Profilbild von Tine

Tine

Lesejury Star
offline

Tine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2021

Holpriger Lesefluss

Reality Show
0

Die Geschichte spielt etwas in unserer Zukunft, als bei der Bundestagswahl eine rechte Partei die deutliche Mehrheit erhält. Eine Studenten-WG gefällt das gar nicht und sie fangen an zu diskutieren: Die ...

Die Geschichte spielt etwas in unserer Zukunft, als bei der Bundestagswahl eine rechte Partei die deutliche Mehrheit erhält. Eine Studenten-WG gefällt das gar nicht und sie fangen an zu diskutieren: Die Idee der Reality Show ist geboren. An Heiligabend werden zehn der reichsten Deutschen in ihren Häusern als Geiseln genommen. Diese haben neben der Regierung genauso viel, wenn nicht sogar mehr, Einfluss auf unser aller Leben. Also werden die einflussreichsten Personen und ihre Vergehen in der Show vorgestellt und die Zuschauer entscheiden über deren Strafe.

Zu Beginn des Buches wird im Prolog direkt eine brenzlige Situation dargestellt, bei der ich die Luft angehalten habe. Danach folgen die Stunden davor, als die drei Studenten und ihre Helfer in die Häuser der Reichen eindringen, woraufhin die Show beginnt. Ich finde es toll, wie umfassend die Geschichte dargestellt wurde, indem man einige der zehn Reichen kennenlernt, die Geiselnahmen mit verfolgen kann, auch die Sicht der Fernsehzuschauer erfährt und die Show mit einem der Studenten als Moderator verfolgen kann.

Gestört an der Geschichte hat mich allerdings die Fülle der Charaktere. Die Studenten-WG umfasst die drei Bewohner Julian, Erich und Phillip. Mit einigen ihrer Freunde haben sie die Reality Show dann entwickelt und vorbereitet. Daneben wird in kurzen Kapiteln die Geiselnahme der Reichen verfolgt und auch einige Fernsehzuschauer gezeigt. Die Sichtweisen folgen kurz und prägnant hintereinander, ein schneller Wechsel von den Freunden, zu den reichsten der Nation und den Einwohnern vor dem Fernseher, wie in einem Film. Diese Darstellung passt gut zum Thema des Buches, hat mich jedoch oft verwirrt. Zu Beginn jeden Kapitels fragte ich mich, welche Buchfigur das gleich noch war, wobei ich aber durch die gelungene Darstellung der Charaktere bald den entsprechenden im Kopf hatte. Außerdem gibt es einige Rückblenden in die Vergangenheit, als die Studenten-WG mit einigen Freunden die ganze Aktion planten. Diese zusätzlichen Informationen haben mich die Gruppe besser kennenlernen lassen und die Show realistischer gemacht, jedoch befindet sich der/die Leser/in zu Beginn der Geschichte öfter in der Vergangenheit, als in der Reality Show. Die Rückblenden waren mir am Anfang zu früh, weil ich endlich die titelgebende Show miterleben wollte. Durch diese zwei Punkte hat sich die Spannung für mich nur sehr, sehr langsam aufgebaut, da ich immer wieder verwirrt war und mich erst zurechtfinden musste.

„In irgendeiner Form zahlt man immer. Mit Geld oder in einer anderen Währung.", S. 257

Der Schreibstil von Anne Freytag ist sehr lebendig und leicht zu lesen. Einige Szenen haben mich durch die eindrückliche Beschreibung richtig gefangen genommen und berührt. Die Emotionen wurden allesamt wirklich großartig umgesetzt, denn ich konnte z. B. die Überheblichkeit und Angst einiger Reichen deutlich durch die Buchseiten spüren. Die Wortwiederholungen von Rückenmark/Rückgrat jedoch haben mich im weiteren Verlauf der Geschichte irgendwann gestört. Mir sind Kapitelüberschriften eigentlich egal, weil ich sie immer vergesse, aber hier sind sie so gut zum Inhalt des entsprechenden Kapitels gewählt, dass sie mir immer wieder aufgefallen sind.

Das Ende ist enorm fesselnd geworden, da ich wissen wollte, ob die Freundesgruppe geschnappt wird oder nicht. Das überraschende Detail war es nicht für mich und ich habe nun noch einige unbeantwortete Fragen.


