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Veröffentlicht am 20.06.2021

Gefühlvolle & tragische Geschichte

Wenn du zurückkehrst
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Trevor war Arzt und hat bei einem Einsatz in Afghanistan bleibende Verletzungen davongetragen und leidet nun an PTBS. Durch seine Einschränkungen ist es ihm nicht mehr möglich, seine Tätigkeit als Chirurg ...

Trevor war Arzt und hat bei einem Einsatz in Afghanistan bleibende Verletzungen davongetragen und leidet nun an PTBS. Durch seine Einschränkungen ist es ihm nicht mehr möglich, seine Tätigkeit als Chirurg auszuüben, weshalb er einen neuen Job finden muss. Deshalb zieht er nach New Bern in das Häuschen seines Großvaters um dort an seinem Neuanfang zu arbeiten. Während dieser Zeit kümmert er sich um die von seinem Großvater geliebten Bienen und lernt Natalie und die Jugendliche Callie kennen.

Der Einstieg in die Geschichte ist mir zunächst etwas schwer gefallen. Trevor erzählt rückblickend von seiner Zeit in New Bern, wodurch die ersten Kapitel mehr Erzählungen als aktives Geschehen beinhalten. Nachdem sich das aber gelegt hat, kam Nicholas Sparks‘ gewohnter warmherziger und angenehmer Schreibstil zurück. Von da an arbeitet Trevor an seinem Neuanfang und lernt auch direkt zu Beginn Natalie kennen. Er ist schnell von ihr eingenommen und sehr offensiv, wohingegen Natalie sich eher zurückhält. Im Verlauf dieser gefühlvollen und romantischen Liebesgeschichte wird klar, dass Natalie Trevor auch sehr gerne mag, sich aber nicht komplett in die Beziehung stürzen möchte. Doch warum? Das große Geheimnis um Nathalies Beweggründe habe ich von Anfang an richtig geraten, nichtsdestotrotz ist die Liebesgeschichte von Trevor und Natalie wunderschön, romantisch und auch tragisch.

>> Das Leben verläuft alles andere als geradlinig, und Hoffnungen und Träume verändern sich in den unterschiedlichen Phasen eines Menschen. Am Tag vorher hatte mich Dr. Bowen [...] noch mal daran erinnert, dass wir alle immer unfertig waren und blieben. << S. 32

Mit dem 32-jährigen Trevor schafft Nicholas Sparks einen tollen Charakter mit Problemen, Ecken und Kanten. Trevor hat von dem Einsatz in Afghanistan Narben davongetragen, ist auf einem Auge blind und leidet an PTBS. Obwohl er mir anfangs zu forsch und drängend gegenüber Natalie war, schätze ich es sehr an ihm, dass er sich nicht unterkriegen lässt und nicht aufgibt. Außerdem ist er sehr verständnisvoll und einfach ein herzensguter Charakter, der für alle nur das Beste will. Auch Callie ist eine sehr authentische Figur in diesem Buch. Callies Rolle ist für eine Liebesgeschichte eher ungewöhnlich, aber hier draußen in der Realität gibt es bestimmt viele Menschen, die mit ähnlichen Problemen kämpfen müssen. Bis zum Schluss ist nicht klar, wie übel ihr das Leben mitgespielt hat und es hat mich sehr berührt.


Fazit:
Mit „Wenn du zurückkehrst“ schafft Nicholas Sparks wieder eine wunderschöne, romantische und tragische Liebesgeschichte wie wir es von ihm gewohnt sind. Neben der Liebe spielen absolut authentische Charaktere und auch einige wichtige Thematiken und Ängste eine große Rolle.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Fantasievolle Bücherliebe

Das Antiquariat der Träume
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Auf einer Rundreise lernt Johan Lina kennen, doch die gemeinsame Zeit währt nur kurz, denn die Fähre sinkt und es ereignet sich somit ein riesiges Schiffsunglück mit vielen Toten. Johan will nicht glauben, ...

Auf einer Rundreise lernt Johan Lina kennen, doch die gemeinsame Zeit währt nur kurz, denn die Fähre sinkt und es ereignet sich somit ein riesiges Schiffsunglück mit vielen Toten. Johan will nicht glauben, dass auch Lina, deren Leiche nie gefunden wird, ums Leben gekommen ist. Er forscht jahrelang nach ihr, zieht sich aus seinem früheren Leben zurück und eröffnet in einem kleinen Dorf ein Antiquariat mit angeschlossenem Literaturcafé.

