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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2018

Eine Leseerfahrung voller Dornen - ambivalent, holprig und sehr enttäuschend.

Das Reich der sieben Höfe – Dornen und Rosen
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Dieses Buch wurde mir schon von verschiedenen Seiten empfohlen. Deswegen musste ich es nun auch endlich mal lesen. Und am besten geht sowas natürlich mit den Mädels der besten FB-Gruppe der Welt. Denn ...

Dieses Buch wurde mir schon von verschiedenen Seiten empfohlen. Deswegen musste ich es nun auch endlich mal lesen. Und am besten geht sowas natürlich mit den Mädels der besten FB-Gruppe der Welt. Denn wir fast alle hatten diesen Titel noch nicht gelesen, und im Nachhinein bin ich wahnsinnig froh, es gemeinsam mit ihnen gelesen zu haben.
Coverbild

Erstaunlicherweise fällt mir erst jetzt beim Schreiben der Rezension auf, dass sich Carolin Liepins für das Cover verantwortlich zeichnet. Es ist nicht ganz so typisch für diese Illustratorin, aber es gefällt mir doch recht gut. Normalerweise kenne ich Cover der Künstlerin mit viel mehr typografischen Elemente. Die stilistischen Zweige mit den roten Blüten gefallen mir sehr gut. Die Frauenfigur passt stilistisch da leider nicht ganz rein.
Handlung

Die junge Frau Feyre wird durch einen alten Vertrag in das Reich der Fae verschleppt. Entgegen ihrer Annahme dort als Gefangene leben zu müssen, genießt sie am Frühlingshof große Freiheiten und kommt ihrem Entführer Tamlin doch näher als sie wollte. Doch das Reich ist in Gefahr und plötzlich gerät alles aus den Fugen. Feyre muss sich gegen einen mächtigen Gegner stellen und für ihre Liebe kämpfen.
Mehr kann man leider nicht schreiben, denn die Handlung beginnt erst bei 70 % des Buches, und dann kommt es extrem geballt. Leider spielt das dann schon jenseits der Spoilergrenze, so dass ich nicht mehr über die Handlung erzählen kann.
Buchlayout / eBook

Die über 480 Seiten sind in 46 kleine Kapitel eingeteilt. Ansonsten ist außer einer kleinen Karte, die mich sehr stark an Großbritannien erinnert, kaum Ausschmückung vorhanden und eher lieblos gestaltet.
Idee / Plot

Woran erinnert mich das Ganze? Ja klar, eine Mischung aus „Die Schöne und das Biest“ und „Aschenputtel“ in einem dystopischen Misch-Setting aus „Herr der Ringe" und "Panem". Dass es eine Märchenadaption sein soll, habe ich erst später erfahren. Die jüngste Tochter einer einst sehr wohlhabenden Familie, hat ihrer Mutter auf dem Sterbebett einen Eid geschworen und ist nun die einzige Hoffnung den Vater und ihre störrischen Schwestern aus der Verlotterung zu retten. Doch das Schicksal führt Feyre in ein Reich, dass sie bisher nur aus Legenden kennt. Dort entpuppt sich das Biest, welches sie entführt hat, als verfluchter Schönling. Aber ihre Liebe wird überschattet von einer bösen Übermacht, die das ganze Fae-Reich bedroht. Hm, und schon kann ich wieder nicht weiter erzählen, zumal ich ja eigentlich auch die Handlung wiederhole. Die Idee, ein Mädchen muss sich ihrem Feind stellen und kitzelt das Gute heraus, ist ja nicht neu. Auch nicht, dass dieses Ding dann um diese Liebe kämpfen und beweisen muss. Also richtig überzeugen konnte mich die Handlung nicht, und neuartig ist es auch nicht.
Emotionen / Protagonisten

Feyre ist mir von Anfang an regelrecht unsympathisch und kommt überhaupt nicht authentisch bei mir an. Sie wirkt aber auch so ambivalent auf mich. Sie urteilt sehr abschätzig über ihre Schwestern, und dann "vergeht" sie vor lauter Sorge um sie. Ich kann ihr aber diese "Liebe" zu ihrer Familie nicht abnehmen. Und in jeder Handlung ist sie selbstverständlich sooooooo selbstlos, aber in Wirklichkeit trotzdem oft sehr unreflektiert. Erst sehr viel später taut mein Verhältnis zu ihr auf, wobei ich immer noch nicht ganz überzeugt bin.
Tamlin, das anfängliche Biest, ist dagegen das komplette Buch über farblos. Er hat ein paar wenige schöne Szenen. Es ist schnell klar, dass er doch nicht ganz so das böse Biest ist. Wo Feyre gegen Ende des Buches mir greifbarer wird, wird Tamlin immer blasser und verschwindet irgendwie total.
Dafür schleicht sich ein anderer Protagonist auf die Bildfläche. Leider war mir der Name schon bekannt, aber ein wirklicher Plottwist ist es auch nicht. Ja, es wird `ne Dreiecks-Kiste, was ja irgendwie klar war.
Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Hätte ich nicht meine Mädels, hätte ich dieses Buch schon längst in die Ecke gepfeffert. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, was mich wirklich teilweise zur Weißglut gebracht hat. Die ersten 60% passiert nichts - nada - nothing. Es ist laaangweilig und zäh. Es plänkelt und plätschert so vor sich hin, ohne dass wirklich was passiert. Ja klar, Feyre macht ein paar Dummheiten und dafür bestraft Tamlin sie gleich mit einer Brise Testosteron. Normalerweise hätte ich schon nach 30% aufgehört, aber meine Mädels haben mich motiviert weiter zu lesen. Der erste Teil wirkt auch so, als ob er erst später hinzugefügt wurde. So, als wäre die Geschichte künstlich in die Länge gezogen worden.
Im letzten Dritte wandelt sich plötzlich die Handlung. Sie wird dann aber teilweise so krass, und extrem brutal, was mir dann auch etwas aufstößt - teilweise für einen „Young Adult“ auch echt grenzwertig. Ich hatte eigentlich nicht erwartet einen Stieg Larsson zu lesen.
Ein bisschen hatte mich das letzte Drittel dann doch gepackt, was aber dann eher am dritten Protagonisten liegt.
Szenerie / Setting

