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Veröffentlicht am 09.01.2020

Eine Familiengeschichte über drei Generationen

Die Tränen von Triest
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Johanna Silcredi, eine junge Innenarchitektin freut sich, ihren Geburtstag mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Roman zu feiern, denn sie hofft auf einen Heiratsantrag. Doch es kommt anders, als sie ...

Johanna Silcredi, eine junge Innenarchitektin freut sich, ihren Geburtstag mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Roman zu feiern, denn sie hofft auf einen Heiratsantrag. Doch es kommt anders, als sie denkt. Ein weiteres unerwartetes Ereignis passiert und Johanna macht sich auf nach Triest, um endlich den wahren Vater ihres Großvaters zu finden.

Beate Maxian erzählt in ihrem Roman von der interessanten und wechselhaften Geschichte einer Familie, die sich über drei Generationen hinzieht. Dabei erfährt der Leser außerdem sehr viel über die Geschichte Triests, sowohl in der Vergangenheit, als auch in der Gegenwart. Man merkt, dass die Autorin sehr umfangreich recherchiert hat und durch ihre realistischen und lebendigen Beschreibungen kann man sich problemlos in die Atmosphäre dieser bezaubernden Stadt hineinfühlen und bekommt große Lust, auch einen Koffer zu packen und es Johanna gleich zu tun. Der lockere und leichte Schreibstil führt ebenfalls dazu bei, dass man sich schnell in der Geschichte verliert. Ich mochte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Auch wenn alles dann doch ein wenig zu perfekt klappt, einiges vorhersehbar ist, die Liebe zu reibungslos zuschlägt, hat mich das Buch sehr gut unterhalten und ich kann es nur weiter empfehlen. Jeder, der gerne einmal dem Alltag entfliehen möchte und der das trübe Wetter einfach satt hat, wird hier fündig werden. Ihn erwartet ein locker, leichter Roman mit genügend Tiefgang, bei dem vor allem Italien-Liebhaber auf ihre Kosten kommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.12.2019

Ein Kochbuch mit einem ganz besonderen Zauber, wie ihn nur eine Stadt, wie Amsterdam vermitteln kann.

Weihnachten in Amsterdam
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Yvette van Bovens Kochbuch "Weihnachten in Amsterdam" vermittelt uns nicht nur einen sehr guten Eindruck von der Küche der Niederländer, sondern auch einen tiefen Einblick in ihre Seele. Von der Gelassenheit ...

Yvette van Bovens Kochbuch "Weihnachten in Amsterdam" vermittelt uns nicht nur einen sehr guten Eindruck von der Küche der Niederländer, sondern auch einen tiefen Einblick in ihre Seele. Von der Gelassenheit der Amsterdamer könnten wir uns alle das ein oder andere Scheibchen abschneiden. In einem Land, in dem fast die Hälfte der Bewohner keiner Religion angehören, wird Weihnachten anders gefeiert. Es ist ein Fest für Familie und Freunde, ein Fest bei dem man ungezwungen zusammen feiert und viel Zeit füreinander hat. Zeit, um zusammen zu kochen und zu essen.

Die Rezeptesammlung weicht von den üblichen, uns bekannten Weihnachtsgerichten, wie Ente und Gans, ab und bietet trotzdem für jeden Geschmack etwas passendes. Gerade das finde ich sehr interessant, denn ich liebe es über meinen Tellerrand zu schauen und neues zu entdecken. Die klassischen Rezepte kenne ich ja schon. Besonders gefällt mir, dass man fast alle Rezepte sehr gut vorbereiten kann, so dass am Festtag nur noch wenig zu tun ist. Ich habe schon mal den Tag X geprobt und am ersten Adventssonntag ein ganzes Menü aus dem Buch nachgekocht. Es ist mir sehr gut gelungen und hat allen geschmeckt. Und was ich als wichtig empfinde: Es hat mich nicht zum Schwitzen gebracht, so dass ich es ebenfalls genießen konnte. Ich muss allerdings erwähnen, dass ich gerne und schon lange koche. Da entsteht natürlich eine gewisse Routine, die es für einige Rezepte braucht. Ich habe auch keine Hemmungen, Zutaten auszutauschen, wenn ich sie nicht bekomme oder im Zweifelsfall sogar ganz wegzulassen. Das ist bei diesem Kochbuch sehr gut möglich.

Die Rezepte sind verständlich verfasst, übersichtlich dargestellt und wunderschön bebildert. Es war auch kein Problem, die Mengen auf weniger Personen herunterzurechnen. Manche Zutaten sind teilweise sehr typisch für Holland und bei uns in ländlichen Regionen sicher nicht überall zu bekommen. Für mich, die ich in München lebe, war es kein Problem und für alle anderen gibt es ja auch noch das Internet. Und man kann, zumindest war das bei den getesteten Gerichten so, ruhig mal eine Zutat ändern.

