Profilbild von Thoronris

Thoronris

Lesejury Profi
offline

Thoronris ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Thoronris über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2023

Eine andere Welt

Cleopatra und Frankenstein
0

Ich wusste, dass ich mich mit diesem Buch auf ein Experiment einlassen würde, aber wie anders es am Ende war, hat mich doch überrascht.

Der erste Punkt, den potentielle Leser meines Erachtens wissen sollten, ...

Ich wusste, dass ich mich mit diesem Buch auf ein Experiment einlassen würde, aber wie anders es am Ende war, hat mich doch überrascht.

Der erste Punkt, den potentielle Leser meines Erachtens wissen sollten, ist, dass wir nicht nur Cleo und Frank in ihrem Leben begleiten. Die Nebenfiguren erhalten ebenfalls eine Menge Aufmerksamkeit, was mich sehr gefreut hat, aber im ersten Moment sehr überraschend war.

Ich habe erwartet, dass das Buch keine rundum fröhliche Angelegenheit wird, doch bin ich am Ende erstaunt gewesen, wie mutig die Autorin sich mit den Abgründen psychischer Krankheit und Sucht beschäftigt. Diese Darstellungen wirkten auf mich authentisch und tragisch und waren der Höhepunkt des Buches für mich.

Cleo und Frank verstehen einander sehr schnell sehr gut, was ideal für eine Hollywood-Romanze wäre. Aber die Autorin hat sich entschieden, ein realistischeres Bild zu zeichnen. Beide sind ganz eigene Charaktere und wirkten auf mich greifbar und menschlich wie wenig andere Buchfiguren.

Trotzdem konnte mich das Buch am Ende nicht ganz überzeugen. Die Autorin hat viele gute Entscheidungen getroffen und mir einen Blick in eine völlig fremde Welt ermöglicht. Leider hatte ich doch immer mal das Gefühl, dass zu viel Wert auf Stil und "Vibe" gelegt wurde, und darunter manchmal die Charaktere und ihre Entwicklung gelitten haben. Dennoch, wer sich auf dieses Buch einlassen kann, wird hier sehr belohnt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.09.2023

Ein neues Lieblingsbuch trotz Schwächen

Ingenium
0

Ein Buch wie dieses zu bewerten, fällt mir immer sehr schwer. Es gehört genau zu der Sorte Bücher, die ich innerhalb von einer Sitzung inhalieren könnte, wenn ich nicht zwischendurch essen oder trinken ...

Ein Buch wie dieses zu bewerten, fällt mir immer sehr schwer. Es gehört genau zu der Sorte Bücher, die ich innerhalb von einer Sitzung inhalieren könnte, wenn ich nicht zwischendurch essen oder trinken müsste. Alles an diesem Buch scheint genau auf meinen Geschmack ausgerichtet zu sein. Aber dann sind da die kleinen handwerklichen Missgriffe und ungelenk eingesetzten Tropes, die mir sagen, dass das Buch eben doch kein Meisterwerk ist.

Was Ingenium richtig gut kann, ist, uns Konzepte, Hintergrundgeschichten und Theorien zu erklären. Ein Großteil des Buchs ähnelt beinahe einem Aufsatz – was für manche abschreckend sein mag, hat mich von der ersten Seite an begeistert. Zu keinem Zeitpunkt waren die Ausführungen über Rätsel, Religion oder Computerwissenschaft für mich langweilig und nie hatte ich das Gefühl, etwas nicht zu verstehen. Das ist eine erstaunliche Leistung, gerade weil hier Wissenschaften benutzt wurden, von denen ich zuvor quasi keine Ahnung hatte. Genau deswegen habe ich das Buch genossen und kaum aus der Hand legen wollen. Es war einfach interessant.

Auf der anderen Seite steht der Plot, der sich dem Thriller-Genre einfügen muss und deswegen sowohl Spannung als auch Action braucht. Hier war manchmal eine geradezu aggressive Vernachlässigung von Recherche und Logik zu lesen, die im starken Kontrast zu dem stand, was die Autorin in das Setting investiert hat. Gerade zum Ende gab es einige Szenen, die ich nur augenrollend hinnehmen konnte mit dem Gedanken, dass das natürlich vorkommen muss. Es war für mich beinahe mit den Händen greifbar, wie wenig die Autorin sich für diese Teile der Geschichte interessierte. Ich kann das nachvollziehen – es braucht diese Szenen, um uns von Punkt A nach Punkt B zu bringen, aber sie sind nicht das, worum es hier eigentlich geht.