Die Idee der Sieben Höfe mit den unterschiedlichen Jahreszeiten und Tageszeiten ist ganz nett. Aber mehr kann ich dazu nicht wirklich sagen. Ich habe eine ganze Zeit auch die Zusammenhänge und Unterschiede zwischen den ganzen Geschlechtern und Wesen nicht verstanden. Es tauchen auch ständig verschiedene Wesen auf, die aber nicht wirklich greifbar sind.
Klar ist, dass das Reich der Nacht in einem Berg ist und dort alles düster, schlammig und stinkig ist. Also das klassische schwarz-weiß Klischee. Allgemein wird hier alles sehr stereotypisch dargestellt, ohne Überraschungseffekt oder einem wirklich neuartigen Setting. Die Umschreibungen wirken manchmal richtig deplatziert und helfen auch nicht, sich wirklich in die Gegend einzufühlen.
Sprache / Schreibstil

Was zur Hölle ist der Autorin denn da passiert? Ich bin immer noch am Überlegen, ob es auch vielleicht an der Übersetzung liegt? Wie schon erwähnt wirken die ersten 2 Drittel wie "dazu gebastelt." Ständig … diese … drei … Punkte. Teilweise tauchen diese … auch noch mehrfach in einem Absatz auf. Die Sprache ist abgehakt und ungelenk, permanent wird alles wiederholt. Und immer wieder sind da einige Logikfehler. Feyres Gedankengänge drehen sich ständig im Kreis, das andauernde mantraartiges Gefasel strotzt nur so vor lauter „Mimimi“. Die Dialoge sind streckenweise regelrecht unförmig. Die Autorin streut lauter Andeutungen ein und lange versteht man überhaupt nicht die Zusammenhänge. Dann plötzlich wird die ganze Auflösung bei 70% in 2 Seiten abgehandelt.
Auch hier fängt es erst im 3. Drittel an zu flutschen, die Sprache wird flüssiger. Feyre hört endlich auf sich in Selbstmitleid und langatmigen Monologen zu vergehen.


FAZIT

Ich stehe dem gesamten Buch ziemlich ambivalent gegenüber. Viele Ungereimtheiten in einem anfänglich extrem ungewohnt holprigen Schreibstil. Die Wendung kommt erst nach 70%, ob die aber dann gefällt, muss jeder selber entscheiden. Und Überraschung: ja, ich werde das 2. Band lesen - aber nur wegen meinen Mädels.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Aufreibende Achterbahn der Gefühle – fulminanter aber würdiger Abschied aus der Götterwelt

GötterFunke 3. Verlasse mich nicht
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Was soll ich sagen. Ich bin verfallen. Verfallen allen griechischen Göttern, die Marahs Feder entsprungen sind. Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet und meine Geduld wurde belohnt. Und zwar mehr ...

Was soll ich sagen. Ich bin verfallen. Verfallen allen griechischen Göttern, die Marahs Feder entsprungen sind. Auf dieses Buch habe ich sehnsüchtig gewartet und meine Geduld wurde belohnt. Und zwar mehr als reichlich! Ihr seht, ich bin hin und weg und noch ganz in der Götterwelt gefangen. Als waschechter Marah Woolf Fan war das 3. Band der GötterFunke Trilogie natürlich Pflichtlektüre für mich und bedeutete für mich den 2. Abschied von meinen Lieblingscharakteren. Zuerst Cassian aus FederLeicht und nun Cayden. Es reißt mir gerade ein tiefes Loch in mein Leserherz. Dieses Trilogie-Finale war wieder so emotional, so aufreibend und spannend, ein fulminantes Ende einer fantastischen Reise in die griechische Mythologie.

Und glaubt mir, es ist verdammt schwer, spoilerfrei eine Rezension über dieses Trilogie-Finale zu schreiben. Aber ich will mein Bestes geben. Und ja, es ist eine doch recht voreingenommene Rezension, aber ich versuche so objektiv wie möglich meine Meinung zu dem Buch widerzuspiegeln.

Coverbild
Die leidige Cover-Frage. Es wird für Verlage immer wichtig sein, wie ein Cover ankommt – ist es ja eines der wichtigsten Außenwerbungsmerkmale eines Buches. Im Grunde habe ich mich daran gewöhnt. Anfangs war ich sehr skeptisch. Zumal das abgebildete Frauengesicht für mich einfach nicht Jess ist. Aber, eines muss man lassen, alle 3 Bücher so im Regal sehen schon toll aus! Das Perlmuttpapier des Schutzumschlages wirkt wertvoll und besonders. Die Cover der Trilogie sind auf jeden Fall ein besonderer Eyecatcher in den Buchhandlungen!

