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Tallianna

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2016

Wish upon a star ...

Am Ende aller Zeiten
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Edgar Hill hadert mit seinem Leben. Er ist Mitte dreißig, Familienvater, besitzt ein Eigenheim und einen Bierbauch. Er will aus dem Trott ausbrechen. Als die Chance dazu kommt, präsentiert sie sich anders, ...

Edgar Hill hadert mit seinem Leben. Er ist Mitte dreißig, Familienvater, besitzt ein Eigenheim und einen Bierbauch. Er will aus dem Trott ausbrechen. Als die Chance dazu kommt, präsentiert sie sich anders, als gedacht. Ein Asteroidenschauer verwüstet Schottland und die restliche Welt. Um seine Familie wiederzusehen muss er sich zu Fuß auf den Weg nach Süden machen und zu einem anderen Mann werden.

Die Handlung des Buches hat mich schon beim Lesen des Klappentextes angesprochen. Die Welt geht durch einen Asteroidenschauer unter? Chaos, Untergang und das schlechteste im Menschen? Genau mein Genre. Als ich dann die Chance hatte, es zu lesen, habe ich nicht gezögert. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Allein, dass der Schauplatz Schottland ist und einmal nicht New York, finde ich sehr erfrischend. Schlecht ist nur, dass wir nun wohl auch die Britische Insel auf die „Liste der unsicheren Plätze in Film und Fernsehen“ aufnehmen müssen … Spaß beiseite.
Auch der Verlauf der Story präsentiert sich äußerst spannend und glaubwürdig. Edgars Reise und seine Anstrengung, zu seiner Familie zu kommen, hat mich gepackt und mitgenommen. Das Ende hat mich einerseits unruhig zurückgelassen. Andererseits finde ich es stilistisch sehr gelungen und mutig.
Mein einziger negativer Kritikpunkt ist Edgars Charakter. Er ist mir nie wirklich nahe gekommen und ich habe keine Beziehung zu ihm aufbauen können. Allerdings vermute ich, dass das eher an mir selbst liegt, denn er erinnert mich an jemanden, den ich vergessen möchte. Von daher ist es vielleicht gar nicht negativ, wenn er so gut dargestellt ist, dass er bei mir Ablehnung auslöst. Alles hat zwei Seiten.

„Am Ende aller Zeiten“ hat mich gut unterhalten und auch nachdenklich gemacht. Katastrophen bringen das Beste oder das Schlechteste in den Menschen zum Vorschein. Edgar gehört glücklicherweise zu ersterem.

Veröffentlicht am 04.11.2016

„Tages-Schau“ mal anders

Ja, ich habe meine Tage! So what?
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Die junge schwedische Bloggerin Clara Henry erzählt humorvoll alles Wissenswerte, dass frau über ihre Menstruation wissen muss. Sie räumt auch mit Vorurteilen und der Geheimniskrämerei auf, die Frauen ...

Die junge schwedische Bloggerin Clara Henry erzählt humorvoll alles Wissenswerte, dass frau über ihre Menstruation wissen muss. Sie räumt auch mit Vorurteilen und der Geheimniskrämerei auf, die Frauen immer noch mit sich herumtragen. Die Menstruation soll kein Tabuthema mehr sein und jede Frau sich zu ihren natürlichen Körperfunktionen bekennen dürfen.

Obwohl ich schon seit anderthalb Jahrzehnten meine Tage habe, hat mich dieses Buch doch sofort interessiert. Auch nach dieser langen Zeit gibt es immer noch viele Dinge, die ich nicht genau weiß oder über die ich mir unsicher bin. Bei der Lektüre dieses Buches war ich sehr erleichtert, dass gewisse Menstruationsprobleme offensichtlich auch andere Frauen betreffen und ich damit nicht alleine bin.
Gerade für Mädchen, die kurz vor ihrer ersten Menstruation stehen, finde ich dieses Buch sehr gelungen. Es räumt mit Halbwissen auf und gibt eine Orientierung für die doch sehr aufregende neue Zeit.
Einzig die Wortwahl hat mir an vielen Stellen nicht zugesagt. Da ich kein schwedisch kann, ist es schwer zu sagen, ob das an der Autorin oder der Übersetzerin liegt. Die meiste Zeit war es mir einfach zu vulgär, auch wenn ich mich sehr alt fühle während ich das schreibe. Auch die vielen englischen Ausrufe stören mich. Es gibt passende deutsche Wendungen dafür, aber vermutlich ist das nicht mehr „hip“ genug.

