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Veröffentlicht am 27.03.2019

Aufregendes Porträt aus dem Paris der 40er/50er über die Rive-Gauche-Intellektuellen

An den Ufern der Seine
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Paris 1940/50- das Buch lässt den großen Geist dieser Zeit wieder aufleben, aber auch den Schrecken, die Bedürfnisse und das Leid, aller aus dem Krieg übrig gebliebenen Menschen.
Jeder Charakter geht anders ...

Paris 1940/50- das Buch lässt den großen Geist dieser Zeit wieder aufleben, aber auch den Schrecken, die Bedürfnisse und das Leid, aller aus dem Krieg übrig gebliebenen Menschen.
Jeder Charakter geht anders mit schwierigen Situationen um, passt sich an, flieht oder stellt sich der Sache und kämpft auf seine ihm mögliche Art. Was Kreativität, Wut und Erneuerung schaffen kann, ist für die Nachwelt dort ganz deutlich zu erkennen. Bewundernswerte Persönlichkeiten sind entstanden, die sich trauten wieder ihre Stimme zu erheben, um die Welt neu zu formen. Der Kommunismus erstarkt zwar unter den Rèsistents und den Intellektuellen, doch schnell werden auch dessen Nachteile deutlich, denn Manipulation und Zwänge erinnern zu stark an faschistische Zeiten. Dank eines findigen Amerikaners gibt es aber zum Glück einen gegensätzlichen Plan und den zarten Keim sich neue Gedanken zu „Europa“ zu machen.
Die Wichtigkeit der Selbstbestimmung wird existenziell und zu einem wichtigen Gut für das Formen der Zukunft. Daraus formt sich gar eine Existenzphilosophie.


Der Wunsch nach Freiheit war in Frankreich untergründig wohl auch immer spürbar und die Hoffnung nie abhanden gekommenen.

Agnès Poirier sammelt in ihrem Buch „An den Ufern der Seine“ mit Hingabe die Gedanken, Hoffnungen und Visionen der Rive-Gauche-Intellektuellen.
Es ist wunderbar einen Blick auf all diese großen Geister und Künstler zu werfen, die Paris damals geformt haben und deren Wirken heute noch fühlbar ist. Durch die Übersicht aller bekannten Namen, eine Chronologie der Ereignisse und einen Stadtplan mit den Örtlichkeiten am Beginn des Buches, bekommt man eine gute Grundlage zum Starten der Lektüre. Das Highlight im Buch ist aber das Lesebändchen in den Farben der Trikolore:)
Auch die Aufteilung der Kapitel ist geschickt gewählt.

Trotz der manchmal etwas abgehackten Handlungen, der oft sprunghaften Erzählweise und der zahlreichen Erwähnung von unterschiedlichsten Persönlichkeiten, machte mir das Lesen Freude, benötigt aber auch sehr viel Aufmerksamkeit.
Es entsteht aber ein guter Eindruck und eine gekonnte Wiedergabe dieser spannenden Zeit, die mich fasziniert hat! Deshalb hat sich mein Durchhaltevermögen durchaus gelohnt und neue Interessen geweckt.

Es gibt so schöne Zitate, wie z.Bsp. diese von Richard Wright: „Ich fürchte, man kann nur leben und schreiben, wie ich es tue, wenn man in Paris oder an einem abgeschieden Ort wohnt, wo man ganz man selbst sein darf.“ oder dieses zum Rassismus: „Ich habe keine Weiße geheiratet, ich habe die Frau geheiratet, die ich liebe.“



Ein großartiges Buch, um sich sich wieder mal bewusst zu machen, was wichtig ist. Ein Streben nach Zusammenhalt, die Freiheit im Denken, die Vielfalt der Kunst und die Sicherheit eines freien und einigen Europas. Absolut lesenswert!

Veröffentlicht am 18.03.2019

Großartig recherchierter historischer Roman mit einer spannungsreichen Handlung

Der Gesang der Bienen
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Anno Domini 1152 – der Zeidler Seyfried führt ein glückliches und zufriedenes Leben mit seiner Frau, der Heilerin Elsbeth und seinen drei Kindern.

