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Veröffentlicht am 03.10.2019

Berührend, wahr, ehrlich und wunderschön

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Die 12-jährige Suzy trauert um ihre Freundin Franny, die im Urlaub ertrunken ist, und spricht kaum noch. Suzys Mutter sagt, dass einige Dinge im Leben einfach so passieren. Doch dies genügt Suzy nicht, ...

Die 12-jährige Suzy trauert um ihre Freundin Franny, die im Urlaub ertrunken ist, und spricht kaum noch. Suzys Mutter sagt, dass einige Dinge im Leben einfach so passieren. Doch dies genügt Suzy nicht, weshalb sie nach der Ursache für Frannys Tod sucht. Dabei stößt sie auf eine besondere Quallenart, die oft nicht bemerkt wird und deren Stich tödlich sein kann. Daraufhin erfährt der Leser viele total interessante Fakten über Quallen, denn schließlich werden diese Wesen sehr unterschätzt, wie Suzy sagt. Ich mag ihren Blick auf die Welt sehr. Für ihre 12 Jahre geht Suzy bei der Recherche sehr zielstrebig und konstruktiv vor. Sie ist sehr schlau und ihrem Alter manchmal weit voraus. Suzy ist ein besonderes kleines Mädchen, das oft sehr nerdig wirkt. Trotzdem merkt man in manchen Augenblicken sehr stark, dass sie doch auch einfach noch sehr jung ist, vieles lernen und begreifen muss. Diese Gratwanderung und Zerbrechlichkeit hat mir sehr gut gefallen.

Das heißt, es hat eine Zeit gegeben, in der du schon nicht mehr bei uns warst und niemand auf der Welt wusste davon. Nur du ganz allein. Du bist im Wasser verschwunden, und keiner hat es bemerkt.
Was für ein unglaublich einsamer Moment muss das gewesen sein.
Manchmal passieren Dinge einfach, hatte Mom gesagt. Es war eine schreckliche Antwort, die schlimmste überhaupt.
- S. 20

In der Geschichte wird der Leser oft mit Du angesprochen, da Suzy dies alles eigentlich ihrer Freundin Franny erzählt. Dadurch bekommt die ohnehin schon berührende Geschichte noch mehr Emotionalität. Es werden auch gelegentlich Erinnerungen von Suzy an gemeinsame Geschehnisse mit Franny wiedergegeben. Somit erlebt der Leser nach und nach die enge Freundschaft zwischen den beiden mit und erfährt später auch, warum die Beziehung der Freundinnen kurz vor Frannys Tod so angespannt war. Dieser Grund hat mich sehr berührt und das Herz gebrochen.

Der Schreibstil von Ali Benjamin ist richtig toll und nimmt den Leser völlig gefangen. Die Autorin schreibt ruhig und angenehm, wodurch man Suzys Trauer und Gedanken sehr gut wahrnimmt. In dieser Geschichte steckt so viel Wahrheit und Ehrlichkeit. Es gab so viele Textstellen, die mich sehr angesprochen haben, da ich mir momentan auch oft Gedanken über bestimmte Geschehnisse in meinem Leben mache. Ali Benjamin spricht wichtige Dinge an und berührt den Leser auf vielerlei Ebenen. Zum Schluss hatte ich auch Tränen in den Augen und habe Suzy auf ihren Weg gerne begleitet. Das Ende schließt die Geschichte sehr passend, wunderschön und berührend ab.

Können wir uns zum Beispiel dieses Gefühl zurückholen, das wir als Kinder verspürt haben? Dieses Gefühl, dass nichts unmöglich ist? [...] Was wäre, wenn wir genau dieses Gefühl wieder empfinden könnten? - S. 219

Fazit:
Ich bin von „Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ begeistert. Selten hat mich ein Debüt so sehr berührt. Ali Benjamin hat eine wunderschöne und berührende Geschichte über die 12-jährige Suzy geschaffen, die um ihre Freundin trauert und deren Tod nicht einfach so hinnehmen kann. Die Autorin spricht wichtige Dinge an, schreibt sehr ruhig und angenehm, wodurch die Botschaft noch lauter aus den Seiten dringt. Ich hab mir sehr viele Textstellen markiert, die tief in meinem Herzen etwas zum Klingen bringen und so wahr und ehrlich sind.

