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Veröffentlicht am 29.01.2020

Tragische Jugendgeschichte, die von der dunklen Seite des Ostens erzählt

Nichts mehr wie es war
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Cedric zieht mit seiner Mutter von Hamburg nach Cottbus, um nach der Firmenpleite und dem Freitod des Vaters einen Neuanfang zu wagen. Dort angekommen bekommt er erst einmal eine Art Kulturschock. Plattenbauten ...

Cedric zieht mit seiner Mutter von Hamburg nach Cottbus, um nach der Firmenpleite und dem Freitod des Vaters einen Neuanfang zu wagen. Dort angekommen bekommt er erst einmal eine Art Kulturschock. Plattenbauten und eine neue Schule im Brennpunkt, regiert von einer Neonazigang, das ist seine neue Welt.
Er, der bislang nie Probleme mit Kontakt zu seinen Mitschülern hatte, sieht sich plötzlich in der Außenseiterrolle und das nur aufgrund seiner Kleiderwahl. Dazu kommt auch noch, das er sich prompt in das falsche Mädchen verliebt. Nachdem er aber merkt, dass Integration hier mehr als schwierig ist, gesellt er sich dann doch lieber zu den anderen Außenseitern, wie dem dicken Julius, genannt Schwabbel-Bernd oder die verschlossene Kathleen.



Im Roman „Nichts mehr wie es war“, versucht das Autorenduo „Abigail Rock“ bestehend aus Vater und Tochter, konkrete Jugend-Konflikt-Situationen aus dem vom Neo-Faschismus verseuchten Osten darzustellen. Es geht um Vorurteile, Hass und Hetze, falsche Vorbilder und Manipulation.

Die Handlung spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, auf der einen Seite geht es um den 17-jährigen Ralle, einen grellen Punk, der von zu Hause und auch aus Cottbus abhauen wollte, um dem täglichen Hass und dem Kampf zwischen Links und Rechts zu entgehen.
Im Mittelpunkt der acht Jahre später spielenden Geschichte steht der Junge Cedric, aufgewachsen in einer noblen Hamburger Ecke, der frisch und unbedarft in Cottbus eintrifft und sich dort erst einmal zurechtfinden muss. Seine Entwicklung ist wirklich spannend zu beobachten und die Szenen aus beiden Ebenen wechseln sich dabei stetig ab. Man fragt sich natürlich wie das alles zusammenhängt, das hebt die Spannung und man wird am Ende überrascht.

Der Schreibstil ist jugendlich frisch, liest sich gut und die Autoren bringen die Handlung auch sehr vorurteilsfrei herüber. Bildhaft werden im Buch erschreckende Szenen heraufbeschworen, die man sich auf diese Weise durchaus so vorstellen kann. Ein „Denn sie wissen nicht was ist tun“ des 21. Jahrhunderts mitten aus dem sozialen Brennpunkt Ost-Deutschlands.

Meiner Meinung nach ist dieser Roman ein großartiges Jugendbuch, das die Probleme im Ostens aufgreift und darstellt. Es zeigt aber auch generell die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, die Gefahren falscher Freunde, die Suche der Jugendlichen nach Anerkennung und Selbstfindung. Hat mit wirklich gut gefallen!

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Veröffentlicht am 19.01.2020

Großartiger Serienauftakt!

Die Ärztin: Das Licht der Welt
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Brandenburg, 1876-

Ricarda, die Tochter des Gärtners auf Schloss Freistetten, verliert bei einem Unglücksfall auf den zugefrorenen See ihre Schwester. Nur die Tochter des Grafen Florentine, kann sie ...

Brandenburg, 1876-

Ricarda, die Tochter des Gärtners auf Schloss Freistetten, verliert bei einem Unglücksfall auf den zugefrorenen See ihre Schwester. Nur die Tochter des Grafen Florentine, kann sie noch aus dem Eis retten! Aus Dankbarkeit ermöglicht die Komtesse Henriette, dem 13-jährigen Mädchen eine bevorzugte Ausbildung und nimmt Ricarda mit sich als Mündel nach Berlin. Ricarda liegt plötzlich eine völlig neue Welt zu Füßen.....

In diesem ersten Band der Serie “Die Ärztin-Das Licht der Welt”, von Autorin Helene Sommerfeld, findet ein Mädchen von Lande, ihre Berufung als Ärztin. Ein wenig dauerte es, bis Ricarda selbst begreift, was in ihr steckt;) nämlich über 550 Seiten voller Höhen und Tiefen. Die Zeiten sind nicht leicht, besonders für Frauen und insbesondere für die Tochter eines Gärtners! Doch Ricarda bleibt hartnäckig, sie ist eigensinnig und steht zu ihren Überzeugungen, auch wenn sie sich damit nicht immer beliebt macht. Das bekommt auch ihre Gönnerin die Komtesse zu spüren. Ein sehr ereignisreicher Roman, die Handlung ist mitreißend, so das man das Buch kaum aus der Hand legen kann:) Die Autorin überzeugt durch ihren bildhaften und lebendigen Schreibstil, es ist eine Freude in diese Epoche einzutauchen, um die Entwicklung der Medizin, die Rolle der Frauen und besonders Ricardas Entwicklung zur ambitionierten Ärztin mitzuerleben.

