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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2018

Ungewöhnlich, interessant, spannend

Tödlicher Irrtum
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Der alkoholkranke Professor Heckscher wird, da er oftmals unangenehm auffällt, zum Vorstand des neu gegründeten Instituts für Justiz-Irrtümer abkommandiert. Er holt sich die beiden Studenten Saskia und ...

Der alkoholkranke Professor Heckscher wird, da er oftmals unangenehm auffällt, zum Vorstand des neu gegründeten Instituts für Justiz-Irrtümer abkommandiert. Er holt sich die beiden Studenten Saskia und Florian zu Hilfe. Als sie beim Durchforsten alter Akten einen sehr interessanten Fall finden, wird aus der ursprünglichen Verlegenheitslösung eine kompetente Ermittlergruppe.


"Tödlicher Irrtum" von Patrick Bredow ist bereits der zweite Fall rund um die Jurastudenten Saskia und Florian. Ich kenne zwar das vorherige Buch nicht, hatte aber sofort einen Draht zu den Protagonisten. Auch wenn mir nicht alle sofort sympathisch waren. Mit Heckscher z.B. musste ich erst warm werden, denn seine kauzige Art war für mich anfangs doch gewöhnungsbedürftig. 


Der Autor hat einen lebendigen und angenehmen Schreibstil. Die kurzen, knappen Kapitel halten die Spannung von Anfang an auf einem durchgehend hohen Niveau und sorgen dafür, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann. Der subtile Humor, viele ironische Einsprengsel und vor allem die fundierte Recherche runden das Ganze ab. Der Autor, der selbst Jurist ist und auf dem Gebiet der Justizirrtümer äußerst bewandert ist, weiß sehr gut, wovon er spricht. Das macht den Roman, dem zudem noch einige wahre Begebenheiten zugrunde liegen, noch authentischer und sehr lebensnah. Die Protagonisten sind wie aus dem echten Leben entnommen, denn sie haben Ecken und Kanten und ihre Macken, so wie die Menschen in der Realität. 


Mir hat das Buch sehr gut gefallen, vor allem, weil sich sowohl Plot, als auch Ermittlertruppe, von den gewohnten Krimis angenehm unterscheiden. Ich würde gerne noch mehr von der Abteilung für Justizirrtümer lesen. 

Veröffentlicht am 11.11.2018

China heute

Mulans Töchter
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Die niederländische Sinologin Bettine Vriesekoop hat hier ein spannendes kleines Büchlein über Emanzipation und das Leben als Frau in China vorgelegt. Eingebunden in eine Art Reisebericht lässt sie unterschiedliche ...

Die niederländische Sinologin Bettine Vriesekoop hat hier ein spannendes kleines Büchlein über Emanzipation und das Leben als Frau in China vorgelegt. Eingebunden in eine Art Reisebericht lässt sie unterschiedliche chinesische Frauen in Form von Interviews zum Thema Sexualität zu Worte kommen. Die Berichte sind schön zu lesen und haben mich, auch, wenn ich manches Verhalten nicht nachvollziehen konnte, sehr fasziniert. In der Rahmenhandlung erfährt man viel über die chinesische Geschichte und die Traditionen Chinas. Schade, dass es sich durch die Bank nur um Frauen aus der Mittelschicht handelt, die noch dazu alle aus Peking stammen. So lernt man nicht die gesamte Frauenschicht des Landes kennen, sondern nur einen kleinen Teil davon. Momentan befindet sich China in einem Wandel, der ein solches Werk erst möglich macht. Für mich als Europäerin war vieles neu und sehr interessant zu lesen, wie man als Frau im heutigen China (über)lebt. 
Auch wenn man sicher noch viel mehr hätte schreiben können, hat mir das Buch sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Grausam und spannend

Hasenjagd
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Ein grausamer Mord geschieht in Stockholm. Das Opfer ist Schwedens Außenminister. Die Tat jedoch wird der Öffentlichkeit jedoch verheimlicht und als natürlicher Tod dargestellt. Zur Aufklärung holt man ...

Ein grausamer Mord geschieht in Stockholm. Das Opfer ist Schwedens Außenminister. Die Tat jedoch wird der Öffentlichkeit jedoch verheimlicht und als natürlicher Tod dargestellt. Zur Aufklärung holt man den inhaftierten Ermittler Joona Linna aus dem Gefängnis. Da befürchtet wird, dass es weitere Morde geben wird, holt man den Staatsschutz, in Form von Saga Bauer dazu..

Hasenjagd ist bereits der sechste Fall eines Autorenduos, das unter dem Namen Lars Kepler bekannt wurde. Ich kenne zwar nicht alle Teile, hatte aber keine Probleme mit diesem Buch. Auch wenn mir einige Informationen aus den vorherigen Fällen fehlen, konnte ich mich schnell in die Geschichte einfinden.

Viele verschiedene Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nicht unbedingt miteinander zu tun haben, werden hier ins Spiel gebracht. Einige, für den Fall unrelevante Episoden, bringen den Leser erst einmal kräftig durcheinander. Die Lektüre erfordert höchste Konzentration, damit man den Faden nicht verliert. Änliche Namen, viele Nebencharaktere, die Autoren machen es uns nicht leicht. Auch bekommt man einen tiefen Einblick in das Privatleben der Ermittler, das schafft zwar Nähe, lässt diese jedoch leider nicht aus ihrer blassen Existenz hervortreten. Trotzdem gelingt es den Autoren mich zu fesseln, was wohl an ihrer Art zu schreiben liegt, und mich für das Buch durchaus zu begeistern. Lars Kepler hat hier einen richtigen Pageturner vorgelegt, es wird ein Sog entwickelt, dem man sich kaum entziehen kann. Die vielen grausamen und detaillierten Schilderungen muss man allerdings mögen, sie sind nichts für Zartbesaitete. Es geht derb zu und teilweise so richtig zur Sache. Manche Szene hätte ich mir nicht so ausführlich und realistisch gewünscht. Der Cliffhanger am Ende weist auf einen nächsten Band hin, der auch bereits durch eine Leseprobe angekündigt wird. Die Autoren verstehen ihren Job und haben mir einige spannende Stunden bereitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2018

Eine ungewöhnliche Freundschaft

Tardigrada
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München, Ende des Ersten Weltkrieges. Im leerstehenden Hotel Stadt Rosenheim, nahe des Münchner Ostbahnhofes, wird ein Junge geboren. Die Mutter stirbt bei der Geburt und ein Soldat, der zufällig anwesend ...