Handlung
Caydens sehnlichster Wunsch ist in Erfüllung gegangen, er ist endlich sterblich geworden. Doch Jess‘ Herz ist mal wieder gebrochen, und Cayden hat ihr Vertrauen endgültig verspielt. Aber dem nicht genug, lassen die Götter Jess nicht in Ruhe. Agrios fehlt nur noch der Ehrenstab, um die Macht im Olymp übernehmen zu können. Nur Jess ist es durch ihre Diafani-Fähigkeit möglich noch zwischen Mytikas und der menschlichen Welt zu wechseln. Aber sie kann keinem mehr trauen, es hat sich ein Verräter in Zeus engsten Kreis gemischt und plötzlich sind alle verdächtig.

Buchlayout / Haptik
Auch dieses Buch ist genauso reichlich ausgeschmückt wie seine beiden Vorgänger. Neben dem edlen Perlmuttpapier des Schutzumschlages ist auch hier in den Innenklappen ein Lageplan aufgezeichnet, diesmal von Mytikas. Jedes Kapitel ist mit einer hübschen Ranke verziert. Im Anschluss gibt es wieder ein ausführliches Glossar über die Götter und ein Stammbaum. Und natürlich nicht zu vergessen das Backrezept Heras Zitronenkuchen!

Idee / Plot
So hat sich Prometheus wohl die Erfüllung seines Wunsches nicht vorgestellt. Zum Einen wurde er aus dem Kreis der Götter verbannt da er nun ein Mensch ist – das war Bedingung des Wettstreits. Und zum Anderen wendet sich Jess mit gebrochenen Herzen von ihm ab, aus Angst noch einmal verletzt und enttäuscht zu werden, so wie ihre Mutter.

Zeus, der mächtigste Gott aller olympischen Götter, entmachtet und geflüchtet in eine amerikanische Kleinstadt. Haleluja, wer hätte das geglaubt? Kein Wunder, dass Zeus schlecht drauf ist und so schnell wie möglich seine Macht wieder erlangen möchte. Denn Gaia und Agrios möchten natürlich die Chance auf die Machtergreifung nicht verpassen. Und plötzlich tummeln sich im verschlafenen Monterey lauter göttliche Gestalten, die für die Einwohner nicht eigentümlicher sein könnten. Jess will eigentlich nichts mehr mit den Göttern zu tun haben, aber sie lassen sie nicht in Ruhe.

Besonders spannend wird der Plot auch dadurch, dass es einen Verräter gibt, und man als Leser sich in Spekulationen ergeht, die einem bis zum Schluß den Verstand rauben. Den Verstand raubt einem auch der emotionale Eiertanz zwischen Cayden und Jess. Der am Ende noch mal durch eine harte Prüfung durchgehen muss.

Emotionen / Protagonisten
Oh Gott, wie habe ich mit Jess mitgelitten! Ich finde sie so stark, so tough und so emotional! Es kostet sie enorm viel Energie sich von Cayden fern zu halten, aber der Wunsch nach Geborgenheit und sich endlich fallen lassen zu können ist so präsent! Caydens Verrat lastet schwer auf ihr und sie tut sich schwer damit, Vertrauen zu ihm aufzubauen. Doch im Grunde ihres Herzens weiß sie genau, dass sie ihn liebt. Ich finde sie einen unheimlich tollen Charakter! Aber manchmal möchte ich sie schon gerne schütteln, damit sie endlich auf ihr Herz hört.

Cayden tut mir wirklich leid. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Das menschliche Leben ist für ihn nichts wert, ohne Jess an seiner Seite. Und immer, wenn Jess etwas tut, was ihm nicht passt, ist er da. Er hat Angst um sie und er ist tierisch sauer auf sie und diejenigen, die sie in Gefahr gebracht haben. Er ist so toll und einfach nur zum dahinschmachten. Er liebt Jess, schafft es aber nicht diese „drei Worte“ zu sagen und würde alles tun, nur damit sie glücklich ist. Und wenn das bedeuten würde, dass er sie mit einem anderen gehen lassen müsste. Und er bemüht sich so wahnsinnig liebevoll, wieder ihr Vertrauen zu gewinnen.

»Du hast was?« Langsam drehte er sich zu mir um. Seine Augen konnten immer noch Funken sprühen.
Ich wackelte mit den Händen. »Alles noch dran«, erklärte ich. »Dieser Hund war wirklich kein ernst zu nehmender Gegner.«
Für ungefähr eine Sekunde dachte ich, er würde sich beruhigen, dann fiel sein Blick auf meine blutgetränkte Hose. Wenigstens wurde der Fleck nicht mehr größer. Leise fluchend drehte er sich zu Herakles um und rammte ihn ohne Vorwarnung die Faust direkt ins Gesicht.“

Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 211 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

Auf die anderen Charktere kann ich hier an dieser Stelle nicht eingehen, das würde einfach den Rahmen dieser Rezension sprengen. Nur eines ist anzumerken, Marah hat es geschafft so viele tolle neue Personen auf der Bühne erscheinen zu lassen, und jeder hat seinen eigenen Charakter! Ich sage nur Hades, Äneas, Aphrodite,… aber lasst Euch selber überraschen!

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Es ist ein Auf und Ab der Gefühle und der Spannung. Gleich zu Beginn bekommt man eine so heftige Gefühlsdusche, dass es einem den Boden wegzieht. Nach langsamen aufrappeln baut sich die Spannung aber immer wieder auf. Die Gefühlsachterbahn geht auf und ab, man möchte Jess schütteln, Cayden ohrfeigen, Apoll anschmachten, und endlich wissen, wer der Verräter ist. Die Frage danach und die geschickt eingeflochtenen Überlegungen und Anmerkungen dazu, treibt Marah bis zum Schluß an, und man kann das Buch nicht aus der Hand legen. Jeder aus Zeus engen Götterkreis ist bei mir schon in Verdacht gezogen worden.

