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Veröffentlicht am 16.05.2019

Bewegender Roman vor exotischer Kulisse des 19. Jahrhunderts, im fernen Asien spielend

Die Lotosblüte
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Das 15-jährige Mädchen Chong stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wird von ihrer Stiefmutter nach China, an einen alten Chinesen als Zweitfrau verkauft. Er tauft sie um in Lenhwa und benutzt sie als ...

Das 15-jährige Mädchen Chong stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wird von ihrer Stiefmutter nach China, an einen alten Chinesen als Zweitfrau verkauft. Er tauft sie um in Lenhwa und benutzt sie als Jungbrunnen und Lustobjekt. Als er Alte nach kurzer Zeit stirbt, nimmt sein Sohn Kuan sie mit sich, in seinen erfolgreich betriebenen Vergnügungstempel am Hafen von Chinchiang. Dort betreibt dieser ein florierendes Geschäft mit dem Glücksspiel, Prostitution und Drogen. Lenhwa wird seine Geliebte und in das Geschäft mit der Prostitution verstrickt, doch als die Briten den Hafen in Schutt und Asche legen, gelingt ihr die Flucht......

„Die Lotosblüte“ ist ein Roman des bekannten koreanischen Bestsellerautors Hwang Sok-Yong, der uns in die asiatische Welt des 19. Jahrhunderts entführt.
Das Mädchen Chong hat einen recht eigenwilligen Charakter, mit ihr wurde ich anfangs gar nicht so schnell warm,….erschien sie mir doch zuerst so emotionslos wie eine Puppe. Sie passt sich immer wieder den neuen Situationen an, wie ein Chamäleon. Zwar hat sie Ambitionen, was ihre Zukunft betrifft, aber ihre Gedanken verrät sie uns nicht. Doch so nach und nach stellte sich dann Bewunderung ein, wie sie ihr Schicksal meisterhaft erträgt und sich immer wieder neu erfindet! Liegt dieser Schlüssel in ihren zwei Persönlichkeiten, die sie zu Beginn der Erzählung erhält, es werden im Laufe der Zeit sogar noch mehr Rollen…! Die Kunst der Verdrängung beherrscht sie jedenfalls voll und ganz. Aber sie ist auch sehr umgänglich, kümmert sich um ihre Leidensgenossinnen und ist stark für sie. Immer mehr entwickelt sie sich zu einer selbstbewussten und selbstbestimmten Persönlichkeit.
Diese Metamorphose bringt der Autor gekonnt zu Papier. Auch eine große Anzahl anderer Entwicklungen, die im asiatischen Raum des 19. Jahrhunderts eine Rolle spielen, behandelt das Buch, den Handel, die Politik mit ihren vielen Konflikten und deren Verbindung und Öffnung für die europäische Kultur. Darüber erfährt man einiges, es wird geschickt in die Handlung eingeflochten.
Die Geschichte ist vergleichbar mit einem exotischen Märchen, sehr detailliert erzählt sie von der Wandlung eines armen Mädchens bis zur hochgeschätzten Dame der Gesellschaft. Natürlich auch gespickt mit erotischen Szenenbildern vor exotischer Kulisse, sinnlich, aber auch oft gewürzt mit Willkür, Menschenverachtung oder roher Gewalt. Durch eine neutrale nicht wertende Erzählweise fließt die Geschichte flüssig dahin, Lenhwas ruhige unaufgeregte Art mit ihrem Schicksal umzugehen versöhnt den Leser mit all den Umständen. Dadurch erhält man auch ihren etwas distanzierteren Blick auf die Handlung und begreift, wie sie all das ertragen konnte.

Ein wirklich großartiger Blick in eine andere Epoche und Kultur.
Ein Roman, der mich sehr gut unterhalten hat und entfernt an das Buch „Die Geisha“ denken lässt, das ich vor langer Zeit mal gelesen habe.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Eindrucksvoller biografischer Roman

Mein Leben als Sonntagskind
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Das Mädchen Jasmijn Vink merkt mit ihrem Eintritt in die Vorschulgruppe, das sie anders ist. Sie kann als einzige schon sehr gut Lesen und anstatt ihr Wissen zu vertiefen, soll sie nun mit all mit den ...

