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Veröffentlicht am 16.01.2017

Beeindruckende Zeichnungen und fantastisch mystische Geschichte

Bran
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Zunächst erst mal möchte ich mich bei Carlsen Verlag sehr dafür bedanken, dass ich als Willkommensgeschenk bei den Buchbloggern dieses wundervolle Bildband bekommen habe.

Das Cover:
Die deutsche Illustratorin ...

Zunächst erst mal möchte ich mich bei Carlsen Verlag sehr dafür bedanken, dass ich als Willkommensgeschenk bei den Buchbloggern dieses wundervolle Bildband bekommen habe.

Das Cover:
Die deutsche Illustratorin Maike Plenzke zeigt auf dem Cover das Antlitz des jungen Prinzen Bran. Seine blauen Augen starren einen direkt an. Verängstigt aber auch ehrgeizig wirkt sein Blick. Man kann darin den verletzten Stolz, aber auch die Wut über seinen Fluch erkennen, der ihm im verbotenen Wald zum Verhängnis wurde. Die Wirkung des Coverbildes ist toll und mystisch.

Die Handlung:
Der junge, ehrgeizige, aber auch arrogante Prinz gerät auf der Jagd in den verbotenen Wald und schießt dort ein Reh mit goldenem Geweih an. Auf der Suche nach seiner Beute trifft er eine verletzte junge Frau, der er anfangs helfen möchte, aber dann feststellt, dass sie eine Kreatur ist, die sein Vater und sein Volk hasst. Durch seine Abscheu gegenüber den Kreaturen will er die Frau töten, doch diese Hexe verflucht ihn. Der Prinz wird selber ungewollt zu einer Kreatur, nur nachts kann er sich in seiner wahren Gestalt zeigen. Er wird von einer Füchsin gejagt, bei der es sich um die junge Heilerin Macha handelt. Ausgestoßen aus der Welt seines königlichen Vaters, will er sich von Macha heilen lassen und hilft ihr ein ganz bestimmtes Kraut zu finden, damit Macha das Elfenmädchen Riahmon retten kann. Dazu müssen beide aber in das schreckliche Land der Fermuren...

Meine Meinung:
Eine ganz tolle Geschichte, wie der arrogante Prinz zunächst mit seiner täglichen Verwandlung zurecht kommen muss. Nicht nur die Arroganz des jungen Mannes geht einem wirklich auf die Nerven, sondern auch sein ständiges eingebildetes Geplapper. Macha muss viel Geduld mit ihm aufbringen aber sie tut es auch nicht ganz ohne Grund. Der Prinz verändert sich aber, da sie beide im Land der Fermuren auf schreckliche Kreaturen stoßen und gegen sie kämpfen müssen. Er beginnt sich um Macha zu sorgen und beide kommen sich näher. Doch die Frage bleibt, warum Macha den nervigen Raben erduldet. Bran kommt ihr aber auf die Schliche und die Geschichte bekommt zum Schluß noch ein dramatischen Höhepunkt.

Großartige Illustrationen von Maike Plenzke, die die Geschichte der französischen Autorin Flora Grimaldi in beeindruckenden Bildern veranschaulicht hat. In denen man deutlich auch die Veränderung im Gesicht des Mannes vom eingebildeten Schnösel zu einem mitfühlenden Menschen erkennen kann. Die Figuren wirken echt und kraftvoll, die Zeichnungen sind detailreich, aber nicht überladen. Manchmal sind sie etwas dunkel und mystisch, aber dann auch wieder lustig und fröhlich. Grandios und Ausdrucksstark! Es ist nicht zu viel Text, so dass eine gute Mischung aus Zeichnungen und Geschriebenen herrscht.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Sehr ergreifendes Buch über Toleranz aber auch Verzeihen können. Vor allem die letzten Seiten gehen sehr unter die Haut.

Irgendwo im Glück
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Die ist mein erster Roman von Anna McPartlin, und ich durfte ihn im Rahmen einer Lesechallenge auf lovelyboks.de lesen. Da der Vorgänger-Roman "Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ von allen schon sehr hoch ...

Die ist mein erster Roman von Anna McPartlin, und ich durfte ihn im Rahmen einer Lesechallenge auf lovelyboks.de lesen. Da der Vorgänger-Roman "Die letzten Tage von Rabbit Hayes“ von allen schon sehr hoch gelobt wurde, hat mich der Roman neugierig gemacht.

