Übersichtlicher und informativer Einstieg mit umfangreichen Rezepten in einem sehr liebevollen und persönlichen Werk.
Gläser voller GlückWarum habe ich das Buch gekauft?
Zum einen habe ich von den Autorinnen bereits Sachbücher bei mir zu Hause, die ich sehr liebe und mir gute Begleiter sind, und zum anderen war ich auf der Suche nach einem ...
Warum habe ich das Buch gekauft?
Zum einen habe ich von den Autorinnen bereits Sachbücher bei mir zu Hause, die ich sehr liebe und mir gute Begleiter sind, und zum anderen war ich auf der Suche nach einem Rezeptbuch zum Vorkochen und Haltbarmachen von Gerichten. Da ich Insulinresistenz habe, koche ich mein Essen zuckerfrei und ohne Stärke. Um zum Beispiel im Büro, oder für den Urlaub, meine selbstgekochten Gerichte haltbar und transportabel mitnehmen zu können, kam mir die Idee, meine Speisen auf Vorrat vorzubereiten - habe aber überhaupt keinen Plan, wie sowas wirklich funktioniert. Als ich erfahren habe, dass das neue Buch von Hager und Hönigschmid genau von dem Thema handelt, habe ich es mir auch direkt nach der Veröffentlichung zugelegt.
Worum geht es in diesem Buch?
Gerade in den Zeiten von Konsum, Verschwendung von Ressourcen mit steigenden Müllbergen können alte Verhaltensweisen von unseren Großeltern, die Früchte der Erde wiederzuverwenden und haltbar zu machen, der Weg in die richtige Richtung entgegen unserer Wegwerfgesellschaft sein. Aber das Wissen darüber und die Werkzeuge dafür sind nicht mehr vorhanden. In diesem Buch beschreiben Hager und Hönigschmid die klassischen Methoden Einkochen, Fermentieren und Dörren und zeigen ihren bewussten Umgang mit der Natur für ein nachhaltiges Leben, was dem Leser Denkanstöße für das eigene Konsumverhalten geben kann. Der umfangreichste Teil aber beinhaltet die Rezepte für alle Situationen und Speisentypen, von süß bis salzig, von Snack bis vollwertiges Gericht, von Frühstück bis zum Abendessen, von Marmelade bis zu Säften.
Autor
Irene Hager ist Museumspädagogin, Ausstellungskuratoin und Referentin für nachhaltiges Leben, die den Fußspuren ihrer Großmutter folgt, in dem Sie als Selbstversorgerin im Haus und Garten ihrer Oma in Südtirol die Leidenschaft für das Garteln und die Vorratshaltung fortführt, als ein Weg in die Unabhängigkeit von der Lebensmittelindustrie.
Alice Hönigschmid ist Fotografin und Grafikerin, Yogalehrerin und Lehrgangsleiterin zu den Themen ganzheitliches Leben und Seelengesundheit. Sie ist Hagers Cousine, lebt wie sie in Südtirol und teilt mit ihr den Wunsch nach einer natürlichen, nachhaltigen und umweltbewussten Lebensweise.
Aufbau
Das Buch hat insgesamt 298 Seiten und kann man grob in 2 Teile aufteilen. Nach einem sehr klaren und übersichtlichen Inhaltsverzeichnis wird das Buch mit dem Vorwort des Vorstandes des Museums für Alltagskultur Neumarkt eingeleitet. Nach dem Vorwort der Autorinnen und einer kurzen Einführung über nachhaltiges Leben, beginnt das Buch mit dem Teil 1, die grundlegende und ausführliche Beschreibung der drei Typen zum Haltbarmachen: Einkochen, Fermentieren und Dörren. Teil 2 enthält mit knapp 240 Seiten die umfangreichen Rezepte. Ein Register, ein Glossar und eine Legende der Abkürzungen schließen das Buch ab. Zwischen den Rezepten finden sich zweiseitige Einschübe als Bildergalerien, die Einblicke in das Leben der Autorinnen und ihrem Umfeld geben. Kleinere, wissenswerte Infoboxen zu diversen Themen sind über das gesamte Buch verteilt.
Inhalt
Zunächst werden sehr anschaulich die drei Methoden Einkochen, Fermentieren und Dörren erklärt. Nach jeweils einer kleinen Einführung mit der Übersicht der benötigten Materialien gehen die Autorinnen detailliert auf die einzelne Methode ein, mit vielen anschaulichen Bildern begleitet.
