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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2020

Herrlich schräg und traurig-schön

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Thomas Major ist nicht gerade ein Gewinnertyp, eher ein durchschnittlicher Griesgram. Aber durch Zufall und Dreistigkeit bekommt er eine Chance, die zurecht als einmalig bezeichnet werden kann: Er darf ...

Thomas Major ist nicht gerade ein Gewinnertyp, eher ein durchschnittlicher Griesgram. Aber durch Zufall und Dreistigkeit bekommt er eine Chance, die zurecht als einmalig bezeichnet werden kann: Er darf als erster Mensch zu Mars fliegen. Man muss den Rest der Menschheit wohl ziemlich negativ sehen, wenn man so eine Mission als angenehm empfindet. Und genau so denkt Thomas Major. Sein Name wird in den Medien natürlich sofort zu Major Tom umgedreht – und Thomas wird nicht müde zu betonen, dass das Lied Space Oddity (und eben nicht Major Tom) heißt.

Irgendwo auf der Erde lebt derweil Gladys mit ihren beiden Enkeln Ellie und James in einer kleinen Wohnung. Der Vater der beiden sitzt wegen Diebstahl im Gefängnis, die Mutter ist tot. Also müsste Gladys sich um die beiden kümmern, wegen ihrer beginnenden Demenz ist das aber nicht möglich. Also kümmerst sich die 15jährige Ellie um ihre Oma und es kommen immer neue Probleme dazu.

Auf ungewöhnliche Weise kreuzen sich die Geschichten, Thomas möchte seine Exfrau auf der Erde anrufen. Die Nummer ist mittlerweile an Gladys vergeben, die nicht glauben kann, mit wem sie da telefoniert.

Das Buch ist sehr schön geschrieben und an vielen Stellen tiefsinnig und rührend. Allerdings auch voller Humor und absurden (und völlig unrealistischen!) Situationen. Wer ein halbwegs seriöses Buch über Raumfahrt erwartet sollte die Finger davon lassen. Wer gern heitere Familiengeschichten mit Happy End liest, sollte Gladys Ormerot unbedingt kennen lernen!

Das Hörbuch wird gelesen von Simon Jäger, der eine Garantie für gute Unterhaltung ist. Seine Stimme passt auch zu dieser leichten und komischen Geschichte, gerade weil Major Tom als völlig schräger Nerd daherkommt, der froh ist, die Menschheit hinter sich zu lassen.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Eine Jugendclique verliert ihre Unschuld

Die Mühle
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Lana ist eine junge Stundentin und lebt in Berlin. Sie hat nur wenige Freunde und denkt mit gemischten Gefühlen an ihre Schulzeit zurück. Auch dort gehörte sie nie zu den coolen Kids, im Gegenteil zu Johnny, ...

Lana ist eine junge Stundentin und lebt in Berlin. Sie hat nur wenige Freunde und denkt mit gemischten Gefühlen an ihre Schulzeit zurück. Auch dort gehörte sie nie zu den coolen Kids, im Gegenteil zu Johnny, den sie schon immer attraktiv und geheimnisvoll fand. Er war einige Jahrgänge über ihr und Teil einer berüchtigten Clique.
Aber Johnny erkennt sie nicht einmal – natürlich nicht. Ein Zufall sorgt dafür, dass sich ihre Wege kreuzen: Johnny fällt eine Treppe herunter und landet vor Lanas Füßen. Sie packt aus Versehen seinen Schlüssel ein und hat einen Grund ihn im Krankenhaus zu besuchen. Dort erzählt er ihr, dass die Clique von damals sich noch einmal trifft. Da er nicht fahren kann, schlägt er vor sie könne seinen Platz einnehmen. Eine kuriose Idee, verrückt und überraschend, aber Lana willigt ein.
Angekommen in Karlsbad checkt sie für Johnny im Grand Hotel ein und ist überwältigt vom Luxus der Reichen und Schönen. Denn das strahlen auch die anderen aus, die Lana nicht unbedingt mit offenen Armen begrüßen. Es stellt sich heraus, dass nicht einmal klar ist, wer das Treffen organisiert und bezahlt hat. Die jungen Erwachsenen sind trotzdem sicher, dass es einer von ihnen war und wollen den Luxus genießen. Am nächsten Tag sind sie zu einem Picknick in den Bergen eingeladen und zunächst scheint alles wundervoll zu beginnen. Bis es den ersten Zwischenfall gibt….

Der Anfang der Geschichte hat mich sofort überzeugt. Lana ist so normal, so sympathisch und so liebenswert. Ich mochte sie sofort und doch spürt man, dass diese Geschichte kein gutes Ende hat. Wer hinter den Einladungen steckt und was noch alles passiert war absolut nicht vorhersehbar. Die Autorin hat durchweg eine spannungsgeladene Atmosphäre geschaffen und mich mit der Handlung gefesselt.
Nur am Ende wurde mich alles etwas zu extrem. Während es anfangs ruhig und bedächtig voranging, kam später alles so dramatisch und dicht, dass ich etwas überfordert war. Dazu kam, dass die Sprecherin Laura Maire, die ihre Sache hervorragend machte, sehr schrill geworden ist. Absolut passend zwar, aber nicht immer einfach zu hören.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Reiht sich nahtlos an die Vorgänger

Der einsame Bote (Ein Fall für Tommy Bergmann 3)
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Mit „Der einsame Bote“ hat Gard Sveen eine Fortsetzung der Krimis „Der letzte Pilger“ und „Teufelskälte“ geschaffen, die nahtlos anknüpft. Man sollte die Vorgänger also kennen um alle Zusammenhänge zu ...