Das Cover:
Die Gestaltung der Illustratorin Felicitas Horstschäfer wirkt eher niedlich. Es lässt auch eher an einen schönen Roman denken, an eine unbeschwerte Kindheit. Die Zeichnungen sind extra im Stil von Kindermalerei mit Wachsmalstiften gehalten. Ich vermute, das könnte ein Bild sein, das Jeremy als Kind gemalt hat. Also seine Phantasie und Vorstellung, wie sein Ort des Glücks aussieht. Eine bunte Wiese mit Schmetterlingen. Voller Ruhe und Harmonie. Was Jeremy leider in seiner Kindheit nicht erleben durfte. Das Cover lässt nicht unbedingt auf das tiefgreifende Thema schließen, welches in dem Buch tatsächlich behandelt wird.

Die Handlung:
Maisie Bean lebt mit ihren jugendlichen Kindern bei ihrer demenzkranken Mutter, getrennt von ihrem gewalttägigen Ehemann, der plötzlich verschwunden ist. Gemeinsam mit ihren Kindern Jeremy und Valerie und ihrer besten Freundin Lynn kümmern sie sich um ihre demenzkranke Mutter. Jeremy ist ein 16 jähriger Junge mit normalen und typischen Träumen, die natürlich auch durch die Erlebnisse mit dem gewalttätigen Vater geprägt sind. Valerie ist ein 12 jähriges Mädchen, voll in der Pubertät, die ihre Provokation und Traurigkeit durch heftige Schimpfwörter Ausdruck verleiht. Die Großmutter Bridie driftet zwischen klaren Momenten und absolutem Nebel hin und her, und lässt dann die typische Aggression gegen ihre unbekannte Umwelt vor allem an Maisie aus.

Maisie, in ihrem eintönigen und anstrengenden Alltag zwischen zwei undankbaren Jobs, Pflege der Mutter und Erziehung ihrer aufmüpfigen Tochter, beginnt sich aus ihrer alltäglichen Aufopferung zu befreien, und lässt sich das erste mal nach 17 Jahren auf ein Rendezvous mit ihrem langjährigen Bekannten Fred Brennan ein. Alles scheint für Maisie gut zu laufen, doch dann verschwindet plötzlich ihr Sohn Jeremy zusammen mit seinem besten Freund Rave, genau in einem ihrer glücklichsten Momente in ihrem Leben.

Der Schreibstil:
Anna McPartlin schreibt ihren Roman aus mehreren Perspektiven. Der ganze Roman geht tatsächlich nur über 5 Tage, in denen sie durch die Erinnerungen der Personen die Umstände und früheren Geschehnisse dem Leser näher bringt. Sie schreibt sehr flüssig und eingängig, bleibt aber ehrlich und authentisch mit ihren Formulierungen.

Aber worum geht es wirklich?
Wir sind im Januar des Jahres 1995 im erzkonservativen und hochkatholischen Irland. Irland, bekannt für Probleme mit Toleranz und Akzeptanz für Andersgläubige und Andersartige. Erinnern wir uns an die Schlagzeilen 2001, als katholische Kinder auf dem Weg zu ihrer Schule in der Nähe eines protestantischen Wohnviertels mit Steinen beworfen wurden. Ein Irland, in dem die Scheidung bis November 1995 verboten war, und 2009 das Gesetz zur Bestrafung von Blasphemie noch erhärtet wurde. Oder die Strafgesetze, in dem homosexuelle Akte (auch im Privatbereich) strafbar waren, erst 1993 abgeschafft wurden und die Prügelstrafe, das Recht der körperlichen Züchtigung von Kindern, erst 2015 (!) aus der Verfassung gestrichen und verboten wurde!

Mit diesen Informationen im Kopf kann man einige Verhaltensweisen der Personen im Roman etwas besser nachvollziehen (aber nicht wirklich verstehen). Die Angst vor Gerede in der Nachbarschaft, man könnte Dreck am Stecken haben oder „anders“ sein, ist allgegenwärtig und diktiert ganz extrem die Handlungsweisen der Personen. Ja nicht auffallen, und ja nicht zum Gespött der Gemeinde werden.