Mit der ältesten Tochter Anna zieht er durch die Wälder, ...

Anno Domini 1152 – der Zeidler Seyfried führt ein glückliches und zufriedenes Leben mit seiner Frau, der Heilerin Elsbeth und seinen drei Kindern.

Mit der ältesten Tochter Anna zieht er durch die Wälder, um wilde Bienenvölker einzusammeln und Honig und Wachs zu ernten. Doch plötzlich wird das friedliche Leben der Familie völlig auf den Kopf gestellt, denn Seyfrieds Frau Elsbeth wird verdächtigt, am Tod einer Adeligen schuldig zu sein und daher zum Tode verurteilt. Seyfried hat nur eine Chance, er muss, bei der berühmten Heilerin „Hildegard von Bingen“, Hilfe ersuchen. Nur sie hat noch die Macht seiner Frau zu helfen. So macht sich der Zeidler auf die gefährliche weite Reise den Rhein entlang, nach Bingen. Er muss sich beeilen, denn er hat eine Frist einzuhalten……!



Der historische Roman „Der Gesang der Bienen“ von Ralf H. Dorweiler beschäftigt sich mit einem mittlerweile fast ausgestorbenen Berufsfeld, der Zeidlerei. Bei dieser Form der Imkerei sammelt der Zeidler den Honig und das Wachs von wilden Bienenvölkern und versucht diese umzusiedeln.
Mit dem Verkauf von Honig und Wachs an die Klöster hatte ein Zeidler damals ein gutes Auskommen.
Den Zeidler Seyfried im Roman gibt uns einen guten Einblick in sein Berufsleben, bevor das Unglück über ihn hereinbricht! Aber auch über die bekannte Nonne „Hildegard von Bingen“ und über das Klosterleben erfährt der Leser im Buch einiges interessante. Wahres und fiktives ergänzen sich dabei hervorragend, was für eine gekonnte Recherche spricht.
Gleichzeitig hält uns die haarsträubende Ungerechtigkeit und Brutalität des Mittelalters in Atem, mit der die Geschichte immer mehr an Fahrt aufnimmt.

Der bildhafte und ausdrucksstarke Schreibstil des Autors versteht es zu fesseln und zu unterhalten. Der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und endet in einem fulminanten Show Down.
Besonders liebenswert, sind die Zitate mit „Bienen“ Bezug, die jeweils passend die Kapitel bereichern. Auch das Cover ist dem Inhalt hervorragend angepasst. Dazu kommt ein Plan von Seyfrieds Reiseroute, der das ausklappbare Innencover ziert und eine Personenübersicht am Ende des Romans, zur besseren Orientierung. Alles sehr stimmig und durchdacht!

Der Roman bietet einen wundervoll lebhaften Einblick in die Berufswelt und das Leben der mittelalterlichen Menschen, wie sie geprägt werden, durch ihren Stand, ihre Macht und ihre Lebensumstände. Diese absolut eindrucksvolle, spannende und unterhaltsame Geschichte, kann ich, allen historisch interessierten Lesern, wirklich mit gutem Gewissen empfehlen!

Veröffentlicht am 16.03.2019

Tolles informatives Fachbuch über die Mikrobenwelt, man lernt einfach immer wieder Neues dazu!

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke
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Erstaunlich, diese Welt der Mikroben, jahrhundertelang unentdeckt und danach gefürchtet und bekämpft. In diesem Buch wird uns diese Welt näher gebracht und erklärt, ohne großen Schrecken zu verbreiten! ...