Clara Henry macht den weiblichen Zyklus salonfähig. Ich hoffe, dass damit die Zeit, in der etwas völlig normales als Tabu wahr genommen wird, endlich vorbei ist. Gerade jungen Mädchen muss die Unsicherheit genommen werden, die mit diesem Thema einhergehen.

Veröffentlicht am 26.10.2016

Was ist Perfektion?

Flawed – Wie perfekt willst du sein?
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Wie perfekt ist eine perfekte Welt wirklich? Dieser Frage muss sich die 17-jährige Celestine North stellen. Sie lebt in einer Welt, in der „Fehlerhafte“ gebrandmarkt werden. Perfektion ist das, nach dem ...

Wie perfekt ist eine perfekte Welt wirklich? Dieser Frage muss sich die 17-jährige Celestine North stellen. Sie lebt in einer Welt, in der „Fehlerhafte“ gebrandmarkt werden. Perfektion ist das, nach dem alle streben. Celestine selbst scheint perfekt zu sein, perfekte Noten, perfektes Verhalten, ein perfekter Freund. Doch dann begeht Celestine einen Fehler ...

Zwar hatte ich von der Autorin schon gehört, jedoch noch nie etwas von ihr gelesen. Das sollte ich vielleicht revidieren. Mit ihrer ersten Dystopie hat die Autorin eine Welt voller Tiefe geschaffen, die vordergründig wohl perfekt, aber aus unserer Sicht einfach nur schrecklich ist. Voller Entsetzen bin ich zurückgeblieben und frage mich, wie Menschen solche Grausamkeiten für gerecht halten können.
Aherns Schreibstil ist brilliant und angenehm zu lesen. Die Welt und ihre Charaktere werden sofort vor meinen inneren Auge sichtbar. Gerade die Protagonistin Celestine bekommt eine immense Tiefe durch die Entwicklung, die sie im Verlauf der Geschichte durchmacht. Dabei bleibt sie für mich aber immer nachvollziehbar.
Ein kleines bisschen blass finde ich die Darstellung mancher Nebencharaktere. Sie bleiben für mich blass und nicht greifbar, wie z. B. Celestines Vater.
Eine ähnliche Tiefe wie Celestine bekommt Richter Crevan, einer der Antagonisten dieses Buches. Sein grausamer und fanatischer Charakter wird im Verlauf der Geschichte deutlich und ist so gut geschrieben, dass ich ihn wirklich beginne zu hassen. Auf meiner persönlichen „Bösewicht-Liste“ nimmt er einen der oberen Plätze ein.

„Flawed“ gehört für mich in die Kategorie Bücher, die einen emotional mitnehmen und ihre Spuren hinterlassen. Nicht mehr lange und es erscheint der zweite Band. Ich kann es kaum erwarten.

Veröffentlicht am 17.10.2016

Erzähl mal! Wie weit bist du mit deiner Doktorarbeit?

Studierst du noch oder lebst du schon?
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Jeannes großer Traum geht in Erfüllung: Sie wird als Doktorandin der Literaturwissenschaften akzeptiert. Enthusiastisch macht sie sich auf, in den nächsten drei Jahren ihre Doktorarbeit zu schreiben. Schnell ...

Jeannes großer Traum geht in Erfüllung: Sie wird als Doktorandin der Literaturwissenschaften akzeptiert. Enthusiastisch macht sie sich auf, in den nächsten drei Jahren ihre Doktorarbeit zu schreiben. Schnell holt sie jedoch das wahre Leben ein, zwischen schlecht bezahlten Nebenjobs, den Klüngeleien an der Uni und dieser verdammten Arbeit, die einfach nicht fertig werden will.