Das ist der Grund, warum ich diesem Buch keine volle Punktzahl geben kann. Obwohl es definitiv zu meinen Lieblingsbüchern der vergangenen Jahre zählt und ich mich definitiv auf den nächsten Band freue, sind doch einige Unebenheiten im Buch zu finden, die man besser machen könnte. Die Hauptcharaktere sind einzigartig und schon nach wenigen Seiten greifbar und lebhaft. Die Nebenfiguren glänzen, weil sie alle ihre eigene Agenda zu haben scheinen. Der Plot folgt den klassischen Punkten und Tropes, die einen Thriller ausmachen. Nur wenn es darum geht, Spannung durch Action zu erzeugen, schwächelt das Buch. Wer sich darauf einlassen kann zu lesen, wie religiöse Texte und Religionswissenschaft moderne Probleme und moderne Wissenschaft revolutionieren könnte, hat mit diesem Buch auf jeden Fall einen Schatz in der Hand.

Fazit

Der Thriller „Ingenium – Das erste Rätsel“ von Danielle Trussoni besticht durch umfassend recherchierte und spannend aufbereitete wissenschaftliche Analyse. Jede neue Entdeckung, jede neue Theorie macht neugierig darauf, wie es sich auf den Kernkonflikt auswirkt und was wirklich hinter dem zentralen Rätsel steckt. Während die Action eher müde auf bekannte Tropes setzt, glänzen die Charaktere durch ihre Einzigartigkeit. Für jeden, der beim Lesen auch gerne lernt und sich nicht von langen Erklärungspassagen abschrecken lässt, ist dieses Buch absolut Gold wert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2023

Fantastischer Krimi

Mord auf der Insel Gokumon
0

Für mich war dieses Buch der Einstieg in die Reihe um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, und es hat mich sehr gefreut, dass keinerlei Vorwissen notwendig war, um diesen Fall zu verstehen. Obwohl immer ...

Für mich war dieses Buch der Einstieg in die Reihe um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, und es hat mich sehr gefreut, dass keinerlei Vorwissen notwendig war, um diesen Fall zu verstehen. Obwohl immer wieder Anspielungen auf seinen großen Ermittlungserfolg gemacht werden, ist der Fall auf der Insel Gokumon ganz auf sich selbst begrenzt.

Der Autor dieses Buches ist ’81 gestorben und hat seine Romane hauptsächlich in den 70er Jahren verfasst. Das merkt man der Geschichte zwischenzeitlich an. Es gibt viel unreflektierte Diskriminierung gegen so ziemlich jede Minderheitengruppe, am auffälligsten dabei psychisch Kranke, die wiederholt nur als verrückt bezeichnet werden und in einer Zelle eingesperrt bleiben. Man muss sich darauf einlassen können, dass dieses Buch in der Hinsicht ein Produkt seiner Zeit ist, gerade weil es auch kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt und damit das historische Setting zusätzlich betont werden soll. Wenn man darüber hinwegsehen kann, ist so ziemlich jeder andere Aspekt hier grandios.

Wir kommen mit Kosuke Kindaichi auf die Insel, eine ominöse Botschaft im Gepäck, und erfahren sehr schnell über die familiären und politischen Verwicklungen. Noch bevor wir richtig angekommen sind, geschehen die titelgebenden Morde. Hier zeigt der Roman seine größte Stärke: Es ist ein klassischer whodunnit Krimi, wie man ihn von Agatha Christie kennt. Wir bekommen ein klares Bild vom Tagesablauf um die Morde, welche Personen wann wo waren, was sie getan haben, wo es Lücken im Alibi gibt und wo nicht. Wir sehen alles, was der Ermittler auch sieht und haben so die Chance, mit ihm zusammen zu raten. Ich persönlich tappte so wie er bis zum Schluss im Dunkeln, und konnte das letzte Puzzelteil nicht zuordnen, so dass ich die Aufklärung präsentiert bekommen musste, um sie zu verstehen. Aber immerhin war ich auf der richtigen Fährte und fühlte mich klug. Das ist es, was ich an Krimis liebe und was hier großartig umgesetzt wurde.