Seit dem Unglück erscheinen Johan immer wieder Protagonisten seiner Lieblingsbücher. Von Gregor Samsa, Sherlock Holmes bis Pippi Langstrumpf sind viele unterschiedliche Charaktere dabei, die ihn beraten und auf der Suche nach Antworten zur Seite stehen. Diese Gespräche finde ich unglaublich gut gemacht. Mir sind nicht alle Figuren aus den Büchern bekannt, aber bei den anderen haben ihre gewählte Ausdrucksweise und ihre Ansichten sehr gut zum jeweiligen Charakter gepasst. Die Dialoge mit Johan sind sehr inspirierend und hilfreich. Lange Zeit ist dem Leser und Johan selbst nicht klar, ob die Protagonisten auf irgendeine Art und Weise real oder ein Krankheitsbild von Johans Trauma, hervorgerufen durch den Schiffsunfall, sind. Auch die Fragen was mit Lina geschehen ist und ob Johan sie loslässt und beginnen kann zu trauern, ist bis zum Ende präsent und gibt dem Buch, neben der schriftstellerischen Atmosphäre, viel Spannung.

》Bücher können einen Menschen und die ganze Welt verändern, sie können einen zum Lachen und zum Weinen bringen, sie können einen verzaubern und sogar eine Seele retten, davon bin ich überzeugt.《, Johan, S. 62

Nicht nur die auftauchenden Buchfiguren fügen der Geschichte den Zauber von Büchern bei. Auch Johans Leidenschaft für Bücher und seine Tätigkeit im Antiquariat und Literaturcafé geben die Bücherliebe wieder. Der Schreibstil, die Idylle Schwedens und die gemütliche Atmosphäre tragen zur Magie dieser Geschichte bei. Ich habe mir immer wieder sehr viele Zitate über die Liebe zu Büchern markiert.

Einzig ein paar Kapitel im Mittelteil, als Johan kurzzeitig nach Stockholm zurückkehrt, haben mir nicht unbedingt zugesagt, da sie nicht weiter zum Verlauf der Geschichte beitragen und die magische Atmosphäre der erscheinenden Protagonisten fehlt. Auch der Epilog kommt nach dem ausschweifenden und wunderschönen Schreibstil plötzlich sehr nüchtern mit einem auktorialen Erzähler daher. Nichtsdestotrotz hat mir das Ende der Geschichte gut gefallen.

》Eine gute Geschichte, eine brillante Idee und ein tief empfundenen Gefühl haben immerwährende Gültigkeit, sie verlieren nichts, sie sind wie exquisiter Wein und werden mit der Zeit immer reifer und wertvoller, allerdings – und das ist er Unterschied zu gutem Wein - erst sobald man sie genossen hat. Sie reifen im Herzen.《 Herr Dvalinsson, S. 240



Fazit:
„Das Antiquariat der Träume“ ist eine magische Geschichte über Johan, dem die Protagonisten seiner Lieblingsbücher erscheinen, und die innige Liebe zu Büchern generell. Durch die Dialoge mit den Buchfiguren, dem Antiquariat und Literaturcafé zeigt dieses Buch die traumhafte Magie der Bücher und ihren Erzählungen.

Veröffentlicht am 20.06.2021

Langgezogene, aber interessante Beschreibung über das Leben in den Bergen

Mein Jahr in den Bergen
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Der Autor Paolo Cognetti ist tief verbunden mit den Bergen: Auch wenn er jahrelang nicht mehr in den Alpen war, hat er als Kind jeden Sommer in den Bergen verbracht und nachhaltig beeinflusst. Nun macht ...

Der Autor Paolo Cognetti ist tief verbunden mit den Bergen: Auch wenn er jahrelang nicht mehr in den Alpen war, hat er als Kind jeden Sommer in den Bergen verbracht und nachhaltig beeinflusst. Nun macht er sich mit einem Rucksack voller Kleidung und Bücher auf zu einer einsamen Hütte, wo er fast ein Jahr verbringen möchte.