Die stimmungsvollen Fotos von Amsterdam, die privaten Schnappschüsse der Autorin von Hund und Küche machen das Buch für mich zu einem meiner momentanen Lieblingskochbücher, vor allem auch, da meine Tochter das große Glück hat, in dieser Stadt zu leben. So bin ich ihr beim Blättern immer ein wenig nahe.

Ausgesprochen schön ist das Layout und die Schrift. Die in ein leichtes Sepia getauchten Fotos habe ich ja schon erwähnt. Die hochwertige Bindung und die zur Weihnachtszeit passenden Lesebändchen in Gold und Rot machen das Buch aus dem Dumont-Verlag zu einem Schmuckstück, das ich bestimmt oft in die Hand nehmen werde. Es ist sicher kein Buch für alle Tage, aber ganz gewiss eines, für all die Tage, an denen man sich mal etwas gönnen möchte. Denn eines haben alle Rezepte gemeinsam, sie sind nichts für Kostverächter und Kaloriensparer.

Praktisch sind die zahlreichen Tipps für ein entspanntes Fest und die beiden Register am Ende des Buches machen das positive Gesamtbild für mich komplett.

Ich bin von Yvette van Bovens Weihnachtsbuch begeistert und werde meine Tochter und natürlich auch den Rest der Familie an Weihnachten mit einem Menü aus diesem Buch überraschen und bin schon ganz gespannt, wie es ihnen schmecken wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gestaltung
  • Rezepte
Veröffentlicht am 13.12.2019

Lesenswert

Die Holunderschwestern
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Der Inhalt:
München 1918. Die junge Fanny – Franziska – sitzt im Zug nach München und will der Provinz entfliehen. Ihre sensible Zwillingsschwester Friederike musste sie zurücklassen. Als die reiche Witwe ...

Der Inhalt:
München 1918. Die junge Fanny – Franziska – sitzt im Zug nach München und will der Provinz entfliehen. Ihre sensible Zwillingsschwester Friederike musste sie zurücklassen. Als die reiche Witwe Dora mit ihren beiden Kindern zusteigt, ahnt Fanny noch nicht, dass ein tragisches Schicksal seinen Anfang nimmt. München 2015. Katharina erhält einen Brief aus London: In einem Archiv wurden Tagebücher ihrer Urgroßmutter Franziska gefunden. Katharina wird neugierig. Wie kommt es, dass die Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, einer einfachen Köchin, in London verwahrt werden?

Meine Meinung:
Teresa Simon ist eine echte Meisterin der Recherche. Liebevoll wird hier jedes Detail akribisch herausgearbeitet. Aber ohne erhobenen Zeigefinger und ohne langatmige Ausführungen, sondern perfekt verpackt in einer spannenden und sehr berührenden Geschichte. Das Buch hat mich vom ersten Satz an gefesselt und nicht mehr losgelassen. Ich bin regelrecht versunken in dieser wundervollen Geschichte einer Familie, bei der es um Liebe und Hoffnung, aber auch um Verrat und Verlust geht. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und wirken dadurch herrlich lebendig. Man glaubt sie persönlich zu kennen und man leidet und freut sich in jeder Sekunde mit ihnen. Die beiden Zeitebenen sind sehr geschickt miteinander verknüpft, das macht die Spannung und den Wunsch, einfach immer weiter zu lesen, fast unerträglich. Ich musste mich richtig bremsen, sonst hätte ich das Buch wohl in einer Nacht verschlungen. Die sehr interessanten und teilweise grausamen, geschichtlichen Hintergründe machen den Roman erschreckend realistisch und fügen sich nahtlos in die Handlung ein. Für mich als Wahlmünchnerin ist dieser Aspekt sehr wichtig, denn ich habe viel Neues über meine Stadt erfahren, aber auch viel Bekanntes wiederentdeckt. Das wunderschöne Cover und die typisch bayrischen Rezepte im Anhang sind noch das letzte Puzzlestück, um für mich den Roman perfekt zu machen. Ich gebe fünf verdiente Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Very british

Der Pfau
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"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt."

Ein charmant heruntergekommener ...

"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt."

Ein charmant heruntergekommener Landsitz, auf dem ein Pfau verrücktspielt, eine Gruppe Banker beim Teambuilding, eine ambitionierte Psychologin, eine schwungvolle Haushälterin mit gebrochenem Arm, eine patente Köchin, Lord und Lady McIntosh, die alles unter einen Hut bringen müssen, dazu jede Menge Tiere – da weiß bald niemand mehr, was eigentlich passiert ist.
Isabel Bogdan, preisgekrönte Übersetzerin englischer Literatur, erzählt in ihrem ersten Roman mit britischem Understatement, pointenreich und überraschend von einem Wochenende, das ganz anders verläuft als geplant. Chefbankerin Liz und ihre vierköpfige Abteilung wollen in der ländlichen Abgeschiedenheit ihre Zusammenarbeit verbessern, werden aber durch das spartanische Ambiente und einen verrückt gewordenen Pfau aus dem Konzept gebracht. Die pragmatische Problemlösung durch Lord McIntosh setzt ein urkomisches Geschehen in Gang, das die Beteiligten an ihre Grenzen führt und sie einander näherbringt. Ein überraschender Wintereinbruch, eine Grippe und ein Kurzschluss tun ihr Übriges. Isabel Bogdan verbindet diese turbulente Handlung auf grandiose Weise mit liebevoller Figurenzeichnung.