Es geht nicht nur um das Verschwinden von zwei Jungen, die zermürbende Suche und vor allem auf das bange Hoffen, dass sie doch lebend wieder zurückkommen. Sondern es ist auch ein Appell gegen die gesellschaftliche Intoleranz gegenüber den Mitmenschen mit anderer Gesinnung und anderer Meinung. Und es geht auch um das Verstehen, um das Verzeihen können und das einander Akzeptieren.

Meine Meinung:
Anna McPartlin schafft, mit diesem am Schluss sehr emotionalen Roman, eine gesellschaftskritisches Werk, dessen moralischer Appell auch ganz besonders für heutige Verhältnisse gilt.

Es ist schön mitzuerleben, welche Verwandlung die einzelnen Personen im Laufe der 5 Tage machen, wie sie lernen den Anderen zu akzeptieren aber auch zu verzeihen. Oder auch lernen endlich jemanden die Stirn zu bieten und ehrlich die Meinung sagen zu können, und sich dadurch auch vom gesellschaftlichen Druck abheben. Diese Thematik zieht sich in allen zwischenmenschlichen Beziehungen im gesamten Buch durch.

Alle Mitglieder der Familie Bean sind mir sehr zu Herzen gegangen. Jeder hat seine Ängste und Bedürfnisse und ich konnte mich sehr gut in jeden einfühlen. Die Schilderungen einiger Szenen haben mich sehr getroffen und manches mal konnte ich nicht nachvollziehen, warum der oder die so gehandelt haben und war auch teilweise entsetzt! Da musste ich mir dann immer vergegenwärtigen, in welchem Jahr und in welchem Land wir gerade sind.

Der Schreibstil hat mich sehr begeistert. Auch die Perspektivenwechsel zwischen den Personen finde ich sehr gelungen! Ich finde die Rückblicke toll gelöst und stören auch nicht. Manchmal war mir aber der Wechsel zwischen Erinnerung und aktueller Handlung zu undeutlich, da hätte vielleicht eine einfache Leerzeile ausgereicht, den gedanklichen Zeitsprung zurück zu schaffen.

In der Mitte und der Anfang des letzten Abschnittes wirken einige Passagen etwas zäh auf mich. Dafür wird es gegen Ende richtig rasant. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und hatte nur noch Tränen in den Augen. Die Autorin reizt auch die Frage, wie der arme Jeremy nun zu Tode gekommen ist, bis zur letzten Seite aus und lässt dem Leser die verschiedensten und auch wildesten Spekulationen durchleben. Der Epilog gibt dann leider auch noch eine Schippe drauf und ist dann doch etwas sehr kitschig.

Es ist alles in allem ein sehr ergreifendes und emotionales Buch das ich auf jeden Fall zum Lesen empfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Beeindruckender Band über Kräuterfrauen in Südtirol mit viel Hintergrundwissen und schönen Bildern

Südtiroler Kräuterfrauen
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Das Buch "Südtiroler Kräuterfrauen - Ihr Leben, Ihr Heilweissen - Ihre Rezepte"von den Autorinnen Astrid Schönweger, Irene Hager von Strobele und Alice Hönigschmid ist am 2014 im Löwenzahnverlag Innsbruck ...

Das Buch "Südtiroler Kräuterfrauen - Ihr Leben, Ihr Heilweissen - Ihre Rezepte"von den Autorinnen Astrid Schönweger, Irene Hager von Strobele und Alice Hönigschmid ist am 2014 im Löwenzahnverlag Innsbruck erschienen.

Eins vorweg, es ist kein Buch über Kräuterkunde, sondern ein unglaublich gut strukturiertes Buch über Frauen in Südtirol, die jahrhundertealtes Wissen über die heimischen Kräuter in alter und auch neuer Tradition beherrschen und pflegen. Sei es die "alte Oma", die gebuckelt durch ihren Anger wandelt, oder auch moderne selbstbewußte Damen, die traditionelles Wissen wieder neu aufleben lassen. Man hat das Gefühl hinter die Kulissen von noch existierenden Kräuterhexen gucken zu dürfen. Ich habe das Buch in die Hand genommen und nicht mehr weg legen können. Am liebsten möchte man sofort selber in den Garten springen und die Kräuter pflücken.

