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Veröffentlicht am 22.12.2018

Historisch bewegender Münchener Krimi, aus den stürmischen 20er Jahren

Herbststurm
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Während der Münchener Kommissär Reitmeyer nach Mördern fahndet, wird sein Schulfreund Rechtsanwalt Sepp Leitner von einer reichen Exil-Russin beauftragt, nach deren Tochter zu suchen. Beide führen ihre ...

Während der Münchener Kommissär Reitmeyer nach Mördern fahndet, wird sein Schulfreund Rechtsanwalt Sepp Leitner von einer reichen Exil-Russin beauftragt, nach deren Tochter zu suchen. Beide führen ihre Recherchen tief in die Abgründe der damaligen politischen Gruppierungen. Revolutionieren Freicorps, Exilmonarchisten und auch linke kommunistische Gruppierungen. In den 20er Jahren ist Politik keine leichte Sache. Sind ihre Fälle etwa miteinander verwoben!?



Der Kriminalroman „Herbststurm“ von Autorin Angelika Felenda ist nach der „Der eiserne Sommer“ und Wintergewitter“ der dritte Band einer Serie mit Kommissär Reitmeyer, der im historischen München der 20er Jahre spielt. Damals keine einfache Zeit, Verschwörungen, Putschversuche und die unterschiedlichsten politisch extremen Richtungen, die allesamt miteinander kollidieren.

Das muss der Kommissär am eigenen Leib erfahren, gerät er doch zunehmend mit der politischen Abteilung im Polizeipräsidium in Konflikt, je tiefer er versucht die Strukturen eines merkwürdigen rechten Bundes „Treu-Oberland“ zu ergründen. Gekonnt sind in der Geschichte Fiktion mit Historie verbunden. Die Protagonisten Reithuber, dessen Freund Sepp Leitner, die Ärztin Caroline und der Kriminalassistent Radler sind wirklich treffend charakterisiert und sehr sympathisch.

Ein flüssig zu lesender Schreibstil unterstützt den Lesefluss, auch der Spannungsbogen bleibt während der Story kontinuierlich angezogen und man muss schon ein wenig aufpassen, während sich die Geschichte entwickelt, da die Verhältnisse nicht gerade unkompliziert sind. Der Leser erfährt viel über die damaligen Verhältnisse, Politik und das Münchener Stadtleben. Auch in den Anmerkungen am Ende kann man noch interessante Informationen zur damaligen politischen Lage lernen.

Als ortskundige und langjährige Münchener Innenstadtbewohnerin lag mein Focus besonders auf den Beschreibungen des damaligen Stadtbildes, eine Zeitreise, die ich wirklich großartig fand.

Als Thriller würde ich das Werk nicht gerade betrachten (wie auf der Rückseite charakterisiert), sondern schon ehr als historischen Kriminalroman, mit ein bisserl Münchener Lokalkolorit und 20er Jahre-Flair gewürzt. Auch ohne seine Vorgänger zu kennen ist das Buch hervorragend zu lesen und hat mich großartig unterhalten.

Veröffentlicht am 10.12.2018

Wow, was für ein Thriller:) spannend bis zur letzten Seite. Märchenhaft böse!

Der Augenmacher
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Nach 15 Jahre scheint er plötzlich wieder da zu sein „Der Augenmacher“ ein grausamer Killer, der seinen Opfern die Augen durch Steine ersetzt. Dabei gilt der damalige Mörder eigentlich schon lange als ...

Nach 15 Jahre scheint er plötzlich wieder da zu sein „Der Augenmacher“ ein grausamer Killer, der seinen Opfern die Augen durch Steine ersetzt. Dabei gilt der damalige Mörder eigentlich schon lange als tot, hat er sich doch selbst das Leben genommen!
Nun ist eine ähnlich zugerichtete blonde Frauenleiche in Leipzig gefunden worden. Gibt es etwa einen Nachahmer!?
Die Kriminalhauptkommissarin Klara Frost weiß einiges über den „Augenmacher“ und kommt bei ihren Ermittlungen dem mörderischen Sadisten sehr, sehr nahe…..


