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Veröffentlicht am 22.06.2021

Ungeplante Date-Verlängerung

Das Vierzehn-Tage-Date
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Cover:
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Auf dem Titelbild sind zwei Personen, offensichtlich ein Mann und eine Frau auf dem Sofa bzw. dem Boden hockend und einem Laptop auf dem Schoß abgebildet. Sie stehen für die beiden Protagonisten ...

Cover:
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Auf dem Titelbild sind zwei Personen, offensichtlich ein Mann und eine Frau auf dem Sofa bzw. dem Boden hockend und einem Laptop auf dem Schoß abgebildet. Sie stehen für die beiden Protagonisten Corinna und David. Doch sie haben kein Gesicht. Für mich ein Zeichen, dass sich jeder in den beiden wiederfinden kann bzw. ein Teil Corinna und/oder David in jedem Leser steckt. Diese anonymisierte Darstellung finde ich sehr ansprechend und hat mich direkt neugierig gemacht. Von den Farben her wirkt es bunt, aber nicht zu knallig und gefällt mir daher sehr gut.

Inhalt:
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Es ist die Zeit des ersten Lockdowns. Corinna und David haben sich kurz vor Beginn via Tinder zu einem Date verabredet in Davids Wohnung. Eigentlich sind sie grundverschieden: Er ist Veganer, trinkt keinen Alkohol und ist sehr ordentlich, sie isst Fleisch, trinkt sehr gerne Alkohol, kifft manchmal und ist sehr chaotisch. Sie verbringen eher aus Langeweile als aus Leidenschaft einen Abend, bei dem sich Corinna jedoch so betrinkt, dass sie am nächsten Morgen keine Erinnerung mehr an die Nacht hat. Gerade als sie gehen will, steht das Gesundheitsamt vor der Tür: Der Pizzabote (und gleichzeitig Corinnas Chef) hat Corona und könnte die beiden angesteckt haben. Jetzt müssen sie 14 Tage gemeinsame Quarantäne in Davids Wohnung aushalten und lernen sich dabei gezwungener Maßen besser kennen - und vielleicht auch mögen?

Mein Eindruck:
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Ich kenne bereits andere Romane des Autors ("Ans Meer" und "Single Bells"), die ich sehr genossen habe und daher hat mich das Thema Corona und Quarantäne in diesem Fall nicht davon abgehalten, diesen Roman lesen zu wollen. Denn ich wusste, dass es sicherlich amüsant und nachdenkenswert zur gleichen Zeit werden wird. Und ich wurde nicht enttäuscht!

"»Ach du Scheiße«, sagt David noch einmal, als ihm die volle Tragweite dieser Mitteilung bewusst wird. Er sieht Corinna an, die starrt mit weit aufgerissenen Augen zurück. Gerade wollte sie gehen, für immer verschwinden, die Schande vergessen, und jetzt — muss sie zwei Wochen mit einem Fremden verbringen!" (S. 30)

Wieder einmal ist René Freund eine gute Balance zwischen ernsten Themen und Humor geglückt. Der Roman spielt sich vorwiegend mit den beiden Protagonisten auf engem Raum ab und gleicht daher einem Kammerspiel. Es macht Spaß, die beiden zu beobachten, wie sie sich aneinander reiben, nach und nach ihre Unsicherheiten überwinden und sich dem anderen jeweils öffnen. Mir persönlich war David von Beginn an sehr sympathisch, mit Corinna konnte ich anfangs sehr wenig anfangen. Doch im Verlauf der Handlung erfuhr man mehr über ihre Vorgeschichte und ihre Gefühle, sodass ich sie zumindest immer besser verstehen konnte. Ich denke, hier wird jeder Leser seine/n Favoriten haben. Die Unterschiede der beiden sorgen jedenfalls für amüsante Dialoge und gleichsam habe ich bei ihren Gefühlsausbrüchen auch mitgelitten. Bei allen Unterschieden eint die beiden das Gefühl der Unsicherheit und die Liebe zu Musik. Aber ob das reicht für eine Freundschaft oder gar Partnerschaft? Das Ende will ich keinesfalls vorweg nehmen, aber eines kann ich verraten: Nach einigen überraschenden Wendungen in der "Beziehung" der beiden ist das Ende clever gelöst!