Zunächst gibt es im ersten Teil einen Ausflug in die Geschichte der erste Wahrnehmung der Kräuter, über die einzelnen Bedeutungen verschiedener Heilpraktiken und einzelner herausragender geschichtlicher Persönlichkeiten bis zur heutigen Popularität von Kräutern und Machtkämpfen von Therapeuten und Industrien. Der nächste Abschnitt beschreibt die Geschichte allgemein von Frauen als Heilerinnen vom ersten Kräuterwissen ebenfalls bei den Sumerern bis in die Neuzeit. Im nächsten etwas kürzeren Teil gehen die Autorinnen auf die spezielle Geschichte des Kräuterwissens in Südtirol ein.

Den größten Teil aber nimmt die Vorstellung der einzelnen Kräuterfrauen ein. Jedes Porträt wird mit vielen Fotos und detailreichen Informationen über die Frauen und deren Leben und Geschichte begleitet. Sowie auch jede Frau ihr Lieblingskraut vorstellt, mit seinen typischen Merkmalen und Verwendungszwecken. 18 Kräuterweiber unterschiedlichsten Alters, die in ganz Südtirol verteilt leben, werden in dieser Weise vorgestellt.

Die vielen schönen Bilder sind wirklich aus dem Leben gegriffen und zeigen die Frauen in ihrem Umfeld, wie sie sind, und man hat den Eindruck direkt neben Ihnen in der Stube auf der Bank zu sitzen. Alice Hönigschmid hat in der Gestaltung des Covers, dem Layout des Inhalts und in der Erstellung der Fotos sehr viel Geschick gezeigt und gefällt einem von Anhieb an.

Gerade die Mischung aus Erzählung über die Südtiroler Kräuterfrauen, geheimnisvolles Wissen und den emotionalen Bildern hat mir bei diesem Buch besonders gut gefallen. Auch die Aufbereitung der Texte im Inhalt sind klar und gut strukturiert, und es wird weder beim Durchblättern noch beim intensiven Lesen langweilig. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich kann es jedem empfehlen, der gerne in Südtirol verweilt und sich für die alte Tradition und jahrhundertealt bewahrte Bergkultur interessiert. Der selber vielleicht noch nicht den Mut hatte sich intensiver mit Kräutern zu beschäftigen und am Beispiel dieser Frauen das Selbstbewusstheit aufbringt, Wissen aus der eigenen Familie und Geschichte wieder aufleben zu lassen!

Es macht Lust auf mehr und ich bin schon gespannt auf das nächste Buch der drei Autorinnen: "Die Kraft der Kräuter nutzen - 350 Rezepte für Wohlbefinden, Schönheit, Küche, Haus und Garten.", welches vor einigen Tagen im loewenzahn Verlag erschienen ist.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Kafkaeske Kurzgeschichten mit angeschnitten Andeutungen hinterlassen einen verwirrenden Eindruck

Die Vegetarierin
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Der in der Originalfassung preisgekrönte Roman "Die Vegetarierin" der südkoreanischen Autorin Han Kang ist 2016 im aufbauverlag auf deutsch erschienen.

Das Werk wurde 2007 zusammen mit Han Kangs Englisch-Übersetzern ...

Der in der Originalfassung preisgekrönte Roman "Die Vegetarierin" der südkoreanischen Autorin Han Kang ist 2016 im aufbauverlag auf deutsch erschienen.

Das Werk wurde 2007 zusammen mit Han Kangs Englisch-Übersetzern Deborah Smith mit dem Man Booker International Prize ausgezeichnet und 2010 verfilmt.

Bisher ist dies mein erster Titel aus Südkorea und dem Asiatischen Raum, den ich so bewußt lese. Er hinterlässt bei mir einen etwas verwirrten Eindruck, was wohl auch eher an der Unkenntnis der dortigen Kultur und Gesellschaftsnormen liegen könnte, um den tieferen Sinn zu erkennen.

Buchcover:
Interessant erscheint vor allem das Buchcover! Zunächst denkt man: "Ein nettes Blumenbouquet mit tollen rosafarbenen Lilien". Aber bei näherer Betrachtung erkennt man dazwischen die weiteren fleischig rohen Elemente. Aus einem zarten Blütenblatt wird eine ekelhafte Zunge. Ja, ekelhaft, denn das liebliche Bild wandelt sich durch diese Zusätze und erweckt in dem Betrachter abstößige Gefühle. Ich würde sagen, das Cover erfüllt seinen Zweck, oder?

