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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2019

Der vierte Teil einer sehr komplexen Thriller-Reihe, die kein Thema auslässt!

10 Stunden tot
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Der Mordermittler Fabian Risk ist Mordermittler mit Leib und Seele. Obwohl seine Familie gerade daran ist zu zerbrechen und seine privaten Probleme groß sind, Tochter Melinda schwer verletzt, Frau und ...

Der Mordermittler Fabian Risk ist Mordermittler mit Leib und Seele. Obwohl seine Familie gerade daran ist zu zerbrechen und seine privaten Probleme groß sind, Tochter Melinda schwer verletzt, Frau und Sohn depressiv sind, kann er das Ermitteln nicht sein lassen. Es gibt natürlich auch jede Menge Morde zu klären, so das Risk trotz seiner Beurlaubung wieder zum Team stößt. Allerdings ist das Team auch nicht ganz fit, die Chefin dem Alkohol verfallen, Kollegin Lilja mit persönlichen Problemen beschäftigt. Am meisten scheint Risk aber sein Kollege Molander, von der Spurenermittlung zu beschäftigen, den Risk für einen Serienmörder hält, schuldig am Selbstmord seines Kollegen Elvin….

Der neue Thriller und vierte Band der Serie um den schwedischen Ermittler Fabian Risk „10 Stunden tot“ aus der Feder des schwedischen Schriftstellers und Drehbuchautors Stefan Ahnheim lässt mich ziemlich ratlos zurück.
Für mich ist es das erste Buch des Autors und im ersten Abschnitt gibt es erst einmal eine ganze Flut von Ereignissen zu verdauen, deren zeitliche Abfolge recht schwer einzuschätzen war. Da ich die Vorgänger nicht kenne, hatte ich von Beginn an einige Probleme in die Handlung zu finden, knüpft doch die Geschichte an vielerlei voraus gegangene Geschehnisse an. Dazu gibt es dann aber auch noch reichlich aktuelle Fälle und persönliche Probleme, die das Team um Risk in Atem halten.
Trotz teilweiser ganz gelungener Spannungsmomente, wie der Einbau eines psychopathischen Serienmörders, der seine Würfel über Schicksale entscheiden lässt, sind es mir einfach zu viele Details und Themen, von zu vielen Fällen, die gleichzeitig behandelt werden.
Besonders der Verdacht, den Kollegen der Spurensicherung als Massenmörder zu verfolgen sind dann auch sehr weit hergeholt und recht realitätsfern. Die Themen Rassismus, Alkoholismus, Beziehungsprobleme und Depressionen sind da schon glaubwürdiger, obwohl auch dieses Ausmaß an Ideen enorm scheint.
Die Konzentration auf die aktuell zu klärenden Fälle, gehen in all den Altfällen, den persönlichen und dienstlichen Problemen unter, was ich wirklich sehr schade finde. Besonders der Fall des „Würflers“ und der Fall eines bestialisch ermordeten Jungen erschienen mir sehr spannend, blieben aber leider nur eine Randerscheinung des kompletten Thrillers!
Durch den oft recht sprunghaften Ortswechsel und rasanten Schreibstil des Autors, wird zwar eine recht guter Nervenkitzel aufgebaut, die Übersichtlichkeit leidet aber darunter und eine Differenzierung ist dabei sehr schwierig.
Das Ende war dann auch ziemlich unbefriedigend, gab es da einfach noch unzählige zu lösende Baustellen. So hat man am Ende auch gar keine Vorstellung, wie es denn weitergehen könnte, da so gut wie kein Fall gänzlich zum Abschluss kam.