Der Rezeptteil ist aufgeteilt in “Frühstück” mit zum Beispiel Müsli und den Unterkategorien Brote im Glas und Marmelade; “Für die Marende” (dt.: Zwischenmahlzeit, Jause) wie zum Beispiel Cracker & Chips, in Essig eingekochtes, Antipesto oder Brotausfstriche; “Seelenwärmer für alle Tage” wie zum Beispiel Gemüseeintöpfe und Gemüsesugos; “Mit und ohne … Fleisch” (Hauptspeisen); “Beilagen und Salate” darunter auch Kimchi; “Im Küchenkastl” (Zutaten wie zum Beispiel Ketchup, Senf, Essig oder Kräutermischungen), “Süßes” und zuletzt “Säfte ohne Zucker”.
Im Buch verteilt findet man sechs illustrative und liebevoll gestaltete Einschübe, bei denen die Autorinnen ihr Umfeld auf zwei Seiten mit vielen Bildern zeigen. Zum Beispiel über Irene Hagers Lebensgefährten als Schäfer, oder auch über das Sauerkraut stampfen oder das Tomaten einkochen, oder über die Großmutter der beiden Autorinnen, was dem ganzen Werk eine sehr persönliche Note verleiht.
Auf vielen Seiten finden sich kleine Infoboxen, die den Leser über Nachhaltigkeit informieren, aber auch hilfreiche Tipps und Hintergrundwissen zu einzelnen Zutaten oder Zubereitungen geben. Dabei ist den Autorinnen der gesundheitliche, umweltschonende und nachhaltige Aspekt besonders wichtig.
Löblich finde ich die Informationen über die resistente Stärke von stärkehaltigen Lebensmitteln und über den Zucker. Ich muss hier aber betonen, dass dieses Buch nicht für Insulinresistenz-Betroffene geschrieben ist, sondern für Menschen, die gesund und bewusst mit ihrer Umwelt leben möchten.
Sprache
Die verschiedenen Anleitungen werden in einer schön eingängigen und sehr verständlichen Sprache vermittelt. Vor allem die Rezepte werden klar und in knappen Sätzen formuliert. Auch die allgemeinen Texte sind erfrischend in einer motivierenden Sprache mit eigenen Erfahrungen verfasst.
Buchlayout
Die gesamte Gestaltung des Buches ist von der ersten bis zur letzten Seite sehr sorgfältig, absolut durchdacht und strukturiert umgesetzt, was mir unglaublich gut gefällt. Das Cover zeigt die Autorinnen großformatig in einer Küche in Aktion, um sie herum einige Utensilien. Der Titel ist im oberen Viertel in einer modernen Antiqua in Versalien, die Namen der beiden Autorinnen stehen darüber in einer klaren Grotesk.
Die einzelnen Seiten sind luftig und klar mit vielen Bildern, teilweise auch ganzseitig, gestaltet. Unterschiedliche Symbole kennzeichnen bei den Rezepten die Methode, mit dem die Speise haltbar gemacht wird. Die Texte sind ebenfalls mit einer klaren Schrift und einem angenehmen Zeilendurchschuss gesetzt, wodurch sich auch die längeren Texte angenehm und schnell lesen lassen.
Die meisten Fotos wurden von Alice Hönigschmid geschossen, die auch das gesamte Buch layoutet hat. Alle Fotos sind technisch einwandfrei und unterstützen nicht nur die einzelnen Rezepte, sondern verleihen dem Buch den Charakter eines sehr persönlichen Bilderbandes zum Wohlfühlen!
Meine Meinung
Es gibt viel zu entdecken und endlich weiß ich, wie ich manche Sachen haltbar machen kann. Der Umfang der Rezepte ist enorm und es ist wirklich alles dabei, trotzdem sind sie durchweg einfach, auch oft traditionell und geben eine gute Anregung, auch selber zu experimentieren. Natürlich sind die Rezepte für Insulinresistenz-Betroffe nicht 1:1 umsetzbar, aber für mich habe ich schon einige Anregungen erhalten.
Daneben haben mich die begleitenden Geschichten sehr begeistert, die mehr über die schönen Bilder als über Text erzählt werden. Man erhält einen wirklich guten Einblick, wie die Autorinnen ihren Weg in die Nachhaltigkeit beschreiten. Man merkt, dass sich die beiden intensiv mit dem Thema beschäftigt haben und es macht Lust auch selber umzudenken und viele Dinge, die man sonst für selbstverständlich hält, doch zu überdenken. Mich motiviert dieses Buch auf jeden Fall, mich mit der Vorratshaltung zu beschäftigen, auch wenn ich keinen eigenen Garten habe.
FAZIT:
Was für ein großartiges Buch! Nicht nur ein Sach- und Rezeptbuch, sondern auch ein wunderschönes Werk über Nachhaltigkeit in einem liebevoll gestalteten Gesamtpaket mit einer persönlichen Note. Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen, der einen Einstieg in das Haltbarmachen von Lebensmitteln sucht.