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Veröffentlicht am 11.12.2022

Enttäuschend gewöhnlich und absolut konstruiert

Sechs Tage zwischen dir und mir
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Die Geschichte beginnt direkt mit dem Hochzeitstag, als Gemma sich in ihrem alten Kinderzimmer zurechtmacht, daraufhin zur Kirche fährt und Finn nicht auftaucht. Stunden später ist auch Gemma klar, dass ...

Die Geschichte beginnt direkt mit dem Hochzeitstag, als Gemma sich in ihrem alten Kinderzimmer zurechtmacht, daraufhin zur Kirche fährt und Finn nicht auftaucht. Stunden später ist auch Gemma klar, dass es an diesem Tag keine Hochzeit mehr geben wird. Warum ist Finn nicht aufgetaucht? Will er nicht mehr heiraten, wie der Freundes- und Familienkreis denkt, hat er Gemma gar verlassen oder einen verschuldbaren Grund, wie Gemma unerschütterlich glaubt? Während der nächsten sechs Tage forscht Gemma nach, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Zwischen diesen Kapiteln sind auch immer wieder welche eingestreut, in denen man vom ersten Kennenlernen bis zum Heiratsantrag Gemmas und Finns ganze Beziehung erfährt. Diese sind wirklich toll gemacht, da es eine direkte Verbindung zur Gegenwart und Gemmas Gedanken gibt.

Zu Beginn fühlt man mit Gemma mit, denn vor dem Altar ohne Nachricht stehen gelassen zu werden, ist bestimmt das schlimmste, was man in einer Beziehung erleben kann. In diesem Moment ist noch beides offen: Will Finn nicht mehr oder ist er verhindert? Gemmas unerschütterlicher Glaube an ihre Liebe steht gegen Tatsachen, wie die immer noch getrennten Wohnungen. Es werden direkt einige Fragen aufgeworfen und die Leser/innen geraten ins Grübeln. Dani Atkins lässt uns im Dunkeln, bestätigt unsere Theorie und überrascht aber auch mit falschen Fährten. Die Auflösung finde ich richtig fesselnd, kitschig, teilweise nachvollziehbar, überraschend, denn ich bin selbst gar nicht darauf gekommen, und in Details unrealistisch.

Etwas, das mich an der Geschichte gestört hat, sind die Protagonist/innen. Gemma ist oft naiv und eine kleiner Tollpatsch, ein Charakter, der mir nicht zusagt, und in vielen Situationen einfach blind. Finn hält Gemma oft hin und ich hab in den Rückblicken in die Vergangenheit mehrmals meinen Kopf geschüttelt. Für die beiden ist ihre Beziehung perfekt, aber ihre Kommunikation ist für mich zu oberflächlich. Ihre Dates sind sehr romantisch und gefühlvoll beschrieben, was mich berührt hat, aber es wurde zunehmend zu einer Liebe, bei deren Ende ich nicht mehr mitfiebern konnte, mir war es schlussendlich egal, aus welchem Grund Finn nicht zur Hochzeit erschienen ist. Die beiden und ihre Beziehung haben mich des Öfteren aufgeregt.

Dani Atins liebe ich für ihre berührenden Geschichten, aber hier konnte ich einfach nicht mitfühlen. Ihr einfühlsamer und emotionaler Schreibstil ist in einigen Momenten aufgeblitzt, sowie besondere Beschreibungen, aber oft hat sie Dinge dramatisch aufgebaut und gewollt witzig beschrieben (Gemma ist wohl allergisch gegen Finn, da sie in seiner Gegenwart ständig errötet) wie ein gewöhnlicher Frauenroman. Außerdem gibt es für mich oft kleine Fehler und Ungereimtheiten in der Geschichte, z. B. Widersprüche im Verhalten der Buchfiguren, falsche Beschreibungen (links & rechts vertauscht, übervolle Kaffeetasse nicht übergeschwappt), und Bodyshaming (Barista ist zu dünn, um einen Muffin empfehlen zu können).


