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Veröffentlicht am 31.07.2023

Selbstfindung im atmopshärischen Paris

Sommertage im Quartier Latin
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Lolas Großmutter verschwindet plötzlich mit den Worten „Macht euch keine Sorgen. Ich bin auf Reisen.“ (S. 36), was sehr ungewöhnlich für die alte Frau ist. Die Familie ist trotzdem verunsichert, weshalb ...

Lolas Großmutter verschwindet plötzlich mit den Worten „Macht euch keine Sorgen. Ich bin auf Reisen.“ (S. 36), was sehr ungewöhnlich für die alte Frau ist. Die Familie ist trotzdem verunsichert, weshalb Lola von Bordeaux nach Paris zurückkehrt. Sie sucht in der kleinen Wohnung ihrer Großmutter nach Hinweisen, fühlt sich dort bald wohl und trifft im Qaurtier Latin auf alte Bekannte und ihre Vergangenheit.

Überrascht hat mich, dass die Suche nach dem Verbleib der Großmutter eher eine untergeordnete Rolle spielt. Lola lässt sich erst einige Tage Zeit bis sie sich in der Wohnung genauer umsieht, geschweige denn die anderen Bewohner/innen des Quartiers nach Hinweisen befragt. Stattdessen stromert sie anfangs ziellos in Paris umher, was der Geschichte ebenfalls keinen kräftig roten Faden gibt. Der Kontakt zu den unterschiedlichen und sehr liebenswürdigen Charakteren des Quartier Latins gibt der Geschichte Schwung und Lola auch eine Aufgabe oder weckt Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in Paris. Und da gibt es diese eine Erinnerung an einen Schulausflug mit dem Mitschüler Fabien. Er besitzt nun ein Café im Quartier Latin und erzählt auch in einigen eingestreuten Kapiteln von seinem Leben.

Die Starrolle im Buch nimmt Paris bzw. das Quartier Latin ein. Die Straßen mit ihren liebenswerten Bewohner/innen, gemütlichen Cafés und Läden vermitteln ein heimeliges und gemütliches Gefühl. Ich liebe Bücher, die in Paris spielen und wie hier diesen gewissen französischen Charme haben. Besonders der Straßenverkäufer mit seinen Lebkuchen, die für jede/n die richtige Weisheit bereithalten, ist eine sehr schöne Besonderheit.



Fazit:
Da ich schon einige großartige Romane von Anne Stern gelesen habe, war „Sommertage im Quartier Latin“ unter ihrem neuen Pseudonym ein Muss für mich. In dieser Geschichte geht es weniger um die alte, verschwundene Frau oder Familiengeheimnisse, sondern vielmehr um Lolas Selbstfindung und dem eigenen Platz im Leben. Das gemütliche und romantische Flair Paris‘ gibt dem Buch seine Würze und hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 31.07.2023

Enttäuschend und wenig mysteriös

Die Tochter des Doktor Moreau
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Carlota wächst abgeschieden im mexikanischen Dschungel auf, wo ihr Vater auf einer Halbinsel geheime Experimente durchführt und Hybriden erschafft. Die Geschichte beginnt 1871 mit der Ankunft des Geldgebers ...

Carlota wächst abgeschieden im mexikanischen Dschungel auf, wo ihr Vater auf einer Halbinsel geheime Experimente durchführt und Hybriden erschafft. Die Geschichte beginnt 1871 mit der Ankunft des Geldgebers des Projekts und des neuen Verwalters. Montgomery, aus dessen Sichtweise die Kapitel abwechselnd mit Carlota erzählt werden, nimmt die Stelle an, woraufhin das Geschehen sechs Jahre in die Zukunft springt. Jetzt taucht der Sohn des Geldgebers auf dem Anwesen auf und findet Gefallen an der jungen Frau Carlota. Doch das gefällt nicht jedem und birgt Risiken.