Der hoch spannende Thriller „Der Augenmacher“ ist Auftakt einer neuen Reihe aus der Feder von Autor Elias Haller. Seine neue Hauptprotagonistin darin, ist die Leipziger Kriminalhauptkommissarin Klara Frost, eine sehr eigenwillige, gut aussehende und auch komplizierte junge Frau, mit einem krassen Spitznamen. Im Kollegenkreis wir sie auch scherzhaft „die Exorzisten“ genannt, zwecks ihrer eiskalten Ausstrahlung, ihrer speziellen Vernehmungsmethoden und natürlich ihrer Abstammungsgeschichte. Eine wirklich interessante Mischung, die auch dem perfiden Killer nicht verborgen bleibt. Klara steht sozusagen im Mittelpunkt des Geschehens und dazu gesellt sich per Zufall, auch noch ein Kollege aus München. Oberkommissar Fitz, auch sehr speziell, Typ gereifter asthmatischer Columbo. Die beiden ergeben wahrhaft ein zwar schräges aber auch sehr unterhaltsames Team. Den Schreibstil finde ich einfach großartig! Flüssig, amüsant, mit sensationellem Spannungsaufbau. Auch der ein oder andere Gänsehaut-Moment sorgt für eine gelungene Thrilleratmosphäre.

Ein wirklich sehr aufregender und atemraubender Thriller, der mir sagenhaft gut gefallen hat. Besonders gemocht habe ich den Einbau von Geschichte, Märchen und Aberglauben, das ist dem Autor besonders gut gelungen. Wer noch nicht weiß was „Hühnergötter“;) sind, sollte das Buch unbedingt lesen!


Zitat:„Sie würde klarkommen.
Klara, das sagt schon mein Name!“(S.33)

Veröffentlicht am 09.12.2018

Interessante Beleuchtung eines umstrittenen Indizienprozesses

Der Münchner Parkhausmord
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In diesem Buch wird der spektakuläre „Münchner Parkhausmord“ um die schwerreiche 59-jährige Millionärin und Parkhausbesitzerin Charlotte Böhringer am 15.05.2016 genau beleuchtet und beschrieben. Anhand ...

In diesem Buch wird der spektakuläre „Münchner Parkhausmord“ um die schwerreiche 59-jährige Millionärin und Parkhausbesitzerin Charlotte Böhringer am 15.05.2016 genau beleuchtet und beschrieben. Anhand von Tatbeschreibung, dem Prozess und der Indizien kann sich der Leser ein Bild der Person und Motivation, des in einem reinen Indizienprozess verurteilen Benedict T. machen. Der Neffe wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt. Den Mord an seiner Tante hat der Verurteilte bislang nicht gestanden, sondern beteuert bis heute seine Unschuld.



Der Schweizer Autor Daniel Reinhard beschreibt in seinem Fachbuch „Der Münchner Parkhausmord, Ein spektakulärer und umstrittener Indizienprozess“, diesen sehr interessanten und Aufsehen erregenden Fall, sehr sachlich, ausführlich und unvoreingenommen. Das Opfer, sein Umfeld, mit allen beteiligten Personen sind vortrefflich charakterisiert. Die Tat selbst, deren Ablauf und die Entwicklung danach, zeigen klare Motive und schwerwiegende Indizien gegen den Verurteilten.

Der Indizienlast ist ein großer Teil des Buches gewidmet und der Leser kann sich damit auseinandersetzen.



Das Buch ist ein Sachbuch über einen realen, sehr spannenden Fall und auch so verfasst.

Der Schreibstil ist klar, sachlich und gut verständlich. Natürlich hat man beim Lesen eines echten Mordfalls immer diese „Wahrheit“ im Hinterkopf und die Brutalität der Tat ist erschreckender als bei einem fiktiven Krimi, den sich ein Autor nur ausgedacht hat.

Das ist aber auch der Reiz an diesem Fall und die Möglichkeit sich am Ende der Beschreibung von Tat, Motiven, Indizien, Aussagen, Spuren und Wahrscheinlichkeiten eine Meinung zu bilden, über dieses stark angezweifelte Urteil und die Frage „Ist Benedict T. schuldig oder unschuldig!?“

Die Argumentation des Autors hat mir dabei besonders gut gefallen, seine Aussagen waren schlüssig und für mich auch nachvollziehbar.

Ein sehr gut recherchiertes Buch, das ich wirklich sehr empfehlen kann.

Veröffentlicht am 29.11.2018

Unterhaltsames historisches Familiendrama vor der Kulisse Berlins im Trend der 20er Jahre

Das Palais Reichenbach
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Berlin in den 20er Jahren. Die Welt befindet sich im Umbruch, die Macht und der Einfluß des Adels ist am Vergehen, es droht sogar die Enteignung. Besonders das Haus der von Reichenbachs erlebt einen Absturz ...