Bislang kannte ich schon den dritten Teil der Serie, in dem es um die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und um Ricardas Tochter geht. Auch dieser Teil, der in den glanzvollen Jahren des Kaiserreichs spielt, hat mich ebenso begeistert, so das ich mir natürlich auch noch den Mittelteil der Geschichte besorgen muss;)
Absolute Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 13.01.2020

Toller zeitkritischer Kriminalroman mit österreichischen Witz

Im Netz des Lemming
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Der Leopold Wallisch, genannt der “Lemming” bekommt gehörige Probleme. In seinem Beisein begeht der 11-jährige Freund seines Sohnes Ben Suizid. Der Lemming kann leider nicht verhindern, dass Mario von ...

Der Leopold Wallisch, genannt der “Lemming” bekommt gehörige Probleme. In seinem Beisein begeht der 11-jährige Freund seines Sohnes Ben Suizid. Der Lemming kann leider nicht verhindern, dass Mario von einer Brücke vor die U-Bahn springt! Was hat den Buben nur dazu getrieben!? Nachdem der Lemming seinen alten Bekannten Chefinspektor Polivka davon überzeugt hat, das er trotz konträrer Zeugenaussagen, rein gar nichts mit dem Tod des Jungen zu tun hat, begeben sich die beiden auf Motivsuche....

Der Kriminalroman “Im Netz des Lemming”, ist Teil einer Serie in der sich alles um den „Lemming“ dreht und wurde geschrieben vom Wiener Autor Stefan Slupetzky. Auch die Handlung des Buches spielt in der österreichischen Hauptstadt und befasst sich mit zeitgenössischen Themen. Es ist mein erstes Buch dieses Autors und mich hat sofort sein Witz und der doch recht lockere Schreibstil, der völlig gegensätzlich zu dem doch recht ersten Hintergrundthemen wirkt, vollkommen begeistert. Der Kriminalroman liest sich übrigens auch problemlos ganz ohne Vorkenntnisse der Vorgängerteile. Die Gefahren des Internets, Fake News, Shitstorms, Mobbing, Hater, die Manipulation der Massen, aber auch die Flüchtlingspolitik sind die Themen. Interessant wird, wie sich das am Ende alles zusammenfügt. Für großes Schmunzeln bei mir sorgte der doch recht ungelenke Umgang der Hauptprotagonisten mit den digitalen Medien, da prallen Generationen und Welten aufeinander und sorgen für gehöriges Erschrecken! Es ist eine Auseinandersetzung mit Sachverhalten, die uns alle bewegen, nicht nur in Österreich. Allerdings wird im Buch speziell auf die dortigen politischen Entwicklungen eingegangen.

Eine Geschichte die uns die traurigen Auswirkungen unserer gesellschaftlichen Entwicklung gnadenlos vor Augen führt, eine Mahnung, sich in Acht zu nehmen und nicht alles zu glauben was uns oft vorgegaukelt wird. Das Cover ist sehr modern gestaltet und passt meiner Ansicht wirklich gut, der Lemming lässt sich nämlich keinen Bären aufbinden;) Tolles Buch, hat mir sehr gut gefallen!

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Veröffentlicht am 28.11.2019

Bei diesem Krimi lacht mein fränkisches Herz:)

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen
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Bülent Rambichler, Hauptkommissar bei der Nürnberger Kripo wird vonseiten seiner Mutter unfreiwillig zurück in seinen Heimatort beordert. Dort ist seine Person gefragt, gibt es doch Arbeit, in Form einer ...

Bülent Rambichler, Hauptkommissar bei der Nürnberger Kripo wird vonseiten seiner Mutter unfreiwillig zurück in seinen Heimatort beordert. Dort ist seine Person gefragt, gibt es doch Arbeit, in Form einer kunstvoll ins Karpfenbecken hinein drapierten Leiche. Der Tote ist der „Bubblers Schorsch“, zweiter Bürgermeister und Fischerkönig von Strunzheim.
Dummerweise war der Schorsch aber auch der Lieblingsfeind von Rambichlers Vater Erkan, der mit dem Toten öfters im Clinch lag und somit gleich zum Tatverdächtigen Nummer 1 mutiert.
Kein Wunder das sich Bülent nun doch noch dazu überreden lässt den wirklichen Mörder zu finden….