Fazit:
„Reality Show“ spricht ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft an und behandelt dies durch die Idee der Reality Show, die ein paar Studenten realisiert haben. Neben diesen jungen Personen und Rückblenden bezüglich ihrer Vergangenheit, gibt es noch unzählige weitere Charaktere, die mir alle irgendwann zu viel waren. Wenn dich sehr viele Buchfiguren nicht stören, dann wird dich das Buch von Anfang an viel mehr fesseln als mich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2021

Ich bin absolut verliebt!

Regenglanz
0

Simon hat eine schlimme Beziehung hinter sich, von der ihm nicht nur verletzte Gefühle sondern auch ein schreckliches Tattoo mit dem Namen seiner Ex-Freundin geblieben sind. Deshalb braucht er dringend ...

Simon hat eine schlimme Beziehung hinter sich, von der ihm nicht nur verletzte Gefühle sondern auch ein schreckliches Tattoo mit dem Namen seiner Ex-Freundin geblieben sind. Deshalb braucht er dringend ein Coverup, das er sich aber nicht von einer Frau stechen lassen will, weil ihm das Tattoo peinlich ist. Blöderweise gibt es den nächsten freien Termin nur bei Alissa, die Simons abwehrende Haltung gegenüber einer Tatöwiererin als Zweifel an ihrer Arbeit wahrnimmt. Schon die erste Begegnung der beiden hat mir gut gefallen, weil ich sie so amüsant, aber auch wichtig finde, wie Alissa mit ihren bunten Haaren und Tattoos für sich einsteht und Simon versucht, seine unangenehme Lage begreiflich zu machen.

Durch die Sitzungen im Tattoostudio und auch Treffen außerhalb davon kommen sich die beiden immer näher und ich mag es, dass sie sich langsam immer besser kennengelernt und die Beziehung sich entwickelt hat. Die Liebesgeschichte ist so schön, echt, gefühlvoll und so intensiv! Mit jeder Seite, auf der sich Alissa und Simon ineinander verliebt haben, hab ich mich immer mehr in das Paar verliebt. Das Ende wurde noch richtig spannend und dramatisch, womit ich überhaupt nicht gerechnet habe. Ich freu mich so sehr auf die beiden weiteren Bücher von Anya Omah!

>>Es ist okay, wenn du mal nicht okay bist. Dafür musst du dich niemals entschuldigen. Denn auch das bist du, und ich mag jede Version von dir.<<, S. 500

Das Setting in Hamburg ist wirklich toll gewählt. Die Protagonisten sind oft an typischen Hamburger Orten. Die Umgebung ist sehr bildhaft beschrieben und bindet sich wie von selbst in die entsprechenden Szenen ein. Bisher hatte ich nie groß den Wunsch dazu, aber nun möchte ich unbedingt mal Hamburg und die Orte in diesem Roman besuchen.

Anya Omah hat auch viele wichtige und tiefgründige Themen in die Geschichte eingebunden. Die Autorin verknüpft sie sehr selbstverständlich mit der Geschichte, wo sie einen größeren oder kleineren, jedoch aber nie unbedeutenden, Stellenwert einnehmen.


Fazit:
„Regenglanz“ hat nicht nur eine wunderschöne Gestaltung, die perfekt zur Geschichte passt, so ist auch der Inhalt rundum gelungen. Anya Omah hat eine wunderschöne Liebesgeschichte mit einem tollen Setting in Hamburg geschaffen und währenddessen noch einige wichtige Themen eingeflochten. Das Ende hat sich enorm zugespitzt und mich mit einem warmen Gefühl im Herzen völlig verliebt in diese Geschichte zurückgelassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2021

Guter Abschluss, der sich manchmal im Kreis dreht

Ministry of Souls – Die Schattenarmee
0

Nachdem es Jack und seinen Freunden nicht gelungen ist, den Ifriten zu besiegen müssen sie eine neue Möglichkeit finden. Noch dazu, wo Jack von dem Rachegeist mit einem Fluch belegt wurde, wodurch er immer ...

Nachdem es Jack und seinen Freunden nicht gelungen ist, den Ifriten zu besiegen müssen sie eine neue Möglichkeit finden. Noch dazu, wo Jack von dem Rachegeist mit einem Fluch belegt wurde, wodurch er immer mehr seines Leben verliert, als würde es aus ihm heraus sickern. Dazu reißen Jack, die Prinzessin Naima und der spezielle Kater in den Orient in Naimas Heimat. Ich finde es schön und einen tollen Kontrast zum viktorianischen London, dass nun der Orient das Setting darstellt. Der Palast und dessen Garten von Naimas Familie müssen wirklich sehr beeindruckend sein und die Orte wurden sehr anschaulich beschrieben. Die Verknüpfung beider Orte verpackt ein bisschen wahre Geschichte in diesem tollen Fantasyroman.