Das Mädchen Jasmijn Vink merkt mit ihrem Eintritt in die Vorschulgruppe, das sie anders ist. Sie kann als einzige schon sehr gut Lesen und anstatt ihr Wissen zu vertiefen, soll sie nun mit all mit den anderen Kindern spielen, toben, lärmen….doch das mag sie nicht. Sie möchte lieber alleine sein, lesen und mit ihrer Hündin Senta den Tag verbringen. Warum sollte sie mit der Lehrerin reden wollen oder sich dieser Gruppe anpassen.
Jasmijn braucht zum Glücklichsein nur die ihr vertraute Umgebung, eine neue Situationen, unbekannte Menschen oder gar Kaufhäuser sind ihr ein Graus! Immer wieder muss sie sich zwingen normal zu erscheinen, obwohl sie doch am liebsten die Flucht ergreifen würde! So manches Mal nimmt sie sich aber dennoch ein Auszeit und agiert dann nach Jasmijn-Art, leider zum Entsetzen ihrer Umgebung….



Mit autobiografischen Zügen im Roman „ Mein Leben als Sonntagskind“, offenbart die Autorin die Gefühlswelt eines besonderen Mädchens, das sich so gänzlich von der Masse unterscheidet. Es wird von einer Auseinandersetzung mit der Normalität des Lebens erzählt, die diesem Kind so schwerfällt.
Erst als Erwachsene erfährt auch die Autorin Judith Visser, das sie am Asperger-Syndrom leidet. Deshalb kann sie das Leiden der Protagonistin Jasmijn im Roman so gut wiedergeben, da sie es aus eigener Erfahrung kennt.
Viele Erlebnisse aus dieser Kindheit machen betroffen, man fragt sich ab und an, merkt denn niemand was in Jasmijn vorgeht, was mit ihr los ist!
Denn auch die Eltern erkennen das Problem nicht umfassend genug um ihr weiter zu helfen. Jasmijn ist zumeist allein auf sich gestellt. Da es ihr an Empathie fehlt, kann sie die Gefühle anderer Menschen nicht einschätzen und ihre eigenen Gefühle auch nicht mitteilen….ein Teufelskreis!
Sehr eindrucksvoll und offen erzählt die Autorin aus ihrem Leben, das sich viel in ihrem Kopf abspielt, jenseits der Wirklichkeit.
Der Roman ist so ergreifend geschrieben, das ich die ein oder andere Träne verdrücken musste!



Ein Buch das aufrüttelt und sicherlich hilfreich ist die Gefühlswelt von Menschen mit Autismus besser zu verstehen. Eine Aufforderung seinen Mitmenschen mehr Verständnis entgegenzubringen und besser auf sie zu achten….denn oft sind die Dinge anders als sie scheinen! Ein arrogant wirkender Mensch ist vielleicht nur schüchtern und unsicher!
Jeder ist anders, ob in seiner Wahrnehmung, seinen Aktionen und seinem Auftreten. Verständnis, Rücksichtnahme und Akzeptanz sind im Umgang miteinander wichtig, diese Botschaft ist deutlich spürbar! Ein Buch das mich sehr berührt und gut unterhaltsam hat, trotz der ernsten Problematik.

Ganz toll gemacht:)

Veröffentlicht am 08.05.2019

Aktuell, rasant und spannend:)

Zara und Zoë - Rache in Marseille
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Zwillingsschwestern unterschiedlich wie Tag und Nacht. Zara, korrekte und erfolgreiche Profilerin bei Europol, Zoë, eine eiskalte skrupellose Mafiosa.
Als Zara zu einem grausamen Mordfall an einer jungen ...