Veröffentlicht am 18.06.2019

Romantische Geschichte erzählt durch einen wunderschönen Schreibstil voller treffender Worte

Immer noch wir
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Als Lina mit ihren Freundinnen in der Disco ist, beobachtet sie ein fremder Mann. Er behauptet, dass er sie von irgendwoher kennt. Doch dies ist kein plumper Anmachspruch, denn Lina kommt der freundliche ...

Als Lina mit ihren Freundinnen in der Disco ist, beobachtet sie ein fremder Mann. Er behauptet, dass er sie von irgendwoher kennt. Doch dies ist kein plumper Anmachspruch, denn Lina kommt der freundliche Fremde auch vertraut vor. In den nächsten Stunden lernen sich die zwei näher kennen. Bereits zu diesem Zeitpunkt sind die beiden schon auf einer Wellenlänge und haben den gleichen Humor. Ich hab ihre Gespräche und ihr Beisammensein sehr genossen. Und dann finden Lina und Joe heraus, dass sie als Kinder befreundet waren – beste Freunde – und kommen sich noch näher, wenn das denn noch geht. Und es geht! Die Liebesgeschichte zwischen Lina und Joe ist wunderschön, weil ihre Verbindung einzigartig ist. Der Leser fühlt direkt, wie wohl sich die beiden zusammen fühlen, wie die Gegenwart des anderen beruhigt, beflügelt und inspiriert. Natürlich gibt es im weiteren Verlauf auch Probleme, denn die beiden haben sich über 20 Jahre nicht mehr gesehen, kennen eigentlich nur den kleine Knirps und das aufgewecktes Mädchen, das sie mal waren, und haben viel während der letzten Jahre erlebt.

》„Aber ich mag Liebe. Was ist daran schlimm?“
„Nie von ihr enttäuscht worden?“, kann [Joe sich] nicht verkneifen zu fragen.
Ihre Augenbrauen wandern ein Stückchen höher. „Nicht von der Liebe. Nur von Menschen.“《

Was das Buch und die Beziehung von Lina und Joe so besonders macht, ist der Schreibstil der Autorin. Elja Janus erzählt das Geschehen sehr intensiv und beschreibend. Der Leser dringt somit tief in die Geschichte ein und fühlt, wie die Worte sich direkt ins eigene Herz schleichen. Die Gefühle der Protagonisten werden immer sehr verständlich beschrieben, weil die Autorin treffende Worte findet und die Emotionen mit tollen Vergleichen und außergewöhnlichen Beschreibungen schildert.

》Ich mit meinem Laptop, wie ich das Kinn in die Hand gestützt aus einem unserer Dachfenster in die Wolken sehe. Sie scheinen sich gemeinsam mit meinen Gedanken zu bewegen.《 - Lina

Fazit:
Ich bin begeistert von diesem Buch! Elja Janus hat mit ihrem Debüt eine wunderschöne Liebesgeschichte geschaffen, die mitten ins Herz trifft. Mit ihrem bildhaften Schreibstil findet sie immer passende Worte, um die Beziehung von Lina und Joe lebendig und intensiv werden zu lassen.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Tiefgründig und vorhersehbar

Dein fremdes Herz
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Nela hat sich wunderbar mit ihrem Vater Hannes verstanden, sie beide teilten die Liebe zum Meer. Als sie noch ein Kind war, verlässt er plötzlich sie und ihre Mutter. Kurz darauf verstirbt er bei einem ...

Nela hat sich wunderbar mit ihrem Vater Hannes verstanden, sie beide teilten die Liebe zum Meer. Als sie noch ein Kind war, verlässt er plötzlich sie und ihre Mutter. Kurz darauf verstirbt er bei einem Unfall. Nun, 15 Jahre später führt Nela ein geordnetes und strukturiertes Leben, in dem ihre Arbeit den größten Teil einnimmt und sie kaum Freizeitaktivitäten nachgeht. Ella, die Witwe ihres Vaters, schickt Nela Briefe, die Ella ihm kurz vor seinem Tod geschrieben hat. Somit erfährt Nela, dass die Organe ihres Vaters gespendet wurden. Ella bittet sie, an die Ostsee zu fahren und dort nach dem Empfänger von Hannes‘ Herz zu suchen.