Erstaunlich, diese Welt der Mikroben, jahrhundertelang unentdeckt und danach gefürchtet und bekämpft. In diesem Buch wird uns diese Welt näher gebracht und erklärt, ohne großen Schrecken zu verbreiten!
Im ersten Teil des Buches werden die winzigen Gesellen vorgestellt, die Geschichte ihrer Entdeckung erzählt und mit vielen Irrtümern aufgeräumt. Diese unsichtbare Welt ist bewundernswert und hat unseren Respekt verdient.
Man erfährt des weiteren, welche erstaunlichen Leistungen Mikroben leisten können und das es nicht nur böse, sondern eben sehr viele für uns nützliche und wertvolle Mikroorganismen gibt. Wir brauchen die Keime für unser Leben, unser Mikrobiom sind sogar auf sie angewiesen und unsere Angst ist unbegründet, wenn wir ein paar Regeln beachten.
Mit diesen Regeln befasst sich der zweite Teil des Buches. Dort ziehen wir dann durch unseren Wohnbereich und lernen unseren Mikroben Zoo kennen.

Das Fachbuch „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihre Türklinke“, befasst sich mit dem Image von Mikroben. Die Autorin Susanne Thiele versteht es uns den Schrecken vor „Keim und Co“ zu nehmen. Auf unterhaltsame Art und Weise lernen wir viel über diese unsichtbare Welt um uns herum, in der es wohl auch in Zukunft noch vieles zu entdecken gibt! Neue und erstaunliche Erkenntnisse lassen uns aufhorchen und uns die Mikroben auf ganz andere Weise zu sehen, denn sie können unsere Freunde sein.

Obwohl dies schon mein zweites Buch über die Mikroben Welt ist, habe ich wieder einiges an Neuigkeiten, Anregungen und Erkenntnissen mitnehmen dürfen. Der Schreibstil ist für ein Fachbuch sehr flüssig, locker und humorvoll, deshalb war die Lektüre für mich ein großes Vergnügen.
Es gibt auch hier einiges an Hygieneregeln im häuslichen Bereich zu beachten, doch auch viele Tipps gute Mikroben zu vermehren.
Also eine gute Ergänzung zu meinen bisherigen Kenntnissen und die wichtige Botschaft „Keine Angst vor Mikroben!“
Die Auseinandersetzung mit den Mikroben ist und bleibt wohl spannend und wird uns auch in der Zukunft noch öfter beschäftigen und überraschen können!

Veröffentlicht am 15.03.2019

Ein amüsanter Krimispaß mit aktueller Themenvielfalt

Glückskatz
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Der Münchner Mordermittler Kommissar Steinböck und sein schwarzer Schatten, die Katze „Frau Merkel“ sind wieder in Aktion. Wieder haben sie alle Hände/Pfoten voll zu tun. Der neue Fall des ermordeten Abmahnanwalts ...

Der Münchner Mordermittler Kommissar Steinböck und sein schwarzer Schatten, die Katze „Frau Merkel“ sind wieder in Aktion. Wieder haben sie alle Hände/Pfoten voll zu tun. Der neue Fall des ermordeten Abmahnanwalts Hanno von Käskopf, der sprichwörtlich an seiner Geldgier erstickt ist, entpuppt sich als verzwickt, denn die Liste seiner Feinde ist lang. Man könnte sagen ganz München ist von seinem Tod entzückt!
Doch auch ein merkwürdiges Paket aus Japan mit einer winkenden Glückskatze gibt den beiden Rätsel auf. Die fernöstliche Kontrahentin erregt nicht nur Frau Merkel Missfallen, nein sie zieht anscheinend auch Diebe an. Zu guter Letzt verliebt sich Steinbock auch noch in die Dozentin seines jungen Nachbarn…



„Glückskatz“ ist nach „Saukatz“ und „Teufelskatz“ nun schon der dritte Kriminalroman, mit dem Autor Kaspar Panizza seine Leser beglückt.
Sein Hauptcharakter Kommissar Steinbock und seine klugen und vorlaute „Katze Frau Merkel“ sind schon wirklich sehr speziell und witzig.
Aber auch in diesem Krimi gibt es wieder viel ernste und aktuelle Thematik. Es kommen Abmahnwahnsinn, Müllskandale, Medikamentenfälschung, Cybermobbing und Beschneidung als Thema zur Sprache. Die Motivation dabei, immer verursacht durch Gier und Macht. Fast schon, könnte man Verständnis für den oder die Täter aufbringen, denn es gibt nicht nur bei einem Mord. Nebenbei bleibt natürlich noch ein wenig Zeit für das Liebesleben der Münchner Ermittlungsteams.