Nebenher werden die Themen Freiheit versus Sicherheit, Verschwörungstheorien, Hamsterkäufe, ob Covid-19 gut oder schlecht ist für das Thema Umweltschutz u. ä. zur Diskussion gebracht. Das hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, da diese Themen bereits mehr als genug in den Medien behandelt worden sind. Allerdings entstand und spielt der Roman am Anfang der Pandemie, sodass diese Themen passend sind und einem klar wird, wie rasant die Entwicklung seit dem Beginn der Pandemie vorangeschritten ist und man den ein oder anderen Punkt aus einem anderen Blickwinkel sieht.
Auch Themen wie Date-Profile bzw. Ehrlichkeit bei Date-Foren und Ablauf erster Dates werden auf die Schippe genommen.

"»Ich habe Musiker geschrieben, weil ich gelesen habe, dass die Berufsbezeichnung Lehrer der zweithäufigste Grund ist, weggewischt zu werden«, antwortet David." (S. 19)

Am Ende wird auch klar, weshalb die Namen der beiden so gewählt worden sind vom Autor.
Schade, dass das 14-Tage-Date schneller als 14 Tage ausgelesen war!

Fazit:
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Ein gefühlvoller und gleichsam amüsant geschriebener Roman über ein Date unter Corona-Bedingungen, bei denen Themen wie Blind Dates, Pandemie-Themen und Beziehung gekonnt auf die Schippe genommen werden.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Die Paulus-Briefe im historischen Kontext interpretiert

Paulus in Ephesus
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Cover:
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Das Titelbild zeigt die Ruinen des alten Ephesus, in dem Paulus einst für eine bestimmte Zeit lebte und wirkte und stimmt damit optimal auf den Inhalt ein. Es wirkt wie der Eingang in ...

Cover:
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Das Titelbild zeigt die Ruinen des alten Ephesus, in dem Paulus einst für eine bestimmte Zeit lebte und wirkte und stimmt damit optimal auf den Inhalt ein. Es wirkt wie der Eingang in die alte Welt und sehr ansprechend.

Inhalt:
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Es gibt viele religiöse Untersuchungen, wie man die Texte der Paulus-Briefe im Neuen Testament deuten und einordnen kann. Der Autor dieses Buches wählt einen anderen Ansatz. Er versucht aus der Geschichte und damaligen Kultur heraus Paulus' Motivation und die seiner Anhänger, der ersten Messiasleute, zu interpretieren. Dabei bedient er sich einer Entdeckungstour durch die antike Stadt Ephesus.


Mein Eindruck:
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In der Einleitung steht: "Lange Zeit konzentrierte sich die Auslegung der Paulusbriefe auf die zentralen Glaubensaussagen in den Texten. Sie wurden isoliert für sich betrachtet. Die konkreten Lebensbedingungen der Menschen in den antiken Städten, die diese Briefe geschrieben und gelesen haben, waren nicht im Fokus der Auslegung. Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen des römischen Reichs sah man für die Interpretation der Bibeltexte als völlige Nebensächlichkeit an."

Im Kern steht dabei die Frage: "Wie lassen sich diese Texte lesen und verstehen, wenn man sie in eine antike Großstadt wie Ephesus hineinstellt?"

Dies ist m. E. dem Autor hier sehr gut gelungen. Er untersucht hierbei verschiedene Bereiche des kulturellen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Lebens. Obwohl ich mich mit der Antike bereits befasst habe, habe ich in diesem Buch auch viele neue Aspekte erfahren und bekam neue Erkenntnisse über das Leben in dieser Zeit. Noch wichtiger aber waren mir hier die Rückschlüsse, die man im Bezug auf den christlichen Glauben und das Ausleben des Glaubens hieraus ziehen konnte. Schon in der Vergangenheit hatte ich mich öfter gefragt, wie bestimmte Glaubens-Aspekte mit der damaligen Kultur in Einklang zu bringen sind, wie sich "die ersten Christen" gefühlt haben mögen und welchen Gefahren sie dabei möglicherweise ausgesetzt waren.

Zur Einstimmung dienen zwei Karten auf den ersten Seiten, die Ephesus' Ruinen als Lageplan und eine Karte des heutigen Ephesus zeigen. Der Autor begleitet dann Paulus und seine Anhänger in Gedanken beim Verweilen bestimmter Orte innerhalb der Stadt und verknüpft dabei in jedem Kapitel einen bestimmten Aspekt des antiken Lebens mit bestimmten Botschaften aus den Paulus-Briefen. So erfährt der Leser unter anderem, wie schwer es war, neben dem gesellschaftlich fast schon überlebensnotwendigen Kult um die Göttin Artemis, den Glauben und die Anbetung eines Gottes auszuleben. Oder warum die christlich angestrebte Geschwisterliebe im Kontrast zum griechischen und römischen Hierarchiedenken stand. Diese Aspekte fand ich sehr spannend, denn sie verdeutlichen, wie revolutionär und schwierig es damals für Paulus und die Messiasleute war. Und dennoch konnte sich diese Bewegung bis in die heutige Zeit durchsetzen und etablieren. Herr Jochum-Bortfeld versteht es, Geschichte lebendig werden zu lassen und einzelne Aspekte des christlichen Glaubens von einer anderen Seite zu beleuchten und mit entsprechenden Quellen zu untermauern. Durch einige Bilder der Ruinen in jedem Kapitel wird das Geschilderte für dem Leser noch anschaulicher. Abgesehen von einigen Wiederholungen sowie Ausschweifungen, bei denen ich zwischenzeitlich den roten Faden verlor, ist das Buch sehr gut verständlich und eindrucksvoll geschrieben. Auch für nicht religiöse Menschen zu empfehlen, die mehr über den Alltag in der Antike erfahren möchten.

