diese fast nebensächlich beschriebene Szene hat einen Bezug zum englischen Originaltitel, ebenso das Cover. Der deutsche Titel macht nicht wirklich Sinn. Leider habe ich mir den englischen Titel erst nach der Lektüre angesehen - mir wäre einiges klarer geworden hätte ich ihn gekannt, obwohl man in beiden Fällen wartet und wartet, bis mal etwas in diese Richtung hin passiert.

Wir lesen von den Stärken und mehr noch den Schwächen der Einzelnen, aber auch von fast jeder Lebensgeschichte, die am Ende des Buches für einige ein neues Kapitel erhält. Trotz allen Rückblenden und mein vorhandenes Verständnis für die Charaktere blieb die Geschichte sehr oberflächlich. Anscheinend bewusst gewollt von der Autorin, die aus dem nicht vollständigem Offenbaren Neugierde und Spannung auf das Ende entwickeln lassen will.

Mir fällt es schwer den Roman in "gut" oder "schlecht" einzuteilen. Es war so anders als erwartet und er erinnert mich ein wenig an den Film "Peter's friends". Zu fast 100% spielt sich die Geschichte in Max Haus oberhalb des Strands ab und besteht aus vielen, vielen Dialogen oder Gedankengänge einzelner und wenig Handlung. Um nicht zu viel zu verraten, kann ich einfach nur sagen, dass es höchstens im entferntesten eine Liebesgeschichte ist.

Fazit: Es ist jedenfalls das speziellste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. "Der Geschmack von Salz und Honig" wie auch "Der Duft von Tee" sind beides "normale" Romane, hier haben wir aber mehr eine Innenschau.

3.5 Punkte.