Und dann natürlich das Hin und Her zwischen Jess und Cayden. Wer das schon in den ersten Bänden nicht so gut fand, wird hier auch nicht glücklich. Ich bin auf meine vollen Kosten gekommen. Zumal Marah dann auch noch einige Wendungen und Entscheidungen eingebaut hat, die dem ganzen noch mal eine enorme Würze verliehen haben. Ja, kurz hatte ich auch das Gefühl, dass dieser Eiertanz auch ein Tick zu viel war.

Emotional hat mich dieses Band enorm berührt. Vor allem das Ende hat es noch mal ganz schön in sich. Aber mehr kann ich hier nicht verraten. Ich habe nur noch Rotz und Wasser geheult.

Szenerie / Setting
Besonders gelungen finde ich die Verflechtung der menschlichen Umgebung und die griechische Mythologie. Mytikas wird von Marah so ausreichend genug beschrieben, dass man dennoch seiner eigenen Phantasie freien Lauf geben kann. Auch finde ich es toll, wie Marah die Geschichten und Sagen der einzelnen Götter geschickt einbaut, so dass man schon ein bisschen was von den Zusammenhängen versteht, das Buch aber nicht überladen wird. So bekommt man richtig Lust, sich mehr mit der griechische Mythologie zu befassen.

Auch diese sozialkritischen Spitzen haben mir sehr gut gefallen und lassen einen schon nachdenklich werden. Gaias Hass den Menschen gegenüber, die ihre Erde zerstören, kann man sogar richtig nachvollziehen. Oder, dass die Menschen und Götter sich ähnlicher sind, als man glauben möchte.

»Wir mussten in diese Büchse nichts hineintun«, erklärte Zeus weiter. »Missgunst, Hass, Neid, Eifersucht, Gier und Selbstsucht – all diese Laster gab es schon immer. Sie sind nicht nur den Menschen vorbehalten. Du findest sie ebenso unter den Titanen und Göttern. Diese Laster wird es so lange geben, bis jeder einzelne – Mensch oder Gott – bereit ist, sie in sich selbst zu bekämpfen. [..]«“

Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 217 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

Sprache / Schreibstil
Wer Marah kennt, weiß, dass sie einen rasanten Schreibstil hat mit viel Witz und Charme. Viele kleine Spitzen, jugendlich und frech. Das macht das ganze Buch in sich so flott. Sie hat aber auch kein Problem uns direkt in das emotionale Ping-Pong zu schleudern – und ZACK sitze ich da und flenne wie ein kleines Mädchen. Es ist einfach nur berauschend. Keine Längen und keine ausgedehnten Erklärungen und genug Platz für die eigene Phantasie. Ich will kein Buch mehr von Marah missen.

Warum sollte ich mich nicht bewegen? Ich fühlte mich so wohl wie seit Langem nicht mehr. Ganz im Gegenteil und gar ausgeschlafen und entspannt. Noch einmal rekelte ich mich genüsslich.
»Ich habe gesagt, nicht bewegen.« er klang nicht im Mindesten entspannt. »Ich bin auch nur ein Mensch.«“

Marah Woolf, „Götterfunke.Verlasse mich nicht“, S. 296 (Gebundene Ausgabe © 2018 Dressler Verlag GmbH)

Veröffentlicht am 12.02.2018

Zu wenig Emotionen und Romantik in flacher Handlung

Calypso (3). Jenseits der Wellen
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Das Dritte Band durfte ich ebenfalls freundlicherweise vom Verlag Arena digi:tales als Rezensionsexemplar lesen. Die ersten beiden Bände hatte ich schon zur Verfügung bekommen und war anfangs von der sehr ...

Das Dritte Band durfte ich ebenfalls freundlicherweise vom Verlag Arena digi:tales als Rezensionsexemplar lesen. Die ersten beiden Bände hatte ich schon zur Verfügung bekommen und war anfangs von der sehr fantasievollen Unterwasserwelt begeistert. Das zweite Band hatte für mich dann leider einige kleinere Schwächen und so hoffte ich auf eine originelle Fortsetzung der Calypso-Saga.

Coverbild

Das Cover des dritten Bandes reiht sich in die der Vorgänger nahtlos ein. Auch hier sieht man unter einem klaren Sternenhimmel ein Wasserwelle, in der eine Frau in einem weißen Gewand schwimmt. Auf einem Felsen darüber sitzt eine kleinere weibliche Figur und sieht gedankenverloren in die Wellen hinein. Auch hier passt das Cover zum Genre, aber leider nicht mehr ganz zur Geschichte. Das verträumte und melancholische Bild verspricht eine fantasievolle Story mit romantischen Touch, den ich leider im dritten Band nicht finden konnte.

Handlung

Noemi sieht in Tosca einen der Abtrünnigen und kämpft erbittert gegen den Bau einer überdimensionierten Schutzhülle über die Siedlung. Doch Jonaz stellt sich gegen sie und wendet sich sogar von ihr ab. Zu Noemis Entsetzen muss sie auch noch feststellen, dass sich ihr kleiner Bruder Beek den Pionieren heimlich angeschlossen hat. Doch Noemi wird nicht ihrem Bruder nachgehen, sondern beschließt gegen die Abtrünnigen vorzugehen, die die Siedler bedrohen. Sie zieht mit ihren Freundin nach Celonia und kämpft gegen die mächtigen Abtrünnigen, um Jonaz aus ihren Fängen zu befreien. Um die Siedler im Seifenblasental zu retten, versucht sie die Khimaara und die Menschen an einen Tisch zu bringen. Dafür muss sie Wege gehen, die ihr nicht gefallen, zumal ihre übermächtigen Kräfte vor allem für Baran von größtem Interesse sind, Ash aber wendet sich immer mehr ab.

