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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2024

Mutter-Tochter- und Familiengeschichte während des Krieges

Weil du meine Tochter bist
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Es ist das Jahr 1935. Viv ist 17, schwanger, in einem strengen katholischen Elternhaus in Liverpool aufgewachsen und heiratet den Vater des Kindes. Das ist Joshua und er ist Jude. Direkt nach der standesamtlichen ...

Es ist das Jahr 1935. Viv ist 17, schwanger, in einem strengen katholischen Elternhaus in Liverpool aufgewachsen und heiratet den Vater des Kindes. Das ist Joshua und er ist Jude. Direkt nach der standesamtlichen Trauung bietet Vivs Mutter ihm Geld an, er soll auf der Stelle verschwinden und sich nie wieder in das Leben ihrer Tochter einmischen. Joshuas Traum ist als Musiker berühmt zu werden, er nimmt das Geld an und fährt in die USA um seinen Traum zu verwirklichen. Viv lebt weiter unter dem strengen Regiment ihrer Mutter, dem sie eigentlich durch die Heirat entkommen wollte. Sie tut alles dafür, dass ihre Tochter Maggie trotz allem eine glückliche Kindheit hat. Dann beginnt der zweite Weltkrieg und die Evakuierungen der Kinder aus den Städten aufs Land beginnt. Das komplette Umfeld von Viv drängt sie dazu auch Maggie aufs Land zu schicken. Schweren Herzens trennt sie sich von ihrer Tochter.
Julia Kelly erzählt uns die Geschichte von Viv und ihrer Tochter Maggie sehr anschaulich. Wir haben das schwere Leben von Viv bildhaft vor Augen. Sie ist die Tochter die immer aus dem engen Leben ihrer Familie ausbrechen wollte und doch gelingt es ihr nur schwer. Ihre Mutter ist sehr fordernd und bestimmend, da Viv keine Arbeit hat wohnt sie bei ihren Eltern. Erst nach Beginn des Krieges kann Viv eine Arbeitsstelle ergattern, da alle glauben sie sei Witwe.
Wir erfahren auch wie das Leben von Joshua weitergeht, zuerst in Amerika und dann, nach Beginn des Krieges, kehrt er in die Heimat zurück und geht zur Armee. Wir als Leser nehmen an der Entwicklung von Viv und Joshua teil, sie werden erwachsen und erkämpfen sich ihren sehr eigenen Weg. Der Autorin gelingt es uns die besonderen Lebensumstände vor und während des zweiten Weltkrieges nahe zu bringen. Sämtliche Charaktere sind gut ausgearbeitet und man kann sich die einzelnen Personen gut vorstellen.
Ich habe das Buch mit Interesse gelesen, der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Von der Operation Pied Piper hatte ich vorher noch nichts gelesen, so wurde durch dieses Buch bei mir eine Wissenslücke gefüllt.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.12.2023

Ein spannender Fall im winterlichen eiskalten Schweden

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Im Norden von Schweden, in Östersund, findet die neunjährige Frida auf ihrem Heimweg von der Schule im Wald einen Toten. Es handelt sich um Mats Anderberg, ein Politiker und Umweltaktivist. Die beiden ...