München, Ende des Ersten Weltkrieges. Im leerstehenden Hotel Stadt Rosenheim, nahe des Münchner Ostbahnhofes, wird ein Junge geboren. Die Mutter stirbt bei der Geburt und ein Soldat, der zufällig anwesend ist, nimmt ihr das Versprechen ab, sich um das Kind kümmern. Bernhardt, so wird der ungewöhnliche Junge genannt, landet schließlich im Waisenhaus. Dort wächst er zusammen mit Ludwig auf und aus den beiden ungleichen Kindern werden Freunde. Wunderlich ist Bernhardts seltsames Verhalten. Er fällt immer wieder in einen tiefen Schlaf.


Alexander Meinings Buch "Tardigrada" ist ein erstaunliches Werk. Das Cover, ein Werk des Künstlers WONABC, weckte in mir erst einmal die Assoziation, dass es sich hier um ein Kinderbuch handelt. Ich wollte schon weiterscrollen, aber dann ist mir der Titel ins Auge gesprungen. Da die Tardigraden, oder auch Bärtierchen, die große Leidenschaft meines Mannes sind, war schnell meine Neugierde geweckt. Als ich den Klappentext gelesen habe, war klar: Das Buch muss ich lesen. Ich habe es nicht bereut


Der Roman liest sich sehr schnell, denn der Autor überzeugt mit seinem bildhaften und lebendigen Sprachstil und schafft eine große Spannung, so dass ich das Buch fast in einem Rutsch ausgelesen habe. Auch wenn es einige kleine fachliche Fehler gibt, die ich mal unter künstlerischer Freiheit verbuche, ist es ein außergewöhnliches Buch, das mich sehr angesprochen hat. Die Kombination aus historischem Roman, Lokalkolorit und Fiktion ist dem Autoren gut gelungen. Ich persönlich hätte gerne noch mehr Bezug zu den Bärtierchen gehabt, vielleicht auch einiges mehr an Information. Gerade Leser, die sich nicht, oder wenig mit der Materie auskennen, werden sicher die ein oder andere Frage dazu haben. Aber möglicherweise kommt dazu noch etwas in den Folgebänden. Der zweite Teil ist ja schon geschrieben und am dritten arbeitet der Autor gerade.


Den historischen Teil hat Alexander Meining sehr gut recherchiert und detailliert beschrieben. Da ich in München wohne, kenne ich die Schauplätze und hatte beim Lesen oft das Gefühl, dabei zu sein. Die düstere Stimmung dieser Zeit ist sehr gut getroffen und der Autor geizt auch nicht mit grausamen Darstellungen. Dies und die Einbindung realer Begebenheiten erzeugen eine Nähe, die mich oft erschrecken ließ. Die Geschichte ist viel tiefgründiger, als es das bunte Cover vermittelt.


"Tardigrada" ist ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Die Idee, die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Bärtierchen auf den Menschen zu übertragen, darf in den nächsten Bänden gerne noch weiter ausgebaut werden. 

Veröffentlicht am 25.10.2018

Schöner Krimi

Echo Killer
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Als Harper McClain, Polizeireporterin in Savannah, zu einem Mordfall gerufen wird, wird sie an ein grausames Ereignis in ihrer eigenen Kindheit erinnert. Vor fünfzehn Jahren wurde ihre Mutter in der Küche ...

Als Harper McClain, Polizeireporterin in Savannah, zu einem Mordfall gerufen wird, wird sie an ein grausames Ereignis in ihrer eigenen Kindheit erinnert. Vor fünfzehn Jahren wurde ihre Mutter in der Küche erstochen und damals von der zwölfjährigen Harper gefunden. Der Mörder wurde nie gefasst und Harper kämpft heute noch mit den Dämonen. Obwohl von Seiten der Polizei ein Zusammenhang dementiert wird, kann Harper nicht aufhören in der Sache nachzuforschen und bringt sich dabei selbst in Gefahr. 

Christi Daugherty ist vielen wohl schon durch ihre Jugendbücher bekannt. für mich war es das erste Buch dieser Autorin. 

Der Krimi ist spannend, fesselnd und er liest sich richtig schnell. Die Protagonisten, allen voran Harper und Luke sind sehr sympathisch und authentisch dargestellt. Man bekommt einen tiefen Einblick in das Privatleben der Charaktere, das macht sie so real. Die Autorin baut schnell eine große Spannung auf, was auch an den kurzen, knappen Kapiteln und an den vielen Rückblenden in Harpers Jugend liegt. Die zarte Liebesgeschichte ist genau richtig dosiert, für mich ist die Mischung stimmig. Das Verbrechen wird schlüssig aufgeklärt, mit sehr unangenehmen Folgen für die junge Reporterin. Am Ende gibt es noch eine offene Frage, die dafür sorgt, dass die Spannung weiter bestehen bleibt. Da dürfen wir sicher auf eine Fortsetzung hoffen. Ich freue mich schon darauf, zu erfahren wie es weitergeht.