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Veröffentlicht am 17.10.2021

Geschichte über Geschwister

Der Panzer des Hummers
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Es geht um drei Geschwister. Ea, die älteste, lebt in San Francisco und versucht mit einer Seherin, Kontakt zu ihrer verstorbenen Mutter aufzunehmen. Niels verdient augenblicklich seinen Lebensunterhalt ...

Es geht um drei Geschwister. Ea, die älteste, lebt in San Francisco und versucht mit einer Seherin, Kontakt zu ihrer verstorbenen Mutter aufzunehmen. Niels verdient augenblicklich seinen Lebensunterhalt als Plakatierer und hat keinen festen Wohnsitz. Sidsel ist die Mittlere der Geschwister, alleinerziehend und arbeitet als Restauratorin in einem Museum in Kopenhagen.

Nach dem Tod der Mutter Charlotte, verschwindet der Vater sehr schnell aus dem Leben seiner Kinder. Niels lebt bei seiner Tante Elisabeth und die beiden Töchter müssen allein zurechtkommen. Die Autorin erzählt aus dem Leben der Geschwister und ihrem Umfeld. Wir erfahren eine Menge über ihre Gefühlslage. Für mich sind es aber immer nur Bruchstücke, bis zum Schluss erschließt sich für mich kein vollständiges Bild. Auf der Rückseite des Buches steht „Doch dann müssen die Geschwister auf einmal Stellung zueinander und ihrer Vergangenheit beziehen“. Diese Stellungnahme der Geschwister zueinander findet für mich nicht statt.

Die Mutter Charlotte meldet sich aus dem Hintergrund einer „Zwischenwelt“ immer wieder zu Wort. Im Anfang habe ich für mich erhofft, aufschlussreiches aus der Vergangenheit zu erfahren. Doch auch da wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Wäre der Schreibstil der jungen Autorin nicht so erfrischend und teilweise ungewöhnlich, hätte ich das Buch nicht beendet. Für mich waren es hervorragend geschriebene Kurzgeschichten. Mir fehlte der rote Faden.

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Veröffentlicht am 17.10.2021

Weihnachtsgeschichte und Familiengeheimnis

Das Weihnachtsherz
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Katja ist Goldschmiedin, lebt zur Zeit in Brasilien und perfektioniert ihr Können bei einem Edelsteinschleifer. Ihr Vater erleidet einen Herzinfarkt und Katja macht sich sofort auf den Weg in die Heimat ...

Katja ist Goldschmiedin, lebt zur Zeit in Brasilien und perfektioniert ihr Können bei einem Edelsteinschleifer. Ihr Vater erleidet einen Herzinfarkt und Katja macht sich sofort auf den Weg in die Heimat nach Bayern. Leider trifft sie ihren Vater nicht mehr lebend an, kurz vor ihrer Ankunft ist er verstorben.
Die Goldschmiede steht finanziell nicht mehr gut da. Katja und ihre Stiefmutter Julia wollen gemeinsam versuchen, das Geschäft zu retten. Die beiden verstehen sich nicht sehr gut, aus diesem Grunde hat Katja auch ihre Heimat verlassen. Dann ist da noch Maria, Katjas Oma und Ella, ihre Schwester, die Tochter von Julia und ihrem Vater. Ella freut sich sehr, dass ihre große Schwester da ist. Der Cousin von Julia, Jonas hilft allen bei der Bewältigung der Probleme. Er erstellt z.B. eine Website für das Geschäft. Katja erhält in der Adventszeit die Nachricht eines Winzers aus dem Elsass, sie möge doch bitte zu ihm kommen und für ihn ein Schmuckstück entwerfen. Diese Reise führt zur Aufklärung eines Familiengeheimnisses.
In einer zweiten Zeitschiene, im Winter 1944/1945, lernen sich Bernard, ein französischer Kriegsgefangener und Marianne, eine Einheimische, in Osterhofen, kennen und sie verlieben sich ineinander. Zu der damaligen Zeit eine Liebe, die gefährlich werden konnte und kaum Chancen hatte.
Das Buch passt wunderbar in die Vorweihnachts- und Weihnachtszeit. Es ist sehr gut und flüssig geschrieben und lässt den Leser mit den Protagonisten mitfühlen und mitfiebern. Die zwei Zeitebenen sind jeweils klar abgegrenzt und verschwimmen nicht ineinander, dass empfinde ich als sehr positiv.
Alle die Familien- und Weihnachtsromane gerne lesen, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es sind Gefühl, Familiengeheimnis, Spannung zwischen den Beteiligten, also alles was für mich dazugehört, vorhanden.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Kreuzzug packend beschrieben