Berlin in den 20er Jahren. Die Welt befindet sich im Umbruch, die Macht und der Einfluß des Adels ist am Vergehen, es droht sogar die Enteignung. Besonders das Haus der von Reichenbachs erlebt einen Absturz sondergleichen. Nicht nur das ihnen das Geld für ihren gewohnten Lebensstandard so langsam ausgeht, sie sind auch nicht mehr kreditwürdig und müssen ihren hochverschuldeten Landsitz sogar der Bank überlassen.
Während Fürst Karl die Situation mit Alkohol bekämpft, versucht es die Fürstin Juliane vorerst mit dem Leugnen der Wahrheit. Ihre drei Sprösslinge genießen derweilen den neuen Zeitgeist, das Nachtleben und verlieben sich verhängnisvoll…..

Die Autorin Josephine Winter zeigt uns in ihrem historischen Roman „Das Palais Reichenbach“ ein sehr gelungenes Sittengemälde von Arm und Reich, aus dem Berlin der 20er Jahre.
Die Abschaffung des Adels und Gleichstellung aller Stände, bringt einiges an Problemen mit sich, das anhand der fiktiven Fürstenfamilie Reichenbach und ihren Bediensteten aufgezeigt wird.
Denn Einschränkung und politischer Machtverlust verweist den Fürsten in die Bedeutungslosigkeit und den Gesichtsverlust. Die Dienstboten fürchten um ihre Stellung und den Absturz in bitterste Armut.
Alle Protagonisten sind ganz wunderbar charakterisiert, sympathisch und gut erdacht. Der bildhafte und angenehme Schreibstil der Autorin liest sich hervorragend und die aufregende neue Zeit ist glänzend dargestellt. Die politische und modische Richtung der Epoche ist sehr gut recherchiert und auch heikle Themen wie die Homosexualität des jüngsten Prinzen ist kein Tabu.

Wem wie mir, die Serie „Babylon Berlin“ gefallen hat, der wird sich auch mit diesem 20er Jahre Porträt und den Problemen der Reichenbachs sehr gut vergnügen. Ein spannender Einblick in diese Zeit, gewürzt mit etwas Berliner Lokalkolorit, der mich gut unterhalten hat. Das Buch hat auch ein neues äußeres Gesicht bekommen, das ich passender finde.

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Veröffentlicht am 27.11.2018

Absolut interessanter Frauenroman

Als das Leben vor uns lag
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Der Roman startet mit einem verhängnisvollen Abend in einem spanischen Klosterinternat im Sommer 1950. Fünf vom Schicksal zusammengewürfelte Leidensgenossinnen spielen dort ein albernes Pfänder Spiel, ...

Der Roman startet mit einem verhängnisvollen Abend in einem spanischen Klosterinternat im Sommer 1950. Fünf vom Schicksal zusammengewürfelte Leidensgenossinnen spielen dort ein albernes Pfänder Spiel, das für das 14-jährige Waisenmädchen Julia leider tragisch endet, sie verschwindet darauf spurlos aus dem Kloster! Indirekte Schuld an Julias Schicksal, trägt die unerbittliche selbsternannte Zeremonienmeisterin Olga, die ihr schlechtes Gewissen aber über die Jahre geschickt ausschalten kann.
Nach 30 Jahren trifft das Quartett, auf Einladung Olgas, zu einem Abendessen wieder aufeinander.
Es folgt ein denkwürdiger Abend, der viele Geheimnisse offenlegt!

Der historisch angelegte Roman „Als das Leben vor und lag“, der spanischen Autorin Care Santos, spielt in zwei Zeitebenen, zu Beginn im Jahre 1950, später im Jahre 1980.
Dabei liegt der Fokus auf zwei verhängnisvollen Abenden, die in der Geschichte zum Tragen kommen.

Das wirklich Spannende ist, zu erfahren, wie unterschiedlich sich das Leben der fünf Protagonistinnen im Laufe der vergangenen 30 Jahre entwickelt hat. Dabei spielen die unterschiedlichsten Bereiche eine Rolle: Schicksal, Charakter, Herkunft, Politik und Lebensumstände. Es tauchen ein paar spannende Ungereimtheiten in der Story auf, die sich zum Schluss hin dann teilweise recht überraschend aufklären. Der Schreibstil ist dabei angenehm zu lesen und die Geschichte wirklich genial kombiniert.



Die Lektüre hat mir großes Vergnügen bereitet und mich sehr gut unterhalten. Jede einzelne Entwicklung fand ich spannend, da die Ansichten und Lebensumstände so unterschiedlich waren. Von der aufregenden Karrierefrau, bis hin zur gelangweilten Ehefrau, war beinahe jedes Klischee vertreten. Die Entwicklung der Frau in der Gesellschaft und die politischen Entwicklungen im damaligen Spanien waren dabei besonders interessant zu beobachten.

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