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Veröffentlicht am 27.03.2023

Umwerfend tragisch brisante Geschichte

Die spürst du nicht
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Um ihrer 14-jährigen Tochter Sophie-Luise einen Gefallen zu tun, nimmt die bekannte Grünen-Abgeordnete Elisa Strobl-Marinek, deren neue Klassenkameradin Aayana Ahmed, ein somalisches Flüchtlingskind, mit ...

Um ihrer 14-jährigen Tochter Sophie-Luise einen Gefallen zu tun, nimmt die bekannte Grünen-Abgeordnete Elisa Strobl-Marinek, deren neue Klassenkameradin Aayana Ahmed, ein somalisches Flüchtlingskind, mit in den Familienurlaub in die Toskana. Neben den vier Strobl-Marineks, ist auch eine befreundete Familie mit von der Partie. Doch schon am Ende des ersten Tages nimmt der entspannte Urlaub in der Ferienvilla eine dramatische Wendung, der für alle Beteiligten zu einem traumatischen Ereignis wird!

Schon beim Start ins Buch „Die spürst du nicht“ merkt man, hier hat man es mit einem Daniel Glattauer zu tun. Die Geschichte wird dem Leser auf eine für ihn typisch und einzigartige Weise präsentiert. Zu Beginn fühlt man sich ein wenig wie ein Voyeur, denn er seziert seine Figuren, betrachtet sie aus einer Art Vogelperspektive und charakterisiert sie gnadenlos. Auch das Geschehen wird oft aus diesem Blickwinkel betrachtet. Mehrmals wechselt die Perspektive und Glattauer konzentriert sich auf die Empfindungen seiner Hauptakteure, die allesamt durch das tödliche Unglück aus der Bahn gerissen werden. Zwischendurch erfährt man durch Pressemitteilungen, die mediale Auswirkung des Falls, durchweg kommentiert, als wäre man plötzlich mitten in einer Social Media Anwendung gelandet. Diese abwechslungsreiche Darstellung geben der dramatischen Geschichte eine eigene Dynamik, wobei auch, trotz des recht ernsten Themas nicht an Humor gespart wird. Der Tragik der Geschehnisse macht dies keinen Abbruch, der Eindruck dies könnte genau so geschehen sein ist groß und erschreckend! Die Handlung erinnert im weiteren Verlauf sogar ein wenig an Shakespeare und eine moderne Variante von Romeo und Julia, bedrückend und berührend.
Den Titel finde ich treffend gewählt, denn diese Aussage gilt für die beiden Mädchen, für die privilegierte Sophie Luise und ihre arme Freundin Aayana. Auch das Cover ist perfekt, ein Hingucker.

Mein Fazit:
Ein überaus spannendes, erschütterndes und intensives Buch, das unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Die ganze Sache wird umwerfend erzählt und wirkt unglaublich tragisch, egal von welchem Standpunkt aus betrachtet. Mir haben die vielen unterschiedlichen Blickrichtungen sehr gut gefallen, sie geben der Geschichte ihre aktuelle Brisanz.

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Veröffentlicht am 25.03.2023

Spannende Einblicke in das Leben der Renaissance zur Zeit der Medici

Florentia - Im Glanz der Medici
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Florenz 1469
Lorenzo de’Medici, der Liebling seines Vaters Piero feiert seine glanzvolle, kunstvoll arrangierte Hochzeit mit der ihm bis dato unbekannten, aber adeligen Braut, der Römerin Clarice Orsini. ...

Florenz 1469
Lorenzo de’Medici, der Liebling seines Vaters Piero feiert seine glanzvolle, kunstvoll arrangierte Hochzeit mit der ihm bis dato unbekannten, aber adeligen Braut, der Römerin Clarice Orsini. Nach diesem Triumph der Macht, stirbt Piero und hinterlässt seinen Söhnen eine große Verantwortung, denn bislang lenkte die Familie Medici unangefochten die Geschicke der Stadt Florenz.
Lorenzo gelingt zwar weiterhin dieser Balanceakt, bekommt sogar den Beinamen "il Magnifico „der Prächtige“, doch auch weil sein Bruder Giuliano, der ewige Zweite, bereit scheint alles für die Familie zu opfern, auch seine große Liebe Fioretta. Allen Bemühungen zum Trotz, formieren sich die Feinde der Medici immer wieder neu, während die Kunst zu immer neuen Schöpfungen erblüht und gedeiht.

