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Veröffentlicht am 16.03.2018

Unstrukturierter und sinnloser Gewaltexzess

Killer City
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Chicago 1893, am Vorabend der Weltausstellung und ein Killer betritt die Stadt.
Was man laut Klappentext erwarten konnte: ein Mörder, einem Raubtier gleich, dass in der Anonymität der Stadt, die auch noch ...

Chicago 1893, am Vorabend der Weltausstellung und ein Killer betritt die Stadt.
Was man laut Klappentext erwarten konnte: ein Mörder, einem Raubtier gleich, dass in der Anonymität der Stadt, die auch noch durch das Großereignis noch unüberschaubarer geworden ist, auf Beutefang geht.
Vielleicht nach einem gewissen Beuteschema oder nach einem Plan, der hinter allem als Rechtfertigung stehen könnte.
Tatsächlich würde es dieses Beuteschema geben oder auch den Plan, zumindest erfährt man aus der Einblendung der Vergangenheit, dass in dem Moment wo der Wendigo auf unseren Mörder übergeht, in dem Moment wo aus Boy Thornhill wird auch die Idee eines Killers geboren wird, dem zumindest noch ein Ideal zu Grunde liegt (keine Unschuldigen töten, nur Kriminelle als Opfer).
Das was man aber dann in der Gegenwart von Thornhill sieht ist dann tatsächlich nur eine fast schon slapstick-artige Verkettung unglückseliger Umstände, in die er sich selber hineinmanövriert und dann nur durch viel Blutvergießen wieder hinausfiindet. Vergessen sind die Ideale, denen er ursprünglich folgen wollte, was bleibt ist nur der Blutrausch. Viele haben geschrieben, dass sie die Aufarbeitung und Darstellung der Gefühlwelt Thornhills gut finden, mir persönlich ist es zu schwach. Tatsächlich habe ich an kaum einer Stelle irgendwas von Thornhills Gedanken und Gefühlen erfahren, seine Handlungen haben mitunter für einiges Erklärungen geliefert. Vor allem die Handlungen in der Vergangenheit, aber in der Gegenwart ist er nur ein Getriebener, der sich von einer brenzligen Situation in die nächste bringt und sich dann nur mit – manchmal kalkulierter Vorgehensweise – meistens nur mit Zufall wieder rettet.
Das führt dann wiederum schnell dazu, dass das Buch hier dann einfach zu vorhersehbar ist, aber in jedem Kampf ist der Ablauf gleich: Thornhill gerät in eine Gefahrensituation, Thornhill verlässt sich auf den Zufall und sein Rasiermesser, Thornhill kommt dann irgendwie wieder frei. Das kann in den ersten zwei Malen noch amüsant und spannend sein, später ist es nur noch langweilig.

Nehme ich das Buch als Parabel für die Ängste und das Ausgeliefertsein des Menschen in einer Welt des (industriellen und wissenschaftlichen) Wandels mit einem im eigenen Inneren angesiedeltes mythisches Wesen, das den Protagonisten und seine Umwelt zerfrisst und zerfleischt, dann könnte ich noch einen Sinn darin erkennen.
Als Roman hat es mich das Buch jedoch nur enttäuscht und war mehrmals kurz davor es aus der Hand zu legen und nicht zu Ende zu lesen. Ich kann keine Struktur und keine Entwicklung erkennen. Einzig die Einblendungen der Vergangenheit bringen die Ereignisse in der Gegenwart ins Klare, nur um sich dann wieder in einem mal mehr oder weniger unlogischen Gewalt- und Blutrausch zu verlieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Action
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 16.03.2018

Klea und ihr Kampf um Freiheit

Klea-Reihe / Klea und der Ruf der Freiheit
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Klea wächst als Tochter des Oberhaupts von Olbia auf. Doch ihr vermeintlich priviligiertes Umfeld gewährt ihr keine Freiheiten. Zu sehr ist sie zum einen den Zwängen einer Zeit unterworfen, in der Frauen ...