Krone des Himmels
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Étinne d’Arembour hat von Geburt an einen verkrüppelten Fuß und gilt daher im Mittelalter als behindert, er ist somit auch z.B. von der Erbfolge ausgeschlossen. Er wird von seinem Vater sehr schlecht behandelt ...

Étinne d’Arembour hat von Geburt an einen verkrüppelten Fuß und gilt daher im Mittelalter als behindert, er ist somit auch z.B. von der Erbfolge ausgeschlossen. Er wird von seinem Vater sehr schlecht behandelt und darf am gemeinsamen Leben nicht teilnehmen. Mit 17 Jahren findet er den Mut von zuhause fortzulaufen, das ist im Juni 1189. Da Étienne noch nie die heimatliche Burg verlassen hat, vertraut er der falschen Person und wird zusammengeschlagen und ausgeraubt. Der Wundarzt Casper findet und verarztet ihn. Als er wieder gesund ist, wird Étienne Gehilfe von Casper.

Im gleichen Zeitraum trifft Aveline in Oberlothringen auf eine Pilgergruppe die ins Heilige Land unterwegs ist, dieser schließt sie sich an. Aveline wurde von einem Ritter vergewaltigt, wurde schwanger und von ihrer Mutter aus dem Haus geworfen. Nach der Geburt des Kindes weiß sie nicht was sie machen soll und setzt ihren Sohn im Wald aus.

Zu diesem Zeitpunkt ist das Königreich Jerusalem unter der Herrschaft der Sarazenen, der 3. Kreuzzug setzt sich in Bewegung. Daran teilnehmen Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp von Frankreich und König Richard Löwenherz von England. Diese drei Kreuzfahrerheere machen sich auf unterschiedlichen Routen den Weg nach Jerusalem. Casper wird für den Kreuzzug von einem der teilnehmen Grafen als Wundarzt verpflichtet und Étienne bleibt bei ihm. Aveline gibt sich im Laufe ihrer Pilgerreise, ausgelöst durch besondere Umstände, als Mann aus. Sie wird als Bogenschütze ausgebildet und ist auch sehr gut.

Die Autorin schildert detailliert den Weg der Kreuzfahrer, die Schlachten die geschlagen werden, sowohl die Niederlagen als auch die Siege. Als Leser ist man mittendrin im Schlachtgetümmel, aber auch z.B. im Winter, wenn es regnet, alle hungrig sind und Krankheiten sich ausbreiten. Wir erfahren, dass die Könige sich nicht immer einig sind, es geht wie immer um Ruhm, Ehre und vor allem Macht. Dies alles wird in einer bildhaften Sprache geschildert. Der Roman ist gut recherchiert, man merkt, dass die Autorin Alte Geschichte studiert und Reisen entlang der Kreuzzugsrouten gemacht hat. Zur Orientierung sind die Karten und das Personenregister hilfreich, ebenso das über den einzelnen Kapiteln jeweils Ort und Jahreszahl angegeben sind. Ich hätte mich gefreut, wenn man über die Seite bzw. Einstellung der Sarazenen noch mehr dazu gefahren hätte.

