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Veröffentlicht am 20.10.2019

Die Bücherstadt und Fabelwesen gehören auf die große Leinwand

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg
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Nusar, Kani und Sam konnten nach der Rettung unzähliger Fabelwesen mit ihnen flüchten. Doch der Konflikt mit der Wüstenhexe Layl ist noch nicht ausgestanden, denn sie möchte mit allen Mitteln ihren König ...

Nusar, Kani und Sam konnten nach der Rettung unzähliger Fabelwesen mit ihnen flüchten. Doch der Konflikt mit der Wüstenhexe Layl ist noch nicht ausgestanden, denn sie möchte mit allen Mitteln ihren König der Nacht, Nusar, zurückhaben. Somit beginnt das Buch wieder sehr spannend und fesselt den Leser, auch wenn die Geschichte sich nach einiger Zeit etwas im Kreis gedreht hat. Aber dann spitzt sich das Geschehen wieder zu und überschlägt sich fast am Ende, weil der Autor die Leser mit einem kleinen Geniestreich schocken kann. Das Buch ist ein würdiger Abschluss der Trilogie und lässt den Leser mit einem passenden Ende zurück.

"[Sam] blickte auf Regale. Sie waren überall. Hunderte Bücher. Für einen Moment zögerte er, über die Türschwelle zu treten. Paramythia war ein Ort, der ihm einen seltsamen Frieden schenkte. Als könnten die Worte in den Büchern sein wild schlagendes Herz ein ums andere Mal beruhigen. Doch hier lauerte auch stets der Tod." S. 153

Der Autor hat nicht nur überaus fantasievolle Ideen, auch die Beschreibung derer ist sehr wortgewaltig. Akram El-Bahay hat einen poetischen und sehr intensiven Schreibstil. Das orientalische Setting steigt direkt vor meinem geistigen Auge auf. Genauso wie Sam bin ich jedes Mal von den gewaltigen Gassen voller Bücherregale oder den außergewöhnlichen Fabelwesen fasziniert. Deshalb würde ich die Geschichte so gerne auf der großen Leinwand sehen.

Die Geschichte rund um die Bücherstadt Paramythia ist irgendwann mehr als nur der Krieg zwischen Layl und Nusar. Es ist das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Liebe und die Balance in der Welt. Direkt und indirekt werden diese Themen aufgegriffen und miteinander versponnen. Beim Lesen des dritten Bandes habe ich bemerkt, wie viel wahre und tiefgreifende Worte in Akram El-Bahays Fantasywelt steckt.

„Liebe. Oder Rache. Das eine reimt sich allzu schnell auf das andere, wenn Herzen enttäuscht werden.“ Sam, S. 30

Fazit:
„Der Bücherkrieg“ war wieder durchweg spannend und ein würdiger Abschluss der orientalisch angehauchten Reihe. Akram El-Bahay überzeugt wieder mit seinem wortgewandten und fesselnden Schreibstil und den beeindruckenden Geschehnissen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Fantasie
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 08.10.2019

Schöne Liebesgeschichte mit einigen Schwächen

Show me the Stars
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Liv hat sich während ihres Journalistik-Studiums und danach mächtig ins Zeug gelegt, aber es läuft beruflich trotzdem nicht gut. Als sie ihre größte Einnahmequelle bei einer Zeitung verliert, meldet sie ...

Liv hat sich während ihres Journalistik-Studiums und danach mächtig ins Zeug gelegt, aber es läuft beruflich trotzdem nicht gut. Als sie ihre größte Einnahmequelle bei einer Zeitung verliert, meldet sie sich zunächst betrunken bei der Annonce für das Housesitting. Doch aus ihrer finanziellen Not heraus fliegt sie schließlich doch nach Irland um dort den Leuchtturm zu beziehen und ihr berufliches Leben neu anzugehen. In dem kleinen Örtchen lernt Liv Airin, die ein kleines Bed & Breakfest führt, und Kjer, der sie und regelmäßig Lebensmittel zum Leuchtturm bringt, kennen.