Der Provinzkrimi „Bülent Rambichler und der störrische Karpfen“, von der Autorin Anja Bogner ist eine grandios amüsante und außergewöhnlich schräge Krimi Kost. Es ist schon der zweite Fall für den sensiblen Hauptkommissar Bülent Rambichler und seine smarte vegane Kollegin, der auch diesmal seinen Heimatort Strunzheim erschüttert. Der ersten Band der Serie kenne ich leider noch nicht, aber keine Sorge die Lektüre gelingt auch ohne große Vorkenntnisse.
Der Krimi kommt deftig mit viel fränkischem Lokalkolorit daher und wird sicherlich bei dem ein oder anderem Leser für Verständigungsprobleme sorgen, da er auch kräftig mit Dialekt gewürzt ist. Für mich mit fränkischen Wurzeln natürlich kein Problem, mehr eine große Freude:) Diese feinen Details, haben die Lektüre zu einem wahren Genuss werden lassen:) Auch die liebevoll gestrickten Charaktere konnten mich begeistern und haben sofort für bildhaftes Kopfkino gesorgt! Bei der Lektüre flogen die Seiten nur so dahin und das Grinsen im Gesicht war kaum zu stoppen bei dieser Art von Humor, I like:)
Dieser sehr schräge Kriminalroman wird sicherlich nicht jedermann/fraus Krimi-Geschmack sein, da er schon sehr speziell ist.
Doch wer, wie ich, großer Fan von lustig/derben Lokalkrimis mit ungewöhnlichen Figuren ist, ist bei dieser Serie gut aufgehoben und wird sich sehr gut unterhalten. Der Vorgängerband „Bülent Rambichler und die fliegende Sau“, steht schon auf meinem Wunschzettel!

Veröffentlicht am 06.11.2019

Unterhaltsame Fortsetzung um Meister Faust, Tod und Teufel

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Herbst 1518- der berühmt-berüchtigte Astrologe und Magier Johann Faust zieht, zusammen mit seinem Adlatus Karl Wagner und seiner aus Nürnberg geretteten Ziehtochter Greta, weiter durch die deutschen Städte. ...

Herbst 1518- der berühmt-berüchtigte Astrologe und Magier Johann Faust zieht, zusammen mit seinem Adlatus Karl Wagner und seiner aus Nürnberg geretteten Ziehtochter Greta, weiter durch die deutschen Städte. Doch die Zeiten werden kompliziert, ein kleiner Mönch aus Wittenberg bringt Papst und Kirche in Aufruhr! Der Tod des Kaisers bringt auch die weltliche Ordnung ins Wanken. Die drei Reisenden, stehen plötzlich in der Aufmerksamkeit der Mächtigen und deren Begehrlichkeiten, alles gesteuert von teuflischen Gestalten.....



Auch im zweiten Band “Der Lehrmeister” geht es wieder teuflisch zur Sache, Faustus fühlt sich krank und seine Kräfte schwinden, er fühlt sich von seinem alten Lehrmeister Tonino Moravio verfolgt und mit Krankheit verflucht! Diese Verfolgung führt zu einer wilden Flucht durchs deutsche Reich bis hin nach Frankreich. Letztlich verschlägt es Faust und seine Lieben, sogar bis ins ferne Rom.



Der Leser sitzt bei Autor Oliver Pötzsch immer auf einem Logenplatz und darf seine Protagonisten bildgewaltig begleiten. Er erweckt mein Kopfkino mit seinen erstaunlichen Geschichten, Charaktere und durch seine gewaltige Erzählkraft! Dazu kommt eine gekonnte Recherche der historischen Fakten und Personen, die dann geschickt in die Handlung eingewoben werden! Faust geht natürlich nicht ohne Goethe-Zitate, auch daran hat der Autor gedacht:)

Die beinahe 800 Seiten des Buches waren für mich ein wirklich unterhaltsamer Lesegenuss!

Das wunderschön gestaltete Cover und die Übersichtskarten im Inneren sorgen für ein visuelles Erleben und übersichtliche Informationen. Gelungene Ergänzung, gerade bei einem so dicken Wälzer, ist für mich auch das vorhandene Lesebändchen zum Einmerken. Ein informatives Nachwort klärt über Umstände, Wahrheit und Fiktion auf.

Natürlich gibt es auch wieder zeitgemäße Reiseempfehlungen des Autors, die ich wirklich sehr schätze und aus etlichen seiner Werke kenne und einfach toll finde! Dieses Mal stehen eine Vielfalt von Zielen auf der Agenda, Städte, ja sogar Länder gilt es zu entdecken, eine spannende Sache!



Mein Fazit: Mit seinen beiden Romanen, über das Leben des legendären Dr. Faustus aus dem 15. Jahrhundert, hat der Autor Oliver Pötzsch ein sehr unterhaltsames und umfangreiches Werk geschaffen! Es hat mir großes Vergnügen bereitet, die über 1500 Seiten, der beiden Bücher zu Lesen. Durch die vielen historischen Ereignisse dieser Zeit, erlebt der Leser die Renaissance, aus Sicht eines Phänomens. Ob Faust Gelehrter oder Scharlatan war, wird sich wohl nie ergründen lassen;) hier im Roman zeigt er sich jedenfalls als schlauer und geschickter Überlebenskünstler.





“Die Zeiten der Vergangenheit sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.”



(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832, deutscher Dichter, Naturforscher)