Als ehemalige Japanologie-Studentin muss ich auch ein Wort zur Übersetzung verlieren. Man merkt hier, dass die Übersetzerin viel Liebe in den Text gesteckt hat. Sie hat es auf einzigartige Weise geschafft, das Gefühl, den Eindruck der japanischen Sprache zu behalten, und es gleichzeitig in formvollendetes Deutsch zu gießen. Auch die Art, wie die Personen miteinander sprechen, welche Höflichkeitsformen und welche Art der Sprache genutzt wird, kam rüber, obwohl wir da im Deutschen wesentlich eingeschränkter sind als die Japaner. Neben einem guten Krimi bietet dieses Buch also auch höchsten Lesegenuss aufgrund des Texts selbst.

Fazit

Der zweite Band um den Ermittler Kosuke Kindaich von Seishi Yokomizo ist ein brilliant konstruierter Krimi, der handwerklich alles richtig macht. An der Seite des Privatdetektivs verfolgen wir das Geschehen, ermitteln mit und haben immer die Chance, richtige Schlüsse zu ziehen. Das Ende ist überraschend, aber lösbar, und wundervoll emotional geschrieben. Einen kleinen Punktabzug gibt es, weil das Buch eben doch deutlich Produkt seiner Zeit ist und nicht immer feinfühlig gegenüber Minderheiten ist. Wer nach einem guten Krimi im Stile Agatha Christies ist, findet hier auf jeden Fall ein Juwel.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2023

Solider Krimi, der zum Ende schwächelt

Düstergrab
2

Für mich war "Düstergrab" der Einstieg in die Elbmarsch-Krimireihe, da ich noch keinen der fünf Vorgängerbände gelesen habe. Ich war gespannt, ob die Autorin so einen Quereinstieg ermöglicht, oder ob ich ...

Für mich war "Düstergrab" der Einstieg in die Elbmarsch-Krimireihe, da ich noch keinen der fünf Vorgängerbände gelesen habe. Ich war gespannt, ob die Autorin so einen Quereinstieg ermöglicht, oder ob ich mich zwischen all den Figuren verloren fühlen würde. Jetzt am Ende kann ich sagen, dass ich zwar offensichtlich Hintergrundinformationen vermisst habe, aber dass ich trotzdem nie das Gefühl hatte, etwas nicht verstehen zu können. Die Autorin hat es meisterhaft geschafft, alle wichtigen Eckpunkte zu den schon seit fünf Bänden existierenden Figuren zu liefern, so dass ich mich schnell zu Hause gefühlt habe.

Der Krimiplot selbst ist solide konstruiert. Wir schauen unseren Ermittlern bei sehr klassischer Laufarbeit und Klinkenputzen zu, aber es wird nie langweilig, denn jedes Gespräch, jede Untersuchung bringt uns ein neues Puzzelstück. Gleichzeitig spüren wir die Frustration der Ermittler, dass es nicht so schnell vorangeht, wie sie sich erhofft haben, ohne selbst von fehlendem Tempo frustriert zu werden. Neben dem Hauptplot rund um die Tote im Grab haben wir zudem die Ermittlungen zu einem Attentat. Beides läuft gleichzeitig nebeneinander her, ohne Berührungspunkte zu haben, und trotzdem wirkt weder das eine noch das andere deplatziert. Beide Plotstränge bekommen genügend Zeit und die Ermittler gehen beiden mit gleicher Intensität nach.

Das Buch bleibt bis zum Schluss ein Page-Turner, auch wenn die Auflösung mir nicht so gut gefallen hat. Ich will natürlich nichts verraten, aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass es etwas zu schnell ging. Das Tempo war von Beginn an eher langsam, auch wenn viele Dinge passiert sind, aber gerade in der Langsamkeit lag die Stärke, da ich das Gefühl hatte, dass ich Zeit hatte, die Informationen zu verdauen und selbst mitraten zu können. Dass das Tempo zum Schluss plötzlich so angezogen wurde, hat mich etwas rausgeworfen.