Ein toller historischer Roman von einer Autorin, auf deren weitere Werke man gespannt sein darf.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Stille Helden und ein geheimes Buch

Das Buch der verschollenen Namen
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Otto Kühn, ein Bibliothekar der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, von den Nazis geraubte Bücher zurückzugeben. So erscheint im Mai 2005 ein Artikel in der ...

Otto Kühn, ein Bibliothekar der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, von den Nazis geraubte Bücher zurückzugeben. So erscheint im Mai 2005 ein Artikel in der New York Times darüber. Auf dem Foto hält er ein Buch in den Händen. Eva Abrams liest zufällig diesen Artikel und entdeckt, dass Otto Kühn „ihr“ Buch in den Händen hält, das „Buch der verschollenen Namen“.

Juli 1942: Eva lebt mit ihren Eltern in Paris, sie sind Juden. Eines frühen Morgens wird ihr Vater aus der gemeinsamen Wohnung abgeholt. Eva und ihre Mutter sind zu dem Zeitpunkt nicht dort, sondern in der Wohnung einer Nachbarin um auf deren Kinder aufzupassen, so entgehen sie der Polizei. Ihr Vater hat vorgesorgt und mit seiner Tochter darüber gesprochen, was sie in so einem Fall tun soll. Sie geht zum Chef ihres Vaters, dieser soll für sie falsche Papiere fertigen bzw. besorgen. Eva bekommt von ihm aber nur einige Vorlagen und Stifte, etc. für die Herstellung von Dokumenten. Da sie gut zeichnen kann, fälscht sie für sich und ihre Mutter Ausweispapiere. Mit diesen Unterlagen fliehen sie in den kleinen Ort Aurignon. Dort kommen die beiden in einer kleinen Pension unter, deren Wirtin sich die Papiere genau anschaut. Am nächsten Tag wird Eva vom Pfarrer des Ortes angesprochen, er möchte wissen, woher sie die Papiere haben. So beginnt die Geschichte von Eva und Remy, die gemeinsam Ausweise und vieles mehr für Kinder die flüchten müssen, fälschen.

Den Kindern wird von vielen unsichtbaren Helfern zur Flucht in die Schweiz verholfen. Sie sind teilweise noch sehr klein und Eva möchte, dass die tatsächlichen Namen irgendwo vermerkt werden. „Ich will eine Liste der Kinder führen, für die wir Dokumente fälschen. Sie gehören zu jemanden, sie alle.“ So vermerken Remy und Eva diese Namen und die dazugehörigen Identitäten in einem alten Messbuch, natürlich verschlüsselt.

Kristin Harmel erzählt die Geschichte sehr einfühlsam, man sitzt mit Eva und Remy in der geheimen Bibliothek der Kirche und stellt fest wie viele Bewohner des Ortes ein Netzwerk gespannt haben, um den alleinstehenden Kindern die Flucht in die Schweiz zu ermöglichen. Der Roman ist fesselnd nach einer wahren Begebenheit geschrieben. Wer sich für die Zeit des Zweiten Weltkrieges, für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft interessiert sollte ihn auf jeden Fall lesen.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Authentisch und berührend

Die vier Winde
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Der Dust Bowl gilt bis heute als Amerikas schwerste und folgenreichste Umweltkatastrophe; sie hat sich ins kollektive Gedächtnis der Nation eingebrannt. Diese Zeit hat Kristin Hannah in dem Roman beschrieben.

1921: ...

Der Dust Bowl gilt bis heute als Amerikas schwerste und folgenreichste Umweltkatastrophe; sie hat sich ins kollektive Gedächtnis der Nation eingebrannt. Diese Zeit hat Kristin Hannah in dem Roman beschrieben.