Im Norden von Schweden, in Östersund, findet die neunjährige Frida auf ihrem Heimweg von der Schule im Wald einen Toten. Es handelt sich um Mats Anderberg, ein Politiker und Umweltaktivist. Die beiden Kriminalbeamten Pär und Maya werden zur Aufklärung des Falles von Stockholm in das eiskalte Östersund geschickt. Die örtlichen Kollegen empfangen sie nicht mit offenen Armen, aber nach einiger Zeit klappt die Zusammenarbeit gut. Mühsam gestalten sich die Ermittlungen, der charismatische Mats war kein einfacher Charakter, er hatte nicht nur als Politiker und Umweltaktivist Feinde. Dann wird ein zweiter Toter gefunden. Haben die beiden Todesfälle etwas miteinander zu tun?
Pär und Maya sind ein gutes Team, sie ergänzen sich hervorragend und verstehen sich gut. Er ist ein älterer erfahrener Ermittler, sie eine junge Frau, die gerne auf ihr Bauchgefühl hört und schon mal Alleingänge macht. Ebenfalls lernen wir Mayas Freundinnen kennen. Sanna, eine von ihnen, wird in ihrem beruflichen Umfeld Opfer eines sexuellen Übergriffes und gibt Maya Denkanstöße bei dem aktuellen Fall.
Der Autorin gelingt es die Spannung in dem ganzen Fall zu halten. Man ist immer mitten im Geschehen und merkt die Frustration, wenn es zwischendurch bei den Ermittlungen kaum weitergeht. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und man hat sie vor Augen. Schweden im eiskalten Winter, der Leser friert mit den Protagonisten.
Ich habe diesen Krimi gerne gelesen, er ist flüssig und spannend geschrieben. Auf den nächsten Fall und die Weiterentwicklung von Pär und Maya bin ich gespannt. Dann finden die Ermittlungen hoffentlich in einer wärmeren Jahreszeit statt.

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Veröffentlicht am 01.12.2023

Die große Liebe und die Liebe zu Büchern

Die Bibliothek im Nebel
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St. Petersburg 1917: Artur Kalinina kommt nach Hause und findet das Haus leer vor, die Geheimpolizei des Zaren haben seine Familie ausgelöscht. Ein Freund sorgt dafür, dass er auf einem Schiff die Reise ...

St. Petersburg 1917: Artur Kalinina kommt nach Hause und findet das Haus leer vor, die Geheimpolizei des Zaren haben seine Familie ausgelöscht. Ein Freund sorgt dafür, dass er auf einem Schiff die Reise nach Deutschland antritt. Sein Ziel ist das Graphische Viertel in Leipzig, dort hat die Familie Eisenhuth einen Verlag und Mara, die Adoptivtochter der Kalininas, lebt dort. Die beiden Familien sind gut bekannt und haben viel gemeinsame Zeit an der Côte d’Azur verbracht.
Côte d’Azur 1928: Liette stöbert auf dem Dachboden des Hotels, das ihren Eltern und ihrem Onkel gehört, in alten Koffern und Kisten herum. Sie findet ein besonderes Buch und eine Kette mit einem Mondstein als Anhänger. In der Nähe des Hotels steht eine unbewohnte Villa, diese Villa mit einer großen Bibliothek fasziniert das Mädchen. 1957 beginnt Liette nach der Besitzerin des Buches zu suchen.
Kai Meyer erzählt uns in einer sehr bildhaften Sprache die Geschichte von Mara, Artur, den Familien Kalinina und Eisenhuth. Die zentrale Figur ist Mara, eine faszinierende Frau, die ihr Umfeld beherrscht und immer undurchsichtig bleibt. Der Roman ist geprägt von der Liebe zu Büchern, man kann ihn nicht in eine bestimmte Sparte einordnen, dass muss auch nicht sein. Wir finden historisches darin, ebenso eine Liebesgeschichte und Mystery-Elemente.
Für mich war es ein pures Vergnügen dieses Buch zu lesen. Der Autor hat mich mit seiner ausgefeilten Sprache gefesselt. Die Protagonisten und die Orte des Geschehens entstanden mühelos vor meinen Augen.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Britischer Krimi im Theatermilieu

Experte in Sachen Mord
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Josephine Tey ist Schriftstellerin und lernt während ihrer Zugfahrt von den schottischen Highlands nach London die junge theaterbegeisterte Elspeth Simmons kennen. Sie beiden sitzen im gleichen Abteil ...