Liv ist ein Charakter, dem ich zwiegespalten gegenüberstehe. Sie ist zielstrebig und obwohl sie alles dafür gegeben hat, hat es beruflich bisher einfach nicht geklappt. Ihre Verzweiflung und Einsamkeit, die sich durch die letzten Jahre ohne enge Freunde gegeben hat, sind ein wichtiger Aspekt von Livs Leben. Auch ihrer Angststörung, an der sie seit früherster Kindheit leidet, findet einen präsenten Platz in der Geschichte. Ich finde es gut, dass eine Protagonistin auch mal ein nicht so gut funktionierendes Leben hat, denn viele Aspekte davon sind mehr als real. Ebenfalls wie ihre absolute Naivität, die mich jedoch immer öfter gestört hat. Etwas wurde von anderen Charakteren im Buch mehrmals angesprochen und auch Liv war sich dessen sehr bewusst, aber trotzdem hat sie mehrmals ihren Kopf ausgeschaltet und sehr impulsiv und naiv gehandelt. Mir war das leider stellenweise zu viel, sodass sie mit den Seiten einiges an Sympathie bei mir eingebüßt hat.

Der Schreibstil von Kira ist gewohnt humorvoll und sarkastisch. Dies hat mich besonders zu Anfang durch die Geschichte getragen und mich oft amüsiert. Ich liebe Geschichten, die humorvolle Begebenheiten beinhalten.
Die Beschreibungen über Irland sind wunderschön. Man kann sich die Wiesen voller Schafe, den Lichteinfall, das Farbspektrum und das raue Wetter an der Küste bildlich vorstellen. Besonders die kleine Insel mit dem Leuchtturm und der Aussicht daraus sind von Liv anschaulich beschrieben.

"Zerrissene Wolken, zusammengeballte Wolken, turmhoch aufragend Wolken, manchmal weiß und harmlos, manchmal dunkel und bedrohlich. Mitunter wogt das Meer sanft, unbeschwert, kaum eine Welle ist darauf zu erkennen, und dann gibt es Tage, an denen die Gischt bis weit über den Rand der klippen aufspritzt. Und es wechselt seine Farbe. Graublau, grünblau, stahlgrau, an einem Tag beinahe schwarz, dann wieder moosgrün. Man muss völlig neue Farbennamen erfinden, um der Vielfalt gerecht zu werden." S. 243

Das Ende war mir etwas zu aufgebauscht und hätte schneller vonstattengehen können. Zwischen Liv und Kjer ging es immer einen Schritt vor und einen zurück, bis endlich mal sein Problem ans Licht kommt. Ich empfand es als verständlich, wenn auch leicht übertrieben im Sinne von unrealistisch. Aber die Beziehung der beiden und ihre aufgebaute Vertrautheit fand ich gut.


Fazit:
„Show me the Stars“ ist eine tolle Liebesgeschichte, deren Ende mich nicht gänzlich überzeugen konnte. Die Beschreibungen der grünen Insel sind sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, sodass ich am liebsten auch in den Leuchtturm ziehen würde. Außerdem überzeugt Kira Mohn wieder mit ihrem humorvollen Schreibstil und unschlagbaren Sarkasmus.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Emotionale Geschichte in der Wildnis Kanadas

Das Glück an meinen Fingerspitzen
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Jana flüchtet in den Ferien aus ihrer bekannten Umgebung in Deutschland, da sie dort etwas belastet. Mit diversen Ängsten im Gepäck reist sie zu ihrem Onkel nach Kanada und möchte dort alles hinter sich ...

Jana flüchtet in den Ferien aus ihrer bekannten Umgebung in Deutschland, da sie dort etwas belastet. Mit diversen Ängsten im Gepäck reist sie zu ihrem Onkel nach Kanada und möchte dort alles hinter sich lassen und befreit aufatmen. Zusammen fahren sie zu einer Insel weit ab der Zivilisation, wo Janas Onkel Wölfe erforscht. Von einem seiner Ausflüge kommt er eines Abends aber nicht mehr zurück. Stattdessen steht irgendwann Luke vor der Hütte, der einen Unfall mit seinem Kanu hatte. Gemeinsam machen sich Jana und Luke auf die Suche nach ihrem Onkel bzw. Menschen, die ihnen helfen können.

Ich mag den Schreibstil von Julie Leuze sehr! Schon nach den ersten Zeilen hab ich mich in der Geschichte absolut wohl gefühlt. Ich kann Janas Gefühle gut nachvollziehen und bin gespannt, was ihr zugestoßen ist. Auch Lukes Empfindungen werden dem Leser sehr nahe gebracht, da die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive der beiden Jugendlichen geschrieben ist. Julie Leuze schreibt sehr ausdrucksstark, sodass man die Charaktere sofort sympathisch findet und mitfühlen kann.