Zwillingsschwestern unterschiedlich wie Tag und Nacht. Zara, korrekte und erfolgreiche Profilerin bei Europol, Zoë, eine eiskalte skrupellose Mafiosa.
Als Zara zu einem grausamen Mordfall an einer jungen Migrantin nach Marseille beordert wird, kommt sie ihrer Schwester und ihren Wurzeln sehr nahe und erkennt, um im Milieu erfolgreich einzugreifen braucht sie dringend die Hilfe ihrer verhassten Schwester…denn hier hält sich niemand an Regeln!


Der Autor Alexander Oetker startet mit einer neuen Krimiserie „Zara und Zoë“ Teil 1: „Rache in Marseille“, die seine Leser natürlich auch wieder nach Frankreich führt. Der Thriller ist mit zwei wirklich interessanten Charakteren besetzt. Zwillingsschwestern mit zwei völlig konträren Lebensentwürfen, die eine brav und anständig, die andere eine Frau die nicht lange fackelt und keine Grenzen kennt.
Die Handlung ist rasant, auch der Schreibstil ist prägnant, energisch und kraftvoll darauf ausgerichtet. Kurze Kapitel unterstützen den schnellen Plot und die drastische Entwicklung der Geschehnisse. Jede Person hat einen individuellen Stil, angepasst an Wesen und Niveau. Ein recht eigenwilliger Stil, der aber gut zu dem Verlauf der Story passt, gefällt mir sehr!
Die Idee mit dem Zwillingspaar finde ich großartig, sie gibt den Ermittlungen eine ganz eigene Dynamik. Die Location Marseille hat dazu auch diesen Gegenpol-Charakter mit Vorzeigekulisse und schäbiger Vorstadtcité, das ergibt ein wirklich gelungenes Bild.
Brandaktuelle Probleme werden im Buch aufgegriffen, die mit Islamismus, Fremdenhass, Drogenproblematik, Populismus, Politik, Korruption und Anschlägen zu tun haben. Die schöne Kulisse auf dem Cover mit dem braunen Hintergrund ist dafür wohl Symbolik. Schön gemacht: Zur einfacheren Ortsorientierung bieten die beiden Innencover zwei Karten der näheren Umgebung.


Ein unterhaltsamer Thriller, mit brutalem und aktuellem Stoff. Die Lektüre ging unglaublich flott voran, durch die interessante Form des Handlungsverlaufs und dessen geschickte Verabreichung.

Freue mich schon auf weitere Fälle mit den beiden coolen Schwestern:) es war ein wirklich prima Auftakt!

Veröffentlicht am 08.05.2019

Gelungener zweiter Fall für Commissaire Luc Verlain

Château Mort
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Es ist heiß und nicht viel los in der Aquitaine….. Commissaire Luc Verlain hat Besuch von seinem Freund und Pariser Kollegen Yacine und die beiden genießen das Leben und die letzten Tage des Sommers am ...

Es ist heiß und nicht viel los in der Aquitaine….. Commissaire Luc Verlain hat Besuch von seinem Freund und Pariser Kollegen Yacine und die beiden genießen das Leben und die letzten Tage des Sommers am Strand. Eine nette Abwechslung ist da der berühmten Marathon du Médoc, für den sie sich als Begleitschutz gemeldet haben. Sie machen mit ihren Motorrädern die Strecke frei und bewundern die lustig verkleideten Marathonläufer, die sich durch die Hitze kämpfen. Als Erfrischung dient bei diesem Marathon nicht nur Wasser, die Läufer werden auf den Chateaus sogar mit edlen Weinen bedient. Bei einer Pause auf dem Chateau von Lucas Schulfreund Richard passiert es, ein Streckenpasten meldet per Funk mehrere kollabierte Teilnehmer. Luc und Yacine eilen zu den Verletzten, doch für einen der Teilnehmer kommt die Hilfe zu spät……