Fazit:
Ich bin sehr enttäuscht von dieser Geschichte! Die Idee ist zwar wirklich toll und geschickt eingefädelt, aber die Umsetzung ist zu konstruiert und gewollt lustig. Von Dani Aktins bin ich es gewöhnt, dass ich am Ende ihrer Bücher Tränen in den Augen habe, anstatt sie pausenlos genervt zu verdrehen wie hier.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Erste Hälfte gähnend langweilig, Ende hingegen überraschend gut

Spicy Noodles – Der Geschmack des Feuers
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Toma muss von seinem Vater aus Jura studieren, doch an den Unis wurde er abgelehnt. Als sein Vater ihn rausschmeißt, findet er Zuflucht in dem Restaurant seines Opas, wo er nun auch arbeitet. Opa Shiro ...

Toma muss von seinem Vater aus Jura studieren, doch an den Unis wurde er abgelehnt. Als sein Vater ihn rausschmeißt, findet er Zuflucht in dem Restaurant seines Opas, wo er nun auch arbeitet. Opa Shiro erzählt absonderliche Geschichten, die Toma natürlich nicht glaubt, und hat manch seltsame Regeln für das Lokal, das Toma aufpeppen und beliebter machen will. Somit versucht er Shiros legendäre Ramen nachzukochen, während ein gnadenloser Serienkiller, Overkill, New York in Angst und Schrecken hält. Es gibt auch ein paar Kapitel, die aus Overkills Sicht geschrieben sind, in denen man die brutalen und teilweise ekligen Morde hautnah miterlebt.

Die erste Hälfte des Buches fand ich sehr langweilig. Nachdem Toma bei seinem Opa im „Spicy Noodles“ wohnt und kocht und der Serienkiller Overkill mehrmals erwähnt wurde, ist die Grundstory klar. Tomas Arbeiten im Lokal plätschern nur vor sich hin und die gelegentlichen Gäste sind irgendwann auch nicht mehr interessant. Akari zum Beispiel ist für mich ein überheblicher Snob, auch wenn sich ihr Verhalten später klärt, wobei sie mir damit auch nicht sympathischer wird, und ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum Toma etwas für sie empfindet. Shiros Geschichten über die Familie sind interessant, aber da Toma nicht daran glaubt, wir Leser/innen aber natürlich wissen, dass sie wahr sind, ist auch dieser Erzählstrang zunächst öde. Da hat es auch nicht mehr geholfen, dass ich den ruhigen, herzensguten und eifrigen Protagonisten sympathisch finde. Nachdem dann endlich die Liebesgeschichte zwischen Toma und dem Gast Akari beginnt und die angesprochene Situation im Klappentext mit den Essstäbchen geschieht, kommt schließlich Action auf. Ich kann es aber überhaupt nicht leiden, wenn der Klappentext spoilert und Dinge verrät, die nicht zu Beginn des Buches geschehen (und außerdem, das allererste Wort im Buch ist „Overkill“, warum wird der Serienkiller mit keiner Silbe erwähnt, wo doch seine Art zu Morden sehr brutal und präsent im Buch ist?). Nach diesem Spannungsaufbau flacht die Geschichte aber direkt wieder ab, weshalb ich mich gefragt hab, ob ich das Buch vielleicht lieber abbrechen sollte. Aber das Durchhalten hat sich gelohnt, denn es war spannend mit Toma mehr über die Welt der Göttererben und seine eigenen Fähigkeiten zu erfahren. Die anderen Charaktere wurden auch zunehmend wichtiger und faszinierend. Die zweite Hälfte des Buches hat also aufgeholt und gipfelt in ein spannendes, mitreißendes Ende, das überraschenderweise nicht zu happy Happyend wurde, wie ich befürchtet habe, sondern einfach perfekt ist.

Übrigens ist dies der zweite Teil der „Food-Universe“-Reihe, wovon ich den ersten nicht gelesen habe. Aber alle Sachverhalte über die Göttererben und die Rolle der Speisen und Getränke werden hier ausreichend aufgegriffen und erklärt. Es ist nur hilfreich den Klappentext vom ersten Band zu kennen, da die Geschehnisse daraus erwähnt werden, aber nicht stören, sondern im Gegenteil neugierig auf die vorherigen Ereignisse machen.


