Atmosphärisch dichter Krimi in einer spannenden Epoche
Die Schatten von CambridgeZum Inhalt:
Inspektor Eden Brooke bekommt in einer kalten Winternacht des Jahres mit, wie ein Junge in Cambridge in den Fluss geworfen wird. Alle Rettungsversuche misslingen und der Junge stirbt. Bei ...
Zum Inhalt:
Inspektor Eden Brooke bekommt in einer kalten Winternacht des Jahres mit, wie ein Junge in Cambridge in den Fluss geworfen wird. Alle Rettungsversuche misslingen und der Junge stirbt. Bei den Ermittlungen findet sich Brooke in einem Geflecht aus Sabotageakten der IRA, deutschen Spionageversuchen, aber auch persönlichen Abgründe bei den verdächtigen Personen wider.
Titel und Cover:
Beides passt gut zum Roman, England und Cambridge zur Zeit der Verdunkelung wird wirklich voller Schatten gewesen sein. Der Junge, der über die Brücke läuft, steht stellvertretend für all die Kinder, die zu ihrem Schutz, aus London herausgeschafft wurden, um sie zu schützen.
Meine Meinung:
Der Krimi beginnt natürlich fulminant, der Mord an dem kleinen Jungen, den Eden Brookes quasi von erster Hand mitbekommt, katapultiert uns in die Zeit der Luftschlacht um England hinein. Die Gefahr ist quasi ständig spürbar und auch die ganzen Begleiterscheinungen dieses Krieges werden Schritt für Schritt fassbar. Männer, die eingezogen werden um in den Krieg zu ziehen, die nächtliche Verdunkelung um nicht Ziel der deutschen Bomben zu werden, die aber das Verbrechen fördern, die Kinder, die in Gruppen aus London herausgebracht werden um sie vor den massiven Luftangriffen zu schützen. Aber auch, welche Einschränkungen der Krieg für die in England lebenden Ausländer hatte, der schwellende Konflikt mit Irland und auch Spionage spielen eine Rolle. Das alles begleitet die Ermittlungen, ohne diese in den Hintergrund zu rücken. Das ist wirklich gut gemacht, weil man zum einen als LeserIn ständig „Aha–Momente“ hat und zum anderen komplett in die Zeit hineintauchen kann.
Eden Brooke als Ermittler finde ich klasse, er bleibt etwas diffus, obwohl man so einiges über seine Vergangenheit erfährt und auch Anteil an seinem gegenwärtigen Leben hat. Er leidet aufgrund seines Einsatzes im Ersten Weltkrieg an Schlaflosigkeit und eine Verletzung hat ihn lichtempfindlich gemacht, aber darüber hinaus ist er bemerkenswert „normal“ (oft sind ja Hauptermittler selber so geplagt, dass €in Ermittlungen in den Hintergrund rücken, das ist hier aber nicht der Fall).
Die Ermittlungen sind dicht gefühlt mit verschiedenen Details und man trifft auf viele Menschen, das hat es stellenweise etwas unübersichtlich gemacht, ist aber vielleicht auch Absicht, da man so lange nicht weiß ob die Person nun wichtig war oder nicht.
Mein Fazit
Man fühlt sich beim Lesen die ganze Zeit wie in einem Dark Noir Film, über dem Buch hängt fast durchgängig dieses Gefühl von Dunkelheit, Kälte und auch Verzweiflung. Zwischendurch hat man immer wieder das Gefühl, dass eventuell zuviel hineingepackt wurde: der Mord an dem Jungen, die IRA, der Krieg gegen Deutschland, die persönlichen Probleme von Brookes und seiner Familie. Das drosselt etwas das Tempo, es ist kein Buch, bei dem sich die Ereignisse überschlagen, dafür gibt es aber immer wieder überraschende Wendungen, die so nicht vorhersehbar sind und so geht man Schritt für Schritt die Ermittlungen mit und fühlt man sich so komplett als Teil des Krimis.