Daher war die Enttäuschung bei mir schon groß, fand ich zur Mitte des Buches hin, die Spannung eigentlich noch recht in Ordnung, so hat mich der Ausgang des Krimis dann wirklich sprachlos gemacht. Etwas Vergleichbares habe ich bislang noch nicht gelesen, normalerweise ergeben am Ende die meisten Handlungsstränge einen Sinn und führen wenigstens teilweise zusammen. Hier wirkt alles wieder sehr offen und man steht eigentlich wieder fast am Anfang.
Bei dieser Serie erscheint es mir sehr sinnvoll alle Bände der Reihe nach zu Lesen, dann hat man sicherlich einen größeren Lesegenuss und mehr Verständnis für die Protagonisten und den Handlungsverlauf.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Eindrucksvolle tragische Geschichte

Die Frau im Musée d'Orsay
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Kunsthistoriker Antoine Duris flieht aus seinem alten Leben. Es verlässt seine Professorenstelle an der Hochschule in Lyon und setzt sich nach Paris ab. Dort bewirbt er sich um eine Stelle als Aufseher ...


Kunsthistoriker Antoine Duris flieht aus seinem alten Leben. Es verlässt seine Professorenstelle an der Hochschule in Lyon und setzt sich nach Paris ab. Dort bewirbt er sich um eine Stelle als Aufseher im Musée d’Orsey. Was ist nur mit ihm geschehen? Sein Umfeld ist ratlos, seine Schwester ist verzweifelt auf der Suche nach ihm und die Personalchefin des Museums Mathilde, fragt sich ebenfalls, was sie mit dem völlig überqualifizierten sympathischen Antoine anfangen soll.....


Der Roman “Die Frau im Musée d’Orsey”, vom Pariser Schriftsteller und Drehbuchautor David Foenkinos hat eine ruhige, fast melancholische Handlung. Es geht um fein geistige Künstler, die Schönheit der Malerei und das zwischenmenschliche Verhalten und dessen Analyse. Dazu kommt ein sprachloses Entsetzen, ausgelöst durch eine einzige brutale Handlung, die bei einem jungen Menschen ein Trauma auslösen kann und dessen Konsequenzen Missverständnisse und Auswirkungen auf alle Beteiligten. Die Schönheit von Kunst und Bildern kann helfen und heilen, aber nicht die Qual von der Seele nehmen. Es gelingt nicht jedem einen Ausweg zurück ins Leben zu finden, schmerzlich wird das im Roman bewusst! Der Autor beeindruckt mit leisen Tönen, beeindruckenden Szenen und erzählt seine Geschichte aus mehreren Perspektiven. Jeder seiner Protagonisten ist gefangen in seinen eigenen Empfindungen und Auslegungen.

Ein schönes eindrucksvolles und gefühlvolles Werk, mit überraschenden Wendungen. Ein Roman, der mir gut gefallen und mich mit seinem Inhalt auch überrascht hat. Eigentlich hatte ich eine Geschichte über Antoine erwartet und habe eine Tragödie über ein verlorenes junges Mädchen gefunden.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Kleiner Booster fürs Selbstvertrauen

Sich selbst vertrauen
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„Wir sind nicht, wir werden erst. Wir haben kein Selbstvertrauen? Das ist nicht schlimm: Wir schöpfen Vertrauen aus dem , was wir werden.“

Eine meiner Lieblingsstellen im Buch, die mir am besten gefallen ...

„Wir sind nicht, wir werden erst. Wir haben kein Selbstvertrauen? Das ist nicht schlimm: Wir schöpfen Vertrauen aus dem , was wir werden.“

Eine meiner Lieblingsstellen im Buch, die mir am besten gefallen hat. Überhaupt dieser Abschnitt über die Existenz und das Vertrauen hat mich begeistert!

Mit diesem kleinen Zitat aus seinem grandiosen kleinen Buch „Sich selbst Vertrauen - kleine Philosophie der Zuversicht“ hält der französische Autor Charles Pépin einen großartigen Trost für alle bereithält, denen es an Selbstvertrauen mangelt!

In seinem Werk erklärt er an Hand von vielen, auch prominenten Beispielen wie bei Madonna oder der Tennisspielerin Serena Williams, wie sich ihr Selbstvertrauen aufgebaut oder eingestellt hat. Die Möglichkeit sich Selbst zu finden sind immer gegeben, solange wir existent sind! Meines Erachtens erklärt der Autor die Sache mit dem Selbstvertrauen sehr einleuchtend und verständlich.