Fazit:
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Eine interessante Reise durch das antike Alltagsleben und seine Auswirkung auf Paulus' Botschaft und das Leben der ersten Messiasleute

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Pfiffiger Wienerwald-Krimi

Das Phantom von Baden
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Cover:
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Auf dem Titelbild sind unheimlich aussehende Statuen zu sehen. Es erweckt den Eindruck von Geistern und vermittelt mit dem Titel gemeinsam eine düstere, unheimliche Stimmung. ...

Cover:
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Auf dem Titelbild sind unheimlich aussehende Statuen zu sehen. Es erweckt den Eindruck von Geistern und vermittelt mit dem Titel gemeinsam eine düstere, unheimliche Stimmung. Es macht auf jeden Fall neugierig.

Inhalt:
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Alfred Eder ist Versicherungsvertreter und wohnt immer noch bei seiner Mutter. Als diese stirbt und er von ihrer Beerdigung zurück ist, steht auf einmal die Polizei vor der Tür und plötzlich steht er unter Verdacht, eine seiner Kundinnen erschossen zu haben. Sein Alibi ist dünn, die ermittelnde Kontrollinspektorin Ilse Strasser zweifelt seine Aussagen an. Einige Zeit später werden weitere Kundinnen von Alfred ermordet - Zufall. Ilse Strasser und ihre Kollegen stehen vor einem Rätsel, eindeutige Beweise gegen Alfred finden sie nicht. Zudem gibt es Aussagen, dass sich jemand mit Mantel und Hut zu den Zeitpunkten der Morde in der Nähe der Opfer aufgehalten hat und die Jagd nach dem in der Presse titulierten "Wienerwaldphantom" erweist sich als schwierig.

Mein Eindruck:
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Der Beginn des Krimis ist zunächst harmlos und auch etwas komisch, denn Alfred ist auf dem Weg zur Beerdigung seiner Mutter und leider stellt er fast zu spät fest, dass er zunächst auf der falschen Beerdigung gelandet ist. Doch dies ändert sich sehr bald mit dem Eintreffen der Polizei und ab diesem Zeitpunkt kann man das Buch kaum aus der Hand legen.
Der Schreibstil ist angenehm und das Buch sehr flüssig zu lesen. Die Sprache ist gut verständlich, da die handelnden Personen hochdeutsch reden und keinen österreichischen Dialekt. Durch eingestreute Begriffe aus der Region wie bspw. "Lackel" oder "Pompfinebrer" sowie die Beschreibungen der einzelnen Ortschaften und ihrer Sehenswürdigkeiten spürt der Leser den lokalen Flair sehr gut. Ich kenne Baden nicht, doch konnte mir alles sehr gut vorstellen.
Der Leser tappt mindestens genauso lange wie die Ermittler im Dunkeln, wer der Täter sein könnte. Es werden immer wieder neue Hinweise gestreut, es gibt eine ganze Reihe von Verdächtigen (neben Alfred) und da es zudem mehrere Mordfälle gibt, die sich zudem über einen längeren Ermittlungszeitraum erstrecken, gibt es immer wieder neue Aspekte,die beleuchtet werden müssen. Die Auflösung am Ende, vor allem das Motiv des Täters betreffend, kam für mich überraschend. Die Erklärung hierzu war gut nachvollziehbar und überzeugend.
Es wird eine spannende, doch in keiner Weise düstere Stimmung geschaffen, denn durch Anspielungen auf die Macken der Protagonisten und immer wieder Seitenhiebe auf TV-Krimi-Klischees kommt der Humor bei allem Morden und Ermitteln auch nie zu kurz. Besonders amüsant fand ich die Passage darüber, wie Alfreds Dackel zu seinem Namen gekommen ist:

"Er hatte den Dackel Adolf genannt, weil er irgendwann irgendwo gelesen hatte, dass Hitler ein anderer Mensch geworden wäre, hätte er statt der Schäferhündin Blondi so einen kleinen Terroristen besessen. Alfreds Hund übertraf sich in all den negativen Eigenschaften, die man Dackeln nachsagte. Er war lauter als der Dackeldurchschnitt, noch leichter reizbar, noch anmaßender und dazu hinterlistig und bissig. So war Alfred auf den Namen Adolf gekommen. Und um seine Mutter zu ärgern, die vehement für einen „Lumpi“ gekämpft hatte."