Die Geschichte um Nela und ihrer Suche nach dem Empfänger von Hannes‘ Herz ist gut durchdacht und nimmt eine angenehme Wendung. Nela verlebt trotz der emotionalen Situation eine tolle Zeit an der Ostsee. Dennoch sind wichtige Situationen bei Nelas Suche typisch für Liebesgeschichten und Pilcher-Verfilmungen. Oft ahnte ich, was passieren würde, bevor die dramatische Situation eintraf. Obwohl vieles vorhersehbar war, musste ich doch mitfiebern, da die Autorin das Geschehen sehr intensiv beschreibt.



》Und Worte, das hatte ich über all die Jahre gelernt, waren etwas so Machtvolles. Sie erschufen Kinderfantasien, sie ließen Erwachsenen fliegen, wenn sie längst kein Kind mehr waren, sie formten Gesetze und Ordnung, sie brachten Träume und ganze Leben zu Papier, und manchmal auch Menschen zusammen.《
Nela, S. 28


Kati Secks Schreibstil ist wunderschön und poetisch. Vor allem die Briefe der Künstlerin Ella, die ebenfalls im Buch abgedruckt sind, sind sehr gefühlvoll und mit poetischen Worten verfasst. Während ich sie las, hatte ich oft Tränen in den Augen, weil sie mich so sehr berührt haben. Auch die normale Schilderung des Geschehens trifft durch die bildhafte und tiefgreifende Form sowie den vielen passenden und außergewöhnlichen Vergleichen mitten ins Herz. Aus jedem von Kati Secks Worten sprießen pure Emotionen, die den Leser direkt treffen.


》Ich würde manchmal gern sagen, dass ich dein Geheimnis am liebsten nie erfahren hätte. Aber Liebe, glaube ich, muss auch aushalten, wenn die Masken fallen und offenbaren, was darunterliegt. | Selbst wenn es etwas Hässliches ist.《
Ellen, S. 90


Das Ende eines Buches ist mir enorm wichtig, und dieses sticht besonders unter den gelesenen Geschichten hervor – positiv! Nachdem die Spannung und Dramatik abgeflaut ist, schließt die Geschichte mit einem Ende ab, das nicht typisch Happy End ist, sondern voller Hoffnung in Nelas Zukunft blickt. Vor allem der letzte Absatz hat es mir angetan und Kati Secks letzter Satz zu der Geschichte hat sich direkt in mein Herz geschrieben.

》„Kämpfer fühlen sich nie wie Kämpfer“, sagte Nela, „weil sie nicht mit Fanfaren und Trompeten durch die Straßen ziehen und ihre Siege in die Welt hinausschreien. Wahre Kämpfer sind leise und vernarbt, und die Siege, die sie errungen haben, haben ihnen einen Preis abverlangt."《
S. 274f


Fazit:
„Dein fremdes Herz“ handelt von Nelas Suche nach dem Empfänger des Herzens von ihrem Vater. Am Meer und durch die Briefe in der Vergangenheit gefangen, setzt sie sich auch mit ihrer Beziehung zu ihrem Vater auseinander. Kati Seck beschreibt dies sehr eingehend und bildhaft, wodurch das Geschehen den Leser auch emotional trifft. Obwohl einige Dinge sehr vorhersehbar waren, verhindert der besondere Schreibstil jedoch, dass die Geschichte oberflächlich wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Thema
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2019

Roadtrip mit wunderbarem Schreibstil

50 Tage: Der Sommer meines Lebens
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"Wahres, reines, pures Glück lässt sich nicht in Worte fassen, man muss es einfach fühlen. Ich war glücklich. Glücklicher als glücklich. Übersprudelnd vor Glück." - Jade, S. 187


Charaktere:
Jade ist ...

"Wahres, reines, pures Glück lässt sich nicht in Worte fassen, man muss es einfach fühlen. Ich war glücklich. Glücklicher als glücklich. Übersprudelnd vor Glück." - Jade, S. 187


Charaktere:
Jade ist 17 und hat fürchterlichen Liebeskummer. Sie ist anfangs unsicher und manchmal auch naiv, wächst aber mit jeder Seite und ist am Ende eine junge Frau, die sich behaupten kann und Selbstsicherheit ausstrahlt.
Jason ist 19 Jahre alt und sehr verschlossen. Aber so wie Jade entwickelt er sich immer weiter und gibt im Laufe des Buches seinen Charakter, seine Familie und auch so manches Geheimnis preis.