„Chateau Mort“ ein Aquitaine-Krimi von Autor Alexander Oetker ist der Nachfolgeband von „Retour“, also sozusagen der zweite Fall für den sympathischen Commissaire Luc Verlain.
Neben dem bekannten Marathon spielen auch Trauben eine große Rolle, denn alles im neuen Mordfall von Luc dreht sich um das Weinanbaugebiet Médoc, seine Chateaus und den „Grand Cru“ einen Wein der Spitzenklasse. Der Hang zum süßen Leben und sein Faible für schöne Frauen wird Luc auch dieses Mal beinahe zum Verhängnis, er ist eben ein Filou der Spitzenklasse;) eben typisch Franzose!
Das Buch ist wieder sehr amüsant, spannend und flüssig zu lesen, einfach ein Krimi-Genuss! Aber Vorsicht, bitte nicht hungrig an die Lektüre machen, denn sonst kann ich für nichts garantieren;)
Ab und an war ich schon in Versuchung mich ins Auto zu setzen und gen Frankreich zu fahren, das nächste französischen Lokal aufzusuchen, oder wenigstens eine Flasche Wein aus dem Keller zu holen.



Mein Fazit: Eine tolle Fortsetzung des ersten Falles, auch dieses Mal wieder mit reichlich Lokalkolorit und einem wirklich grandios konstruierten Mordfall, der bis zur letzten Seite spannend bleibt!
Ein Muss für Krimi und Frankreich-Fans, natürlich auch für die, die es werden wollen;) bei mir weckt das Buch mein Fernweh und natürlich die Vorfreude auf Sommer, Reisen und schöne Gegend!
Ein Tipp, vorher auch den ersten Band der Reihe lesen, das sorgt für mehr Verständnis, denn es tauchen viele lieb gewonnene Protagonisten aus Buch 1 auf.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Klein wenig verwirrender Pariser Nachkriegskrimi

Die Blüten von Pigalle
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Paris 1945- In den Wirren der Nachkriegszeit werden die Überlebenden des Krieges im Luxushotel Lutetia untergebracht, registriert und befragt.
Camille Laval wird dort, dem Konzentrationslager entronnen, ...

Paris 1945- In den Wirren der Nachkriegszeit werden die Überlebenden des Krieges im Luxushotel Lutetia untergebracht, registriert und befragt.
Camille Laval wird dort, dem Konzentrationslager entronnen, leider erschlagen in seinem Zimmer aufgefunden. Der junge Inspector Jean Ricolet beginnt mit seinen Ermittlungen und auch seine Freundin, die Kunststudentin Pauline Ducrat vertieft sich mit in den Fall, war doch das Opfer zufällig auch der Verlobte ihrer besten Freundin. Die beiden stoßen bei ihren Nachforschungen auf Kollaborateure, ein korruptes Netz von Kriegsgewinnlern und Geschäftsleuten, denen sie dabei gefährlich nahe kommen…..

„Die Blüten von Pigalle“ ist ein interessanter Kriminalroman, von Michelle Cordier, der den Leser in ein Paris der Nachkriegszeit führt. Der junge Ermittler Jean Ricolet ist ein sehr sympathischer Charakter, ebenso seine aufgeweckte Freundin Pauline, die auf mich ein wenig naiv und unbedarft wirkt.
Ihre persönlichen Verstrickungen mit den verdächtigen Personen und deren Zusammenhang mit dem Kriminalfall, waren mir manchmal zu konstruiert und unrealistisch. Die Geschichte selbst ist aber spannend aufgebaut, durch die vielen Protagonisten und Nebenschauplätze auch ein wenig verwirrend, man muss schon aufpassen, um die gesellschaftlichen und kriminellen Verstrickungen zu kapieren! Schön waren die Beschreibung der Stadt und der gewählten Locations, mit ihrem Pariser Flair.

Ein Krimi, mit Überraschungsmanövern, der mich gut unterhalten, aber nicht unbedingt gefesselt hat. Die Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen hätte ich mir noch intensiver gewünscht, weniger persönliche Konflikte und Kontakte. Dieser Kriminalfall ist schon der zweite in Serie für das Ermittler Duo, leider kenne ich den ersten Band dazu nicht. Vielleicht hätte das mich den Personen noch ein wenig näher gebracht, denn Potenzial haben die Charaktere auf alle Fälle.

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