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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.08.2019

Der zweite Band der Trilogie um die Familie Meyer zeigt, wie zerbrechlich das Leben ist.

Zeit aus Glas
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Krefeld 1938. Sechs Jahre zuvor war die Welt der kleinen Ruth noch in Ordnung. Doch nun sind die Nazis an der Macht und nichts ist mehr wie zuvor. Das Leben der Familie Meyer und das aller Juden wird immer ...

Krefeld 1938. Sechs Jahre zuvor war die Welt der kleinen Ruth noch in Ordnung. Doch nun sind die Nazis an der Macht und nichts ist mehr wie zuvor. Das Leben der Familie Meyer und das aller Juden wird immer schwieriger. Anfeindungen, Übergriffe sind an der Tagesordnung. Die Angst ist ein täglicher Begleiter. Aber Ruth gibt nicht auf.

Ulrike Renk hat einen sehr gelungenen zweiten Teil ihrer Seidenstadt-Trilogie vorgelegt. Im Gegensatz zum ersten Band, der sich in der Grundtendenz noch heiter und unbeschwert zeigte, ziehen hier, wie leider erwartet, schon düstere Wolken auf. Jetzt kommt zum Vorschein, was der Leser schon befürchtet hatte. Das Leben der jüdischen Gemeinde ändert sich dramatisch und all die Träume und Hoffnungen, die man hatte, verpuffen im Nichts.

Die Autorin steckt viel Engagement in ihre Bücher. Das spürt man. Ihre akribische Recherche, ihre Liebe zum Detail und nicht zu vergessen ihr wundervoller, lebendiger, emotionaler Sprachstil machen ihre Geschichten immer zu etwas Besonderem. Man ist als Leser schnell gefangen und kann die Lektüre gar nicht mehr aus der Hand legen. So ist es mir hier auch gegangen. Das Schicksal der kleinen Ruth geht nahe, vor allem, wenn man weiß, dass es größtenteils wirklich so passiert ist. Das ist eine weitere große Stärke der Autorin. Sie verbindet Fiktion und Realität so geschickt miteinander, dass den Leser ganz großes Kopfkino erwartet. Man ist mittendrin im Geschehen und leidet, weint, lacht mit den Protagonisten, die übrigens äußerst authentisch daherkommen. Kein Wunder, sie haben ja wirklich gelebt.

Ulrike Renks Buch hat mich wieder begeistert, auch wenn es diesmal natürlich nicht so beschwingt und sonnig daherkam, wie "Jahre der Seide" und ich kann es kaum erwarten, den dritten Band in meinen Händen zu halten.

Veröffentlicht am 02.08.2019

Spannung pur!

Die Stille des Todes
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Ein grausamer Mörder geht um in Vitoria, dieser beschaulichen Stadt im Baskenland. Er tötet immer zwei. Zwei, die das gleiche Alter haben. Zwei, die sich nicht kennen. Er drapiert sie an öffentlichen Orten. ...

Ein grausamer Mörder geht um in Vitoria, dieser beschaulichen Stadt im Baskenland. Er tötet immer zwei. Zwei, die das gleiche Alter haben. Zwei, die sich nicht kennen. Er drapiert sie an öffentlichen Orten. Wie ein Liebespaar. Inspector Ayala, der Kraken, sieht sofort Parallelen zu einem alten Fall. Aber der Täter ist seit zwanzig Jahren inhaftiert. Gibt es einen Trittbrettfahrer? Oder sitzt der Falsche im Gefängnis?

Mich hat schon die XXL-Leseprobe des Manuskripts im letzten Jahr begeistert und ich habe mich sehr gefreut, dass ich ein Leseexemplar ergattern durfte. Ich wurde nicht enttäuscht.