Klea wächst als Tochter des Oberhaupts von Olbia auf. Doch ihr vermeintlich priviligiertes Umfeld gewährt ihr keine Freiheiten. Zu sehr ist sie zum einen den Zwängen einer Zeit unterworfen, in der Frauen kaum Gehör finden und sich spätestens ab der Eheschließung fast ausschließlich nur in ihren Gemächern aufhalten dürfen. Zum anderen sorgt ihre Tante dafür, dass sie sich auch dort nie frei fühlen kann.
Der Charakter von Klea gefällt mir sehr gut, sie ist noch jung und zuweilen sorglos, entwickelt sich aber gut weiter. Nimmt in ihrer jungen Ehe dann Verantwortung wahr und stellt sich auch ihren Gefühlen. Über allen bleibt aber immer das was ihren Charakter im wesentlichen ausmacht, ihre große Freiheitsliebe, ihre Neugier und ihr Wissensdrang.
Auch die anderen Charaktere sind gut gezeichnet, aber manchmal nicht ganz so präzise wie Klea. Am ehesten noch ihre große Widersacherin, ihre Tante, ist als Gegenpol zu Klea noch umfassend(er) dargestellt.
Die Geschichte selber entwickelt sich gut, man ist gleich mittendrin in Geschehen und gerade am Anfang häufen sich die Ereignisse zu sehr. Vielleicht hätte man diese Kumulation etwas auseinanderziehen können, aber andererseits sorgt es tatsächlich auch dafür, dass man immer an der Geschichte dran bleiben will, ja fast schon muss.
Auch Kleas Gefühlswelt wird immer gut erklärt und man kann anhand der äußeren Geschehnisse ihre Entwicklung gut mitverfolgen. Die Ereignisse in ihrem Leben ziehen sie nicht runter, sondern prägen sie und bringen sie und die Geschichte voran.
Auch am Schluß des Romans häufen sich die Ereignisse und hinterlassen so ein zwar offenes Ende, aber auch eines mit viel Ausblick. Man ahnt oder vermutet zumindest, wie sich das ganze weiterentwickeln könnte.
Was mir etwas fehlt ist ein bißchen mehr historischer Hintergrund um die Zeit, in der der Roman spielt. Und auch zum Leben in der kleinen Provinzsstadt und vor allem das Zusammenleben mit den keltischen Ureinwohner hätte nach meinem Geschmack etwas mehr herausgearbeitet werden können.
Aber insgesamt ein spannender Roman, in dem eine starke Frau die Hauptrolle spielt, die man auf jeden Fall weiter begleiten will.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Wenig spannend und viel zu langatmig

Das Vermächtnis des Künstlers
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Dr. George Mallory ist Dozent für Psychologie, der sich jedoch einen Ruf als Experte für parapsychologische Phänomene gemacht hat. Sein Ansatz ist wissenschaftlich, sein Bestreben ist es "Hokus Pokus" ...

Dr. George Mallory ist Dozent für Psychologie, der sich jedoch einen Ruf als Experte für parapsychologische Phänomene gemacht hat. Sein Ansatz ist wissenschaftlich, sein Bestreben ist es "Hokus Pokus" aus seinen Analysen herauszuhalten.
Er wird nach Venedig gerufen um dort einem Forscherteam zu helfen dem Geheimnis rund um eine Mordserie auf die Spur zu kommen. Es haben sich mysteriöse Todesfälle und Vermisstenfälle aus ganz Europa gehäuft, die alle ihren Ausgangspunkt in einem Gemäde oder einer Gemäldereihe zu haben scheinen.
So spannend sich der Klappentext und die Leseprobe las, so wenig konnte der Rest des Romans überzeugen.
Der Schreibstil ist antiquiert, was durchaus seinen Charme haben könnte, hier führt es jedoch nur zu langatmigen und verworrenen Passagen.
Aus der Geschichte selber könnte man viel machen, leider ist vieles zu unglaubwürdig. Ja das liegt zum einen natürlich am Thema, aber Wissenschaftler nutzen auch wissenschaftliche Methoden und moderne Technologien und aus dem Text geht hervor, dass es Mobiltelefone gibt, aber trotzdem wird umständlich von Telefonzellen telefoniert, bei den Begegnungen mit vermeintlichen Gegnern stellen sich sowohl Josephine als auch George stümperhaft und ungeschickt an und sie agieren an keiner Stelle als Team.
Und das ist im Prinzip auch das, das mich am meisten von diesem Roman abgeschreckt hat - die unsympathischen Charaktere.
Schon bei der Einführung von George kommt er ignorant (seinem kranken Vater vor), eingebildet (im Verhalten gegenüber der Familie Smurl, am Anfang des Romans) und vielfach dilettantisch (das Interview, das er am Flughafen in Venedig gibt).
Dazu kommt noch, dass egal in welcher Konstellation die Charaktere aufeindertreffen, alle gehen permanent auf Konfrontationskurs. Das alles nimmt dann unnötigen Raum ein (die ewigen Streitereien der Kunsthistorikerin Josephine und ihrer Tochter Amanda zum Beispiel), aber auch die Auseinandersetzungen zwischen George und Josephine nerven einfach nur und bringen die Geschichte keineswegs voran. Nichts gegen Realismus und ich muss mich nicht mit jeder Buchfigur identifizieren, aber das ist dann ab einem gewissen Punkt einfach zu viel und sorgt für Langeweile.
Bemängeln würde ich auch, dass der Roman in sich nicht abgeschlossen ist, im Prinzip ist man auch der Aufklärung der geheimnisvollen Bilder kein Stück weitergekommen. Weder weiß man wo die zwei letzten verschwundenen Bilder sind, noch gibt es einen Hauptverdächtigen.
Die Grundidee ist wirklich ausgezeichnet gewählt und auch mit dem Schreibstil könnte ich mich anfreunden aber insgesamt ein Roman, bei dem ich jetzt schon weiß, dass ich die Fortsetzung nicht lesen werde.