Schon als Jana mit ihrem Onkel Richard zur Insel fährt und sie dort in völliger Abgeschiedenheit leben, wird die Natur Kanadas sehr schön beschrieben, sodass sich intensive Bilder in meinem Inneren bildeten. Die kleine Insel mitten in der wilden Natur muss sehr magisch sein. Aber die potenzielle Bedrohung durch Wildtiere wird auch immer wieder erwähnt. Als Leser kann man durch einige Begebenheiten viele Informationen über die Tierwelt Kanadas und auch der First Nation (Ureinwohner) lernen. Was mir besonders gefallen hat war, dass Richard und seine Frau dort sehr naturschonend leben, zum Beispiel mit biologischer Seife. Im Mittelteil des Buches, als Luke und Jana über die Insel wandern, rückte die Natur in den Hintergrund, weil es mehr um sie und ihr momentanes Leben geht. Durch Gespräche erfährt man, was die beiden beschäftigt. Denn auch Luke wollte durch die Kanutour in der Natur abschalten.

"Meine Erfahrungen mit Tieren beschränken sich auf das Biologiebuch, Stechmücken und den Nachbarshund. Bären kenne ich lediglich als Kuscheltiere, Wölfe aus Dokus, Pumas aus dem Zoo und Elche von der Weihnachtsdekoration." Jana, S. 10

Am Ende wird es enorm spannend, da immer noch die Frage im Raum hängt, ob sie Richard rechtzeitig finden bzw. Hilfe anfordern können. Nach einem Showdown ist auch klarer, wie die Zukunft der Charaktere weiter verlaufen wird. Etwas gestört hat mich, dass das letzte Kapitel plötzlich ein Jahr nach den Geschehnissen spielt, der Epilog aber direkt danach stattfindet. Trotz der kleinen Verwirrung hat mich das Ende befriedigt zurückgelassen.


Fazit:
Ein toller Jugendroman, der nicht nur authentisch die Probleme der beiden Protagonisten Luke und Jana schildert. Auch die Natur in Kanada wird bildhaft beschrieben und wie man mit der Natur in Einklang leben kann.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Die Liebe durch deine Worte

Die Welt durch deine Augen
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Enya verfasst leidenschaftlich gerne Geschichten, die jedoch niemand veröffentlichen möchte. Frustriert lässt sie sich die negativen Kommentare ihrer Eltern gefallen und versucht ihrem Freund Carlos ihre ...

Enya verfasst leidenschaftlich gerne Geschichten, die jedoch niemand veröffentlichen möchte. Frustriert lässt sie sich die negativen Kommentare ihrer Eltern gefallen und versucht ihrem Freund Carlos ihre Geschichten näher zu bringen. Als sie langsam daran denkt aufzugeben trifft sie auf Janosch. Schon bald ist klar, dass die beiden auf einer Wellenlänge sind und sich tief drinnen berühren. Janosch ist sehr empathisch und bestärkt Enya, sieht das, was sie fühlt und mit ihren Worten Ausdruck verleiht. Sein Geheimnis ist ganz anders als eine typische Wendung in Liebesromanen. Es hat mich wirklich getroffen, anfangs geschockt und berührt. Zunächst konnte ich es gar nicht glauben, denn aus der bisherigen Geschichte konnte man es nicht annähernd erkennen. Aber die Autorin hat es Janosch für Enya wunderbar erklären lassen. Dadurch habe ich viele kleine Hinweise in den vorherigen Geschehnissen entdeckt, sodass ich Janoschs Situation auch glauben konnte.

》Er sieht nur mich und die makellose weiße Haut. Die bläulich schimmernden Venen, aber er weiß nicht, dass in ihnen schon lang kein Blut mehr fließt. Sondern Tinte.
S.17


Sarah Heines Schreibstil ist wunderschön. Mit Worten durchdringt sie die Gefühle der Protagonisten und man könnte sie nicht intensiver wahrnehmen, wenn man sie selbst verspürt. Es gibt so viele schöne Passagen und Worte, die so viel aussagen. Am meisten berührt jedoch hat mich Enyas Geschichte. Ihr Buch, das sie geschrieben hat und Janosch vorliest. Die Worte, die sie bzw. eigentlich Sarah nutzt, sind so herzzerreißend, so treffsicher und intensiv. Sarah Heines Erzählweise hat mich definitiv beeindruckt.

Enya und Janosch, eine wunderschöne Liebesgeschichte. Und doch hat mich im Mittelteil etwas sehr gestört. Enya begeht einen Fehler, menschlich und ihre Beweggründe gut nachvollziehbar, und dann begeht sie ihn wieder – und wieder. Das war mir an dem Punkt einfach zu viel, zu viel Dramatik, zu viel künstliche Dramatik. Die Liebesgeschichte der beiden ist so besonders, auch wegen Jansochs Charakter, und dann wird sie zu diesem Zeitpunkt so banal und typisch. Aber dennoch hat mich das Ende dann wieder überzeugt. Der Schreibstil hat mich immer gefangen genommen.