Die Verbundenheit mit der Natur in solcher Höhe, erfüllte stets das Geschriebene. Er erzählt, welche Tiere er gesehen hat, welche Tierspuren und welche Bäume dort oben wachsen, wie den Lärchenwald direkt hinter seinem kleinen Häuschen. Trotzdem hat mir die Tiefe gefehlt, um es selbst vor meinem inneren Auge zu sehen. Mir haben die Beschreibungen gefehlt, wie etwas ausgesehen und nicht nur, dass er es gesehen hat.

"In den Alpen gibt es keine Wilderness, es gibt nur eine lange Geschichte der Anwesenheit des Menschen und inzwischen auch eine Phase der Abwanderung.", S. 27

Damit das Buch nicht zu fade wird, was es trotzdem abschnittsweise war, wurde das Erlebte von Paolo Cognetti in Kapitel aufgeteilt, die sich einem Thema widmen. Dabei schweift er oft in seine Kindheit und früheren Bergtouren ab, schildert aber genauso den Besuch der Bergbauern, denen er in den Bergen begegnet ist. Leider macht er während seiner Auszeit in den Bergen kaum eine Entwicklung durch, sodass das Geschehene nur eine Aneinanderreihung von einigen Tagebucheinträgen wird.

Fazit:

Von diesem Buch habe ich mehr erwartet – mehr Beschreibungen der Natur, mehr Bezug auf Paolo Cognettis Gefühlsleben, mehr Inhalt. Die Erzählungen sind ganz gut zu lesen um mehr über das Leben in den Bergen zu erfahren und welche Vegetation und Tierwelt sich dort in Tausenden Metern Höhe befindet.

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Veröffentlicht am 15.06.2021

Herzensbuch!

Beyond the Sea
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Estellas Vater ist vor zwei Jahren verstorben, weshalb sie nun mit ihrer Stiefmutter Vee, die Estella nicht ausstehen kann, und deren kranke pflegebedürftige Mutter zusammen lebt. Vee macht Estella immer ...

Estellas Vater ist vor zwei Jahren verstorben, weshalb sie nun mit ihrer Stiefmutter Vee, die Estella nicht ausstehen kann, und deren kranke pflegebedürftige Mutter zusammen lebt. Vee macht Estella immer nieder, kommandiert sie herum, gibt ihr kaum Taschengeld, von dem sie aber auch ihr Essen zahlen muss, und verlegt ihr Zimmer in eine kleine Kammer. Vee ist Alkoholikerin und wie sie Estella behandelt, indem sie sie immer beschimpft und angiftet, ist schon psychische Misshandlung. Estella hält nur durch, bis sie in wenigen Monaten zum Schulabschluss das Erbe ihres Vaters ausbezahlt bekommt und ein neues Leben beginnen kann. Nun kehrt plötzlich Vees kleinerer Bruder Noah heim und, abgesehen von ihrer besten Freundin, scheint hier jemand zu sein, der sich für Estella interessiert.

Ich bin Fan davon, wenn sich Liebesgeschichten langsam entwickeln. Estella antwortet auf Noahs Fragen von Anfang an erschreckend ehrlich. Sie weiß, dass sie ihm vielleicht nicht trauen kann, dass er loyal zu seiner Schwester ist und Vee ihr das Leben noch mehr zur Hölle macht, als eh schon. Aber da ist dieser junge Mann, der sich für ihre Probleme und Wünsche zu interessieren scheint, deshalb ist sie direkt und offen. Noah versucht Estella wirklich zu helfen, obwohl er anfangs auf mich sehr aggressiv und von Gewalt besessen scheint. Mit der Zeit lernte auch ich ihn lieben, wobei er sein dunkles Geheimnis immer noch versteckte, aber Estella und ich sind überzeugt, dass er ein gutes Herz hat. Ich liebe es, wie er Estella stets mit kleinen Gesten aufzumuntern versucht.