Der Inspector darf seine Geschichte selbst erzählen, was dafür sorgt, dass man als Leser immer sehr nahe am Fall ist. Zusammen mit einer Kollegin und guten Freundin geht er auf die Suche nach dem Täter. Mit vielen Rückblicken, die teilweise sehr weit in die Vergangenheit vorstossen und einer sehr direkten und detailreichen Art zu Schreiben schafft Eva Garcia Saenz eine Atmosphäre, die an Spannung kaum zu überbieten ist. Ständig folgt man den neuen Fährten, um dann doch wieder zu erkennen, dass man auf einem Irrweg unterwegs ist. Bis ganz am Ende weiß man nicht, wo dieser Weg hinführt und man ist mehr als einmal starr vor Schreck.

Nebenbei erfährt man noch sehr viel über die Region und die Menschen, die im Baskenland leben. Auch die verwendeten, spanischen Redewendungen und die genaue Beschreibung der alten Bauwerke katapultieren den Leser direkt in die alavesische Hochebene. Das gibt dem Buch noch einmal ein ganz besonderes Flair. Das sehr ansprechende Cover setzt dem Ganzen noch die Krone auf und macht das Paket komplett.

Für mich ein sehr gelungenes Debüt, das neugierig macht, wie es mit Inspector Ayala weiter geht. Denn es wird schwer, diesen Roman noch zu toppen.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Außergewöhnlich

Ceviche. Das Kochbuch
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Ceviche, das war für mich bis jetzt nur ein Gericht, nämlich roher Fisch in Säure, meist in Limettensaft, gegart. Dieses Buch hat mir gezeigt, dass es sich nicht nur um ein einzelnes Nationalgericht handelt, ...

Ceviche, das war für mich bis jetzt nur ein Gericht, nämlich roher Fisch in Säure, meist in Limettensaft, gegart. Dieses Buch hat mir gezeigt, dass es sich nicht nur um ein einzelnes Nationalgericht handelt, sondern vielmehr um eine Philosophie. Denn in Peru ist diese Art der Zubereitung nicht nur für den Fisch üblich, nein, der Peruaner bereitet auch vegetarische Speisen und sogar Desserts auf diese Art und Weise zu. Das Buch selbst trägt den Untertitel "peruanisch magisch". Und genauso magisch wird aus wenigen Zutaten, ganz schnell und wie von Zauberhand, ein interessantes, schmackhaftes Essen. Genau richtig für den Sommer, denn es erfrischt extrem. Die Zutaten allerdings findet man nicht in jedem Supermarkt. Besondern die spezielle Chilischote Aji habe ich bis jetzt noch nicht gefunden und mir mit Habaneros ausgeholfen. Da ist es ganz gut, dass der Autor im Anhang Bezugsquellen nennt. Eines ist sicher, die extreme Säure muss man mögen. Wir würden die Gerichte wohl nur als Vorspeise, oder als Beilage wählen, denn zu sauer vertragen wir nicht. Vielleicht muss ich aber auch noch ein wenig üben und die richtige Balance finden. Ich habe bis jetzt einmal die Champignons und die Beeren-Ceviche probiert. Beides ist als kleine Portion durchaus lecker, zuviel vertragen unsere Mägen nicht. Das Buch selbst ist jedoch ein richtige Augenweide. Sehr schön und hochwertig gebunden, mit praktischem Lesebändchen versehen und wunderschön bebildert. Die Fotos machen richtig Lust darauf, die Gerichte auszuprobieren und mein nächster Versuch wird auf jeden Fall ein Fischgericht sein. Die Rezepte sind vielfältig, sehr gut beschrieben und klar verständlich. Einige haben eine Verbindung zur japanischen Küche, was mir sehr gut gefällt und in meinen Augen perfekt zusammenpasst. "Ceviche - peruanisch magisch" ist sicher kein Kochbuch für alle Tage, aber eines, dass mir sicher noch viel Freude machen wird, mich inspiriert und allein beim Durchblättern große Lust auf fremde Länder und exotische Speisen macht. Für mich als Fischliebhaberin genau das passende Buch.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Lässt mich zwiegespalten zurück

Die Saphirtochter
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1935. Louisa Reeve, Tochter eines Edelsteinhändlers, lebt scheinbar glücklich mit ihrem Mann Elliot in Ceylon. Nach dessen tödlichem Autounfall zerbricht ihre Idylle. Elliot hatte ein Kind mit einer anderen ...