In ihrem historischen Roman "Florentia-Im Glanz der Medici” beleuchtet die Autorin Noah Martin eine spannende Epoche der italienischen Frührenaissance. Der im Jahr 1469 in Florenz beginnende Roman handelt nicht nur von der Geschichte um die berühmte Familie Medici, sondern erzählt auch von der Ausbildung und Arbeit berühmter Künstler wie Botticelli, Leonardo da Vinci, Filippino Lippi, Ghirlandaio und die große Künstlerwerkstatt deren Meisters Andrea del Verrocchio.
Die Autorin haucht ihren berühmten Protagonisten Leben ein, bringt ihre Gefühle und ihr Empfinden ans Tageslicht. Der Leser bangt, liebt, fühlt und leidet mit den Figuren, erlebt ihre Geschichte hautnah, so lebhaft und anschaulich wird die Handlung geschildert. Ob Liebesdinge, bodenloser Hass, Verleumdung oder infame Intrigen, die Emotionen und Geschehnisse überschlagen sich und machen das Buch spannend wie einen Krimi. Es hat mich auch begeistert, dass die dramatische Lektüre dabei meisterhaft recherchiert ist und sich beispielhaft an den historischen Ablauf hält, besser geht’s nicht!
Schon das Cover verzaubert den Leser, zeigt es doch einen Ausschnitt des weltberühmten Bildes “Geburt der Venus” von Botticelli, entstanden aus der Inspiration durch seine Muse Simonetta Vespucci, die schönste Frau in Florenz, die auch im Roman jeden Mann den Kopf verdreht. Als Einstiegshilfe bietet das Buch gleich zu Beginn eine Übersicht aller Protagonisten und einen Stammbaum der Familie Medici.

Mein Fazit:
Ein ganz wunderbarer historischer Roman, der Geschichte lebendig werden lässt und mich glänzend unterhalten hat. Er fühlt sich an wie eine Zeitreise und weckt die Sehnsucht darauf, all die Pracht, Kunst und Bauwerke von Florenz selbst in Augenschein zu nehmen oder sich intensiver mit den Spuren der Figuren zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Unterhaltsame Fortsetzung der Eulenburg-Harden Affäre die Schloss Liebenberg und ganz Berlin in Atem hält

Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz
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Die Stimmung im Schloss Liebenberg ist gerade auf einem Tiefstand. Um die Gesundheit des Fürsten steht es nicht zum Besten, ihm setzen die prekären Gerichtsverhandlungen, die damit verbundenen Anschuldigungen ...

Die Stimmung im Schloss Liebenberg ist gerade auf einem Tiefstand. Um die Gesundheit des Fürsten steht es nicht zum Besten, ihm setzen die prekären Gerichtsverhandlungen, die damit verbundenen Anschuldigungen und Gerüchte zu. Auch unter der Dienerschaft verschlechtert sich die Gemütsverfassung, besonders die Laune des obersten Dieners Opitz wird immer schlimmer. Durch eine geschickte Aktion von Adelheid, Hedda und Victor ist er seiner gesamten Druckmittel beraubt und lässt seinen Missmut an allen und jedem aus, der seinen Weg kreuzt. Seit ihrer Degradierung zum Hausmädchen und dem Tod ihrer Mutter ist Adelheid auf dem Rachefeldzug und der Zufall spielt ihr ein paar Trümpfe in die Hand. Adelheid geht jedoch ein großes Risiko ein!

Auch im zweiten Band „Hinter dem falschen Glanz“, ihrer „Schloss Liebenberg“ Trilogie liegt der Focus von Autorin Hanna Caspian auf der Dienerschaft, deren Ängste und Probleme. Natürlich färbt dieser unglaubliche Skandal um den Fürsten auch auf deren Leben ab, keine Feste, keine Gäste, wie sieht ihre Zukunft aus?
Diese Sorgen werden von der Autorin glänzend beschrieben, sowie auch die Umstände der Ermittlungen, Ablauf der Prozesse und Ereignisse in Berlin rund um die Eulenburg-Affäre werden anschaulich dargestellt. Es ist gar nicht so einfach, diesen Ereignissen zu folgen, so verworren wie die Lage damals war! Dies jedoch noch so spannend zu verpacken, finde ich eine große Kunst der Autorin. Auch der flüssige, anschauliche und mitreißende Schreibstil fesselte mich weiterhin an die Geschichte. Eine hilfreiche Auflistung der realen und fiktiven Protagonisten hilft dabei direkt beim Einstieg ins Buch. Natürlich sollte man bei dieser Trilogie auch unbedingt chronologisch vorgehen und die Vorgeschichte aus Band 1 gelesen haben.

Mein Fazit:
Eine spannungsvolle Darstellung von Zeitgeschichte, die mich begeistert und mich weiterhin neugierig auf den finalen Abschluss der Serie mit ihren großartigen Charakteren macht! Freue mich jetzt schon auf Band 3 „Hinter dem goldenen Schatten“.

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Veröffentlicht am 15.03.2023

Eine geheimnisvolle Geschichte aus Amsterdam

Das Haus an der Herengracht
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Amsterdam 1705
Die blutjunge Thea Brandt liebt das Theater und verbringt jede freie Minute dort, um eine Vorstellung oder ihre Freundin, die Schauspielerin Rebecca zu besuchen.
Allerdings ist Thea auch ...

Amsterdam 1705
Die blutjunge Thea Brandt liebt das Theater und verbringt jede freie Minute dort, um eine Vorstellung oder ihre Freundin, die Schauspielerin Rebecca zu besuchen.
Allerdings ist Thea auch heimlich verliebt in den hübschen Bühnenbildner Walter. Weder ihr Vater Otto, noch ihre Tante Nella dürfen davon wissen. Die haben auch andere Sorgen, da ihre finanzielle Situation immer prekärer wird! Die meisten Wertsachen des großen Hauses sind schon verkauft und Otto hat nun auch noch seinen Job verloren. An Theas 18. Geburtstag beschließt Tante Nella: Thea muss einen reichen Mann heiraten, um sie alle und das Haus an der Herengracht zu retten! Nella hat sogar schon einen speziellen Kandidaten im Auge.