Fazit:
Mit „Spicy Noodles“ hat mich Marie Graßhoff leider enttäuscht, wobei ein Teil davon auch auf den spoilernden Klappentext zurückzuführen ist. Nach der langweiligen ersten Hälfte wird die Geschichte aber zunehmend spannender und actionreich. Ich habe Toma gerne in die Welt der Göttererben begleitet und bin auch mit dem Ende mehr als zufrieden. Jetzt bin ich sehr gespannt auf den dritten Teil der Reihe, der außergewöhnliche Charaktere ins Zentrum rückt, die ich jetzt schon sehr faszinierend finde.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Anschauliche und respektvolle Romanbiographie einer Kindheitsheldin

Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken
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Enid Blyton ist eine meiner Kindheitsheldinnen! „Fünf Freunde“ und „Hanni und Nanni“ habe ich so gerne gelesen. Vor allem die beiden Zwillinge habe ich als Serie und in Buchform geliebt! (Ich weiß, dass ...

Enid Blyton ist eine meiner Kindheitsheldinnen! „Fünf Freunde“ und „Hanni und Nanni“ habe ich so gerne gelesen. Vor allem die beiden Zwillinge habe ich als Serie und in Buchform geliebt! (Ich weiß, dass nicht alle deutschen Bände von Enid Blyton selbst stammen). Also war es an der Zeit, mehr von einer meiner ersten Lieblingsautorinnen zu erfahren. Maria Regina Kaiser startet mit einem Prolog, in dem man Enid Blyton im hohen Alter kennenlernt, die leider an Demenz erkrankt ist, sich aber in ihren Buchwelten und Schriftstellerei wiederfindet. Danach wird fortlaufend, beginnend mit Enids Kindheit, ihr gesamtes Leben geschildert. In kurzen Kapiteln werden verschiedene Situationen aus Enids Leben erzählt, was mich anfangs gestört hat. Mit jeder weiteren Seite habe ich immer besser in die episodenhafte Darstellung gefunden und mich mit der Erzählweise angefreundet, denn so lernt man die Kinderbuchautorin trotzdem sehr genau kennen, ohne dass die Romanbiographie unnötig ausgeschmückt wird. Mit der Zeit bildet sich so ein umfassendes Bild von Enid Blyton, das Maria Kaiser anschaulich, respektvoll und wertfrei geschaffen hat. Ich war überrascht, dass Enid Blyton zunächst durch Zeitschriften für Lehrer/innen bzw. später auch Schüler/innen erfolgreich war und dadurch zu ihren längeren Geschichten gefunden hat. Ihre Leidenschaft für Kinder, Tiere und die Natur ist stets spürbar und wird über ihre Liebesbeziehungen, Familie, 2. Weltkrieg und persönliche Schicksalsschlägn hinweg beibehalten. Ich finde es auch toll, wie Enid von Anfang an in ihrer Fantasiewelt lebt und sich diese durch das ganze Buch zieht. Dabei werden Namen oder Dinge erwähnt, die man mit ihren Büchern in Verbindung bringt. Mir hat nur ein bisschen gefehlt, in welchen Lebenssituationen Enid ihre berühmten Geschichten verfasst hat. Sehr überrascht hat mich, dass mir Enid Blyton nicht immer sympathisch war.

Am Ende des Buches hat Maria Kaiser ein Nachwort und einen ausführlichen Anhang ergänzt. Es gibt eine Zeittafel, zu der ich während des Lesens geblättert habe um zu sehen, wie alt Enid in bestimmten Situationen war oder vorherige zeitlich besser einordnen zu können, ein Glossar, eine Aufzählung aller wichtigen Personen, sogar Haustiere und Orte in Enid Blytons Leben. Nach der Auflistung von ihren wichtigsten Werken wird noch ein Literatur- und ein Quellenverzeichnis aufgeführt, was zeigt wie intensiv sich die Autorin der Romanbiographie mit Enid Blytons Leben beschäftigt hat, um diesen gut geschilderten Roman zu verfassen. So sind die letzten 20 Seiten ein gute Zusammenfassung über Enid Blyton, die ich in Zukunft sicherlich öfter zum Nachschlagen nutzen werde.


Fazit:
Dieses Buch ist eine tolle Romanbiographie über die Autorin Enid Blyton. Maria Regina Kaiser hat episodenhaft und anschaulich Enids Karriere und Privatleben dargestellt.