1921: Elsa Wolcott lebt als Außenseiterin in ihrer Familie in Texas. „Sie war von allem zu viel – zu groß, zu dünn, zu blass, zu unsicher.“ Bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen, zieht sie sich in ihre eigene Welt zurück. Mit 25 lernt sie durch einen Zufall Raffaello Martinelli kennen, verliebt sich in den einige Jahre jüngeren Mann und wird schwanger. Elsas Eltern sind entsetzt über die Schwangerschaft. Ihr Vater bringt sie zu den Martinellis und lässt sie dort mit den Worten: „Und dich möchte ich nicht mehr sehen. Du bist nicht mehr meine Tochter.“ zurück.

Die Eltern von Raf nehmen sie auf, Elsa und Raf heiraten. Das Leben auf der Farm ist hart, aber Elsa gewöhnt sich daran und unterstützt die Familie tatkräftig. Sie bekommt zwei Kinder, Loreda und Anthony. Da Elsa nie von ihrer Familie geliebt wurde, fällt es ihr schwer ihrem Mann und ihren Kindern zu sagen und zu zeigen, wie sehr sie sie liebt.

In den 1930-Jahre ist eine schreckliche Dürre und der Dust Bowl, die Staubstürme, beginnen. Es ist außerdem die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Das Leben auf der Farm wird immer härter, bis fast unmöglich, sie hungern. Raf, ein Träumer, erträgt das Leben nicht mehr und verlässt die Familie. Dann erkrankt Anthony schwer, er hat eine Staublunge und der Arzt rät ihr Texas zu verlassen und nach Kalifornien zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt verlassen viele Einwohner ihre Heimat, weil sie an einem anderen Ort auf ein besseres Leben hoffen. Elsa macht sich ebenfalls auf den Weg, ihre Schwiegereltern Rose und Tony bestärken sie darin, die Farm zu verlassen. Die beiden bleiben allerdings in Texas.

In Kalifornien angekommen, stellen die drei fest, dass sie nicht willkommen sind und es dort auch kaum Arbeit gibt. Ihr Leben findet in einem Zelt statt und ist erbärmlich. Mit dem Lohn, den sie verdienen, können sie kaum überleben. Dann begegnen sie Jack, der sie und alle anderen Wanderarbeiter dazu aufruft und anregt sich zu wehren.

Kristin Hannah erzählt die Geschichte von Elsa, ihren Kindern und ihrer Familie sehr anschaulich. Man ist stets mittendrin im Geschehen und spürt am Anfang die Einsamkeit von Elsa, ihr Unvermögen ihre Gefühle auszudrücken, bei Beschreibung der Staubstürme fühlt man die Staubkörner auf den Armen, im Haar und zwischen den Zähnen. Elsa ist eine sehr mutige Frau, die immer wieder aufsteht und weitermacht, nur sie selbst ist von ihrem Mut nicht überzeugt. Zwischendurch hat man kurz das Gefühl, dass sich die Beschreibung der ständig wiederkehrenden Staubstürme in die Länge zieht. Doch dadurch wird einem ins Gedächtnis gerufen, wie lang diese damalige Umweltkatastrophe wirklich war und wie hartnäckig einige Farmer den Unwägbarkeiten trotzten.
Das Geschehen wird überwiegend aus Sicht von Elsa erzählt, aber auch aus der Sicht ihrer Tochter Loreda. Zwischen Mutter und Tochter ist das Verhältnis nicht immer gut. Aber Loreda sieht im Laufe der Zeit auch die Liebe und Stärke ihrer Mutter zu ihr und ihrem Bruder.

Für mich ist Kristin Hannah eine herausragende Erzählerin und das Buch berührend. Es sind Sätze wie „Es war nur möglich, ohne Liebe zu leben, wenn man sie nie gekannt hat.“ oder „Armut erdrückte den Menschen, sie war wie ein Loch, in das man fiel und in dem man jeden Tag weniger Licht sehen konnte.“ die dieses Buch besonders machen. Es hat für mich mehr als 5 Sterne verdient.

Sehr empfehlenswert!

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