Der Roman „Das Haus an der Herengracht“ von Autorin Jessie Burton steckt voller Geheimnisse.
Alle Bewohner des Hauses haben hier etwas zu verbergen und die Geheimniskrämerei ist grenzenlos. Als Leser hat man zunächst Probleme, die Bewohner des Hauses richtig einzuschätzen und zu sortieren. Hauptprotagonistin Thea, die Tochter der im Kindbett verstorbenen mysteriösen Marin, ihr Vater Otto Brandt, ein Diener des verstorbenen Hausherren und dessen Frau Nella, zuletzt gibt es auch noch die Köchin Cornelia. Daneben tauchen im Laufe der Handlung viele weitere Darsteller, sowie auch kleine Miniaturen und Puppen einer mysteriösen Miniaturistin auf.
Obwohl sich kein greifbares Bild von Thea in meinem Kopf manifestiert hat, faszinierten mich ihre Erlebnisse und Handlungen, die einerseits naiv, aber dennoch recht entschlossen wirkten. Es scheint einen Vorläufer-Roman zu geben mit dem Titel „Die Magie der kleinen Dinge“, der das Schicksal von Theas Tante Nella zum Thema hat. Dort erfährt man vielleicht noch etwas mehr zur Bedeutung der geheimnisvollen Miniaturistin und die Vor-Geschichte der Familie.
Die flüssige Schreibweise und lebhafte Handlung sorgen jedoch für einen angenehmen Lesefluss. Besonders hübsch ist bei diesem Buch das Cover gestaltet, es passt hervorragend zum Inhalt und gefällt mir sehr gut.

Mein Fazit:
Eine unterhaltsame Geschichte aus einer fernen Zeit, über eine leidenschaftliche junge Frau mit etwas rätselhaften Hintergrund, der zwar am Ende etwas aufklart, mich aber dennoch nicht gänzlich zufrieden stellte.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Der Untergang einer historischen Stadt, spannend konstruiert

Das Gold der Küste
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Anno 1363 -
Rungholt ist dank seiner Salzhandels eine einflussreiche und wohlhabende Stadt an der Nordsee. Der Bürgermeister, Redejeve Jaspers ist ein einflussreicher und kluger Mann und Vater. Er erzieht ...

Anno 1363 -
Rungholt ist dank seiner Salzhandels eine einflussreiche und wohlhabende Stadt an der Nordsee. Der Bürgermeister, Redejeve Jaspers ist ein einflussreicher und kluger Mann und Vater. Er erzieht seine einzige Tochter Fenna zu seiner Nachfolgerin und hat große Pläne, nachdem er einen vorteilhaften Vertrag mit dem Herzog von Holstein verhandelt hat. Leider macht das Schicksal ihm einen Strich durch die Rechnung und seine Tochter steht von heute auf Morgen alleine in der Verantwortung für die Stadt Rungholt. Wird Fenna ihrem verhassten Konkurrenten Ove Barwegen, dem Vater ihres Geliebten Jorik, die Stirn bieten können, im Kampf um den Posten des Redjeven?


„Das Gold der Küste“, ist ein historischer Roman über den Untergang einer Handelsmetropole namens Rungholt, eine mittelalterliche Hafenstadt an der Nordsee, die wirklich einmal existiert haben soll und um die sich viele Mythen ranken. Autorin Isabell Voss versucht eine Art Rekonstruktion ihres Untergangs und spinnt darüber eine aufregende Geschichte rund um diese historische Jahrhundertflut, die im Jahre 1363 die Welt, deren Bewohner aus ihren Angeln hob. Einige der Figuren sind historisch belegt, andere fiktiv angelegt. So wie auch Fenna Jaspers als aktive Heldin und Hauptperson der Handlung. Obwohl ich ihre Rolle als starke Frau und Bürgermeisterin recht interessant gestaltet finde, springt bei mir der Funke nicht ganz über.
Die Umstände des Untergangs sind äußerst erschütternd, es spielen dabei Dummheit, Verblendung und Gier der Menschen eine große Rolle. Eine Parallele zur Gegenwart wird im Nachwort deutlich, denn schon in früheren Zeiten führten Raubbau an der Natur, Kriege und Unwissenheit zu großen Katastrophen! Daraus zu lernen ist leider nicht jedermanns Sache, was hier deutlich vor Augen geführt wird.

Mein Fazit:
Umweltzerstörung wird hier an einem historischen Beispiel demonstriert und unterhaltsam aufbereitet. Die Geschichte hat mir gefallen und mich gut unterhalten, trotz der vielleicht etwas unrealistischen Führungsrolle einer jungen Frau, die für damalige Verhältnisse sicherlich sehr unüblich war. Da mich untergegangene Zivilisationen und Städte von jeher sehr interessieren, war das Buch für mich eine große Verlockung:).

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