Isabel Bogdan, im Hauptberuf Übersetzerin, hat mit ihrem Roman ein wirkliches Kleinod geschaffen. Eine skurille, witzige, britische Komödie, die dem Leser ab dem ersten Satz ein Schmunzeln auf das Gesicht zaubert. Kein Klischee wird ausgelassen, keine Pointe vergessen. Durch das wunderschön gestaltete Cover und das besondere Format des Buches wird das Lesevergnügen nur noch mehr gesteigert. Wie bei einem Dominoeffekt passieren hier die Dinge, eben weil man alles verschweigt und verheimlicht. Die Autorin verwendet einen wunderbaren, leicht unterkühlten Schreibstil, der perfekt auf dieses leicht heruntergekommene Anwesen und zu den Protagonisten passt. Diese haben alle kleine Geheimnisse, die wunderschön zum Gelingen der Geschichte beitragen. Jeder einzelne Darsteller ist überspitzt gezeichnet und spielt eine spezielle Rolle in diesem Stück. Sogar der Hund kommt zu Wort! Mich hat das Buch von Isabel Bogdan hervorragend unterhalten und amüsiert! Mein Schmunzeln wird so schnell nicht vergehen und ich kann mir gut vorstellen, es nochmal zu lesen, wie ein gutes Theaterstück, das man sich immer wieder gerne ansieht. Ich hoffe, dass es nicht bei diesem einen Roman bleibt und vergebe sehr gerne fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Einfach nur zauberhaft

Kirschblüten und rote Bohnen
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Zum Inhalt
Sentaro ist gescheitert, nach allen Regeln der Kunst: Er ist vorbestraft, trinkt zu viel, und sein Traum, Schriftsteller zu werden, ist unerfüllt geblieben. Stattdessen arbeitet er in einem ...

Zum Inhalt
Sentaro ist gescheitert, nach allen Regeln der Kunst: Er ist vorbestraft, trinkt zu viel, und sein Traum, Schriftsteller zu werden, ist unerfüllt geblieben. Stattdessen arbeitet er in einem Imbiss, der Dorayaki verkauft: Pfannkuchen, die mit einem süßen Mus aus roten Bohnen gefüllt sind. Tag für Tag steht er in dem Laden mit dem Kirschbaum vor der Tür und bestreicht lustlos Gebäck mit Fertigpaste. Bis irgendwann die alte Tokue den Laden betritt. Die weise, aber sichtlich vom Leben gezeichnete Frau kocht das beste Bohnenmus, das man sich nur denken kann. Die Begegnung mit ihr verändert alles. Tokue lehrt Sentaro ihre Kunst und tatsächlich gewinnt er nicht nur die Lust am Backen, sondern auch die Freude am Sinnlichen und an den kleinen Dingen des Lebens zurück. Wenig später wird Wakana, ein Mädchen aus schwierigen Verhältnissen, zur Stammkundin des Imbisses und schließt Freundschaft mit Tokue und Sentaro. Doch die Welt meint es nicht gut mit den dreien …
Meinung
Dieses kleine Buch über eine besondere Freundschaft zwischen drei Außenseitern begeistert den Leser nicht nur optisch, mit einem wunderschön gestalteten Leinenumschlag und farblich passendem Lesebändchen, sondern auch durch seine leise Botschaft. Es geht um Toleranz und Ausgrenzung, um Freundschaft und Einsamkeit, um Achtung und Respekt. Dem Autor gelingt es, uns eine sanfte, liebevolle Geschichte zu erzählen, ohne ins Kitschige abzudriften. Sehr melancholisch, aber immer voller Hoffnung, auch in den traurigsten und schwierigsten Situationen bleibt immer ein Funken davon erhalten. Die Protagonisten sind sehr distanziert, wie in Japan üblich, es wird wenig geprochen, vieles bleibt ungesagt. Erst in den Briefen kommen die Emotionen zu Wort. Der Roman zeigt uns die japanische Mentalität ganz gut, die Scheu etwas zu benennen, die extreme Höflichkeit und, nicht zuletzt, die Liebe zu sorgfältig zubereiteten Speisen. Der letzte Punkt zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und hat meinen Magen so manches Mal zum Knurren gebracht. Das Thema des Buches hat mich sehr berührt und ich denke noch oft an die drei Charaktere, die doch unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber doch so gut zusammenpassen. Es fällt mir schwer zu beschreiben, was den eigentlichen Zauber dieses Buches ausmacht, man muss es einfach selbst lesen, um ihn zu erfahren. 

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