Das Buch wird überall mit den Worten „Wer Jane Eyre mag, wird dieses Buch lieben! Ich habe jede Sekunde davon genossen.“ der bekannten Autorin Samantha Young beworben. Dies war der ausschlaggebende Grund dafür, dass ich diese Geschichte lesen wollte und ich kann jetzt schon vorwegnehmen: Sie hat Recht! Ich liebe das Buch „Jane Eyre“ und war sehr gespannt, wie „Beyond the Sea“ ihm ähneln würde. Zunächst liest sich die Geschichte mit Estellas böser Stiefmutter eher wie ein Märchen, aber irgendwann werden die Parallelen immer klarer. Alleine das große düstere Haus hoch oben auf den Klippen der irischen See, trägt zum Gothic-Roman bei. Die düstere Stimmung im Haus und Estellas bedrückendes Gefühl darin erwecken den Anschein, dass es dort spuken könnte. Estellas Leben bietet ein paar Parallelen zu Jane Eyres, wie ihre gewünschte Flucht vor tyrannisierenden Verwandten, ihr Sammeln von Erfahrungen bezüglich Liebe und ihr starker Glaube, den Noah auf den Prüfstand stellt, da er selbst nicht mehr glauben kann. Es gibt weiterhin einige Elemente aus dem klassischen Roman, die eine Rolle in „Beyond the Sea“ spielen, aber die Geschichten selbst sind eigenständig.

Nach zwei Drittel des Romans, als sich einiges schon zusammenspitz und zum Ende hindeutet, meint Noah, dass er nicht gut genug für Estella sei, dass sie ihn nicht mehr haben wollen würde, wenn sie wüsste, wer er wirklich wäre. Ich mag dieses klischeehafte Verhalten von Bad Boys nicht. Zuerst kommen die Protagonisten sich immer näher und wenn sie sich beide schon viel zu sehr verliebt haben, kommt der männliche Part mit dieser Aussage an. Rückblickend kann ich verstehen, warum Noah das gesagt hat und was er damit meinte. Dabei ist Noah überhaupt nicht der typische Bad Boy, auch wenn er ganz am Anfang so scheint; er wird eher von anderen so gezeichnet und sieht sich deshalb auch so. Schlussendlich hat mir das Ende dann gefallen. Es hat sich so einiges geklärt und für Estella zum Besseren gewendet. Der Schluss hat mich sehr überwältigt und berührt. Die Geheimnisse, die aufgedeckt wurden, sind wirklich erschütternd und meine Augen haben sich mit Tränen gefüllt.


Fazit:
„Beyond the Sea“ ist eine unglaublich schöne Geschichte! Ich mag die langsame Entwicklung der Liebesgeschichte und die Parallelen zum Klassiker „Jane Eyre“. Estellas und Noahs Geschichte hat mich besonders am Schluss sehr erschüttert und berührt. Definitiv ein Herzensbuch!

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Veröffentlicht am 08.06.2021

Feminismus? Nein danke!

Die Pension der gebrochenen Herzen
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Max und seine Jugendliebe können keine Kinder bekommen und stecken nun ihre ganze Leidenschaft in die alte Schule in Paris, die sie als Pension umbauen möchten, bis Louise ihm alles vor die Füße wirft ...

Max und seine Jugendliebe können keine Kinder bekommen und stecken nun ihre ganze Leidenschaft in die alte Schule in Paris, die sie als Pension umbauen möchten, bis Louise ihm alles vor die Füße wirft und geht. Kurz darauf wird Paul von seiner großen Liebe rausgeschmissen, weil er sie betrogen hat und zieht bei Max ein. Später folgen noch Simon, Fabrizio und Théo, die ebenfalls von ihren Frauen bzw. Freundinnen verlassen wurden und tief verletzt sind. Gemeinsam helfen sie Max bei der Renovierung, stoßen aber auch oft aufgrund ihrer unterschiedlichen Charaktere aneinander an. Einige von ihnen möchten die große Liebe zurückgewinnen, der Rest der fünf verlassenen Männer kann sich nur die Wunden lecken.
Ich habe hier eine humorvolle Geschichte über die fünf Männer erwartet, wie sie versuchen ihre gebrochenen Egos wieder aufzupolieren, ihre verlorene Beziehung und Verhalten analysieren und vielleicht sogar die jeweilige Frau zurückerobern wollen. Mit jeder Seite hatte ich aber das Gefühl, dass die Männer nur in ihrem Ego verletzt sind und sich wenig für die Fehler in der Beziehung oder die Wünsche der Frauen interessieren. Sie mögen Frauen, sind teilweise noch in die eigene verliebt, aber sehr passiv, wenn es darum geht die Beziehung zu kitten. Erst am Ende wird die vergangene Beziehung hinterfragt, die Erkenntnisse kommen aber aus dem Nichts. Im Buch gibt es keine Entwicklung bezüglich ihrer Liebesbeziehungen. Trotzdem ist es stets kurzweilig zu lesen, weil in der Pension einiges drunter und drüber geht, die Männer lustige Dinge zusammen erleben und die/der Leser/in Einblicke in die Vergangenheit der Männer, und damit auch ihren Beziehungen und den Trennungsgrund, erhält.