Als ich die Anzeige für diesen Graphic Novel sah, musste ich ihn sofort lesen. Der Titel passt wie die Faust aufs Auge. Ich habe zwar „nur“ eine Magisterarbeit hinter mir, aber ich kenne das Gefühl, nie fertig zu werden, über der Zeit zu sein und schlussendlich vereinsamt vor dem blinkenden Cursor im Textfeld zu sitzen.
Jeannes Charakter kommt unglaublich gut in den Zeichnungen rüber und entwickelt sehr viel Tiefe. Bei der allweihnachtlichen Inquisition ihrer Familie empfinde ich sehr viel Mitleid mit ihr. Vermutlich jeder, der eine Geisteswissenschaft studiert hat, kennt dieses Gefühl.
Das Ende hat mich ein wenig gestört, besser gesagt, es hat mir zu abrupt aufgehört. Natürlich hat sie ihr Ziel dort erreicht, aber ein wenig mehr hätte den Graphic Novel runder gemacht. Vermutlich wollte die Autorin die Geschichte mit einem Happy End enden lassen. Ich frage mich jedoch, wie es für Jeanne weitergeht (Anstellung, Habilitation etc.). Vielleicht kommt hier zu sehr der Akademiker in mir durch.
Zum Zeichenstil: Eigentlich präferiere ich schöne Zeichenstile, weich und rund. Das ist hier nicht der Fall. Die Zeichnungen sind teils übertrieben, leicht karikiert. Dafür wirkt die Geschichte aber umso authentischer. Bilder und Worte sprechen eine Sprache und übermitteln Jeannes Botschaft.

Ein Must-read für Geisteswissenschaftler, denn ich bin mir sicher, dass sich jeder in dieser Geschichte wiederfindet.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise von Bloggerportal zur Rezension zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Veröffentlicht am 15.10.2016

Warum schleichst du dich in meine Träume?

Der Fluch der Sirene
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Die Journalistin Cindy Hamilton lebt für ihren Beruf. Doch dann beginnen die Träume, in denen der gutaussehende Akim sie für sich gewinnt. Cindy ist auserwählt, den uralten Fluch zu brechen, der auf ihm ...

Die Journalistin Cindy Hamilton lebt für ihren Beruf. Doch dann beginnen die Träume, in denen der gutaussehende Akim sie für sich gewinnt. Cindy ist auserwählt, den uralten Fluch zu brechen, der auf ihm liegt. Doch da ist auch noch Richard, der sie nicht kalt lässt. Gemeinsam machen sie sich auf, den Fluch zu brechen ...

Die Story hörte sich gut an: Ein Fluch, der Orient, Liebesroman. Cindy wirkt am Anfang wie eine toughe Frau, die sich nichts gefallen lässt und nicht einfach mit jedem ins Bett geht. Ab etwa der Hälfte ändert sich das meiner Meinung nach aber schlagartig. Sie lässt sich von den Männern in der Geschichte ausgrenzen, aus der Planung werfen und schmollt dafür nur. Zwar beschwert sie sich in ihrem Kopf, aber sie ändert nichts. Diese Entwicklung finde ich sehr traurig. Sie ist der Hauptcharakter und läuft in der zweiten Hälfte eigentlich nur den anderen hinterher.
Gegen Ende bleibt die Welt oberflächlich. Die später hinzukommenden Charaktere haben keine Tiefe. Sie scheinen Mittel zum Zweck zu sein. Für mich gibt es auch ein paar Ungereimtheiten, wie das z. B. Richard auf einmal mit einer Pistole perfekt umgehen kann. Das wirft bei mir Fragen zu seinem Hintergrund auf.
Ein langsameres Erzähltempo und mehr Details wären hier sehr hilfreich gewesen um der Geschichte mehr Farbe zu verleihen, denn die Idee hinter der Geschichte finde ich ganz großartig.

„Der Fluch der Sirene“ ist eine Geschichte, die toll angefangen hat, aber leider zum Ende hin stark nachlässt. Potential ist in der Idee aber auf jeden Fall enthalten.