Sicherlich mancher Satz oder Abschnitt dieses Fachbuchs ist nicht ganz leicht zu begreifen und einfach zu erfassen, muss vielleicht zweimal gelesen werden und Konzentration sind bei manchen Stellen schon notwendig. Oft lässt er auch unterschiedliche Philosophen und Theorien sprechen, mit seinen Erläuterungen dazu. Viele der Gedanken und Ausführungen von Pépin zu diesem Thema finde ich wirklich sehr aufschlussreich und schlüssig. Auch seine gefällige Kapiteleinteilung mit den dazu passenden Zitaten finde ich gut gelungen.

Dieses schöne kleine philosophische Werk werde ich sicherlich noch häufiger in die Hand nehmen, ein paar Lieblingsstellen habe ich mir bereits markiert. Es enthält so schöne Zitate, wie zum Beispiel das zur Freiheit von Henri Bergson. „Wir sind frei, wenn wir ganz und gar wir selbst sind, wenn es uns gelingt, unsere Vergangenheit als ein Ganzes, unser Erlebtes im jetzigen Moment anzunehmen.“

Einfach herrlich:)

Veröffentlicht am 22.05.2019

Eine Familiengeschichte-Spannend wie ein Krimi, ergreifend wie ein Liebesroman und lehrreich wie eine Geschichtsstunde

Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf
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Die Familiengeschichte der „Schönaus“, aus Leipzig geht in die zweite Runde. Nachdem die Nationalsozialisten sich weiter breitmachen und immer mehr Menschen schikanieren, beginnt für Dorchen Schönau eine ...

Die Familiengeschichte der „Schönaus“, aus Leipzig geht in die zweite Runde. Nachdem die Nationalsozialisten sich weiter breitmachen und immer mehr Menschen schikanieren, beginnt für Dorchen Schönau eine schwierige Phase, ihre Liebe zu dem jüdisch stämmigen Journalisten Levin, ist in diesen Zeiten zum Scheitern verurteilt. Lotte dagegen ist glücklich mit ihrem Richard und geht zunächst völlig im Familienleben auf, während Bruder Heinrich sich zum strammen Nazi entwickelt und fanatisch zu Führer und Vaterland steht. Konflikte im Familienverband sind da schon vorprogrammiert und werden die kommenden Kriegsjahre entscheidend prägen…..

Im zweiten Band des Familienromans „Des Lebens labyrinthisch irrer Lauf“ von Autorin Heike Wolf, begleiten wir wieder die Hauptprotagonistin Charlotte Schönau, durch für sie persönlich besonders schwierige Zeiten (1935-1957), weiter durch ihr Leben.
Alle drei nun erwachsenen Schönau-Geschwister, entwickeln sich in völlig unterschiedliche Richtungen, wobei sie sich immer weiter voneinander entfernen. Ihre unterschiedlichen Charaktere kommen nun zum Tragen. Während Charlotte die Gabe nutzt sich alles schönzureden und sich Scheuklappen zulegt, wird Dorchen erst einmal schwer vom Schicksal geprüft, bis sie sich ganz langsam zur gnadenlosen Rebellin wandelt. Bruder Heinrich, wird eine Enttäuschung für die gesamte Familie, da er trotz seiner humanistischen Bildung, als Nazi und SS-Offizier nicht vor Denunziation und Verrat zurückschreckt!
In den Roman wurden viele Facetten der grausigen Nazi-Willkür, Schikanen aus der Besatzungszeit und etliche historische Ereignisse eingebaut. Geschickt werden diese von der Autorin in die Handlung eingeflochten. Ihre Figuren werden nicht geschont, sie erleben erschreckendes Leid, Hunger, Gewalt oder werden gar zu Opfern! Ein Taschentuch sollte man bei der Lektüre bereithalten, viele Szenen sind bedrückend und ergreifend. Wie schon der vorausgegangene Band, fesselt der flüssig zu lesende, spannende und bildhafte Schreibstil den Leser an die Seiten.

Beide Bände geballte „Schönau“ Familiengeschichte haben mich unglaublich fasziniert, grandios unterhalten, mein Geschichtswissen aufgefrischt und einiges über unsere deutsche Vergangenheit gelehrt, das mir so noch gar nicht genau bewusst war. Kann beide Bände nur wärmstens empfehlen, am besten natürlich der Reihe nach gelesen, für Liebhaber historischer Romane und Zeitgeschichte ein besonders gehaltvolles und aufregendes Vergnügen!