Nach dem grandiosen und verstörenden „Der mexikanische Fluch“ von Silvia Moreno-Garcia war ich so gespannt auf ihre neue Geschichte und wurde leider enttäuscht. Das Buch bietet weniger gruseliges, mysteriöses oder grauenvolles, als ich erwartet habe. Die Hybriden werden nur einmal kurz beschrieben, wo ich auch erst einige Dschungelbewohner nachschlagen musste, da ich sie mir nicht vorstellen konnte. Die Hybriden sind ungewöhnlich und deformiert, aber weniger verstörend. Während die Geschichte spielt, werden keine Experimente aktiv durchgeführt bzw. die Leser/innen dabei mitgenommen. Der Anfang war hierfür noch am interessantesten. Das Geschehen birgt immer wieder anderer Ereignisse, wodurch es relativ spannend und kurzweilig ist, trotzdem haben sich ein paar Stellen im Buch gezogen. „Die Tochter des Doktor Moreau“ handelt hauptsächlich genau um diese, die nun erwachsen wird und sich langsam von ihrem Vater ablöst. Außerdem ist auch die Kolonialisierung und Unterdrückung der Einheimischen ein wichtiger Handlungsstrang. Und das Bekanntwerden des großen Geheimnisses konnte mich leider auch nicht überraschen.


Fazit:
„Die Tochter des Doktor Moreau“ ist weniger gruselig oder mysteriös, als ich erwartet hatte. Vielmehr geht es um die Abnabelung von Carlota Morau und die Kolonialisierung im mexikanischen Dschungel. Eine kurzweilige, aber doch wenig überraschende oder ungeheuerliche Geschichte, die mich enttäuscht hat. Leser/innen, denen „Der mexikanische Fluch“ zu viel war, können getrost zu dem neuen Buch von Silvia Moreno-Garcia greifen und Gefallen an der Geschichte finden.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.07.2023

Mitreißender Pageturner

Der Feind
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Das Buch beginnt mit einem aufwühlenden Prolog und danach direkt mit dem Amoklauf in der Disko. Bettina, eine Mitarbeiterin der Berner Abteilung Leib und Leben, war hautnah dabei, während ihre Lebenspartnerin ...

Das Buch beginnt mit einem aufwühlenden Prolog und danach direkt mit dem Amoklauf in der Disko. Bettina, eine Mitarbeiterin der Berner Abteilung Leib und Leben, war hautnah dabei, während ihre Lebenspartnerin verwundet wurde. In derselben Nacht wird noch eine Leiche gefunden: Ein Mann, nackt ans Bett gefesselt und mit roten Stöckelschuhen an den Füßen. Drohungen mit einem Foto und einem Stöckelschuh mitten durchs Gesicht haben noch mehr Männer als er erhalten. Zwei Taten aus Hass auf Frauen bzw. Männer. Was steckt genau dahinter?

Dieser Krimi besticht wieder mit sehr viel Raffinesse und tiefe Einblicke. Durch unterschiedliche Sichtweisen der Kapitel erhalten wir Leser/innen ein umfassendes Bild der Taten, während man aber trotzdem nicht alle Hintergründe verstehen oder sogleich die Täterschaft erraten könnte. Durch den Polizisten Sandro und seiner Freundin Milla, der TV-Moderatorin, erhält man Einblicke in die Ermittlungsarbeit und Recherche. Aber auch die Opferseite wird durch Millas Kamera dargestellt, sowie durch die Polizistin Bettina, deren Lebenspartnerin angeschossen wurde und im Krankenhaus um ihr Leben kämpft. Bei diesem, wie auch beim Stöckelschuh-Fall wird auch die Täterseite aufgezeigt, indem zum Beispiel immer wieder Kapitel von dem oder der Stöckelschuh-Mörder/in beschrieben werden. Und dies macht die Autorin durch eine sehr lebendige und mitreißende Art.

"In dieser Nacht küsst der Tod das Leben, und ich streiche wie ein Schatten durch die Straßen Berns.", S. 390

Die Spannung zieht sich bis zum Schluss, bis ich am Ende überrascht und erschüttert wurde. Die Motive der Taten haben mich bestürzt. Der mitreißende Krimi ist überaus spannend und hat mich, trotz des Genres, auch berühren können.


Fazit:
„Der Feind“ ist wieder ein überaus spannender Krimi mit liebgewonnenen Charakteren. Christine Brand hat mich überrascht, auf die Folter gespannt, berührt und erschüttert.

Veröffentlicht am 20.07.2023

Nicht ganz so bezaubernd wie Teil 1

Eine Lady hat die Wahl
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Nach 10 Jahren glückloser Eher mit einem älteren Lord ist Eliza nun mit 27 Jahren Witwe geworden. Überraschend erbt sie viel mehr als alle dachten, sodass ein sorgloses Leben möglich ist. Da sie nun nicht ...