Meine Meinung:
Jade soll in den Ferien in ein Sommercamp gehen. Doch statt sich darauf zu freuen, möchte sie dort auf keine Fall hin. Ihre beste Freundin hat ihren Freund geküsst, weshalb sie die beiden in den Ferien nicht sehen möchte. Als der Bus auf der Raststätte hält, versteckt sie sich kurzerhand in dem Auto eines Fremden – und beginnt so einen abenteuerlichen Roadtrip über die Route 66 quer durch Amerika.

Am Anfang des Buches findet der Leser den Prolog vor, der sofort erschütternde und traurige Gefühle auslöst. Mit einem „oh mein Gott, das kann doch nicht wirklich sein“ in meinem Kopf blätterte ich schnell zum ersten Kapitel und fing an zu lesen. Der Prolog weckt anfangs eine gewisse Neugier, ist später aber störend. Ich dachte durch diesen zu wissen, wie der Roman enden wird. Dadurch war das letzte Drittel des Romas nicht mehr so fesselnd. Ich konnte gar nicht mit Jade und Jason hoffen, weil der Prolog schon ein wichtiges Detail verraten hat. Fast schon lustlos blätterte ich durch die Seiten und war geschockt, als ich den Epilog las. Denn so wie ich glaubte, dass der Roman enden würde, tat er es eben nicht. Die überraschende Wendung ist wirklich gut, aber ohne den Prolog hätte ich mehr Lesespaß gehabt.

Die Geschichte wird mittels der Ich-Perspektive aus Jades‘ Sichtweise erzählt. Maya Shepherds Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Sie spricht in dieser Geschichte auch so viel Wahrens und Wichtiges an, weshalb ich mir sehr viele Textstellen markiert habe. Die Autorin kann wirklich gut schreiben, was mir besonders an den Beschreibungen der Charaktere aufgefallen ist. Deren Gefühle werden dem Leser dadurch sehr gut vermittelt, sodass man sie fast selbst fühlen kann. Auch die Entwicklung der Protagonisten ist sehr gut geschildert. Jade zum Beispiel verändert sich sehr. Diese Wochen bilden nicht nur den schönsten Sommer ihres Lebens, wie der Untertitel es beschreibt, sondern auch den Sommer, in dem sie erwachsen wird. Auch wenn es mutig ist, in den Wagen eines Fremden zu steigen, ist es gleichzeitig auch dämlich und naiv. Von der unselbstständigen und unbedacht handelnden Jugendlichen reift Jade zu einer jungen Frau heran, die weiß was sie will, ihre Ängste überwindet und selbstsicher wird. Diese Entwicklung der Protagonistin und die schriftliche Darstellung haben mir sehr, sehr gut gefallen.

Der Klappentext gibt an, dass der Roadtrip im Sommer 1965 stattfindet. Leider hat man das Flair dieser Zeit gar nicht gespürt. Es gibt einige Szenen, die man auf die 70er zurückführen kann, aber diese hätten auch im 21. Jahrhundert genau so passieren können. Ein paar Sätze und Beschreibungen mehr (z. B. über die Kleidung) hätten mir auch gut gefallen.

Es heißt ja immer „Der Weg ist das Ziel“, was bei einem Roadtrip wichtig und auch hier der Fall ist. Jade und Jason kommen an viele verschiedene Orte, wunderschöne Landschaften und erleben dort einmalige Situationen. Weiterhin treffen sie auf völlig unterschiedliche Charaktere, die sie nett, lustig oder auch unangenehm empfinden. Vor allem in einem Land wie Amerika ist jeder Bundesstaat plötzlich wie ein völlig anderes Land und bietet so viele Details, die die Autorin in sehr vielseitige Begebenheiten eingebaut hat.

Zum Ende des Romans konnte ich das Denken der Protagonisten nur teilweise verstehen. Zuerst versprechen sie oder tun etwas, das nicht zu späteren Handlungen passt (Jade: Jasons Ex, Jason: Kämpfen). Zunächst noch störend, wurde dies nach einigen Seiten wurde jedoch besser, weil Jade ihre Handlungen genauer beschrieben und somit begründet und auch oft die Unlogik ihres Verhaltens angesprochen und erklärt hat. Außerdem wurde mir mit jeder Seite klarer, warum die beiden so handeln. Die Zerrissenheit und Verzweiflung der beiden war spürbar und sehr präsent.
Das Ende war, wie schon erwähnt, überraschend und vor allem auch emotional.