Buchlayout / eBook

Die gut 200 Seiten sind in 10 recht angenehmen, vielleicht etwas lange Kapitel eingeteilt. Und auch in diesem eBook ist die inneren Gestaltung so schlicht wie bei den Vorgängern. Lediglich ein Rautezeichen mit Kapitelnummer und einer kurzen Überschrift zieren den Anfang eines Kapitels. Wie Bei Band 1 und 2 wünschte ich mir hier eine kleine Ausschmückung.

Idee / Plot

Die ersten Probleme der Neusiedler scheinen im Griff zu sein, nun kommt die Gefahr doch von den Abtrünnigen aus der Ruinenstadt Celonia, die das Leben der Siedler bedrohen, diese morden und Jonaz entführen. Die Gemeinschaft der Neuansiedler fängt an zu zerfallen und einige beschließen aus dem Tal auszuziehen. Die sektenähnliche Gemeinschaft der Khimaara um Baran scheinen ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Noemis Zwillingsbruder Ashek ist dem Sektenanführer Baran hörig und wendet sich von ihr ab. Damit hat Baran ein mächtiges Druckmittel gegen das Mädchen, das wieder zwischen sämtlichen Welten steht. In Keiner ist sie wirklich willkommen und alles um sie herum schient zu zerfallen. Auch Jonaz und Nicon, zu beiden fühlt sich Noemi hingezogen, können ihr keinen Halt bieten, und vor allem Jonaz distanziert sich immer mehr von Emi. Sie muss sich nun ganz alleine um die Rettung der Siedlung und ihrer eigentlichen Heimat, ihre Familie, kümmern, denn sie kann keinen mehr vertrauen.

Im Grunde gefällt mir die Idee, bin aber von der Umsetzung nicht ganz überzeugt. Anfangs bahnte sich ein Beziehungskonflikt mit Jonaz an, der dann plötzlich nicht mehr existent war, und nicht einmal die Dreiecksbeziehung mit Nicon wurde hier weiter ausgebaut. Ab Mitte des Buches wurde der romantische Aspekt völlig weggelassen und Noemi verstrickte sich nur noch in taktische Grübeleien und Geplänkel.

Emotionen / Protagonisten

Anfangs finde ich Noemi sehr emotional. Vor allem ihre Angst um Beek, und ihre neue Zweisamkeit mit Nicon, ihre Gedanken um Ashek konnte ich sehr gut nachempfinden. Womit ich aber von Anfang an meine Probleme hatte, war die Beziehungskiste zwischen Jonaz und Noemi und auch Nicon und ihr. Irgendwie ist das weder Fisch noch Fleisch. Da kommt mir viel zu wenig Gefühl rüber und verblasst auch im weiteren Verlauf total. Klar, für Noemi steht viel mehr auf dem Spiel. Es hat mich auch gestört, dass Beek abgehauen ist, Noemi sich zunächst auch wirklich viele Gedanken um ihn gemacht hat, dieser Handlungsstrang dann aber über das ganze Buch kaum noch wirklich weiter aufgefasst wurde und in Vergessenheit gerät.
Mir wird Noemi mit der Zeit viel zu taktisch, viel zu kopflastig und überhaupt nicht mehr emotional. Das ist für mich nicht so ganz authentisch. Auch den Verlust, den die Freunde beim Kampf mit den Abtrünnigen erleiden mussten war mir viel zu oberflächlich. Von Baran in die Ecke gedrängt lässt sie sich dann auch zu einem Ritual überreden, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Irgendwie wirkt das nicht mehr so richtig tough, und ja mir fehlt da sogar ein wenig auch der Trotz, den man sich von einer Protagonistin eigentlich wünschen würde.

Zu den anderen Personen kann ich kaum noch etwas sagen, denn sie treten alle nur noch peripher auf. Ashek hüllt sich in Schweigen und ist gar nicht mehr präsent, das finde ich sehr schade. Nicon ist am Anfang oft in Noemis Nähe, wird dann aber plötzlich kaum noch mehr erwähnt, ebenso wie Jonaz. Auch alle anderen Freunde aus dem ersten und zweiten Buch verblassen komplett, Liah, Neyk, Braam, Franja und Noelle. Sie haben zwar ihre Auftritte - teilweise mit komischen Wendungen die ich zu konstruiert finde - aber irgendwie keine tragende Funktion mehr.

Zwischenmenschliche Spannungen kann ich keine mehr spüren, auch Noemis Zwiespalt zwischen den Welten zu sitzen ist mir dadurch auch einfach zu schwach.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Die Handlung wird sehr sanft aufgebaut, und bleibt mir ähnlich wie die Charaktere einfach zu blass. Es gibt ab der Mitte des Buches spannende Momente die sich hin und wieder noch bis zum Ende des Buches verteilen. Viele Handlungsstränge werden aber nur angedeutet, bleiben dann aber unerwähnt oder verlaufen sich im Sand. So wie Beeks Ausriss, oder die Dreiecksbeziehung oder Asheks komisches Verhalten. Der weitere Verlauf wird mir zu oberflächlich, die letzten Spannungsbögen können dies auch nicht mehr retten, denn - oh Wunder - Noemi hat wieder mehr fantastische Fähigkeiten erlangt. Ich bin dann auch nicht mehr ganz mitgekommen, was nun Calypso mit der Mutter zu tun hat, was es mit den Splittern und den Wappen auf sich hat. Insgesamt gab es für mich wenig Handlung in diesem Buch, und das Ende ist weder Cliffhanger noch wurde das Band dadurch abgeschlossen.