Nach 10 Jahren glückloser Eher mit einem älteren Lord ist Eliza nun mit 27 Jahren Witwe geworden. Überraschend erbt sie viel mehr als alle dachten, sodass ein sorgloses Leben möglich ist. Da sie nun nicht gezwungen ist, wieder zu ihren Eltern zu ziehen oder in dem Anwesen bei dem neuen Lord wohnen zu bleiben, zieht sie mit ihrer Cousine nach Bath und nimmt dort am gesellschaftlichen Leben Teil, geht wieder ins Theater, probiert neue Dinge und widmet sich ihrer Malerei (hier empfand ich Elizas Verhalten manchmal zu übertrieben und sorglos). Durch das noch bestehende Trauerjahr ist sie jedoch in einigen Aktivitäten beschränkt. Außerdem gibt es da noch die Klausel im Testament, wodurch sie das Erbe und somit das unabhängige Leben verlieren könnte. Der neue Lord Sommerset ist ihre erste große Liebe, den sie nie vergessen hat. Und dann taucht noch Lord Melville auf, der bald darauf mit ihr flirtet. Für welchen Lord schlägt Elizas Herz höher?

Oliver Sommerset war jahrelang außer Landes, doch beim ersten Zusammentreffen spürt Eliza direkt wieder Schmetterlinge im Bauch. Doch zugunsten ihrer Familie ging ihre Liebesbeziehung damals nicht freundlich auseinander. Ob er auch noch Gefühle für Eliza empfindet? In Bath trifft sie auf Lord Melville, den sein (teils schlechter) Ruf vorauseilt. Er beginnt mit Eliza zu flirten und fordert sie heraus. Doch ist es für ihn nur ein Spiel oder hat er echte Gefühle für sie? Dabei treffen auch die beiden Lords aufeinander und führen so manche lustigen Streitgespräche und versuchen sich gegenseitig auszustechen. Sommerset ist charmant und aufmerksam, Melville manchmal fast schon frech, aber auch sehr charmant. Auch wenn ich einen der beiden mehr mochte, war ich jedoch immer mit beiden Männern als Elizas neue Liebe zufrieden und habe für beide doch recht unterschiedliche Beziehungen eine Zukunft gesehen. Dass beide Lords sehr gut zu Eliza passen, finde ich von der Autorin gut dargestellt. Und für wen von beiden schlägt denn nun Elizas Herz höher?

Sophie Irwin besticht in dieser Geschichte wieder mit dem typischen Regency-Flair, das an Jane Austen erinnert. Dazu kommen noch der Humor der Autorin und ihre leichte und manchmal aktuelle Wortwahl, wodurch die Geschichte einen modernen Touch erhält. Der zweite (unabhängige) Teil des Lady’s Guide ist wieder sehr kurzweilig und amüsant zu lesen.

"Er sah sie an, ein Blitzen in den Augen und ein Lächeln auf den Lippen. Wenn Eliza die Szene malen müsste, so würde sie nur ihre wärmsten, hellsten Farben auswählen – aber sie würde es nicht tun.
Manche Momente konnten man nur leben.
", S. 391

Nachdem ich den Roman sehr genossen und oft gelacht habe, bin ich mit dem Ende nicht hundertprozentig zufrieden. Für mich passen wie gesagt beide Männer gleichermaßen gut, weshalb ich an Elizas Zukünftigen nichts auszusetzen habe. Aber ich finde es schade, dass die Autorin den einen Lord zum Schluss irgendwie zum Buh-Mann machte, statt Eliza und ihr Herz wählen zu lassen. Ebenfalls einen faden Beigeschmack hat ein anderer Aspekt der Geschichte für mich gebracht, weil es einfach zu perfekt ist. Elizas Liebe und glückliche Zukunft hätten mir gereicht und besser gefallen.


Fazit:
In „Eine Lady hat die Wahl“ hat die verwitwete Lady Eliza zwei Verehrer, die unterschiedlich, aber beide charmant sind und zu ihr passen würden. Mit Witz und Humor hat die Autorin einen modernen Jane-Austen-Roman geschaffen, der mir leider nicht so gut wie der erste Teil gefällt, weil das Ende für mich zu bemüht perfekt dargestellt ist.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 02.07.2023

Informativ und umfassend, aber sehr wissenschaftlich geschrieben

Die Sache mit dem Wald
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Die Sache mit dem Wald ist derzeit die, dass er durch gewisse Veränderungen im Klima am meisten gefährdet ist, aber durch die Bäume einen großen Teil an CO2 bindet. Wie also sieht nun die Zukunft unserer ...