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Veröffentlicht am 13.11.2022

Wunderschön geschriebene Geschichte mit zu wenig Spannung

Zirkus der Wunder
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Nell wohnt in einem kleinen Dorf, das vom Anbau von Blumen lebt. Die junge Frau ist eine Außenseiterin, wurde ihr Leben lang wegen ihrer Muttermale am ganzen Körper gemobbt und ausgegrenzt. Nur ihr Bruder ...

Nell wohnt in einem kleinen Dorf, das vom Anbau von Blumen lebt. Die junge Frau ist eine Außenseiterin, wurde ihr Leben lang wegen ihrer Muttermale am ganzen Körper gemobbt und ausgegrenzt. Nur ihr Bruder akzeptiert sie, wie sie ist, doch als Jasper Jupiters Zirkus der Wunder in der Nähe gastiert, verkauft ihr Vater sie an Jupiter. Bald spielt die Geschichte im Zirkus, wo Nell zum ersten Mal im Leben Bewunderung statt Spott für ihre Andersartigkeit erfährt. Dort gibt es noch viele andere einzigartige Artisten mit besonderen körperlichen Merkmalen. Zunehmend geraten nun der Impresario Jupiter und dessen Bruder Jasper immer mehr in den Fokus der Geschehnisse. Das Buch wird aus den Sichtweisen von Nell, Jasper und Jupiter geschildert.

Der Schreibstil der Autorin ist einfach toll. Ihre Beschreibungen vermitteln eine gewisse Atmosphäre, wodurch man Gefühle durch die Stimmung erfährt, statt dass beschrieben wird wie sich die Protagonist/innen fühlen. Insgesamt ist die Geschichte etwas düster, weil auch oft Abhängigkeiten und Herabsetzung eine Rolle spielen, und entwickelt sich eher langsam. Elizabeth Macneal konzentriert sich vielmehr auf die Charaktere und deren Entwicklung, als viele spannende Szenen zu nutzen. In einigen Situationen waren mir aber trotzdem die Gefühle einiger Charaktere zu wenig beschrieben, insbesondere bei Nell. Und auch ihre weitere Entwicklung mochte ich gar nicht.

Im Mittelteil gibt es kaum Spannung und es geschehen Dinge, mit denen man schon gerechnet hat. Hier haben mich der Schreibstil, die faszinierende Figur des Impresarios und mein Lieblingscharakter Toby durch die Geschichte getragen. Während nicht nur vom Zirkus, sondern auch Jasper und Tobys unausgeglichener Beziehung berichtet wird, gibt es immer wieder Rückblenden in deren Vergangenheit, wo ein Geheimnis angedeutet wird. Es wurde so oft erwähnt, dass ich so gespannt war, was damals wirklich passiert ist. Die Auflösung dieser Situation ist aber sehr unspektakulär, da die Andeutungen eigentlich schon alles gesagt haben. Noch enttäuschender ist, dass man die Wahrheit darüber auch anders auslegen könnte. Auch wenn ein anderer wichtiger Aspekt über Jaspers Lage am Ende gefehlt hat, hat mir der Schluss wieder viel mehr zugesagt. Es ist spannend, turbulent, bittersüß und endet für mich genau richtig - weder zu negativ, noch zu rosarot. Die Anmerkungen der Autorin zu ihren Recherchen und dem Umgang mit Menschen Ende des 19. Jahrhunderts, deren Körper anders sind als gewohnt, sind sehr interessant und verleiten dazu, den Roman nicht nur als Unterhaltung zu sehen, sondern auch zwischen den Zeilen zu lesen.


Fazit:
Die Geschichte beginnt mit Nell, handelt im weiteren Verlauf aber hauptsächlich vom Zirkus und der Beziehung der beiden Brüder Jasper und Toby. Die Atmosphäre ist zwar etwas düster, aber unglaublich gut beschrieben. Insgesamt ist das Geschehen aber zu unspektakulär und kaum spannend, da konnte das passende Ende auch nicht mehr viel für mich rausreißen.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Enttäuschend & wird erst in der zweiten Hälfte spannender

Die Wolkenstürmerin
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Die junge Marlene hat kürzlich ihre Eltern verloren, während das geerbte Familienunternehmen nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr aus den roten Zahlen kommt. Durch Beschränkungen in Deutschland ist das ...