》„Aber keine dumme Touri-Aktion“, verlange ich.
Janosch lacht. „Ich bitte dich.“
„Ich bin nicht der Typ für Sehenswürdigkeiten.“
„Ich auch nicht“, kontert er. „Ich stehe mehr auf Erlebniswürdigkeiten.《
S.162f

Fazit:
Enya und Janosch – eine Liebe, die immer intensiver wird. Genauso ging es mir mit diesem Buch auch. Sarah Heine hat einen intensiven Schreibstil, der mich immer tiefer in die Geschichte gezogen hat. Das Buch hat so eine schöne Atmosphäre und die Liebe zwischen Enya und Janosch ist nicht zuletzt wegen ihnen selbst so besonders. Die Liebe durch deine Worte, Sarah, ist wunderschön.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Bunter Roman, wie das Leben selbst

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
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Monsieur Dominique führt in Paris einen Blumenladen mit unzähligen wunderschönen Pflanzen. Egal ob Hochzeit oder Beerdigung, der alte Pariser begleitet sie mit den passenden Blumen. Täglich besuchen die ...

Monsieur Dominique führt in Paris einen Blumenladen mit unzähligen wunderschönen Pflanzen. Egal ob Hochzeit oder Beerdigung, der alte Pariser begleitet sie mit den passenden Blumen. Täglich besuchen die beiden spanischen Freundinnen Mercedes und Tilde das Blumenparadies. Eines Tages kommt die junge Violeta vorbei, die frischen Wind in die Freundschaft der drei älteren Leute bringt. Passend zu ihrem Blumennamen beginnt sie in Dominiques Laden zu arbeiten. Die vier Charaktere waren sehr tief ausgearbeitet. Man kann sich gut in ihre unterschiedlichen Leben hineinversetzen. Monsieur Dominique ist ein sehr warmherziger Charakter, der mit seinen Blumen redet und sie sogar oft verschenkt. Diese kleinen Details und die sehr charakterstarken Personen, mit unterschiedlichen Lebenswegen, machen das Buch aus.

„Ich bin nur der Übersetzer. Es sind die Blumen, die sprechen.“ - Dominique, S. 18

Die Geschichte verströmt einen französischen Flair. Viele Orte, das Wetter und sogar unbedeutende Straßen werden genauestens beschrieben, sodass man sich in Paris direkt neben den Protagonisten wiederfindet. Der Schreibstil trägt durch die bildhafte und ausschweifende Sprache ebenfalls dazu bei.

Die Geschichte rund um den Blumenhändler Dominique, seinen beiden spanischen Freundinnen Mercedes und Tilde und der jungen Violeta ist poetisch und melancholisch. Der Autor vermittelt mit einem typisch französischen Schreibstil Weisheiten über das Leben und was darin zählt. Die gegenwärtige Situation der Protagonisten zeigen, dass man ergreifen muss, was einem glücklich macht und wir dafür etwas wagen sollen. Durch den ausschweifenden Schreibstil ist es nicht immer einfach und schnell zu lesen, aber das soll es auch gar nicht, weil diese Geschichte in die Tiefe geht, tief in das Leben eindringt. Dieses Buch beschreibt anhand der vier Protagonisten, wie das Leben ist und sich bei jedem eigentlich um die gleichen Themen dreht: Um Personen, die man liebt, die Geschehnisse, die man nicht ändern kann und stark verletzen, und Begebenheiten, die uns im Kleinen glücklich machen oder vielleicht sogar neue Chancen bieten.

Denn wir kennen den anderen niemals wirklich und sterben, ohne das Fest zu feiern, auf dem sich jeder entscheidet, so zu sein, wie er sein möchte. - S. 165

Fazit:
„Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta“ enthält eine sehr bunte Geschichte in Paris, wie ein Blumenstrauß. Enthalten sind kleine Veilchen für die junge Violeta, die Pfingstrosen, die Dominique an schöne, längst vergangene Tage erinnern und zwei sehr große, grazile Blüten, die das Leben von Tilde und Mercedes füllen. Die Blätter sind die vielen kleinen Momente, die Straßen in Paris und werden durch die grünen Stängel, der Vergangenheit der vier Protagonisten, gehalten. Zusammengebunden ist die blühende Fülle durch den bildhaften, französischen Schreibstil von Màxim Huerta.