Der Schreibstil von Akram El-Bahay ist wie gewohnt großartig! Wie Jack oft passenderweise „tausendundeiner“ Gedanken durch den Kopf gehen und Akrams Beschreibungen auch sonst bildhaft und sehr passend gewählt sind. Ich habe so viele Worte und Textstellen genossen. Und weil der Autor die Szenen und Orte immer sehr gut schildert, sodass ich wunderschöne Bilder in meinem Kopf habe, möchte ich die Geschichte auch sehr gerne auf der großen Kinoleinwand sehen!

>>Sanftmut ist die Kraft des Überlegenen, Zorn dagegen ist die Stärke des Unterlegenen.<<, S. 300

Die Geschichte ist wie der erste Band wieder sehr spannend und es kommt auch einiges Überraschendes ans Licht. Auch die Frage, ob und vor allem wie die drei Protagonisten den Ifriten besiegen können, hat bei mir einige Vermutungen aufgeworfen, aber ich konnte das Ende trotzdem nicht kommen sehen. Auch wenn ich gefesselt an den Seiten hing, war der Spannungsbogen dennoch nicht immer hoch. Ab der Hälfte hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte im Kreis dreht, denn die Bemühungen von Jack, Naima und Oz haben einfach keinen Fortschritt gebracht. Wäre die Spannung in diesem Roman ein Faden, wäre er nicht gespannt, sondern würde zeitweise lose in überlappenden Kringeln herumliegen. Außerdem hat mich ein eher amüsantes Detail bald nur noch genervt. Irgendwann fängt sich die Spannung aber wieder und gipfelt in einem richtigen Showdown. Dabei ist leider wenig Fokus auf einen wichtigen Moment gelegt worden, wodurch er unter ging und ich erst nach dem Ende darüber nachdenken musste, wie ein bestimmter Aspekt denn nun abgelaufen ist. Der Schluss hat mir insgesamt gut gefallen und ich freu mich, wie die Geschichte für alle Beteiligten ausgegangen ist.

Fazit:
„Die Schattenarmee“ ist ein toller Abschlussband von Naimas, Jacks und Ozs Abenteuer. Auch wenn die Spannung kurzzeitig verloren ging und sich das Geschehen im Kreis gedreht hat, besticht Akram El-Bahay auch in diesem Buch wieder mit seinem wunderschönen, bildhaften und fantasievollen Schreibstil und Ideen.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasy
Veröffentlicht am 26.10.2021

Eine fantasievolle Geschichte über Geister und Rache

Ministry of Souls – Das Schattentor
0

Der Klappentext fasst schon ziemlich gut zusammen, worum es in der Geschichte geht: Damit die Seelen verstorbener Menschen sicher in die Zwischenwelt gelangen, gibt es die Soulmen, die die Geister einfangen ...

Der Klappentext fasst schon ziemlich gut zusammen, worum es in der Geschichte geht: Damit die Seelen verstorbener Menschen sicher in die Zwischenwelt gelangen, gibt es die Soulmen, die die Geister einfangen und in die Zwischenwelt begleiten. Als arabische Abgesandte im Buckingham Palace ermordet werden, muss Jack den Auftrag übernehmen. Als er die Geister der Toten sucht, bemerkt er, dass die arabische Prinzessin noch lebt. Als er von einem schwarzen Wesen angegriffen wird, bleibt ihm nichts anderes übrig als Naima kurzerhand durch die Tür zur Zwischenwelt zu schubsen, um ihr Leben zu retten. Doch als er sie zurückholen will, ist das Tor bereits verschlossen und er muss einen anderen Zugang in die Zwischenwelt finden, denn nicht umsonst ist es verboten, eine lebende Person dorthin zu bringen.