Veröffentlicht am 16.05.2019

Bewegender Roman vor exotischer Kulisse des 19. Jahrhunderts, im fernen Asien spielend

Die Lotosblüte
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Das 15-jährige Mädchen Chong stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wird von ihrer Stiefmutter nach China, an einen alten Chinesen als Zweitfrau verkauft. Er tauft sie um in Lenhwa und benutzt sie als ...

Das 15-jährige Mädchen Chong stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wird von ihrer Stiefmutter nach China, an einen alten Chinesen als Zweitfrau verkauft. Er tauft sie um in Lenhwa und benutzt sie als Jungbrunnen und Lustobjekt. Als er Alte nach kurzer Zeit stirbt, nimmt sein Sohn Kuan sie mit sich, in seinen erfolgreich betriebenen Vergnügungstempel am Hafen von Chinchiang. Dort betreibt dieser ein florierendes Geschäft mit dem Glücksspiel, Prostitution und Drogen. Lenhwa wird seine Geliebte und in das Geschäft mit der Prostitution verstrickt, doch als die Briten den Hafen in Schutt und Asche legen, gelingt ihr die Flucht......

„Die Lotosblüte“ ist ein Roman des bekannten koreanischen Bestsellerautors Hwang Sok-Yong, der uns in die asiatische Welt des 19. Jahrhunderts entführt.
Das Mädchen Chong hat einen recht eigenwilligen Charakter, mit ihr wurde ich anfangs gar nicht so schnell warm,….erschien sie mir doch zuerst so emotionslos wie eine Puppe. Sie passt sich immer wieder den neuen Situationen an, wie ein Chamäleon. Zwar hat sie Ambitionen, was ihre Zukunft betrifft, aber ihre Gedanken verrät sie uns nicht. Doch so nach und nach stellte sich dann Bewunderung ein, wie sie ihr Schicksal meisterhaft erträgt und sich immer wieder neu erfindet! Liegt dieser Schlüssel in ihren zwei Persönlichkeiten, die sie zu Beginn der Erzählung erhält, es werden im Laufe der Zeit sogar noch mehr Rollen…! Die Kunst der Verdrängung beherrscht sie jedenfalls voll und ganz. Aber sie ist auch sehr umgänglich, kümmert sich um ihre Leidensgenossinnen und ist stark für sie. Immer mehr entwickelt sie sich zu einer selbstbewussten und selbstbestimmten Persönlichkeit.
Diese Metamorphose bringt der Autor gekonnt zu Papier. Auch eine große Anzahl anderer Entwicklungen, die im asiatischen Raum des 19. Jahrhunderts eine Rolle spielen, behandelt das Buch, den Handel, die Politik mit ihren vielen Konflikten und deren Verbindung und Öffnung für die europäische Kultur. Darüber erfährt man einiges, es wird geschickt in die Handlung eingeflochten.
Die Geschichte ist vergleichbar mit einem exotischen Märchen, sehr detailliert erzählt sie von der Wandlung eines armen Mädchens bis zur hochgeschätzten Dame der Gesellschaft. Natürlich auch gespickt mit erotischen Szenenbildern vor exotischer Kulisse, sinnlich, aber auch oft gewürzt mit Willkür, Menschenverachtung oder roher Gewalt. Durch eine neutrale nicht wertende Erzählweise fließt die Geschichte flüssig dahin, Lenhwas ruhige unaufgeregte Art mit ihrem Schicksal umzugehen versöhnt den Leser mit all den Umständen. Dadurch erhält man auch ihren etwas distanzierteren Blick auf die Handlung und begreift, wie sie all das ertragen konnte.

Ein wirklich großartiger Blick in eine andere Epoche und Kultur.
Ein Roman, der mich sehr gut unterhalten hat und entfernt an das Buch „Die Geisha“ denken lässt, das ich vor langer Zeit mal gelesen habe.