Die Ermittlerin Ilse Strasser hat mir sehr gut gefallen, auch Alfred mochte ich immer mehr, auch wenn er am Anfang als Muttersöhnchen und Frauenverehrer bei mir wenig punkten konnte. Aber er entwickelt sich im Verlauf der Geschichte immer mehr zum Positiven hin und konnte mich als Figur überzeugen. Die beiden sind ein gutes und unterhaltsames Ermittlerteam, auch wenn ich die Beziehung, die sich zwischen ihnen anbahnt, nicht ganz glaubwürdig fand. Dennoch würde ich mich über weitere Fälle der beiden sehr freuen!

Fazit:
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Alles in allem ein sehr spannender, pfiffig konstruierter Krimi mit schönen Badener Lokalkolorit und Humor - Sehr empfehlenswert!

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2021

(K)Ein) Krimi in Bad Reichenhall

Kurschatten-Affäre
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Titelbild:
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Das Cover wirkt irgendwie altmodisch und unscheinbar. Im Laden wäre ich auf dieses Buch wohl kaum aufmerksam geworden. Es hätte gerne etwas moderner und farbenfroher sein dürfen.

Inhalt
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Alexander ...

Titelbild:
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Das Cover wirkt irgendwie altmodisch und unscheinbar. Im Laden wäre ich auf dieses Buch wohl kaum aufmerksam geworden. Es hätte gerne etwas moderner und farbenfroher sein dürfen.

Inhalt
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Alexander »Sascha« Maiensäss hat vor einiger Zeit sein Medizinstudium abgebrochen, wohnt in der geerbten Villa mit seiner Tante Paulina zusammen und hält sich als Croupier eines Spielcasinos sowie diversen Nebenjobs über Wasser.
Als ein Freund, der Physiotherapeut ist, ihn bittet, ihn für eine Massagestunde zu vertreten, lernt er Mira Schimmel kennen, die sich in Bad Reichenhall zur Kur befindet. Er beginnt eine Affäre mit ihr, was sich wenig später, als ihr Ehemann sie besucht und kurze Zeit darauf erschossen wird, für ihn als verhängnisvoll erweist.

Meine Meinung
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Gleich vorneweg: Die Beschreibung verspricht mehr, als die Handlung letztendlich einhalten kann. Die Geschichte baut sich anfangs sehr gemächlich auf und es dauert ewig, bis tatsächlich etwas passiert. Indes hat der Leser schon sehr schnell eine Ahnung, wer der Täter ist, man wartet eigentlich nur gespannt darauf, wann es dann endlich zum angekündigten Mord kommt. Dieser geschieht leider recht spät, sodass für die Aufklärung nicht mehr viele Seiten benötigt werden. Im Prinzip ist am Ende nur spannend, wie Sascha und seine Freunde es schaffen, den Täter zu stellen, denn im Vergleich zum Leser sind sie zunächst ahnungslos. Es gibt eine Passage, in der es die Autorin schaffte, tatsächlich für einen kurzen Moment meinen Verdacht auf jemand anderen zu lenken, aber dieser Moment verging genauso schnell, wie er gekommen war. In meinen Augen handelt es sich hierbei eher um einen Urlaubsroman mit Krimi-Elementen als um einen "echten" Krimi.
Sascha ist auch nicht der angekündigte typische Hochstapler, sondern stolpert viel mehr in die Situation hinein und belässt sich für eine Weile darin, weil es einfach bequem so ist. Die kriminelle Energie eines Hochstaplers kann er nicht aufbringen, was ihn mir fast schon ein wenig sympathisch macht, seine Ansicht zu Frauen und Affären mit ihnen gefällt mir dagegen weniger. Amüsant sind stellenweise die Dialoge mit Tante Paulina, die mir sehr sympathisch ist, weil sie ähnlich einer Miss Marple den größten Durchblick hat und Saschas Leben und seine Absichten pointiert kommentiert.
Gut gefallen hat mir schlussendlich noch der Flair von Bad Reichenhall, der sich durch die Handlung zieht und gleichsam lernt man noch etwas über die Welt der Spielcasinos.