Fazit:
„50 Tage – der Sommer meines Lebens“ ist ein toller Roadtrip-Roman, der durch die vielen Städte und Begegnungen mit völlig unterschiedlichen Charakteren ein großes Ganzes ergibt. Auch wenn der Roman ein paar kleine Schwachstellen aufweist, punktet er doch mit dem Schreibstil der Autorin und sehr angenehmen Charakterentwicklungen. Maya Shepherd hat einen wunderbaren Schreibstil, der den Leser mit viel Spaß und vielen Zitaten zum Markieren durch das Buch lotst. Auch wenn der Prolog völlig unnütz ist, wendet der Epilog die Geschichte und lässt ein völlig anderes Ende entstehen, als man erwartet hätte. Große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.02.2019

Emotionen, Hungtinton und Abschied

Fünf Tage, die uns bleiben
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Die Geschichte wird mittels der personellen Erzählperspektive durch Mara erzählt. Hierdurch kann der Leser sehr gut den Prozess ihrer Krankheit mitverfolgen. Von den anfänglichen Symptomen, dem Leugnen ...

Die Geschichte wird mittels der personellen Erzählperspektive durch Mara erzählt. Hierdurch kann der Leser sehr gut den Prozess ihrer Krankheit mitverfolgen. Von den anfänglichen Symptomen, dem Leugnen ernsthaft krank zu sein, der Schock und der Kampf gegen die Krankheit und für ihre Selbstständigkeit, wurden hier gut durch Maras Gefühle dargestellt. Die Symptome und der Verlauf der Huntington-Krankheit wurden sehr realitätsnah in die Geschichte eingebaut, wodurch man viele medizinische Informationen darüber erhält.

Mara ist eine Powerfrau. Ihr Job steht an erster Stelle, weshalb sie erst sehr spät in Rente möchte und nach Laks Adoption kaum frei genommen hat. Dadurch ist sie aber keine schlechte Mutter, denn sie nutzt ihre freie Zeit stets um viel mit Laks zu unternehmen und plant deren Erziehung sehr genau mit ihrem Mann Tom. Da sie so selbständig und unabhängig ist, möchte sie am Ende der Krankheit nicht von anderen gepflegt werden und ihren Lieben Verantwortung und Arbeit aufdrücken. Deshalb hat sie sich dazu entschlossen, nach dem Auftreten eines bestimmten Symptoms ihr Leben selbst zu beenden. In dem Buch werden ihr Wunsch nicht als Pflegefall zu enden und ihr schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Familie sehr gut miteinander in Konflikt gesetzt und ausbalanciert.

"Das Tuten aus dem Hörer klang für Mara wie eine EKG-Nullienie, das Klagelied, das ankündigte, dass jemand gegangen war und jemand anders allein zurückblieb. Gab es einen traurigeren Ton? Und wie konnte sie nur darin einstimmen?" - S. 305


Neben der Geschichte über Maras Krankheit erzählt Julie Lawson Timmer auch über Scotts Lebensverhältnisse mit seinem Pflegesohn. Scott ist ein sehr engagierter Lehrer in einem Brennpunktgebiet. Durch einen ehemaligen Schüler, der es durch ein Sportstipendium auf die Uni geschafft hat, lernt er Curties kennen, den er schließlich für ein Jahr aufnimmt. Diese beiden Handlungsstränge sind durch einen Chatroom verbunden, in dem sich Eltern über Adoptiv- oder Pflegekinder austauschen. Hierdurch stehen Mara und Scott in regen Kontakt zueinander. Curties' Jahr bei Scott und Laurie neigt sich dem Ende zu und Scott ist sehr betrübt darüber, da er den Jungen in sein Herz geschlossen hat.

Dieses Buch hat eine wahnsinnige Tiefe. Neben der detailgetreuen Darstellung der Huntington-Krankheit und all den Problemen, die für die betroffene Person und deren Angehörigen auftritt, wird auch das Thema Adoption behandelt. Auch hier stellt die Autorin die Begebenheiten sehr einfühlsam und emotional dar. Ich habe ständig mit den Charakteren gelitten und gehofft. Während des Epilogs musste ich sehr weinen, denn die Emotionen, die während dem ganzen Buch aufgebaut wurden finden hier ein gewaltiges Ende.


Fazit:
„5 Tage, die uns bleiben“ beinhaltet sehr viel Informationen, Emotionen und wunderbare Charaktere. Die Hungtinton-Krankheit und das Thema Adoption bilden den Rahmen für die beiden Geschichten rund um Mara und Scott. Absolut empfehlenswert! Taschentücher bereithalten ;)