Inhalt:
Das Buch ist in drei Kurzgeschichten aufgeteilt, die jeweils aus der Sicht verschiedener Personen in abwechselnden Perspektiven und Zeiten erzählt wird. Dabei wird unklar, welche Person eigentlich die Hauptprotagonistin ist, trotzdem ist der Kern der psychische Zerfall einer jungen Frau namens Yong-Hye und die damit verbundenen Auswirkungen auf Gesellschaft und Familie.

Erster Abschnitt "Die Vegetarierin"
Der unsympatisch wirkende Mann namens Chong mit Minderwertigkeitskomplexen ist mit der unscheinbaren, gefügige aber leidenschaftslose Yong-Hye verheiratet. Eine Heirat nicht aus Liebe, sondern aus gesellschaftlichen Gründen, um keine lästigen Beziehungsprobleme zu haben.

Obwohl das Buch mit seinen 190 Seiten recht dünn wirkt, geht die Geschichte auch schon direkt los mit der Verwandlung seiner ansonsten frigiden und gewöhnlichen, der Gesellschaft angepassten Ehefrau zu einer traumatisierten und psychopatischen Vegetarierin. Dem aber nicht genug, sperrt sie sich komplett gegenüber allen tierischen Produkten, ohne Rücksicht auf ihre Umwelt, auf soziale Normen und zwischenmenschliche Werte. Das ganze eskaliert zum Ende des ersten Drittels soweit, dass ihre Verweigerung auch noch zu einem Familiendrama führt. Ihr Vater zwingt sie mit Gewallt Fleisch zu essen.

Der Abschnitt ist aus der Ich-Perspektive des Ehemannes in nüchterner aber flüssiger Sprache erzählt. Dazwischen tauchen Passagen aus den Träumen und Gedanken von Yong-Hye in der Ich-Perspektive auf, die nicht nur verwirrend sind, sondern auch brutal und gewalttätig, für zartbesaitete Leser unter anderem auch sehr verstörend. Wobei man aber auch nicht unterscheiden kann, ob es sich dabei nur um Träume, oder doch auch um echte Erinnerungen handelt.

Tatsächlich hat mich das Buch, wie viele andere Leser auch, überrascht. Bin ich zunächst von einer Rebellion gegen Massentierhaltung, Fleischverzehr und gesellschaftlichen Zwängen ausgegangen. Ganz im Gegenteil geht es um eine Frau, die durch gewaltsame Kindheitserfahrungen psychotische Träume bekommt die sie zu diesen Maßnahmen zwingen. Sie verfällt in eine krankhafte Manie bis hin zu schizophrenen Zügen. Durch ihr Verhalten bricht sie natürlich mit den in Südkorea vorherrschenden Konventionen und gesellschaftlichen Normen.

Zweiter Abschnitt "Der Mongolenfleck"
Im zweiten Abschnitt wechselt die Geschichte zum personalen Erzähler aus der Perspektive des Schwagers von Yong-Hye und wirkt erst mal als krasser Schnitt zum ersten Abschnitt. Der Mann von Yong-Hyes Schwester In-Hye ist ein durchschnittlicher und unerotischer Künstler, der sich in erotische Phantasien mit seiner Schwägerin soweit hineinsteigert, so dass er mitten in einer Sinn- und Schaffenskrise feststeckt.

Die zunächst phlegmatisch wirkende Yong-Hye läßt sich auf seine Phantasien emotionslos ein, bricht aber damit für sich selber den Bann zu ihren verstörenden Träumen. Sie hat ihn eher benutzt um sich selber von ihren Träumen zu befreien. Er war nur mittel zum Zweck.

Im Gegensatz zum recht krassen ersten Abschnitt wirkt dieser Teil eher langweilig. Die Sprache ist eingängig und gut lesbar, trotzdem muss man die sexuellen Phantasien des Mannes miterleben. Sie ziehen aber einen nicht wirklich in den Bann.

Yong-Hye erlebt man hier extrem apatisch und letargisch. Es trägt nicht wirklich zur weiteren Aufklärung noch vieler offenen Fragen bei, oder gibt einem einen tieferen Einblick in Yong-Hyes Psyche, um ihr Verhalten besser nachvollziehen zu können. Man bleibt genauso unschlau zurück wie nach dem ersten Abschnitt.