Szenerie / Setting

Leider erkunden wir wenig Neuland, und bleiben im bekannten Setting. Fabiola Nonn kann zwar die Umgebung schön bildhaft beschreiben, aber mir ist es auch hier inzwischen zu oberflächlich geworden. Die aus dem ersten und zweiten Band von mir hochgelobte eindrucksvolle Beschreibung der Szenerie geht ihr ein wenig verloren. Wir bleiben auch in diesem Buch fast nur an der Erdoberfläche, und sind nur sehr selten im Wasser. Das finde ich sehr schade.

Sprache / Schreibstil

Sprachlich ist es immer noch sehr ausgereift und metaphernreich. Trotzdem verfällt Noemi oft in lange innere Monologe und in taktische Überlegungen, die wenig Emotionen allgemein transportieren können. Es wird dadurch auch teilweise zäh und mir leider auch zu langatmig. Das kenne ich von Fabiola Nonn aber anders und bin daher doch etwas enttäuscht. Die Ich-Perspektive im Präsens passt dennoch gut zur der Geschichte.

FAZIT

Etwas enttäuschend. Sprachlich gut, aber die oberflächliche Handlung reißt mich nicht mehr vom Hocker. Emotional eher schwach, und für mich einfach zu wenig Romantik.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Sprachgewaltig und humorvoll mit sympathischen Charakteren, aber auch sehr berührend

Wenn du dich traust
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Als ich neulich mit meiner Tochter im Hugendubel war, fiel mir dieses Taschenbuch in die Hände. Ich kenne Kira Gembri schon von ihren selbstpublizierten Werken und bin von ihrem Stil und ihren Geschichten ...

Als ich neulich mit meiner Tochter im Hugendubel war, fiel mir dieses Taschenbuch in die Hände. Ich kenne Kira Gembri schon von ihren selbstpublizierten Werken und bin von ihrem Stil und ihren Geschichten sehr begeistert. Deswegen war das für mich die Gelegenheit, auch mal ein Verlagsbuch von ihr zu lesen. Also habe ich es kurzerhand eingepackt.

Coverbild

Alle Cover der Verlagstitel von Kira Gembri sind in der gleichen Machart. Auf einem farbigen Hintergrund sieht man die Scherenschnitte von Personen, ein Mädchen auf einer Schaukel und ein Mann vor der Silhouette einer Großstadt. Um sie herum fliegen Herbstblätter herum. Der Buchtitel ist in einer farbigen Schreibschrift quer über das Bild gelegt. Für das Cover zeichnet sich Johannes Wiebel von punchdesign aus München verantwortlich von dem ich bewusst noch keine Arbeiten kenne. Ich mag aber diese Art der Cover, sie sind schlicht, leicht und doch zeigen sie ein bisschen von dem, was uns erwartet.

Handlung

Jay und Lea lernen sich in der Psychiatrie kennen. Jay muss dort Sozialstunden ableisten, Lea hat sich als Patientin dort einliefern lassen. Sie leidet unter Zwangsneurosen und hätte beinahe das Leben ihres kleinen Bruders aufs Spiel gesetzt. Ihr Zählritual erschwert ihr das Leben und sie leidet unter großen Ängsten. Als Jay wegen Geldnöten dem Chefarzt ein paar Scheine vom Tisch klauen will, wird er von Lea erwischt. Auch wenn Lea freiwillig in die Klinik gegangen ist, nutzt sie die Chance und geht mit Jay einen Deal ein. Sie zieht in die Männer-WG von Jay und seinen Freunden ein. Was natürlich unter den Kumpels nicht besonders auf Begeisterung stößt, zumal sie die Bude ganz schön mit ihren Eigenheiten auf den Kopf stellt und Jay immer wieder in die Quere kommt. Jays Freunde wollen das komische Mädchen los werden.

Buchlayout / Haptik

Die insgesamt 336 werden in mal größere und mal kleinere Abschnitte eingeteilt. Bei jedem Kapitel wechselt die Perspektive zwischen Jay und Lea.

Idee / Plot

Die Handlungsidee ist schon typisch für ein Jugendbuch. Ein Mädchen mit gewissen Problemen trifft auf einen Jungen, der sie zunächst abweist und so ganz anders ist. Zunächst wirkt er auch abgebrüht und ist ein typischer bad-boy. Doch im Laufe des Buches wird klar, dass auch er eine Vergangenheit hat und selber vieles aufarbeiten müsste. Was ich aber hier hervorheben muss ist, dass Kira Gembri das Thema von Toleranz und Akzeptanz angeht. Menschen mit Zwangsneurosen haben ein psychisches Defizit, sind aber nicht geistig behindert. In vielen direkten und indirekten Momenten kommt das sehr deutlich raus. Nur weil jemand in der Psychiatrie ist, heißt das nicht, dass er geistig oder körperlich beeinträchtigt wäre. Ihre Zwangsneurosen sind eine enorme Einschränkung für Lea, und sie leidet wohl am meisten unter den Auswirkungen in ihrem Leben. Ich finde, dass die Autorin dies unheimlich gekonnt in die Geschichte eingeflochten und trotz Lovestory ist dies der druchgehende Grundtenor. Besonders interessant finde ich, dass es eigentlich nicht um Lea geht. Für mich ist Jay die eigentliche Hauptperson. Denn nicht nur Lea hat Probleme und ihm wird durch ihre Anwesenheit einiges klar. Wer therapiert hier wen?