1935. Louisa Reeve, Tochter eines Edelsteinhändlers, lebt scheinbar glücklich mit ihrem Mann Elliot in Ceylon. Nach dessen tödlichem Autounfall zerbricht ihre Idylle. Elliot hatte ein Kind mit einer anderen Frau und war im Begriff sie zu verlassen. Louisa ist schwer getroffen, denn es war ihr sehnlichster Traum, selbst Mutter zu werden.

Die Leseprobe hatte mich sehr überzeugt und auch der Plot versprach eine spannende Geschichte. Dinah Jefferies versteht es auch den Leser mit ihren farbenprächtigen Schilderungen in den Bann zu ziehen. Ihre detaillierten und ausführlichen Beschreibungen lassen die exotische Welt Ceylons vor den Augen der Leser quasi lebendig werden. Im ersten Drittel des Romans war ich auch gefangen und mochte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Aber je weiter die Geschichte ihren Lauf nahm, desto unglaubwürdiger und langatmiger wurde sie. Die zu vielen nebensächlichen Beschreibungen nahmen der Geschichte ihre Spannung, so dass sie am Ende ihren Reiz verlor. Auf mich wirkte das letzte Drittel wie in aller Eile zusammengeschustert und fast wie von anderer Hand geschrieben. Die Ereignisse überschlugen sich und der Versuch, alles zu einem guten Ende zu bringen, ist in meinen Augen gescheitert. Zu viele Fragen bleiben ungeklärt, sogar die erwartete Liebesgeschichte zwischen Louisa und Leo blieb letztendlich fade und unrealistisch. Schade, denn der Plot hatte eigentlich viel Potential und, wie ich den anderen Stimmen entnehmen kann, hat die Autorin auch schon viel bessere Bücher verfasst. Mich konnte sie mit diesem Roman leider nicht komplett begeistern. Das Buch liest sich aber schnell und ist deshalb perfekt für den Urlaub und zur Entspannung. Im Gedächtnis bleibt es leider nicht.

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Veröffentlicht am 05.07.2019

Absolut spannend und beklemmend

Der Pakt – Bis dass der Tod euch scheidet
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Alice und Jake stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Beruflich erfolgreich, gerade frisch verheiratet. Ein außergewöhnliches Hochzeitsgeschenk bringt diese Welt ins Wanken. Die Mitgliedschaft in einer ...

Alice und Jake stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Beruflich erfolgreich, gerade frisch verheiratet. Ein außergewöhnliches Hochzeitsgeschenk bringt diese Welt ins Wanken. Die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft, genannt "der Pakt"soll für eine gut funktionierende Ehe sorgen, wenn nur nicht die daran verknüpften Bedingungen wären.


Einmal angefangen zu lesen konnte ich mich nur schwer von diesem Buch trennen. Ich fühlte mich selbst wie im "Pakt" gefangen und spürte die unterschwellige Beklemmung fast körperlich. Genau so stelle ich mir die Mitgliedschaft in einer zweifelhaften Sekte vor. Auch wenn einiges unlogisch erscheint und ein rational denkender Mensch wohl nie so weit gehen würde, kann ich nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die sich nach einer solchen Gemeinschaft sehnen. Sonst hätten Sekten und radikale, religiöse Organisationen sicher keinen Zulauf. Michelle Richmond schreibt sehr detailliert und ausführlich, was dazu führt, dass die Geschichte anfangs ein wenig Zeit braucht, bis sich richtige Spannung aufbaut. Aber in den letzten Kapiteln kommt sie dann so richtig in Fahrt und man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Idee war für mich neu und sehr interessant. Allein dafür lohnt es sich den Thriller zu lesen.