Dritter Abschnitt "Bäume in Flammen"
Im letzten Teil wird aus der personalen Perspektive von In-Hye beschrieben, wie sie Yong-Hye in der Psychiatrischen Klinik besucht und den Verfalls ihrer Schwester begleitet. Ihre Schwester hat nicht nur an der veganen Lebensweise festgehalten, sondern möchte sich in einen Baum verwandeln, der sich nur noch von Wasser nährt. Also verweigert Sie nun die gesamten Nahrungsaufnahme bis hin zur bulemischen Anfällen, um sich über Sonden eingeflößte Nahrung zu entledigen.

In-Hye, eine einsame Frau aber fürsorgliche Mutter, reflektiert während ihren Besuchen sich und die Geschehnisse in ihrem Leben im Zusammenhang mit ihrem Mann und ihrer Schwester und verfällt dabei in Selbstvorwürfe. Es wird klar, dass die krankhafte Entwicklung der Schwester die ganze Familie ins Unglück gestürzt hat.

Durch ständige Rückblicke und Zeitsprünge wird das Lesen sehr anstrengend und mühselig. Vieles wiederholt sich und wirkt extrem in die Länge gezogen, auch wenn es sich dabei um ein Stilmittel handelt, um das zermürbende Warten auf den Tod zu verdeutlichen. Es wird aber trotzdem nicht klar, worum es der Autorin eigentlich geht. Geht es um die Kritik an der Sterbehilfe? Darum, dass eine sterbewillige Frau gewaltsam durch Ärzte und Medizin am Leben erhalten wird? Um Vorurteile und Voreingenommenheiten gegenüber andersartigen oder kranken Menschen?

Meine Meinung zum gesamten Buch:
Für mich ist das kein Roman, alle drei Abschnitte sind eher Kurzgeschichten, die für sich alleine stehen. Sie haben zwar inhaltlich Bezug zueinander, helfen aber nicht die Thematik zu erfassen und zu vertiefen. Die Frage, warum Yong-Hye überhaupt in diesen psychischen Verfall geraten ist, wird nicht aufgeklärt. Es werden nur Andeutungen angerissen.

Ich habe mich am Schluss nur noch durch die Seiten gequält und bin eher stutzig und verwundert über dieses Buch. Ich kann es nicht empfehlen, auch wenn die Meinungen darüber doch sehr auseinander gehen. Ich habe eher das Gefühl, dass wir Europäer vielleicht dieses Buch nicht verstehen, weil wir die Kultur und Gesellschaft nicht kennen und die Kritik deswegen nicht erkennen?

Veröffentlicht am 16.01.2017

Einfach nur ergreifend und bewegend. Eine Liebesgeschichte die unter die Haut geht.

Finian Blue Summers
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Von Emma C. Moore habe ich bisher eine Tennessee Kurzgeschichte gelesen. Besser bekannt ist Emma C. Moore aber als Marah Woolf, von der ich bereits alle bisher erschienenen Bücher gelesen habe und ich ...

Von Emma C. Moore habe ich bisher eine Tennessee Kurzgeschichte gelesen. Besser bekannt ist Emma C. Moore aber als Marah Woolf, von der ich bereits alle bisher erschienenen Bücher gelesen habe und ich sehr begeistert von ihren Geschichten bin. Deswegen wollte unbedingt auch Finian Blue Summers lesen, welches nun der erste längere Liebesroman unter dem Pseudonym „Emma C. Moore“ ist.

Das Cover:
Unheimlich liebevoll ist das Cover erstellt. Es sind Dinge wie ein Haus, eine Geige, ein Fahrrad und Blaubeeren zu erkennen. Die per Hand gezeichneten Grafiken wirken echt und authentisch. Man merkt, dass viel Liebesmühe in die Gestaltung des Covers gesteckt wurde, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Aber einem die Lust erweckt, mehr über die abgebildeten Gegenstände zu erfahren.