Ein wirklich gelungener Krimi der mit großer Vielfalt auftrumpft und die ernsten aktuellen Themen in amüsanten Ton darbietet.
Die Katze Frau Merkel lockert den Krimi auf und verpasst ihm ein unverkennbares Merkmal. Ab und an wird natürlich krass übertrieben, aber ich mag den Humor des Autors gerne. Eine Katze am Tatort und in der Rechtsmedizin, das ist wohl nicht jedermanns Sache und wäre in Wirklichkeit natürlich ein No Go. Allein schon zwecks der Spurenauswertung, daher auch kein Wunder das Spusi-Kollege Staller kein Freund von Frau Merkel ist;)
Aber allein die Vorstellung ist absolut amüsant und die Mordfälle sind wieder adäquat dazu gestrickt.

Spannung trifft wieder auf Witz und so kann ich auch „die Glückskatz“ mit gutem Gewissen empfehlen, natürlich besonders an Lokalkrimi Fans und Katzenfreunde;)

Veröffentlicht am 06.03.2019

Ein Buch mit Gänsehautmomenten

Nächte, in denen Sturm aufzieht
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Die Familie McCullen lebt schon seit über 70 Jahren in dem kleinen ruhigen Küstenörtchen „Silver Bay“, an der Küste Australiens und betreibt dort ein gemütliches Pensionshotel. Die Menschen dort genießen ...

Die Familie McCullen lebt schon seit über 70 Jahren in dem kleinen ruhigen Küstenörtchen „Silver Bay“, an der Küste Australiens und betreibt dort ein gemütliches Pensionshotel. Die Menschen dort genießen ihr beschauliches Leben in der Bucht, mit wenig Touristen und ein wenig Walbeobachtung. Auch Liza Mc Cullen und ihre Tochter Hannah, schätzten die geruhsame Bucht, ist es doch das ideale Versteck vor der Welt da draußen, die sie so verletzt hat. Doch plötzlich taucht ein geschniegelter Engländer Mike Dormer aus London auf, der so gar nicht in diese Landschaft passt, aber er hat ein Zimmer im Hotel bei Tante Kathleen gebucht……

„Nächte, in denen Sturm aufzieht“, von der Bestsellerautorin JoJo Moyes, ist ein sehr beschauliches Buch, das vom geruhsamen Leben in einer Kleinstadt im fernen Australien erzählt. Es beschreibt den Alltag und das Leben der Bewohner und nimmt erst im Laufe der Geschichte Fahrt auf! Hauptcharaktere sind zwei Frauen und ein kleines Mädchen, verwandtschaftlich verbunden und von einem Geheimnis umgeben. Doch das interessiert dort am Ende der Welt so gut wie Niemanden, aber als Mike Dormer auftaucht, nimmt die Handlung Fahrt auf.
Die Beschreibungen ihrer Protagonisten ist der Autorin ganz wunderbar geglückt, es sind doch einige an der Zahl und sie erzählen aus ihren unterschiedlichen Perspektiven ihre Empfindungen, Ängste und Sorgen. Auch die Natur kommt nicht zu kurz, die Fahrten aufs Meer und die Beobachtungen von Walen und Delfinen. Ein aktuelles Thema, der Tourismus und seine Auswirkungen werden angesprochen und die Probleme die daraus erwachsen können. Natürlich geht es auch um Beziehungen, Liebe, Geheimnisse und das Leben an sich.
Eine gute unterhaltsame Mischung bietet diese Neuauflage von „Dem Himmel so nah“ auf alle Fälle. Besonders gelungen fand ich die Wandlung des adretten Engländers Mike, man könnte sagen er wandelt sich vom Saulus zum Paulus;)