Der zweite Band der Trilogie um die Familie Meyer zeigt, wie zerbrechlich das Leben ist.
Zeit aus GlasKrefeld 1938. Sechs Jahre zuvor war die Welt der kleinen Ruth noch in Ordnung. Doch nun sind die Nazis an der Macht und nichts ist mehr wie zuvor. Das Leben der Familie Meyer und das aller Juden wird immer ...
Krefeld 1938. Sechs Jahre zuvor war die Welt der kleinen Ruth noch in Ordnung. Doch nun sind die Nazis an der Macht und nichts ist mehr wie zuvor. Das Leben der Familie Meyer und das aller Juden wird immer schwieriger. Anfeindungen, Übergriffe sind an der Tagesordnung. Die Angst ist ein täglicher Begleiter. Aber Ruth gibt nicht auf.
Ulrike Renk hat einen sehr gelungenen zweiten Teil ihrer Seidenstadt-Trilogie vorgelegt. Im Gegensatz zum ersten Band, der sich in der Grundtendenz noch heiter und unbeschwert zeigte, ziehen hier, wie leider erwartet, schon düstere Wolken auf. Jetzt kommt zum Vorschein, was der Leser schon befürchtet hatte. Das Leben der jüdischen Gemeinde ändert sich dramatisch und all die Träume und Hoffnungen, die man hatte, verpuffen im Nichts.
Die Autorin steckt viel Engagement in ihre Bücher. Das spürt man. Ihre akribische Recherche, ihre Liebe zum Detail und nicht zu vergessen ihr wundervoller, lebendiger, emotionaler Sprachstil machen ihre Geschichten immer zu etwas Besonderem. Man ist als Leser schnell gefangen und kann die Lektüre gar nicht mehr aus der Hand legen. So ist es mir hier auch gegangen. Das Schicksal der kleinen Ruth geht nahe, vor allem, wenn man weiß, dass es größtenteils wirklich so passiert ist. Das ist eine weitere große Stärke der Autorin. Sie verbindet Fiktion und Realität so geschickt miteinander, dass den Leser ganz großes Kopfkino erwartet. Man ist mittendrin im Geschehen und leidet, weint, lacht mit den Protagonisten, die übrigens äußerst authentisch daherkommen. Kein Wunder, sie haben ja wirklich gelebt.
Ulrike Renks Buch hat mich wieder begeistert, auch wenn es diesmal natürlich nicht so beschwingt und sonnig daherkam, wie "Jahre der Seide" und ich kann es kaum erwarten, den dritten Band in meinen Händen zu halten.