Josephine Tey ist Schriftstellerin und lernt während ihrer Zugfahrt von den schottischen Highlands nach London die junge theaterbegeisterte Elspeth Simmons kennen. Sie beiden sitzen im gleichen Abteil und verstehen sich sehr gut. Die junge Frau wird nach Ankunft in London im Zug ermordet. Die Ermittlungen leitet Archie Penrose ein alter Freund von Josephine.
Im ersten Drittel des Buches wird der Leser mit den Protagonisten des Buches ausführlich bekannt gemacht. Der Schreibstil ist sehr flüssig und man taucht ab in die Welt des Theaters des Londoner West Ends in die Zeit Anfang der 1930 Jahre. Die Verbindungen innerhalb dieses Theatermilieus sind vielfältig und natürlich nicht frei von Neid und Missgunst. Alles ging weniger hektisch zu, so ist auch das Tempo des Buches. Man sollte sich auf dieses Buch einlassen, dann entwickelt es einen Sog und zieht einen immer mehr in diese Geschichte. Die Ermittlungen sind mühsamer als heute, aber nicht weniger sorgfältig.
Nicola Upson nimmt sich viel Zeit für die Verbindungen und Hintergründe des Krimis, dass macht den Reiz dieses Buches aus. Auch als die beiden Morde (es geschieht noch ein weiterer Mord) aufgeklärt sind, ist die Lektüre nicht sofort beendet. Wir erhalten noch einiges an Hintergrundinformationen zu dem Fall, das ist ja oft bei den schnellen Krimis und Thrillern nicht der Fall.
Für mich war es ein Lesevergnügen diesen sehr britischen Krimi zu lesen, man muss allerdings bereit sein, sich darauf einzulassen. Oft spielte sich vor meinen Augen ein Film ab.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Ein Familiengeheimnis und seine Auswirkungen

Träume aus Licht
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Wiesbaden, 2000: Arianes Großmutter bricht an ihrem Geburtstag zusammen und muss ins Krankenhaus. Als sie Sachen für ihre Großmutter für den Aufenthalt im Krankenhaus zusammensucht entdeckt sie unter dem ...

Wiesbaden, 2000: Arianes Großmutter bricht an ihrem Geburtstag zusammen und muss ins Krankenhaus. Als sie Sachen für ihre Großmutter für den Aufenthalt im Krankenhaus zusammensucht entdeckt sie unter dem Bett eine Kiste in dem sich alte Filmrollen befinden. Was hat es damit auf sich? Eigentlich hat sie nur nach Hinweisen auf das Leben ihrer früh verstorbenen Mutter gesucht, da ihre Großmutter ihr nichts über sie erzählt hat. Ariane forscht nach und stößt so auf Dinge die sie nicht vermutet hat. Unterstützt wird sie bei ihrer Recherche von Julian einem Kollegen und Filmvorführer.
Die Familiengeschichte wird in drei Zeitabschnitten erzählt. Der erste und größte Abschnitt ist der über Eva die mit ihrer Familie im Berlin der 1920er Jahre lebte und arbeitete. Die junge Frau hat viel Fantasie und ein Talent gute Geschichten zu erzählen und zu schreiben, sie lernt den charismatischen Heinrich Lichtenfeld kennen. Er überzeugt sie mit ihm zu arbeiten und dann auch die Hauptrolle in einem Film unter seiner Regie zu übernehmen. Die beiden werden ein Paar.
Der zweite Zeitabschnitt beginnt im Jahr 1939 und handelt von Vera und ihrer Mutter Magarete. Die beiden haben ein schwieriges Verhältnis zueinander und als Vera Frank kennenlernt, geht sie mit ihm in die USA. Sie entflieht der Enge ihres Elternhauses.
Der dritte Zeitabschnitt spielt in Wiesbaden im Jahr 2000. Ariane ist bei ihrer Großmutter Margarete aufgewachsen und möchte endlich mehr über ihre Mutter erfahren, da ihre Großmutter und ihre Schwester Silke ihr kaum etwas über sie erzählt haben.
Isabel Roderick entführt uns ins Berlin der Stummfilmzeit. Sie beschreibt das schwierige Leben des Großteils der Bevölkerung sehr bildhaft und das ausschweifende Leben der Menschen der Filmbranche. Die Charaktere der einzelnen Protagonisten in allen drei Zeitabschnitten sind gut gezeichnet und die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben. Es gab immer wieder Wendungen mit denen man nicht gerechnet hat. Ich habe es genossen diesen Roman zu lesen, er hat mich gut unterhalten.

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