"Das Leben ist voller kleiner Risse. Ohne dass man es merkt, werden sie mit der Zeit immer tiefer.", S. 87

Der größte Kritikpunkt an dem Buch ist, dass die Fünf oft sehr frauenfeindlich und anti-feministisch denken. Sie sind gekränkt in ihrem Ego, in ihrer Männlichkeit. „Ich bin ein Mann. Ich bekomme einen Ständer, also bin ich. Ich denke, also lebe ich“ (Fabrizio, S. 72). Die Männer sind gekränkt, dass die Frauen nicht auf sie angewiesen sind und eigenständig ihr Leben weiterführen, zwar verletzt, aber ohne ihnen hinterherzutrauern. Blöderweise gibt es auch genug Sextoys, wodurch die Männer befürchten gänzlich überflüssig geworden zu sein. „Als Jungs haben sie alle bei jeder Gelegenheit masturbiert. Entdeckung, Erforschung, Verheißung: Heute fühlt es sich an wie eine Strafe, auf diese eine Variante reduziert zu werden“ (S. 77). Wenn wir schon beim Thema sind: Paul wird rausgeschmissen, weil er seine Frau immer und immer wieder betrügt. Versteht er aber nicht, da er jedes „Maschinchen“ nur einmal trifft, nicht einmal den Namen kennt und ja nur seine Frau über alles liebt – ist ja eigentlich gar kein Betrug, denkt Paul. Tja, sein patriarchalisches und sexistisches Verhalten hat sie aber verletzt. Fabrizio beispielsweise wurde rausgeschmissen, weil seine Freundin ihn erst heiraten möchte, wenn er mit einem Putzlappen umgehen kann. Statt es zu erlernen, macht er sich mit seinen neugewonnen Freunden darüber lustig, dass sie mit ihrem Feminismus übertreibt. Ich frage mich, was an dem gerechten Aufteilen der Haushaltspflichten heutzutage noch so erschreckend ist. Einige Textstellen und Ansichten in diesem Buch haben mir den Atem geraubt und wütend gemacht. Und die Geschichte hat auch noch eine Frau geschrieben…

Andererseits akzeptiert Max aber gleichgeschlechtliche Liebe und die Männer haben sich darüber unterhalten, dass Frauen „nicht mit einem Wasch-, Spül- oder Koch-Gen auf die Welt“ kommen und sie „es genauso unangenehm wie Männer“ (S. 136) fänden. Auch wenn die eigenen Frauen und Freundinnen sie tief verletzt haben, haben die Fünf der Allgemeinheit der Frauen nicht abgeschworen und mögen diese immer noch. Dies kommt in einem offenen Brief an alle Frauen zum Ausdruck, der mir überraschenderweise wirklich gut gefallen hat. Der beste Punkt an dieser Geschichte! Leider sind die frauenfeindlichen Aussagen nicht nur von einem Protagonisten, der lernen müsste anders zu denken oder sich damit abzufinden, dass einige Frauen fortschrittlicher werden und das Patriachat durchbrechen, wodurch sie einfach keine geeignete Partnerin für ihn wären. Das hätte mir allerdings mehr zugesagt, mit einer schönen Selbsterkenntnis am Ende.

Fazit:
„Die Pension der gebrochenen Herzen“ ist eine sehr kurzweilige und zuweilen auch unterhaltsame Geschichte über die fünf Männer, die alle verlassen wurden und nun darunter leiden. Leider gibt es wenig Entwicklung in ihrem Liebesleben und zum Schluss kommen die Erkenntnisse aus dem Nichts. Sehr gestört hat mich, dass die Männer oft sehr frauenfeindlich sind, in dem sie kaum Verständnis für deren Wünsche zeigen und über Feminismus herziehen. Ich würde dieses Buch weder Frauen empfehlen, weil diese nur verletzt werden, weil sie eigenständig und gleichberechtigt leben wollen, noch Männern, da diese womöglich noch den Eindruck gewinnen, es sei okay so sexistisch zu denken. Von der Autorin bin ich schönere und gefühlvollere Geschichten gewohnt!

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