Veröffentlicht am 27.02.2018

Wohlfühlen Ja, Krimi Nein.

Tante Dimity und der verlorene Schatz
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Ich habe schon den ein oder anderen Tante Dimity Roman, in loser Reihenfolge im Vorfeld gelesen, aber der jüngste Roman überzeugt nach meinem Empfinden am wenigsten.
Zu langatmig ist die Eingangspassage, ...

Ich habe schon den ein oder anderen Tante Dimity Roman, in loser Reihenfolge im Vorfeld gelesen, aber der jüngste Roman überzeugt nach meinem Empfinden am wenigsten.
Zu langatmig ist die Eingangspassage, bis es ans eigentliche Thema kommt, die neuen Nachbarn werden umständlich herangeführt, die Dorfbewohner, die ich sonst als nicht ganz so nervig empfunden habe, nerven und bis Lori in ihrem Dachboden das Amulett von Tante Dimity findet, das ja den eigentlichen Roman ins Rollen bringen soll, vergeht doch einiges an Zeit.
Die Geschichte entwickelt sich dann in zwei Handlungsstränge, zum einen, die Ereignisse rund um die Dorfbewohner, die vom Goldfieber gepackt werden und allerlei kuriose Schätze finden.
Und dann natürlich Lori, die auf Tante Dimitys Bitte hin, denjenigen ausfindig machen soll, der ihr das Amulett im London der Nachkriegsjahre schenkte.
Während die Dorfbewohner aktiv unterwegs sind, ist mir Lori diesmal eindeutig zu passiv, alle Steine werden ihr aus dem Weg geräumt, letztendlich kommt sie keinem Geheimnis durch "kriminalistische" Fähigkeiten auf der Spur. Hier hilft manchmal der Zufall oder der Kontakt, den ihr Mann zu einem jungen Historiker hergestellt hat. Das hat dann auch nichts mir Wohlfühl“krimi“ zu tun, sondern ist in dem Punkt für mich einfach nur langweilig.
Dagegen ist die Beschreibung des Londoner Stadtteils Bloomsbury, so detailverliebt und liebevoll erzählt, dass es mich bei meinem nächsten Besuch bestimmt in den Queen Square Garden verschlagen wird.
Das ist auch im Prinzip der Charme und der Stil, der diese Reihe ausmacht, auch hier ist das handwerkliche gut gemeistert.
Man fühlt sich gut unterhalten, die Charaktere sind gut gezeichnet, aber meistens nicht zu ausufernd, man ist direkt drin im Geschehen, auch ohne die Vorläuferromane zu kennen. Dankenswerter Weise ist das Buch jetzt auch nicht zu umfangreich, so dass man sich die Zeit für eine nachmittägliche "Lesereise" in die bestimmt zu idyllisch beschriebene englische Land- und Stadtwelt nehmen kann.
Ob Absicht oder nicht, so richtig interessant fand ich nur die beiden unterschiedlichen Herangehensweisen an „die Geschichte“: die Bewohner Finchs, die völlig planlos an die Vergangenheitssuche gehen und auch überhaupt nicht methodisch mit der Vergangenheitsbewältigung umgehen (bitte hier keine großen historischen Funde erwarten, es geht mitunter um Haarklammern) und dagegen, das doch systematische Vorgehen Loris, die ja auch einen ausgebildeten Historiker an der Seite hat. Das ist im Prinzip ganz gut dargestellt, die Befragung der Zeitzeugen und die Suche nach historischen Dokumenten. Aber das wäre jetzt auch meine Interpretation um zumindest noch etwas für mich positives aus dem Roman zu ziehen.
Auch der Schluß enttäuscht, die Chance Geschichte für alle zugänglich zu machen und einen Schatz von historischer Tragweite auf ihrem Grundstück zu melden, lässt Lori ungenutzt. Natürlich werden jetzt die Tante-Dimity-Fanreihen aufschreien und argumentieren, dass sei moralisch so in Ordnung, weil sie sich nicht bereichern will. Bereichern hätte sie sich eh nicht können, da der Schatz in dem Fall ja der britischen Regierung gehört, aber mich ärgert mehr, dass sie es damit begründet, dass sie keinen Streß vor ihrer Bilderbuch-Haustür in ihrem Bilderbuch-Städtchen haben wollte und das erscheint mir für einen moralisch integeren Charakter reichlich egoistisch.
Ich wusste im großen Ganzen was mich erwartete, hatte mir aber tatsächlich etwas mehr erhofft, zumindest hätte ich Lori gern als aktivere Hauptfigur gesehen. Für einen afternoon tea ganz nett, aber für einen criminal case leider daneben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Lesespaß
  • Authentizität
  • Spannung
Veröffentlicht am 23.02.2018