Emotionen / Protagonisten

Lea beginnt tatsächlich durch das Leben in der WG über ihren Schatten zu springen obwohl sie immer wieder von ihren Zwängen heimgesucht wird. Sie erleidet zwischendurch auch immer wieder einige und teilweise auch heftige Rückfälle. Leas Gedankengänge während eines Anfalls wirken oft abstrus und verstörend, aber auch sehr beklemmend. Denn sie ist ja nicht geistig gestört, sie bekommt ja alles mit und weiß aber auch, dass sie es einfach nicht abschalten kann. Sie ist aber trotzdem ein toughes Mädchen und wirkt für mich absolut authentisch. Manchmal ist sie aber auch ein ganz schöner Sturkopf, die aber trotz Psychosen ihren Humor und Sarkasmus nicht verloren hat.

Jay ist frech, nach außen hin ein ganz schöner Macho und Frauenheld. Doch mit der Zeit blickt man hinter seine coole Fassade und merkt, dass auch er von seiner Vergangenheit gebeutelt wurde - auch wenn sich bei ihm daraus keine Psychose entwickelt hat. Nur dumm, dass er sich auf kriminelle Machenschaffen eingelassen hat, die ihn nur weiter in den Schlamassel ziehen. Und im Grunde ist er ein liebevoller Junge, dem sehr viel Leid zugefügt wurde und der gemerkt hat, dass Emotionen ihn nicht weiterbringen.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

Die Handlung an sich und das Ende sind tatsächlich ein wenig vorhersehbar. Die beiden kommen irgendwie zusammen und machen eine Wandlung durch. Bis es aber dahin kommt, müssen beide einige Stolpersteine meistern. Aber es ging auch der Autorin nicht darum, aus diesen Handlungsstrang ein Geheimnis zu machen. Es geht vielmehr um die vielen kleinen Andeutungen, um die innere Erkenntnis, die beide Protagonisten durchmachen müssen. Der Ursprung von Leas und Jays Problemen wird erst mit der Zeit stückchenweise über das Buch hinweg erklärt. Und diese Vergangenheit erschwert zunehmends die Entwicklung der Liebesbeziehung. Das zieht die Spannung natürlich stetig an. Jay merkt erst spät, wie sehr er Lea braucht weil sie ihm wie ein Spiegel seiner eigenen Vergangenheit ist.

„Und dann, als sie mich endlich bemerkt und den Kopf hebt, brechen die letzen Jahre einfach so von mir weg. Plötzlich bin ich wieder zehn Jahre alt, nichts als Knochen und blau verfärbte Haut, und lasse meinen Vater auf mich einprügeln. Ich habe mich so lange gegen dieses Gefühl abgeschottet, dass ich erst nach einer Weile kapiere, was es ist - Hilflosigkeit.“

Kira Gembri „Wenn du dich traust“ Seite 156 (Taschenbuch © 2017 Arena Verlag GmbH, Würzbug)

Szenerie / Setting

Jay und Lea leben in in der wunderschönen österreichischen Hauptstadt Wien. Da ich Wien kenne, kann ich mir die beiden da sehr gut vorstellen. Kira Gembri hat die Umgebung authentisch wiedergegeben und konnte mir alles bildhaft darstellen. Die typische Männer-WG ist mir absolut präsent und nichts wirkt überzogen. Die starken Panikattaken und zwangsneuralen Anfälle von Lea kommen unglaublich gut rüber und ich kann mir das sehr gut vorstellen und nachempfinden.


Sprache / Schreibstil

Absolut begeistert hat mich, wie bereits bei jedem Titel von Kira Gembri, der außerordentliche flotte, spritzige und flüssige Sprachstil. Den Perspektivenwechsel zwischen Jay und Lea aus der Ich-Perspektive im Präsens finde ich super gelungen. So bekommt man Einblick in beide Protagonisten und die unterschiedlichen Erlebnissen der Szenen. Der Leser ist nicht auf eine Sichtweise fokussiert sondern kann sich in die Emotionen Beider einfühlen.


FAZIT

Handlung zwar vorhersehbar, dennoch spritzig und sprachgewaltige Geschichte mit sympathischen Charakteren. Humorvoll aber auch sehr berührend. Ich bin absolut begeistert.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Zu wenig Spannung und Emotionen aber zu viel an Fantasy

Calypso (2). Unter den Sternen
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Auch dieses Band habe ich ebenfalls freundlicherweise vom digi:tales Arena Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Das erste Band hat mich sehr begeistert und ich habe mich sehr ...

Auch dieses Band habe ich ebenfalls freundlicherweise vom digi:tales Arena Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Das erste Band hat mich sehr begeistert und ich habe mich sehr über die Fortsetzung der Calypso-Saga gefreut.

Coverbild
Wie im ersten Band ist auch dieses Cover ganz in blau und weiß gehalten. Hier sieht man in der oberen Hälfte eine Felsenklippe unter einem Sternenhimmel. Unterhalb des Buchtitels sieht man eine junge Frau in weißen Flattergewandt schwimmend. Auch hier passt das Cover zum Titel und gefällt mir sehr gut.