Fazit
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Urlaubskrimi mit Bad Reichenhaller Flair und mäßiger Spannung - Seichte Unterhaltung für zwischendurch

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Vielschichtiger und spannender Regionalkrimi

Heidewut
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Cover:
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Das Titelbild zeigt eine Moorlandschaft in der Heide und wirkt einerseits schön, andererseits auch etwas düster. Man bekommt direkt eine Vorahnung, dass die Heide auf den 2. Blick ...

Cover:
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Das Titelbild zeigt eine Moorlandschaft in der Heide und wirkt einerseits schön, andererseits auch etwas düster. Man bekommt direkt eine Vorahnung, dass die Heide auf den 2. Blick nicht nur schön ist, sondern auch ihre dunklen Geheimnisse hat. Sehr ansprechend und gelungen für einen Krimi aus dieser Gegend.

Inhalt:
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Hauptkommissarin Inka Brandt möchte gerade mit ihrer 4jährigen Tochter in den Urlaub fahren, als das Telefon klingelt: Der Schneverdinger Ratsvorsitzende Gerd Knöppel und zufällig auch der Patenonkel von Inka wurde erschossen und unbekleidet auf dem Naturistenpfad gefunden. Der Urlaub ist für Inka somit gestrichen und sie beginnt mit ihren Kollegen zu ermitteln. Doch bleibt dies nicht der einzige Fall, denn eine vermisste Heidekönigin scheint ebenfalls im Zusammenhang mit dem Toten gestanden zu haben. Und schließlich kommen noch 2 weitere Tote hinzu, davon einer mit einem Schweinekopf auf dem Kopf. Die Ermittlungen erweisen sich als kompliziert und Inkas Freund und Kollege Sebastian braucht ebenfalls ihre Hilfe, da er immer noch auf der Suche nach dem Mörder von seiner Frau und seiner Tochter ist. Und dieser treibt ein tödliches Spiel mit ihm.

Mein Eindruck:
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Bereits im Prolog wird Spannung aufgebaut und die Tatsache, dass der anschließende Leichenfund am Naturistenpfad scheinbar zunächst in keinerlei Zusammenhang hierzu steht, hält die Spannung gleich aufrecht. Die Autorin versteht es, geschickt verschiedene Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen, dabei teils falsche Fährten zu legen, teils Teilstränge zu lösen, um dem Leser dann wieder neue Rätsel aufzugeben. Dadurch bleibt eine dauerhafte Anspannung und man möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Nebenher erfährt man dabei auch einiges über das Leben in der Heidelandschaft, vor allem die Landwirtschaft und kulinarischen Spezialitäten. Auch Umweltaspekte werden gekonnt eingewoben in die Handlung, wobei sowohl Argumente der Umweltschützer als auch der Bauern zum Tragen kommen, so dass der Leser sich hierzu gut eine eigene Meinung bilden kann. Gewürzt wird das Ganze dann noch mit einer Prise Humor vor allem in den Dialogen zwischen Inka und ihren Kollegen. Diese Vielschichtigkeit hat mir sehr gut gefallen.

Dies ist der 3. Band der Heidekrimi-Reihe der Autorin, aber der erste, den ich gelesen habe. Die Ermittlerin Inka ist mir von Anfang an sehr sympathisch gewesen. Sie hilft ihren Mitmenschen, kümmert sich liebevoll um ihre Tochter und ermittelt auf pragmatische und kluge Weise. Ihre private Vorgeschichte aus den ersten beiden Bänden wird hier offensichtlich fortgesetzt. Man kann m. E. diesen Band gut unabhängig von den vorigen Bänden lesen. Es ist jedoch mit Sicherheit sinnvoller, die beiden Vorgänger zu kennen, da ein Handlungsstrang sich offensichtlich durch alle Bände zieht und auch, wenn die notwendigsten Fakten recht gut zusammengefasst werden, wird man beim Lesen doch neugierig auf die konkrete Geschichte dahinter.
Das Ende des Buches ist ungewöhnlich in dem Sinne, dass es nicht so richtig zu Ende ist, sondern vielmehr direkt neugierig auf den nächsten Band macht und schon fast als Cliffhanger angesehen werden kann.
Mich konnte der Krimi aber gerade wegen dieses Cliffhangers, der Vielschichtigkeit und dem über mehrere Bände ausgedehnten Handlungsstrang überzeugen. Ich werde auf jeden Fall auch die anderen Bände lesen!

Fazit:
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Vielschichtiger Krimi mit Lokalkolorit, durchgängiger Spannung und einer sympathischen Ermittlerin.

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