Mit „Der einsame Bote“ hat Gard Sveen eine Fortsetzung der Krimis „Der letzte Pilger“ und „Teufelskälte“ geschaffen, die nahtlos anknüpft. Man sollte die Vorgänger also kennen um alle Zusammenhänge zu verstehen und die Personen ein wenig zu kennen.

Der Mörder Jon-Olav Farberg ist tot und so gelten einige Fälle als abgeschlossen. Doch Ermittler Tommy Bergmann glaubt nicht daran. Zu viele Hinweise deuten darauf, dass Farberg noch lebt und sein Tod vorgetäuscht war.
Das wirft ein neues Licht auf den Fall der 13jährigen Amanda, die nicht wieder aufgetaucht ist. Lebt sie und ist in Farbergs Gewalt? Postkarten, die an verschiedene Personen geschickt wurden, deuten führen Bergmann zunächst nach Vilnius und schließlich zu einer Sekte, die schon lange als zerschlagen gilt. Gegen alle Widerstände ermittelt er und festigt seine Position als Außenseiter.

Eine spannende Geschichte, die sich aber nur entfalten kann, wenn man die Personen und Ermittlungen der ersten beiden Fälle kennt. Nicht alles wirkt realistisch, aber trotzdem ist es spannend zu lesen und interessant konstruiert.

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Guter Thriller, der noch Feinschliff nötig hätte

DRAUSSEN
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Zu Beginn lernen wir die Jugendliche Cayenne kennen, die mit ihrem Bruder Joshua und dem erwachsenen Stephan in einem Wohnwagen im Wald lebt. Stephan ist nicht ihr Vater, aber die drei leben zusammen und ...

Zu Beginn lernen wir die Jugendliche Cayenne kennen, die mit ihrem Bruder Joshua und dem erwachsenen Stephan in einem Wohnwagen im Wald lebt. Stephan ist nicht ihr Vater, aber die drei leben zusammen und scheinen ständig auf der Flucht zu sein. Um Geld zu verdienen, arbeitet Stephan als „Experte“ in Wildnis-Kursen, die von Mitgliedern der Prepper-Szene besucht werden. Viel tiefer wird in diese Thematik nicht eingedrungen, was mit etwas enttäuscht hat. Aber darum geht es in diesem Buch auch gar nicht.

In einem zweiten Erzählstrang begleiten wir den jungen Rekruten Etienne bei seinem Einstieg in die Fremdenlegion. Seine Geschichte ist berührend, scheint anfangs aber kaum zu den aktuellen Ereignissen zu passen.

Nach und nach tauchen noch andere Personen auf, die in Ereignisse verstrickt sind, die erst sehr spät beleuchtet werden. Man weiß, dass etwas passiert sein muss, was Stephan und die beiden Kinder zusammengebracht hat und gleichzeitig der Auslöser für die Flucht war.
Die Geschichte ist spannend und die Auflösung im Ganzen schlüssig, aber von dem Autorenduo hätte ich doch mehr Feinheiten erwartet. Ich hoffe darauf, dass es noch mehr Thriller aus deren Feder geben wird, denn es war bis zum Schluss unterhaltsam.

Ich liebe Dietmar Wunder als Sprecher und auch dieses mal hat er seinen Job großartig gemacht. Er erweckt die Charaktere zum Leben und man hat keinerlei Probleme sie zu unterscheiden. Dabei wird es nie übertrieben und die Atmosphäre bleibt düster und spannend.

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Veröffentlicht am 24.12.2019

Gut gemachte Täterjagd in einem eingeschneiten Berghotel

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Digital-Detox ist angesagt und tut jedem gut. Die Reiseagentur TrippleO hat das erkannt und bietet eine Handyfreie Reise zu einem einsamen Berghotel an. Dieses ist noch nicht eröffnet und das einzige Personal ...

Digital-Detox ist angesagt und tut jedem gut. Die Reiseagentur TrippleO hat das erkannt und bietet eine Handyfreie Reise zu einem einsamen Berghotel an. Dieses ist noch nicht eröffnet und das einzige Personal besteht aus zwei kauzigen Hausmeistern. Sogar ganze Trakte können noch nicht genutzt werden, da sie noch in der Renovierungsphase sind. Diese Kulisse allein bietet schon die Garantie für eine spannende Geschichte, denn als einer der Teilnehmer angegriffen wird, ist klar, dass der Täter innerhalb der Reisegruppe zu suchen ist. Oder hat sich ein Unbekannter im Hotel versteckt? War am Ende doch der Hausmeister zu dieser Tat fähig?
Abgesehen von Protagonistin Jenny, die diese Reise mit ihren Kollegen über den Arbeitgeber gesponsort bekommen hat, könnte es jeder gewesen sein. Das Grauen nimmt seinen Lauf und ein weiterer Angriff geschieht. Wer wird das nächste Opfer sein und wie können die anderen sich schützen? Bleiben sie alle zusammen, ist so gut wie sicher, dass auch der Täter bei ihnen ist. Sich trennen ist aber auch keine gute Idee…

Ich hatte mehrere Theorien, von denen sich eine letztendlich als richtig erwiesen hat. Mit Sicherheit hätte ich bis zum Schluss nicht sagen können, wer am verdächtigsten ist. Die Auflösung war gut, ist aber auch ein klein wenig offen gehalten.

Ein klassischer Strobel-Thriller, der bis zum Ende spannend bleibt und von der Atmosphäre des einsamen Hotels getragen wird.

Herbert Schäfer liest das Buch großartig, er verleiht den Figuren Charakter ohne zu übertreiben. Es hat Spaß gemacht ihm zuzuhören und sich dabei zu gruseln.

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