Handlung
Nach dem Untergang von Calypso versuchen die Menschen auf dem wiedergewonnen Land sich neu anzusiedeln. Doch durch die unberechenbaren Unwetter gestaltet es sich schwierig. Trotz dem Noemi und ihr Bruder als Mischwesen immer wieder von den Menschen argwöhnisch behandelt werden, beschließt Noemi bei ihrer Menschenfamilie zu bleiben. Noemi entwickelt nicht nur merkwürdige Fähigkeiten die sie weiter vor den Menschen geheim halten muss, sondern auch die Liebe zu Jonaz scheint zu bröckelt. In ihrer Einsamkeit findet sie unerwartet Hilfe von neuen Verbündeten.

Buchlayout / eBook
Auch hier ist das eBook leider etwas schlicht gehalten und hätte gerne etwas mehr ausgeschmückt sein können. Die 12 Kapitel teilen die 226 Seiten in angenehmen Längen ein.

Idee / Plot
Als logische Konsequenz von Calypsos Untergang ist der Aufbau der Siedlung und Neuanfang an Land. Es gefällt mir, dass die Geschichte hier anknüpft, sich aber nicht so weiterentwickelt, wie man es vielleicht erwartet hätte. Denn der Neuanfang ist nicht wirklich idyllisch. Den Neusiedlern stellen sich mehrere Herausforderungen entgegen. Noemi merkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt, dass sie anders ist. Ashek, ihr Bruder, und sie verbindet zum einen das Gedankenlesen und zum anderen entwickelt Noemi neue Fähigkeiten, die sie sehr beängstigen und sie sich in keiner Welt mehr wirklich aufgehoben fühlt.

Wie schon im ersten Band sind auch hier gesellschaftskritische Themen stark im Vordergrund: Flucht und Vertreibung, aber auch Angst vor andersartigen Mitmenschen. Machtgierige Intreganten untergraben den Neuanfang und die ständige Präsens der verfeindeten Ondine belastet die Neusiedler enorm.

Emotionen / Protagonisten
Diesmal habe ich größere Schwierigkeiten mich in Noemi einzufühlen. Das mag auch daran liegen, dass sich die Geschichte sich eher flacher entwickelt und ich nicht so ganz verstehen kann, wie auf einmal Noemi plötzlich so viele Fähigkeiten entwickelt. Das ist mir dann tatsächlich auch zu viel und wirkt für mich etwas überzogen. Auch in ihrer Beziehung zu Jonaz ist sie eher abweisend und kann ich nicht ganz nachvollziehen. Es bleibt eher oberflächlich. Mehr im Vordergrund steht hier Noemis verzweifelte Suche nach der richtigen Welt für sie, nach ihrer wahren Bestimmung.

"Ich bin eben doch nicht wie die anderen Khimaara. Ich bin anders. Und wenn das Schattenkind wirklich mit all dem zu tun hat, bin ich vielleicht sogar eine Gefahr für sie."

Fabiola Nonn „Calypso - Unter den Sternen (Band 2)“, Pos. 2740 (eBook © 2017 digi:tales Arena Verlag)

Jonaz ist stark im Hintergrund geblieben und für mein Empfingen viel zu blaß. Das Beziehungsdrama nimmt mich nicht so mit, wie ich es gerne gehabt hätte. Auch die Beziehungen zu ihren alten Freunden aus dem ersten Band sind viel zu schwach dargestellt und lässt mich etwas enttäuscht zurück. Dafür findet Noemi Anschluss an neue Verbündete. Die ich aber jedoch völlig überzogen finde und das Buch irgendwie in eine ganz andere Richtung lenkt. Der schöne Auftakt vom ersten Band wird hier einfach überrollt mit überdimensionaler Fantasy und zu schwachen Emotionen.

Handlungsaufbau / Spannungsbogen
Leider spiegeln sich die flachen Emotionen der Protagonisten auch im eher unspektakulären Spannungsbogen wider. Anfangs gibt es eine sehr aufregende Szene, in der Noemi die Erste von ihren vielen neuen Fähigkeiten (Omen) entdeckt. Toll beschrieben und wirklich für mich aufregend und spürbar. Doch dann plätschert leider die Handlung so vor sich hin und kann nicht mehr so an Spannung gewinnen, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Am Ende bleiben doch wieder sehr viele Fragen offen und lässt mich irgendwie unbefriedigt zurück. Das Beziehungsdrama wird nur am Rande angerissen und weder Jonaz noch Nicon sind für mich wirklich greifbar.

Szenerie / Setting
Die Umgebung beschreibt die Autorin sehr eindrucksvoll und bildhaft. Ich kann mir die bedrückende Stimmung unter den Neusiedlern sehr gut vorstellen, die Gewalt der Natur ist spürbar und die Umgebung ist für mich sehr anschaulich dargestellt. Diesmal bleiben wir aber über Wasser, die Unterwasserwelt wird nur in einem sehr kurzen Moment erwähnt.

Sprache / Schreibstil
Trotzdem muss ich hier die Sprache hervorheben. Sie ist wie auch schon im ersten Band, schön abwechslungsreich und ausgefeilt. Die Ich-Perspektive im Präsens ist für mich hier ganz passend und Fabiola Nonn hat einen großartigen Erzählstil. Ohne große Kapriolen aber trotzdem ausschmückend und bildhaft.

FAZIT
Sprachlich wie erwartet top aber leider von der Handlung nicht so sehr überzeugt. Die Fortsetzung ist nicht so spannend, wie ich sie mir gewünscht habe, die Fantasy ist mir hier zu übermächtig.