Exzentrisch normal und normal verrückt - eine ganz besondere Familiensaga

Die erstaunliche Familie Telemachus
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Auch jetzt - zwei Wochen nachdem ich den Roman gelesen habe - kann ich ihn immer noch nicht so wirklich fassen. Um was geht es, die Coming of Age Geschichte des 14-jährigen Matty, der mitten in der Pubertät ...

Auch jetzt - zwei Wochen nachdem ich den Roman gelesen habe - kann ich ihn immer noch nicht so wirklich fassen. Um was geht es, die Coming of Age Geschichte des 14-jährigen Matty, der mitten in der Pubertät steckt und meint mit einem besonderen Talent gesegnet zu sein - aber meint das irgendwie nicht jeder Teenager?
Oder eine Mafiageschichte, in die der Familienpatriarch Teddy Telemachus freiwillig- unfreiwillig durch seine neue Bekanntschaft Graciella hineingerät.
Oder ist es die Geschichte seiner drei Kinder, die immer noch in der glorreichen Vergangenheit der Familie gefangen sind und sich von ihren jeweiligen Fähigkeiten zu befreien versuchen. Frankie, der Dinge bewegen kann, aber über keinen Geschäftssinn verfügt und von einer Pleite in die nächste gerät, Irene, die immer gleich eine Lüge erkennt und nicht in der Lage ist Beziehungen einzugehenund Buddy, der in die Zukunft schauen kann und bei dem am Schluß alles zusammenläuft.
Die Geschichte spielt in einem relativ kurzen Zeitraum von Juni bis zum 4. September 1995, wo alles im vom Buddy vorausgesehen Zap Day kumuliert, anschließend gibt es dann noch einen kleinen Ausblick in den Oktober hinein.
Die Kapitel sind immer einer der Hauptfiguren gewidmet, durch die Erzählung der aktuellen Geschehnisse und Schilderung der Ereignisse aus der Vergangenheit bekommt man einen guten Überblick in die Geschichte und die Beweggründe der jeweiligen Hauptfigur.
Die Charaktere sind nicht immer sympathisch (Teddy Telemachus hat leicht chauvinistische Züge, Frankie ist ein Verlierer, der vermeintlich immer nur an sich denkt, Matty ist ein pubertierender Teenager und die nerven ja irgend wie immer ), aber komplex gezeichnet, man lernt viele Facetten ihres Charakters kennen und man kann am Ende der Geschichte wirklich sagen, dass man sie kennengelernt hat und auch dass eine Entwicklung erkennbar ist.
Der Schreibstil ist insgesamt gut und flüssig, aber nicht wirklich mitreißend, die Geschichte entwickelt sich auch manchmal zu langatmig.
Die Zuspitzung dann der Ereignisse um den Zap Day herum ist dagegen gut gelungen und spannend gemacht. Auch gibt es einige Wendungen, die durchaus humorvoll und witzit sind.
Insgesamt ein Roman, der schwer zu fassen ist, die skurrilen Charaktere sind nicht immer liebenswert, die Vermischung verschiedener Genres (Mafiakrimi, Familiensage u.ä) führt mitunter zu etwas langatmigeren Passagen und trotzdem zuweilen mit viel Witz und Esprit und auch überraschenden Wendungen gespickt, so dass man beim Lesen doch wieder dabei bleibt. Im Prinzip entwickelt es sich wie ein Film oder eine Serie, bei der es mal Höhen und Tiefen gibt, aber man doch dabeibleibt, weil man wissen will wie es weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Geschichte
  • Humor
  • Fantasie