Die junge Marlene hat kürzlich ihre Eltern verloren, während das geerbte Familienunternehmen nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr aus den roten Zahlen kommt. Durch Beschränkungen in Deutschland ist das hamburgische Unternehmen zur Herstellung von Leichtbauprofil-Flugzeugen der Konkurrenz hinterher. Als ihr Onkel ein Übernahmeangebot bekommt, müssen er, Marlene und ihre beiden Vettern entscheiden, wie es mit der Firma Appen weitergehen soll. Deshalb schlägt die flugbegeisterte Marlene ein Flugtaxiunternehmen vor, das der Firma zu neuen finanziellen Mittel verhelfen soll, doch ihr Vetter Max ist gegen den Plan und auch ihr Onkel scheint skeptisch. Um vor der finalen Abstimmung den Kopf frei zu bekommen, reist Marlene ins Ferienhaus an die Ostsee, wo sie sich in den mysteriösen Schwimmer Bernhard verliebt.

Die Probleme des Familienunternehmens und Marlenes Kampf als Frau gegen Max‘ Vorurteile war anfangs sehr interessant. Doch mit jeder weiteren Seite treten der Hersteller von Leichtbauprofilen und das kleine Flugtaxi in den Hintergrund, es wurde im Unternehmen nicht mal mehr über den neuen Geschäftszweig geredet und als Leser/in bekommt man es nur am Rande mit, ob es nun zum Erfolg kommt oder nicht. Stattdessen nimmt die Liebesgeschichte immer mehr Raum ein, die mir von Anfang an eher wenig zugesagt hat. Marlene und Bernhard verlieben sich auf den ersten Blick, was mir nie gut gefällt. Ich will über eine Anziehung aufgrund von den Charakteren lesen und nicht wegen des Aussehens der Protagonisten. Außerdem wird um Bernhard ein großes Geheimnis gemacht, obwohl schon der Klappentext von einer Ost-West-Liebe spricht. Die Gespräche der beiden sind zu Beginn wenig romantisch oder angenehm, weil Marlene jedes Mal das Leben im Osten anspricht, was Bernhard unangenehm ist und abblockt. Wo kommen da die Gefühle auf? Mit der Zeit konnte die Autorin aber doch langsam die Geborgenheit und Nähe der beiden gut beschreiben. Somit wurde nach der vor sich hin plätscherten ersten Hälfte die zweite viel spannender. Denn hier kommt endlich wirklich der Konflikt von Marlenes und Bernhards Beziehung auf, weil sich die Grenze mitten durch Deutschland nicht nur in Bernhards geplante und seltene Besuche an der Ostsee äußern. Auch wenn Marlene sehr fixiert auf die Beziehung ist und schnell viel will, kommt doch erst dadurch eine spannende und fesselnde Geschichte auf. Ich habe bis zur letzten Seite mitgefiebert, auch wenn mir das Ende zu rosarot war.

Die größten Kritikpunkte an der Geschichte sind für mich, dass Birgit Zimmermann zwar einen flüssigen Schreibstil hat, aber oft manche Situationen nicht gänzlich beschreibt. Als bei mir langsam die Gefühle der Protagonisten aufkamen, war der Moment schon wieder vorbei. Ein paar Sätze mehr über die Emotionen der Charaktere hätten die Geschichte viel einnehmender und berührender gemacht. Außerdem war insbesondere die erste Hälfte langweilig und viele Dinge zu offensichtlich angedeutet. Und die größte Enttäuschung ist für mich, dass Marlene zwar Lilienthal heißt, Titel und Cover eine große Geschichte übers Fliegen versprechen, es aber nur als Rahmenhandlung fungiert. Schön ist, wie die Autorin Marlenes Leidenschaft fürs Fliegen geschildert und auch oft die Szenen im Flugzeug über den Wolken hautnah beschrieben hat. Ansonsten gibt es kein Nachwort über die tatsächlichen Geschehnisse in der Geschichte und auch das Internet hat mir leider keine erfolgreiche Recherche gebracht.


Fazit:
„Die Wolkenstürmerin“ erzählt die Geschichte der flugbegeisterten und bis über beide Ohren verliebte Marlene. Vieles ist sehr offensichtlich, weshalb die erste Hälfte des Buches eher langweilig ist und erst in der zweiten Spannung und Dramatik aufkommt. Eine mehr oder minder unterhaltsame Lektüre, von der ich mehr erwartet hätte.

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