Fazit

Der Kriminalroman "Düstergrab" von Romy Fölck besticht durch einen solide konstruierten Plot und ein eingespieltes Ensemble von Charakteren. Obwohl das Erzähltempo eher langsam ist, bleibt es bis zum Schluss spannend und lässt den Leser Seite um Seite verschlingen. Auch für Neueinsteiger in der Reihe ist der Krimi geeignet, da die Autorin es versteht, die Hintergründe aller Figuren ausreichend zu präsentieren. Obwohl der Schluss auf mich etwas übereilt gewirkt hat, war ich rundum mehr als zufrieden mit dem Buch. Wer klassische Krimis mit lokalem Flair und einem großen Cast an Figuren mag, wird hier definitiv nicht enttäuscht!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 28.07.2023

Spannendes Konzept, schwächelnde Umsetzung

Seaside Hideaway – Unsafe
0

Als ich diesen Buch in die Hand genommen habe, war ich sofort von seinem Potential überzeugt: Eine sommerliche Geschichte am Meer, die einen Schuss Suspense mitbringt, weil die Protagonistin mit ihrer ...

Als ich diesen Buch in die Hand genommen habe, war ich sofort von seinem Potential überzeugt: Eine sommerliche Geschichte am Meer, die einen Schuss Suspense mitbringt, weil die Protagonistin mit ihrer Familie im Zeugenschutzprogramm ist, klang nach einem Konzept, das genau mein Ding ist. Dazu kam ein Schreibstil, der modern und locker ist und damit gut zu den jungen Erwachsenen passt. Die ersten 100 Seiten habe ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen, weil einfach alles gestimmt hat.

Leider hat das Buch in der Mitte dann deutlich an Fahrt verloren. Obwohl der Schreibstil stark blieb und die Geschichte emotional erzählt wurde, schwächelte die Umsetzung zunehmend. Ich rechne grundsätzlich damit, dass in Geschichten wie dieser bekannte Tropes vorkommen und damit einige Teile vorhersehbar sind – das ist ja gerade der Grund, warum ich Romance immer wieder lesen kann, obwohl die Geschichten nie das Rad neu erfinden. Aber hier mangelte es an einem echten Konflikt, den die Charaktere gemeinsam bewältigen mussten. Beide Protagonisten haben ihr Trauma, das sie größtenteils unabhängig von einander bearbeiten. Das gibt den Figuren Tiefe, aber spätestens nach der Hälfe des Buches gibt es keinen echten Plot mehr, da der erwähnte Konflikt fehlt.

Das Ende ist dann leider rundum vorhersehbar und zu schnell abgehandelt. Nach all der Zeit, die die Autorin sich genommen hat, die Hintergründe der Charaktere aufzubauen und zu erkunden, nach all der Vorarbeit, um einen echten Konflikt aufzubauen, zerfällt alles am Ende in nichts. Ein paar mehr Seiten, um den Protagonisten Zeit zum Atmen zu geben, wären schön gewesen. Gerade auch, weil wir am Ende einen Teaser auf Band zwei bekommen, der noch mehr Spannung verspricht. Wenn die beiden Hauptfiguren sich einen Moment länger mit den externen Bedrohungen befasst hätten, hätte der Teaser mich vielleicht mehr abgeholt.


Fazit

Mit „Seaside Hideaway – Unsafe“ ist Leonie Lastella ein solider Auftakt zu ihrer Dilogie gelungen. Emotional erzählt und mit Charakteren, die sich authentisch anfühlen, verspricht das Buch eine dramatische Geschichte um eine junge Erwachsene im Zeugenschutzprogramm. Leider fehlt es am Ende an einem echten Konflikt und so geht dem Buch in der zweiten Hälfte die Puste aus. Trotzdem empfehle ich das Buch gerade jenen, die nach einer Liebesgeschichte zum Wohlfühlen und Schwärmen suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere