Unstrukturierter und sinnloser Gewaltexzess
Killer CityChicago 1893, am Vorabend der Weltausstellung und ein Killer betritt die Stadt.
Was man laut Klappentext erwarten konnte: ein Mörder, einem Raubtier gleich, dass in der Anonymität der Stadt, die auch noch ...
Chicago 1893, am Vorabend der Weltausstellung und ein Killer betritt die Stadt.
Was man laut Klappentext erwarten konnte: ein Mörder, einem Raubtier gleich, dass in der Anonymität der Stadt, die auch noch durch das Großereignis noch unüberschaubarer geworden ist, auf Beutefang geht.
Vielleicht nach einem gewissen Beuteschema oder nach einem Plan, der hinter allem als Rechtfertigung stehen könnte.
Tatsächlich würde es dieses Beuteschema geben oder auch den Plan, zumindest erfährt man aus der Einblendung der Vergangenheit, dass in dem Moment wo der Wendigo auf unseren Mörder übergeht, in dem Moment wo aus Boy Thornhill wird auch die Idee eines Killers geboren wird, dem zumindest noch ein Ideal zu Grunde liegt (keine Unschuldigen töten, nur Kriminelle als Opfer).
Das was man aber dann in der Gegenwart von Thornhill sieht ist dann tatsächlich nur eine fast schon slapstick-artige Verkettung unglückseliger Umstände, in die er sich selber hineinmanövriert und dann nur durch viel Blutvergießen wieder hinausfiindet. Vergessen sind die Ideale, denen er ursprünglich folgen wollte, was bleibt ist nur der Blutrausch. Viele haben geschrieben, dass sie die Aufarbeitung und Darstellung der Gefühlwelt Thornhills gut finden, mir persönlich ist es zu schwach. Tatsächlich habe ich an kaum einer Stelle irgendwas von Thornhills Gedanken und Gefühlen erfahren, seine Handlungen haben mitunter für einiges Erklärungen geliefert. Vor allem die Handlungen in der Vergangenheit, aber in der Gegenwart ist er nur ein Getriebener, der sich von einer brenzligen Situation in die nächste bringt und sich dann nur mit – manchmal kalkulierter Vorgehensweise – meistens nur mit Zufall wieder rettet.
Das führt dann wiederum schnell dazu, dass das Buch hier dann einfach zu vorhersehbar ist, aber in jedem Kampf ist der Ablauf gleich: Thornhill gerät in eine Gefahrensituation, Thornhill verlässt sich auf den Zufall und sein Rasiermesser, Thornhill kommt dann irgendwie wieder frei. Das kann in den ersten zwei Malen noch amüsant und spannend sein, später ist es nur noch langweilig.
Nehme ich das Buch als Parabel für die Ängste und das Ausgeliefertsein des Menschen in einer Welt des (industriellen und wissenschaftlichen) Wandels mit einem im eigenen Inneren angesiedeltes mythisches Wesen, das den Protagonisten und seine Umwelt zerfrisst und zerfleischt, dann könnte ich noch einen Sinn darin erkennen.
Als Roman hat es mich das Buch jedoch nur enttäuscht und war mehrmals kurz davor es aus der Hand zu legen und nicht zu Ende zu lesen. Ich kann keine Struktur und keine Entwicklung erkennen. Einzig die Einblendungen der Vergangenheit bringen die Ereignisse in der Gegenwart ins Klare, nur um sich dann wieder in einem mal mehr oder weniger unlogischen Gewalt- und Blutrausch zu verlieren.