Handlung:
Die 19-jährige Rayne ist eine hoch begabte Geigenspielerin und ein Mädchen, das ihre Eltern von der Außenwelt fern gehalten haben, um sie vor Gefahren zu schützen, die ihr Geigenspiel beeinträchtigen könnten. Durch ein einschneidendes Ereignis, der Tod ihrer geliebten Großmutter und der Verbot der Eltern, sie zu dem Begräbnis gehen zu lassen, beginnt das Mädchen sich gegen die Autorität der Eltern aufzulehnen. Ihre einzige Möglichkeit zur Rebellion ist das Schweigen und die Verweigerung Geige zu spielen. Die Eltern wissen sich nicht zu helfen und geben Sie in eine Klinik.
Dort lernt sie den etwas älteren Finian kennen. Von Anfang an sind sich beide recht sympathisch und beginnen miteinander über Post-its zu kommunizieren, denn das Schweigen brechen kann Sie nicht mehr, um in diesem Machtkampf nicht als Verliererin hervor zu gehen.
Finian und Rayne reißen aus der Klinik aus und besuchen das Haus der verstorbenen Großmutter. Dort beginnt eine aufregende und emotionale Zeit für beide. Finian ermöglicht ihr die Erfüllung von ihren sehnlichsten Wünschen, die sie sich unter den Fittichen ihrer Eltern niemals erfüllen konnte. Über diese gemeinsam erlebten Ereignisse kommen sich beide immer näher. Aber trotzdem ist da ein Geheimnis, das Finian vor Rayne bewahrt.


Die Autorin beschreibt diese wundervolle Liebesgeschichte im Stil von Tagebüchern. Jedes Kapitel wechselt jeweils zur Erzählperspektive zwischen Finian und Rayne, und sind dafür relativ kurz gehalten. Das gibt der Autorin die Chance, die Gedanken und Gefühle direkt emotional und unvermittelt wieder zu spiegeln. Beide wirken sehr reflektierend in ihren Gedanken. Rayne, eher schüchtern, bescheiden und manchmal naiv wirkend, hat von ihren Eltern nie wahre Liebe empfangen. Sie wurde von ihren Eltern soweit von der Außenwelt abgeschottet, dass sie unselbstbewußt und auch weltfremd auf ihre Umgebung erscheint. Ihre einzige Bezugsperson war ihre Großmutter, die ihr das Haus in Tennessee vererbt hat. Finian, ein Draufgänger und heißer Typ, der sonst nie etwas anbrennen lassen hätte, ist trotzdem seiner Familie gegenüber sehr fürsorglich und macht sich Gedanken um seine Zukunft. Und er beginnt sich auch um Rayne zu sorgen.
Man kann sich sofort in beide Charaktere einfühlen und mitfühlen. Die Sprache ist angepasst, einfach und sehr eingängig. Leicht zu lesen aber nicht langweilig.


Aber worum geht es eigentlich in diesem Buch?
Ich finde, es geht nicht um die Auflehnung des Kindes gegenüber ihrer autoritären Eltern. Vielmehr geht es darum, sich auf seine inneren und heimlichen Wünsche zu besinnen, mögen sie auch noch so kindlich oder sonderbar erscheinen. Aber es geht auch darum seine innigsten Wünsche erst mal zu erkennen und auch zu lernen diese auszudrücken. Rayne muss lernen, sich von der aufoktruierten Meinung der Eltern zu distanzieren und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Das erkennt auch Finian und beginnt deswegen ihr ihre Wünsche aus ihrem Wunschglas zu erfüllen. Er begleitet sie dadurch zu ihrer neuen Selbständigkeit und zu einer Selbstbewußtheit, die ihr durch die Unterdrückung verwehrt geblieben war. Er zeigt ihr, dass Chancen genutzt werden müssen, sonst schlägt das Schicksal einem irgendwann mal ein Schnippchen...

Meine Meinung:
Eine Liebesgeschichte, die prickelnder und aufregender nicht sein könnte. Die Romanze der beiden Figuren wird unheimlich sanft aber stetig aufgebaut. Bis es so gewaltig knistert, dass es aus dem Buch funken schlägt. Aber das wird soweit hinausgezögert, dass man am liebsten beiden mal eine saftige Ohrfeige verpassen möchte, sie mögen endlich mal über ihren Schatten springen. Denn wer garantiert einem, dass einem das Glück immer hold bleiben wird?

Für dieses kleine aber feine Werk vergebe ich auf alle Fälle eine Leseempfehlung, bei der die Taschentuchpackung nicht zu weit entfernt sein sollte.