Spannende und sehr menschliche Story über das Leben Jesus und seine fiktive Frau Ana
Das Buch AnaZitat: “Wenn ich dereinst zu Staub geworden bin, sprich diese Worte über meiner sterblichen Hülle: Sie war eine Stimme.”
Das Mädchen Ana aus Sepphoris ist die Tochter eines reichen Beraters von Herodes ...
Zitat: “Wenn ich dereinst zu Staub geworden bin, sprich diese Worte über meiner sterblichen Hülle: Sie war eine Stimme.”
Das Mädchen Ana aus Sepphoris ist die Tochter eines reichen Beraters von Herodes Antipas. Ana ist gebildet und ihre Leidenschaft gilt den Worten und Geschichten, sie sammelt die Erzählungen und Überlieferungen von Frauenschicksalen, die ihre Tante Yalta ihr erzählt hat.
Mit gerade mal 14 Jahren soll sie dann aber auf Geheiß ihres Vaters einen reichen kleinwüchsigen ihr unbekannten Mann heiraten und dem Schreiben entsagen, ein Schock für das Mädchen! Beim ersten Kennenlernen auf dem Markt hat Ana gleichzeitig eine folgenschwere Begegnung mit dem jungen Jesus....
Wie sähe die Lebensgeschichte von Jesus Christus aus, wäre er verheiratet gewesen!?
Im “Das Buch Ana”, wagt sich Autorin Sue Monk Kidd an diesen gewagten Blickwinkel in die Vergangenheit!
Eine wirklich interessante These, die auch glänzend umgesetzt wurde. Es wird die Zeit im Leben Jesu beleuchtet, über die wenig bekannt ist und über die nicht viel in den Evangelien berichtet wird. Focus legt die Autorin auf ihre fiktive Gestalt der Ana. Wichtig sind in ihrem Roman Anas Vorstellungen und Gefühlswelten in Bezug auf die damaligen Gebräuche und Sitten. Damit gibt sie auch den Frauen eine Stimme, die zu jener Zeit einfach so unwichtig waren, das es gut möglich war sie gar nicht groß zu erwähnen!
Diese Idee finde ich einfach großartig und sie ist durchaus vorstellbar.
Ana selbst ist eine wirklich großartige, eigenständige und für die damalige Zeit fast schon emanzipierte Persönlichkeit, die allen Widrigkeiten trotzt. In diesem Roman, der Anas Leben, ihre Begegnung und Beziehung zu Jesus schildert, sind auch viele historische Details eingebaut. Am gelungensten finde ich den Einbau des Mosaik-Porträts, das die Fantasie des Lesers beflügelt und die Figur Ana geradezu real werden lässt:) klasse Einfall! Auch der Spitzname „Donner“ und das Lied „Vollkommener Verstand“ aus der Entdeckung der Nag-Hammadi-Schriften passen hervorragend zur Erzählung.
Die Geschichte liest sich ein klein wenig altertümlich, sozusagen biblisch;) was hervorragend zum inhaltlichen Kontext passt.
Mein Fazit:
Das Lesen lohnt sich, eine grandiose Idee, perfekt umgesetzt und inszeniert.
Dieses Buch gibt im Nachhinein den Frauen in der Geschichte eine Stimme, auch wenn sie damals weit hinter den Männern zurückstanden, beinahe vergessen. Anas Rolle als fiktive Ehefrau Jesu ist nur ein kleiner Teil, denn die vielschichtige Person Ana und die Figuren weiterer Geschlechtsgenossinnen, zeigen endlich einmal auch den großen weiblichen Anteil im historischen Geschehen.