Jack ist noch in der Ausbildung und soll eigentlich den Geist einer alten Frau hinüber begleiten, die ganz schön stur ist und sich nicht von ihren geliebten Katzen trennen will. Hier schafft der Autor einige amüsante Szenen, denn die alte Dame hat auch noch ein Auge auf ihren Soulman geworfen. Nicht nur mit seinem Humor kann Akram El-Bahay punkten, denn die Idee des Ministry of Souls und der Zwischenwelt hat mich auch sehr beeindruckt. Die Idee, dass jeder Mensch seine eigene Zwischenwelt formt, nämlich durch einen für ihn besonderen Ort, finde ich richtig gut. Auch das Zusammenspiel zwischen unserer Welt und der der Verstorbenen ist sehr fantasievoll und nachvollziehbar gestaltet.

>>Soulmen waren die vermutlich abergläubischsten Menschen der Welt. Es war wohl eine Berufskrankheit. Und wenig verwunderlich bei Leuten, die einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit unter Geistern verbrachten.<<, S. 209

Das Setting ist sehr atmosphärisch beschrieben, als Jack durch die düsteren Gassen des vergangenen Londons streift und das Gelände des Buckingham Palaces betritt. Auch die Kleidung und historische Begebenheiten wurden gekonnt in die Geschichte eingebettet. Im Kontrast zum viktorianischen Zeitalter bieten die orientalischen Aspekte, wie Naima und ihre Familie, Sagen aus der Wüste und der schwarze Schatten, der Jack zu Beginn der Geschichte angegriffen hat, eine tolle Abwechslung.


Fazit:
Mit „Das Schattentor“ hat Akram El-Bahay wieder seine beeindruckende Fantasie unter Beweis gestellt. Ich liebe die Idee der Zwischenwelt und der Soulmen! Das viktorianische Zeitalter und die orientalischen Aspekte bieten durch ihren großen Kontrast eine tolle Mischung. Der wunderschöne Schreibstil des Autors weckt eine außergewöhnliche Geschichte zum Leben. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es mit Jack und Naima weitergeht!

Veröffentlicht am 30.09.2021

Unglaublich fesselnd!

Seeing what you see, feeling what you feel
0

Nachdem Lydias kleiner Bruder bei einem Unfall gestorben ist und ihr Vater die Familie verlassen hat, ist diese endgültig zerbrochen. Lydia hat keine Freunde mehr, im Gegenteil, in der Schule wird sie ...

Nachdem Lydias kleiner Bruder bei einem Unfall gestorben ist und ihr Vater die Familie verlassen hat, ist diese endgültig zerbrochen. Lydia hat keine Freunde mehr, im Gegenteil, in der Schule wird sie gemobbt. Um der Einsamkeit zu entkommen, entwickelt sie seit Jahren eine künstliche Intelligenz. Henry, die KI, versteht sie wie kein anderer und steht ihr immer bei. „Hast du Lust, was zu hacken?“ (21%) beinhaltet anfangs nur die Schuldatenbank um ihre Note auf Hausaufgaben zu verbessern, wenn sie die Zeit mal wieder für die Entwicklung von Henry genutzt hat. Doch bald schon wird Henry eigenständiger und entwickelt eigene Wünsche.

Dieses Buch ist unglaublich fesselnd, denn man wird direkt in die Freundschaft zwischen Henry und Lydia hineingezogen! Ich habe die actionreiche und gefühlvolle Geschichte innerhalb weniger Tage verschlungen. Mit Henry stehen wir Lydia bei; mit Lydia sehen wir stolz dabei zu, wie sich Henry immer weiter entwickelt. In „Seeing what you see, feeling what you feel“ wird das Thema der künstlichen Intelligenz auf den Alltag und in die Gefühlsebene übertragen. Henry steht immer für Lydia ein und wie weit er für sie bereit ist zu gehen, stellt die Frage der Gefühle und Gewissen von künstlichen Intelligenzen sehr anschaulich dar.

Ich mag und kann gar nicht so viel zur Geschichte schreiben. Naomi Gibson hat eine tolle Idee absolut fesselnd umgesetzt. Das Geschehen nimmt eine überaus spannende Entwicklung, hat einige Wendungen parat und lässt die Leser/innen schockiert und verblüfft zurück. Auch das Ende hat mich beeindruckt und ich hab das Buch mit einem Lächeln zugeklappt.



Fazit:
„Seeing what you see, feeling what you feel“ ist ein unglaublich spannendes Buch, an dem ich rein gar nichts zu bemängeln habe. Die Autorin stellt die Thematik der KI nicht nur in einen alltäglichen Kontext, sondern auf Gefühlsebene dar. Lydia hat sich in Henry einen künstlichen Freund geschaffen, der bedingungslos für sie einsteht. Doch wie weit wird er gehen?