Fulminanter Einstieg, aber enttäuschendes Ende
Im Dunkel deiner Seele
Evan Birch ist Philosophie Professor, Ehemann und Vater von zwei Zwillingssöhnen. Überraschend wird er eines Tages aus dem Auto heraus und vor den Augen seiner Kinder verhaftet, ein junges Mädchen ist ...
Evan Birch ist Philosophie Professor, Ehemann und Vater von zwei Zwillingssöhnen. Überraschend wird er eines Tages aus dem Auto heraus und vor den Augen seiner Kinder verhaftet, ein junges Mädchen ist verschwunden und Evan wird zum Sachverhalt befragt. Evan kann im Verhör wenig sagen, kann sich im Nachgang aber doch an einiges erinnern. Schnell gerät er dadurch in den Kreis der Verdächtigen, sowohl für die ermittelnden Polizisten, als auch für den Leser.
Nach meinem Empfinden beginnt das Buch fulminant, es ist nicht die Art Thriller und der die Spannung gleich auf Anschlag ist, aber es gibt diese Momente, die einen verunsichert und irritiert zurücklassen und somit begleitet einen eine latente Spannung. Sein Beruf bringt es auch mit sich, dass Evan permanent am beobachten, analysieren und beschreiben ist. Umso erstaunlicher ist es, dass er in Befragungen der Polizei diese Beobachtungen, die sich eben auch um das verschwundene Mädchen bewegen, vergisst oder nicht für erwähnenswert erachtet und er sich somit immer wieder selber verstrickt.
Diese Verflechtung zwischen philosophischen Ansätzen (insbesondere Wittgensteins, das Fachgebiet von Evan) ist ein Highlight und hätte der Roman / Thriller dieses Level gehalten, dann hätte er nach meinem Erachten das Zeug für einen Beststeller. Aber leider flacht er ab und irgendwann empfindet man die Geschichte, die Charaktere als zu oberflächlich. In dem Bemühen überall die philosophische Note hineinzubekommen bleibt dann irgendwann das Thrillermoment liegen und das ganze plätschert nur so dahin wie Evans Vorlesungen: eigentlich könnte es ganz interessant sein, aber irgendwie bleiben die Zuhörer weg. Man ist dann nicht mehr so richtig, man ist dann von den Personen handelnden Personen nur noch genervt. Was schade ist, denn sie hätten mehr zu bieten. Egal ob es die sich kühl verhaltende Ehefrau ist, die sich durch ihr Verhalten auch etwas verdächtig hat, der ermittelnde Polizeibeamte, der ein Philosophie-Fan, ja fast schon -Kenner ist oder Evan selber, der doch ein paar Geheimnisse mehr hat als vielleicht zunächst gedacht.
Sprachlich ist das Buch wirklich auf einem hohen Niveau, wer das Thema „Philosophie“ und insbesondere Wittgenstein mit hineinfließen lässt, muss und kann schreiben und das durchgehend auf hohem Niveau. Leider reißt dann einfach der Spannungsbogen, als sich alles nur auf das philosophierende Beschreiben konzentriert und das Thrillermoment nur untergeordnet (wenn überhaupt noch) eine Rolle spielt. Dazu kommt dann auch noch ein ziemlich unbefriedigendes Ende, so dass man das Buch mit dem Gefühl beendet, dass der Autor hier fast schon krampfhaft versucht den philosophischen Duktus aufrechtzuerhalten, aber alles andere darüber vergisst. Schade, ich hatte mir hier etwas mehr erhofft.