Die Sache mit dem Wald ist derzeit die, dass er durch gewisse Veränderungen im Klima am meisten gefährdet ist, aber durch die Bäume einen großen Teil an CO2 bindet. Wie also sieht nun die Zukunft unserer heimischen Wälder aus? Durch Waldbesitz in der Familie und dem großen Borkenkäferbefall der Fichten, interessiert mich diese Frage besonders, weshalb ich zu diesem Buch gegriffen habe.

Darin wird der Wald in vielerlei Hinsicht betrachtet: Von der ersten Nutzung als die Menschen sesshaft wurden, viele geschichtliche Veränderungen durchlebt hat, bis zur heutigen Zeit und deren unterschiedliche Gewinnung von Holz. Im zweiten Kapitel wird auch über den Mythos bzw. unserer Verbindung zum Wald angesprochen, das mir zu unkonkret ist. Anschließend wird in einem ausführlichen Teil des Buches das Ökosystem beleuchtet: Von den Pflanzen, insbesondere die Bäume, über das Mikroklima und Wettereinflüsse bis zu den unterschiedlichen Tieren, die im Wald leben. Besonders das Wild und die damit einhergehende Jagd werden danach in einem eigenständigen Kapitel noch sehr intensiv behandelt, das für mich teilweise langweilig wurde. Im fünften Abschnitt des Buches berichtet der Autor über die Nutzung des Waldes (sogar bis hin zu Friedwäldern), den Rohstoff Holz, damit einhergehend auch die Forstwirtschaft, sowie seine Bedeutung als Ort der Erholung. Die Nachhaltigkeit und Art der Wälder (inwieweit wir Menschen in das Ökosystem eingreifen) leitet dann langsam über zum abschließenden Teil, der sich mit der derzeitigen und zukünftigen Lage des Waldes beschäftigt und hier einen zusammenfassenden und konkreten Einblick in die Zukunft gibt, was ich sehr informativ finde.

Der Autor ist studierter Förster und Professor. Deswegen hat er nicht nur viel Ahnung von der Materie, was man auch merkt, sondern ist viel tiefer drinnen als der Laie, der sein Buch liest. An vielen Stellen war mir (trotz Studium und daher Umgang mit solchen Texten) der Schreibstil zu hochtrabend und kompliziert. Ich will keine wissenschaftliche Arbeit lesen, sondern ein informatives, verständliches Sachbuch über den Wald. Ein einfacherer Satzbau und gewöhnlicher Sprachgebrauch hätten das Wissen verständlicher und flüssiger vermittelt. Zum Beispiel werden viele forstwirtschaftliche Fachbegriffe genutzt, plötzlich werden in der Mitte des Buches einige erklärt, die vorher aber schon mehrmals vorkamen. Ich hätte mir ein Glossar mit gängigen und oft genutzten Wörtern gewünscht (denn trotz Erfahrung im Privatwald, kenne ich natürlich nicht alle forstwirtschaftlichen Begriffe). Auch wenn ich nicht mehr zählen kann, wie oft die Jagd erwähnt wurde, sind einige Themen mehrmals aufgegriffen worden. Der Autor nimmt Bezug auf frühere Kapitel und die Vergangenheit der Waldnutzung, sodass alles rund wird und anschaulich dargestellt ist. Durch das ganze Buch ziehen sich viele Bilder und einige Diagramme, wobei die Fotos jedoch nicht immer nötig waren, aber den Lesefluss definitiv aufgelockert haben.


Fazit:
„Die Sache mit dem Wald“ ist ein spannendes Thema, das Sven Herzog, ein langjähriger Förster, hier umfassend beleuchtet hat. Es geht viel um die Entwicklung und Nutzung des Waldes. Am Ende gibt es auch Kapitel zu den aktuellen Themen Nachhaltigkeit und Klimaerwärmung, die mit der vorherigen geschichtlichen Entwicklung eine runde Darstellung über Wälder ergeben. Für meinen Geschmack wurde das Sachbuch zu wissenschaftlich und kompliziert geschrieben, wodurch man sich damit länger beschäftigt und mit dem Text arbeiten muss. „Die Sache mit dem Wald“ ist ein informatives Nachschlagewerk über den Wald, das ich definitiv noch öfter durchblättern werde.